• Keine Ergebnisse gefunden

DRITTER BERICHT ÜBER DIE BISHERIGEN FORTSCHRITTE

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "DRITTER BERICHT ÜBER DIE BISHERIGEN FORTSCHRITTE"

Copied!
16
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

R E G I O N A L C O M M I T T E E FOR E U R O P E C O M I T E R E G I O N A L DE L ’ E U R O P E R E G I O N A L K O M I T E E FÜR E U R O P A E B P O f l E H C K H H P E r M O H A J I b H M H K O M H T E T

Einundvierzigste Tagung

Lissabon, 10.-14. September 1991

Punkt 15 der vorläufigen Tagesordnung

EUR/RC41/11 + /Conf.Doc./8 Rev.l ICP/GPD 110(15)/10 Rev.l

4692B/4690B 11. Juni 1991 ORIGINAL: ENGLISCH

AKTIONSPLAN TABAK: DRITTER BERICHT ÜBER DIE BISHERIGEN FORTSCHRITTE

Sofern sich nicht plötzlich eine Trendwende vollzieht, ist es jetzt bereits klar, daß die Europäische Region der WHO ihr Ziel, bis 1995 den Tabakkonsum um 50% zu senken, nicht erreichen wird und daß es keinem Land gelingen wird, bis 1995 den Nichtraucheranteil in der Bevölkerung auf 80% zu erhö­

hen. Wenn auch eine kleine Zahl von Ländern diese Zielvorga­

ben vielleicht bis zum Jahr 2000 erreicht, ist davon auszuge­

hen, daß die Zahl der mit dem Rauchen im Zusammenhang stehen­

den Todesfälle weiterhin zunimmt und in den nächsten zehn Jahren auf mehr als 1 Million pro Jahr in Europa ansteigt.

In Ländern, in denen Programme zur Förderung des Nicht­

rauchens eingeführt wurden, sind Erfolge hinsichtlich der Verringerung des Tabakkonsums und der Zahl der mit dem Rau­

chen im Zusammenhang stehenden Krankheiten zu verzeichnen.

Doch in mehr als zehn Ländern in der Region ist weiterhin mit einem Anstieg des Tabakkonsums zu rechnen. Die meisten die­

ser Länder haben trotz der wachsenden Bedrohung der Gesund­

heit ihrer Bevölkerung bisher noch keine Konzepte und Pro­

gramme zur Bekämpfung des Rauchens.

Deshalb ist es von wesentlicher Bedeutung zu untersu­

chen, inwieweit der vom WHO-Regionalkomitee für Europa 1987 verabschiedete Aktionsplan Tabak in einer Vielzahl von Län­

dern noch nicht umgesetzt worden ist; des weiteren sollten die Erfahrungen derjenigen Länder, die den Aktionsplan Tabak durchgeführt haben, untersucht werden; außerdem sollte - vor allem in den Ländern, in denen die besorgniserregenden To- des- und Krankheitsfälle in Zusammenhang mit dem Tabakkonsum weiter zunehmen - ein stärkeres und systematischeres Engage­

ment gefördert werden.

(2)

1. E i n l e i t u n g ... ... 1

2. Rauchgewohnheiten und Maßnahmen zur Bekämpfung des Tabakkonsums in der Region ... 1

2.1 Länder, in denen bereits seit längerer Zeit gezielte Konzepte und Programme zur Bekämpfung des Tabakkonsums auf nationaler und lokaler Ebene vorliegen ... 3

