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Die Arbeit untersucht den Erwerb von Reduktionsformen in der Aus- sprache des Deutschen als L2

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Academic year: 2022

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Julia Richter. 2008. Phonetische Reduktion im Deutschen als L2.Eine empi- rische Querschnittsstudie (Perspektiven Deutsch als Fremdsprache 22). Balt- mannsweiler: Schneider Hohengehren. 286 S.

Werner Schäfke Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br.

Skandinavisches Seminar Platz der Universität 3 D-79085 Freiburg werner.schaefke@skandinavistik.uni-freiburg.de Bei der Arbeit Phonetische Reduktion im Deutschen als L2: Eine empirische Querschnittsstudie von Julia Richter handelt es sich um eine „geringfügig überarbeitete Version“ (S. 3) einer Dissertation, die im Juli 2007 von der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft der Universität Bielefeld angenommen wurde.

Die Arbeit untersucht den Erwerb von Reduktionsformen in der Aus- sprache des Deutschen als L2. 48 durchrandom sampling(Aushänge an der Uni Bielefeld) erhaltene Probanden sind in drei Gruppen unterteilt mit je unterschiedlicher Muttersprache; Russisch (N = 8), Polnisch (N = 8) und Chinesisch (N = 8); plus 24 Muttersprachler, von denen sechs alsbase line dienen. Die Auswahl der drei Sprachen kommt aufgrund der abgeschwäch- ten Isochronie-Hypothese zustande, nach der sprachtypologisch zwischen tendenziell akzentzählenden und tendenziell silbenzählenden Sprachen un- terschieden wird. Da Reduktion eine typische Eigenschaft tendenziell ak- zentzählender Sprachen darstellt, ermöglicht ein Vergleich von Gruppen von Sprechern mit typologisch verschiedenen Muttersprachen, den Grad der L1-Inferenz bei der Realisierung von Reduktionsformen herauszuarbei- ten. In den L1 ist Reduktion von Vokalen und Konsonantenclustern unter- schiedlich stark vorhanden: Eine akzentzählende L1 stellt das Russische dar, Chinesisch eine silbenzählende, Polnisch eine hybride.

Fachpolitischer Hintergrund der von der Verfasserin unternommenen Grundlagenforschung im DaF-/DaZ-Bereich stellt der noch zu sehr an der Deutlichkeit der Aussprache verhaftete DaF-Unterricht dar. Die Verständ- lichkeit von Sprechern einer Fremdsprache leidet unter der für normale Ge- sprächssituationen überdeutlichen Aussprache, der fortwährende Zentralisie- rungs- und Reduktionstendenzen in der deutschen Gegenwartssprache entgegenstehen. Durch die zu geringe Verwendung von Reduktionsformen im Unterricht und die nach dem EU-Referenzrahmen nur auf C2-Level vermittelte Kompetenz der Anpassung an verschiedene phonostilistische Niveaus wird nicht nur eine akzentschwache Beherrschung des Deutschen jenseits mehrmonatiger Immersion deutlich erschwert, sondern auch die Verständlichkeit von Nichtmuttersprachlern auf niedrigeren Lernniveaus verringert.

ZRS, Band 4, Heft 1

© Walter de Gruyter 2012 DOI 10.1515/zrs-2012-0024

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Im Interesse der Verfasserin liegt es außerdem, Forschungsergebnisse der anglophonen Fremd- und Zweitspracherwerbsforschung in den theoreti- schen Unterbau ihrer Untersuchung mit einzubeziehen, da diese Forschung nach Meinung der Verfasserin im germanistischen Bereich bislang zu wenig Beachtung gefunden hat.

Die Verfasserin entscheidet sich für ein quantitativ orientiertes Unter- suchungsverfahren mit einem experimentellen Setting, das durch seinen stark kontrollierten Charakter eine„wesentlich gezieltere[…] Elizitierung be- stimmter Formen im sprachlichen Output der Probanden“ (S. 143) als bei natürlichen Gesprächen ermöglicht. Zwar können„lernerimmanente Varia- blen“ (ebd.) wie die Lernerbiographie auf diese Weise nicht besser kontrol- liert werden als etwa in natürlichen Gesprächen. Jedoch ermöglichen nach Meinung der Autorin nur Elizitierungstechniken ein Korpus, das relevante Daten auf einem statistisch signifikanten Niveau beinhaltet.