2.2 Länder, in denen in jüngster Zeit Maßnahmen eingeleitet worden s i n d ... 4

2.3 Länder, in denen künftig noch viel zu tun i s t ... 4

3. Fortschrittsberichte - 1988 und 1989 ... 4

4. Maßnahmen seit 1989 ... 4

4.1 Personalausstattung ... 4

4.2 Leitlinien für Maßnahmen ... 5

4.3 Schutz der Nichtraucher ... 5

4.4 Anti-Tabak-Programme und andere Gesundheitsprogramme . . . . 6

4.5 Welt-Nichtrauchertage ... 6

4.6 Auszeichnungen für Maßnahmen zur Bekämpfung des Tabakkonsums ... 7

4.7 Erhebung über Rauchverbote im Flugverkehr ... 7

4.8 Weltkonferenz zum Thema "Rauchen und Gesundheit" ... 7

4.9 Veröffentlichung "Clearing the air" ... 7

4.10 Europäisches Seminar für politische Berater und Programmleiter der einzelnen Länder ... 8

5. Ratschläge von Sachverständigen bezüglich der Prioritäten in der Europäischen Region ... 8

5.1 "Europäische Tabak-Charta" ... 8

5.2 Die M e d i e n ... 8

5.3 E r h e b u n g e n ... 9

5.4 Zentrale Informationsstelle ... 9

5.5 Kooperationszentren ... 9

5.6 Sonstige Tätigkeiten ... 9

6. Programm "Tabak oder Gesundheit" in Europa für 1 9 9 1 ... 10

6.1 Ost- und M i t t e l e u r o p a ... 10

6.2 Rauchverbot am Arbeitsplatz ... 10

6.3 Rauchverbot während der Olympischen Spiele ... 10

6.4 Rauchverzicht in der Ä r z t e s c h a f t ...10

6.5 Querverbindungen zum globalen Programm "Tabak oder Gesundheit" ... 11

6.6 Mittelfristige Programme ... 11

7. Schlußfolgerungen ... 11

Anhang 1: Finnland - bald ein "nikotinfreies Land": zusammen­ fassende Übersicht über umfassende gesetzgeberische Maßnahmen zur Bekämpfung des Tabakkonsums. Erfahrungen aus 15 J a h r e n ... 13

(3)

1. Einleitung

1987 verabschiedete das Regionalkomitee auf seiner 37. Tagung mit Resolution EUR/RC37/R9 einen fünfjährigen Aktionsplan Tabak (Doku­

ment EUR/RC37/7). Mit diesem Plan wurde eine konzertierte Aktion in der Europäischen Region gefordert, um in jedem Land folgendes zu erreichen:

- umfassende Handlungsansätze zur Bekämpfung des Tabakkonsums

- eine gesundheitsfördernde Gesamtpolitik, u.a. Schutzmaßnahmen für

Nichtraucher, Gesundheitserziehungsprogramme, Bildungsmaßnahmen auf dem Gebiet der Raucherentwöhnung für wichtige einschlägige Berufsgruppen, praktische Hilfen zur Aufgabe des Rauchens, Tabakpreispolitik, Ein­

schränkung der Tabakproduktion, des Tabakverkaufs und der Tabakwerbung sowie Bewertung der durchgeführten Maßnahmen

- Maßnahmen der Gesundheitsbehörden und sonstigen Behörden, der Gesund­

heitsberufe und anderweitiger maßgeblicher Berufsgruppen, der Politiker auf nationaler und lokaler Ebene, des Handels- und Industriesektors, der Landwirtschaft, der nichtstaatlichen Organisationen, der Medien und Aktionen der breiten Öffentlichkeit.

Im Rahmen dieses Aktionsplans wurden sechs Ziele vorgegeben und das Regionalbüro wurde um eine führende Rolle hinsichtlich der Förderung der Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele ersucht. Diese Zielvorgaben lauten f o 1gende rmaßen:

- Vorlage von Programmen auf nationaler Ebene

- Zusammenarbeit der zwischenstaatlichen Organisationen - Zusammenarbeit mit nichtstaatlichen Organisationen - bessere Information der Öffentlichkeit

- Veröffentlichungen über einschlägige Vorhaben in der Europäischen Region - Schaffung eines europäischen Systems zur Verlaufsbeobachtung und Be­

wertung.

Der Aktionsplan beinhaltete einen detaillierten Zeitplan mit Fristen für die Erreichung dieser Zielvorgaben innerhalb der Fünfjahresperiode bis 1992. Gegenwärtig verfügen etwa zehn Länder der Region über umfassende lan­

desspezifische Programme, die in Einklang mit den Vorschlägen des Aktions­

plans stehen. Seit 1987 haben 20 Länder signifikante Schritte hinsichtlich der Verabschiedung von Gesetzen zur Bekämpfung des Tabakkonsums eingeleitet, ihre bisherigen Gesetze novelliert oder wichtige neue Programme zur Förde­

rung des Nichtrauchens aufgenommen.