Die Daten werden anhand von vier Tests erhoben. Die erste Aufgabe ist ein map task (ca. 15 min Länge), bei dem Nicht-Muttersprachler und Muttersprachler kooperieren müssen. Die Nicht-Muttersprachler erklären dabei den Muttersprachlern einen Weg auf einer Landkarte einer Insel, auf der verschiedene Landmarken sind, deren Bezeichnungen verschiedene For- men reduzierbarer und zu reduzierender Nebensilben beinhalten (z. B.Alpen, Vogel etc.). Hierbei ermöglicht ein stark elizitierendes Verfahren, Daten von trotzdem quasi-spontansprachlichem Charakter zu sammeln. Darauf folgt für die Nicht-Muttersprachler das Ausfüllen eines Fragebogens mit Fragen zur Lernerbiographie. Abschließend finden zwei stark elizitierende und nicht-spontansprachliche Daten erhebende Tests zur Reduktion statt: ein Satzimitations- sowie ein Worthör- und Wortimitationstest. Der Fragebo- gen und die Handouts für denmap taskfinden sich im Anhang der Arbeit.

Neben der Mitlieferung der Testmaterialien ist die große Transparenz vorbildlich, mit der die Verfasserin ihren Forschungsprozess beschreibt. Ein- leitend zum empirischen Teil ihrer Arbeit legt sie folgende neuralgischen Punkte offen: Datenerhebungsverfahren, Technisches (Aufnahmebedingun- gen, verwendete Geräte und Software), Datensätze (Beschreibung der Tests), Berechnung der Sprechgeschwindigkeit und akustisch-auditive Datenauswer- tung.

Aufgrund ihrer klaren empirischen Analyse unter Verwendung statis- tischer Verfahren kommt die Verfasserin zu folgenden Ergebnissen: Die ver- schiedenen Gruppen zeigen stark L1-spezifische Reduktionsmuster, die sich alle von den Reduktionsmustern der für die Untersuchung als base line herangezogenen Deutsch-Muttersprachler unterscheiden. Außerdem redu- zieren die Nichtmuttersprachler erwartungsgemäß deutlich weniger als die Muttersprachler.

Eine größer angelegte Untersuchung wäre für die Evaluierung der fol- genden Hypothese nötig gewesen, da die Unterschiede zwischen den Pro- bandengruppen mit unterschiedlichen L1 in keinem der Datensätze signifi-

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kant waren (S. 242): Die chinesischen Probanden reduzieren weniger als die polnischen und diese wiederum weniger als die russischen. Aus der Über- artikulation der russischen Probanden lässt sich jedoch schließen, dass es sich bei Reduktion um kein reines Interferenzphänomen handelt (ebd.).

Hier scheint das Instruktionsalter, das negativ mit der Reduktion korreliert, der wichtigere Faktor zu sein: Je früher eine Sprecherin damit beginnt, Deutsch zu lernen, desto mehr wird sie oder er reduzieren. Ebenso relevant ist ein frühes Immersionsalter (Lebensalter bei Aufenthalt im Zielland), das ebenfalls negativ mit dem Auftreten von Reduktionsformen korreliert. Un- terschiede zwischen den Geschlechtern, die aufgrund tendenziell geringerer Reduktion bei weiblichen Sprechern in ihren Muttersprachen erwartbar wä- ren, finden sich in den Daten nicht widergespiegelt. Keinen klaren Schluss lassen die Daten in Bezug auf den Einfluss des erhaltenen Deutschunter- richts in Stunden zu. Erwartet wurde hier eine negative Korrelation, also weniger Reduktion nach mehr Unterricht aufgrund von (Über-)Deutlich- keit in der Unterrichtsaussprache (teacher talk). Hier ergibt sich aber kein klares Bild aus den Messergebnissen. Interessant ist, dass erst ab einem Auf- enthalt von mindestens 20 Monaten in einem deutschsprachigen Land überhaupt Reduktionsformen von den Probanden realisiert werden. Ein einzelnes Erasmus-Semester erweist sich also als sprachdidaktisch vernachläs- sigbar in Hinsicht auf den Erwerb von Reduktionsformen.

Die Arbeit gliedert sich in zwei Hauptteile, einen theoretischen (Kap. 2) und einen empirischen (Kap. 3). Der erste Teil stellt die Terminologie im Bereich der phonetischen Reduktion vor (Kap. 2.1) und gibt einen detail- lierten Überblick über die Reduktion im Deutschen als L1 (Kap. 2.2), wo- bei sich die Verfasserin dem Gegenstand erst sehr allgemein annähert und sämtliche Kontexte und Faktoren theoretisch erörtert (Kap. 2.2.1), bevor konkrete Reduktionsformen besprochen werden (Kap. 2.2.2). Eine große Breite an Forschungsliteratur wird im Kapitel zum Erwerb der Aussprache in der L2 referiert (Kap. 2.3), wobei die kritische Bewertung der nach Einschätzung der Autorin oft in zu präskriptiven Vorstellungen von der Aussprache des Deutschen verhafteten Untersuchungen in sehr knappen Zusammenfassungen der Verfasserin mündet. Die mehrseitigen Beschrei- bungen der herangezogenen Forschungsarbeiten zum sprachlernbiographi- schen Faktor des Alters vom Untersuchungsdesign bis hin zur statistischen Bewertung der Ergebnisse kulminieren z. B. in der Aussage:

„Für die Relevanz des Faktors Alter werden ganz unterschiedliche Be- gründungen herangezogen, wobei sich ein Trend von physiologischen Fak- toren hin zu Faktoren der Erwerbssituation abzeichnet“. (S. 88, Hervorhe- bungen im Original)

Erst zu Beginn des empirischen Teils werden klare Hypothesen vor- gestellt, die einen Bezug zwischen Theorie und den Untersuchungsinteres- sen deutlich hervortreten lassen. So bildet der angesprochene Abschnitt im Theorieteil den Grundstein für gleich zwei der elf Hypothesen, die in der

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Querschnittsstudie untersucht werden:„Je später jemand mit dem Deutsch- unterricht beginnt, desto weniger reduziert er“(H7) und „Je später jemand für mindestens drei Monate in einem deutschsprachigen Land lebt, desto weniger reduziert er“ (H8). Eine nicht immer ausreichende Verknüpfung von theoretischem und empirischem Teil wird an diesem Beispiel ersicht- lich.

Ein Interessenskonflikt zwischen einer „empirische[n] Querschnittstu- die“ und den „didaktische[n] Implikationen“ (S. 11), die für Arbeiten im Bereich Deutsch als Fremd- und Zweitsprache eigentlich immer auch„inte- ressant“ (ebd.) sind, offenbart sich bei der durch die Verfasserin in der Ein- leitung (Kap. 1) vorgenommenen Vorstellung der Gliederung der Arbeit.

Demnach soll Kapitel 2.2, das „einen detaillierten Überblick über Redukti- onsbedingungen und -formen im Deutschen als L1“ bietet,„die notwendige breite Grundlage für alle weiteren Überlegungen“ der Arbeit bilden. Die Verfasserin gibt jedoch darüber hinaus an, das Kapitel könne gleichzeitig

„interessierten DaF-/DaZ-Lehrern als Unterrichtsgrundlage dienen“ (S. 12).

Dieser doppelten Aufgabe kann kein Unterkapitel einer Dissertation ge- wachsen sein. Der hohe wissenschaftliche Anspruch, den die Verfasserin auch einlöst, steht im diametralen Gegensatz zu der didaktischen Aufbe- reitung, die eine Unterrichtsgrundlage benötigt. Die Zusammenstellung und Besprechung mehrerer Tabellen mit reduzierten und nicht-reduzierten Formen von deutschen Funktionswörtern aus verschiedenen Werken zur Phonetik des Deutschen bieten keinerlei Anleitung für die praktische Um- setzung im DaF-Unterricht, sondern informieren lediglich den wissenschaft- lich interessierten Leser. In dieser Hinsicht stellt das Kapitel zusammen mit dem folgenden Kapitel 2.3 zu den Faktoren des L2-Ausspracheerwerbs allein einen lesenswerten Forschungsüberblick dar, letzteres besonders aufgrund der sorgfältig referierten anglophonen Studien.