2. Rauchgewohnheiten und Maßnahmen zur Bekämpfung des Tabakkonsums in der Region

Durch die Veranstaltung von Tagungen und durch Besuche sowie durch In­

formation, Ratschläge und Hilfen hat das Referat des WHO-Regionalbüros

(4)

"Tabak oder Gesundheit" in allen Teilen der Region und darüber hinaus die Länder zur Vorlage von Konzepten und effizienten Programmen angeregt. Wel­

che Resultate können nun nach Ablauf von vier Jahren verzeichnet werden?

In 21 Mitgliedsländern der Europäischen Region lassen die Mortalitäts­

raten für Lungenkrebs eine ansteigende Tendenz erkennen, was indessen den Tabakkonsum in der Vergangenheit reflektiert. Bei den Mortalitätsraten für Lungenkrebs in der Altersgruppe 0-64 Jahre ist in der Region ein Gefälle um das Doppelte zu verzeichnen (niedrigste Sterblichkeit 16 Todesfälle pro

100 000 Einwohner, höchste Sterblichkeit 33 Todesfälle pro 100 000 Einwoh­

ner). In Finnland ging die altersstandardisierte Krebssterblichkeit bei Männern während des Zeitraums 1980-1988 um 18% zurück; desgleichen beginnt sich ein Rückgang in Österreich, in Schweden und im Vereinigten Königreich abzuzeichnen. Im europäischen Durchschnitt wurde indessen ein Anstieg von 4% während dieses Zeitraums festgestellt; in Bulgarien, Polen und Ungarn erhöhten sich die Mortalitätsraten sogar um über 20%.

In der Region insgesamt gesehen variiert der Anteil der Raucher um das 2fache (niedrigste Rate 26%, höchste Rate 52%). Dänemark, Deutschland, Finnland, Irland, die Niederlande, Norwegen, Schweden, die Schweiz und das Vereinigte Königreich zählen zu den Ländern, in denen der Tabakkonsum zu­

rückgegangen ist. Wenn sich der gegenwärtige Trend fortsetzt, ist in den nächsten zehn Jahren in mindestens zehn europäischen Ländern mit einem Anstieg des Tabakkonsums zu rechnen. In Bulgarien, Polen, Griechenland und Ungarn ist der Tabakkonsum mit mehr als 3 kg (pro erwachsener Einwohner) im Jahr hoch, und dort wird sogar noch eine weitere Zunahme des Verbrauchs erwartet. Dies steht in krassem Gegensatz zu den Ländern, in denen der jährliche Verbrauch unter 2 kg pro erwachsener Einwohner liegt und seit einigen Jahren um 2-3% pro Jahr rückläufig ist.

Einer der wichtigsten Faktoren bei der Bekämpfung des Tabakkonsums ist der Preis. In der Region insgesamt gesehen variieren die Tabakpreise in etwa um das 15fache (niedrigster Preis: US-$ 0,3, höchster Preis: US-$ 5 pro Zigarettenpackung ä 20 St.). In Ländern mit niedrigen Tabakpreisen - z.B. Griechenland, Spanien, Türkei und Ungarn - ist der jährliche Tabak­

verbrauch bei den Erwachsenen mindestens doppelt so hoch wie in Ländern mit hohen Preisen (beispielsweise Finnland, Norwegen, Schweden und Vereinigtes Königreich).

In Ländern mit gezielten Programmen zur Förderung des Nichtrauchens konnte der Anteil der Raucher bei den Männern von 70% auf 30% verringert und der Anteil der Raucherinnen im allgemeinen unter diesem Niveau gehalten wer­

den. Bei Aufgabe des Rauchens mindert sich darüber hinaus das Risiko, an einer Lungenkrankheit und Herzattacke zu sterben, innerhalb von fünf bis zehn Jahren um die Hälfte. Solche Resultate sind in Ländern zu sehen, in denen der Tabakverbrauch systematisch bekämpft wird, u.a. in Finnland, in

Island und im Vereinigten Königreich. Diesen Ländern ist es zwar gelungen, den Tabakkonsum zu reduzieren, doch die Tabakproduktion in Europa ist nicht zurückgegangen und könnte sogar noch ansteigen. Der Tabakanbau wird von den Mitgliedstaaten stark subventioniert, der zollfreie Verkauf im internationa­

len Verkehr geht weiter, was die Wirkung der Aufklärung und anderer Bekämp­

fungskonzepte untergräbt.

(5)

Entsprechend dem Entwicklungsstand der jeweiligen Maßnahmen zur Bekämp­

fung des Rauchens und dem Engagement der Länder hinsichtlich der Erreichung der "GFA-Tabakziele" gibt es in der Region im großen und ganzen drei Gruppen von Ländern:

2.1 Länder, in denen bereits seit längerer Zeit gezielte Konzepte und Programme zur Bekämpfung des Tabakkonsums auf nationaler und lokaler Ebene vorliegen

Etwa ein Drittel der Länder der Region hat seit längerem gezielte, von der Regierung unterstützte Maßnahmen zur Bekämpfung des Rauchens vorgese­

hen. In Finnland wird auf breiter Ebene eine einschlägige Politik verfolgt, über die im Anhang 1 ein zusammenfassender Überblick gegeben wird. Schweden verfügt seit langem über gut konzipierte Aufklärungsprogramme, die schwer­

punktmäßig auf Kinder und Jugendliche zugeschnitten sind und durch gesetz­

liche Bestimmungen unterstützt werden; die Bekämpfung des Rauchens hat hier nach wie vor einen hohen Stellenwert, und ein einschlägiges umfassendes Ge­

setzeswerk ist jetzt geplant. Im Vereinigten Königreich bemüht man sich seit vielen Jahren um Aufklärung der Öffentlichkeit durch Schulprogramme und sektorübergreifende Programme unter Einbeziehung des Arbeitsplatzes, der lokalen Behörden, der Gesundheitsdienste usw. Außerdem sind dort Interes­

senverbände bzw. Bürgerinitiativen sehr aktiv und die Ärzteschaft zeigt großes Engagement.

Island hat ein umfassendes Konzept und gut konzipierte Programme vorge­

legt und konnte kürzlich einen drastischen Rückgang des Raucheranteils als Folge von effizient geleiteten Programmen verzeichnen. Irland hat seine einschlägigen Rahmenprogramme und Gesetzgebung ständig weiterentwickelt.

Die Niederlande verfügen über ein wirkungsvolles, attraktives Aufklärungs- programm mit guten Resultaten. Norwegen hat umfassende Gesetze, die 1988 geändert wurden, um für alle Arbeitnehmer eine "rauchfreie Umgebung" am Ar­

beitsplatz sicherzustellen. Des weiteren wurde ein ehrgeiziger Plan vorge­

legt, um Norwegen bis zum Jahr 2000 - unter Zugrundelegung der WHO-Leitli- nien für einschlägige Aktionen (siehe Abschn. 4.2) - zu einem "nikotinfreien Land" zu machen. In Portugal bestehen wirksame gesetzliche Bestimmungen zur Bekämpfung des Rauchens, ferner ein nationales Gremium zur Entwicklung und Umsetzung von einschlägigen Konzepten sowie ein attraktives Programm für Jugendliche, das sich an den Erfolgen der britischen und skandinavischen Jugendprogramme orientiert.

Frankreich ist auf dem Gebiet der Gesundheitserziehung in Schulen und der Aufklärung der Öffentlichkeit aktiv gewesen und hat dabei das Potential der Massenmedien voll genutzt. Das französische Parlament hat unlängst ein innovatives Gesetz zur Bekämpfung des Tabakkonsums verabschiedet; u.a. soll dadurch jegliche Tabakwerbung verboten und der Tabakpreis beträchtlich er­

höht werden. Der französische Ansatz zur Einschränkung des Rauchens kann anderen Ländern als Modell dienen.