Ein zu diskutierender Punkt ist die Beibehaltung der unterschiedlichen Transkriptionsvorlieben der referierten Autoren in Kapitel 2.2, die die Re- zeption für phonetisch weniger geschulte Leser erschwert. In der von Koh- ler (1995: 215f.) übernommenen Tabelle zu Reduktionsstufen deutscher Funktionswörter (S. 60f.) werden beispielsweise bei Schwa-Reduktion in Nebensilben die verbleibenden Nasale nicht als silbisch markiert, obwohl die Verfasserin diese Kennzeichnung in ihrem eigenen Text stets vornimmt.

Neben dieser kleineren Irritation wird Kohlers Transkription des intervoka- lisch geschwächten Allophons des deutschen Phonems /b/ als stimmhaften bilabialen Approximanten [β̞] für im Umgang mit dem IPA nicht versierte Leser unverständlich bleiben. Dass die Verfasserin selbst für das gleiche Phä- nomen das Allophon [w] ansetzt und diese Diskrepanz unkommentiert lässt (S. 19), erleichtert nicht das Leseverständnis. Warum ein „Verschluss- laut[...] ohne kompletten Verschluss“ (ebd.), in diesem Fall also ebenfalls ein bilabialer Approximant, als labiovelarer Approximant transkribiert wird, ist der Diskussion würdig. Der Kontext der Transkription hab ich [hawıç]

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legt weder Velarisierung noch Labialisierung als Produkt von Koartikulation nahe.1

Bei einem Blick auf das Inhaltsverzeichnis drängt sich der Verdacht auf, dass in der germanistischen Tradition das Gefühl, eine Dissertation dürfe nicht weniger als 250 Seiten lang sein, zuweilen immer noch stark verankert ist und zu einem Aufschwellen des Theorieteils jenseits der Bedürfnisse des Untersuchungsinteresses geführt hat. Der theoretische Teil der Arbeit (Kap. 2) umfasst 126 Seiten, während der empirische (Kap. 3) inklusive Schlussfolgerungen (Kap. 4) nur 116 Seiten lang ist. Das ist kein Fehler des Untersuchungskapitels, das sich aufgrund seines empirischen Charakters und seiner statistischen Methodik einer anderen, weniger Raum einnehmen- den Wissenschaftssprache bedienen kann als beispielsweise etwa eine philo- logisch orientierte Dissertation im gleichen Fachbereich. Das Problem des zu breiten Theorieteils (bes. Kap. 2.2) spricht die Verfasserin bereits in der Einleitung an:

„Kapitel 2.4 beschäftigt sich dann mit Studien zur Reduktion in der L2. Da die For- schungslage hier sehr lückenhaft ist, können nicht alle in Kapitel 2.2 [zur Reduktion im Deutschen als L1] dargelegten Aspekte wieder aufgegriffen werden.“(S. 12) Der Leser bleibt mit einem breiten Forschungsüberblick zurück, der jedoch in sich schon nicht auf das Erkenntnisinteresse der Arbeit hin zugeschnitten ist und – wie bereits erwähnt – wenig Rückbindung an die Ergebnisse der empirischen Untersuchung erfahren hat.

1 Im Buch finden sich ferner einige Fehler im Gebrauch des IPA, die Verständnis wie Lesefluss behindern. Das diakritische Zeichen für silbische Konsonanten findet sich beim [ŋ] nicht über dem Grundzeichen, wie bei Zeichen mit Unterlänge verlangt, sondern darunter und kann daher nur mit einer Lupe erkannt werden (z. B. S. 37).

Keine Kennzeichnung silbischer Konsonanten findet sich wieder auf S. 61 bei der Wiedergabe einer Tabelle zu Reduktionsformen von Kohler (1995: 215f.). Auf S. 18 fehlt ein Längenzeichen bei der Reduzierung von„[du] zu [dʊ]“, die als sowohl quan- titative wie qualitative Reduktion beschrieben wird. Auf S. 20 wurde das Diakritikum für Entstimmung mit dem für laminale Artikulation verwechselt bei der engen Tran- skription vonDresdenals„[dʁe:sd̻n̩]“statt [dʁe:sd̥n̩] (s. a. S. 47). Unklar ist die Ver- wendung von phonologischen Klammern auf S. 65 statt der sonst konsequent ver- wendeten phonetischen Klammern zur Kennzeichnung von Allophonen (beides ist wissenschaftlich vertretbar, jedoch muss hier Einheitlichkeit gewahrt werden). Ferner wird an gleicher Stelle ein silbisches [n] durch Punktierung gekennzeichnet anstatt durch ein unter das Zeichen gestelltes Komma. Eigentlich nur bei enger phonetischer Transkription zu erwarten, in einem Beispiel aber zwischen den erwähnten phonolo- gischen Klammern zu sehen, ist das Diakritikum für Knarrstimme, bei einer reduzier- ten Form vonmitkommen„/mɪkkɔm(m̤)/“. Hier gibt die Verfasserin Beispiele nach Hall u. a. (1995: 184) wieder. M. W. wird Knarrstimme (bzw. Glottalisierung) im Deutschen jedoch bei Nasalen vor allem dann erwartet, wenn davor alveolare Plosive elidiert wurden.

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Schlussendlich wäre der Untersuchung schon nach Ansicht der Verfasse- rin sowohl aus Gründen der Reliabilität wie auch der Validität damit gedient gewesen, wenn die Gruppen der Probanden umfangreicher bzw. kontrollier- ter zusammengesetzt gewesen wären (S. 246-249). Dies ist ein Problem, das die Verfasserin sowohl bei der Gesamtreflexion ihrer Arbeit (ebd.) als auch in der Erläuterung ihres Versuchsdesigns anspricht, etwa in Bezug auf die Anzahl der Probanden, um die möglichen Unterschiede in den Gruppen aufgrund affektiver und kognitiver Faktoren zu nivellieren (S. 148).

Das Problem von in Einzelarbeit entstandenen Dissertationen, die den arbeitsökonomischen Ansprüchen ihrer Forschungsfragen zwangsläufig nicht gewachsen sein können, löst die Verfasserin auf, indem sie Replikationsstu- dien als Desiderat sieht, die zur Erhöhung der externen Validität von For- schungsergebnissen beitragen. Sie sieht ihre Untersuchung dementsprechend

„quasi als Puzzleteil“, das „bei einer genügend großen Anzahl“ von ver- gleichbaren Studien zu einem„Gesamtbild beitragen“kann, das„der Wahr- heit zumindest relativ nah kommen sollte“ (S. 145).

Dies ist jedoch ein Umweg und aktualisiert nur ein weiteres Mantra der germanistischen bzw. allgemein geisteswissenschaftlichen Forschungstradi- tion: eine Person – eine Dissertation. Kollaborative Arbeit gibt es bislang höchstens im Bereich von Sonderforschungsbereichen, wobei auch hier le- diglich separate Dissertationen mit vage ähnlichen Forschungsinteressen entstehen und ggf. ein Sammelband mit Exzerpten der einzelnen Qualifika- tionsarbeiten zusammenträgt. Wäre eine Arbeit wie die von Julia Richter als Gemeinschaftsarbeit eines Forschungsprojekts mehrerer gemeinsam und koordiniert arbeitender Nachwuchsforscher entstanden, so wäre der Er- kenntnisgewinn noch größer gewesen, wären die Ergebnisse noch aussage- kräftiger. Stattdessen muss sich aufgrund der verkrusteten Strukturen in den Geisteswissenschaften eine weitere Dissertation mit einer so faszinierenden wie offenkundigen Abschlusshypothese (H0) begnügen: „L2-Sprecher über- artikulieren“ (S. 250). Wären kollaborative Monographien in Kombination mit kumulativen Promotionen praktizierter wie akzeptierter Modus der geisteswissenschaftlichen Forschungspraxis, könnten sicher zu innovativen und transdisziplinären Fragestellungen Hypothesen von noch höherer Vali- dität und Reliabilität formuliert werden. Gerade eine so arbeitsintensive Untersuchung wie die von Julia Richter, die eine breite Erhebung von Da- ten verlangt, hätte daraus nur Gewinn schöpfen können.

Literatur

Hall, Christopher u. a. 1995. Deutsche Aussprachelehre. Ein Hand- und Übungsbuch für Sprecher des Finnischen. Helsinki: Oy Finn Lectura.

Kohler, Klaus. 1995. Einführung in die Phonetik des Deutschen. 2. Aufl. Ber- lin: Erich Schmidt.

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