Die Europäische Gemeinschaft hat trotz starker Opposition bestimmter Länder und einer starken Lobby der Tabakindustrie und des Werbungssektors über die europäische Gesetzgebung eine ständige Politik zur Bekämpfung des Tabakkonsums verfolgt. Die EG-Kommission hat mit ihrem Programm "Europa gegen den Krebs" die finanzielle Unterstützung zahlreicher Hochschulprojekte und Initiativen von freien Vereinigungen sichergestellt, um somit zur Ver­

besserung der Effizienz und zur gezielten Schwerpunktlegung von Aktionen zur Bekämpfung des Tabakkonsums in Westeuropa beizutragen.

(6)

2.2 Länder, in denen in jüngster Zeit Maßnahmen eingeleitet worden sind In einem weiteren Drittel der Länder Europas gibt es gegenwärtig neue Initiativen auf dem Gebiet der Gesundheitserziehung und Überwachung der Ge­

sundheit der Bevölkerung, mit denen versucht werden soll, die schädlichen Folgen des Tabakkonsums zu mindern. Belgien und Luxemburg haben neue Geset­

ze zur Einschränkung der Tabakwerbung verabschiedet, Dänemark hat die Rolle seines Nationalen Rats für "Tabak oder Gesundheit" gestärkt, Malta hat den Tabakpreis beträchtlich erhöht und einschlägige Gesetze formuliert, Polen schlägt die Einführung eines Gesetzes zur Bekämpfung des Rauchens vor, Spa­

nien unterstützt auf nationaler und lokaler Ebene die Förderung von nikotin­

freien Sport- und Freizeitaktivitäten, speziell im Rahmen der Olympischen Spiele (s. Abschn. 6.3), und erwägt ein umfassendes Anti-Tabak-Gesetz, und die Tschechoslowakei hat ihr attraktives Programm zur schulischen Erziehung erweitert.

2.3 Länder, in denen künftig noch viel zu tun ist

Andere Länder sind bisher auf dem Gebiet der Bekämpfung des Tabakkon­

sums weniger aktiv und engagiert gewesen. Zahlreiche Länder haben jedoch mit Tätigkeiten zur Förderung des Nichtrauchens und zur Einschränkung des Tabakverbrauchs begonnen, allerdings ist der "große Durchbruch" bisher noch ausgeblieben. Länder, in denen Tabak angebaut und Tabakerzeugnisse herge­

stellt werden oder in denen enge Querverbindungen zwischen der Tabakin­

dustrie und dem Staat bestehen, sind mit besonderen Problemen konfrontiert.

3. Fortschrittsberichte - 1988 und 1989

1988 befaßte sich das Regionalkomitee mit der ersten Bilanz über die Durchführung des Aktionsplans Tabak (Dokument EUR/RC38/15). Als Ergebnis dieser Überprüfung ersuchte das Regionalkomitee die Mitgliedstaaten ein­

dringlich, dem Schutz der Nichtraucher in öffentlichen Einrichtungen, ins­

besondere in Flugzeugen, einen besonderen Stellenwert beizumessen und die Aufklärung und Erziehung in Tabak- und Gesundheitsfragen zu intensivieren

(Resolution EUR/RC38/R5).

Ein zweiter Sachstandsbericht (Dokument EUR/RC39/11) wurde dem Regio­

nalkomitee 1989 vorgelegt; in dieser Bilanz wurden die im Rahmen der Ersten Europäischen Tabakkonferenz - die in Madrid in Zusammenarbeit mit dem spa­

nischen Ministerium für Gesundheit und Verbraucherangelegenheiten, der In­

ternationalen Vereinigung zur Krebsbekämpfung (UICC) und dem Internationalen Krebsforschungszentrum (IARC) abgehalten wurde - für die Länder erarbeiteten Leitlinien erläutert. Das Regionalkomitee forderte die Mitgliedstaaten auf, im Rahmen ihrer Gesundheitspolitik spezielle Programme zur Bekämpfung des Tabakkonsums vorzusehen und bat sie, Maßnahmen im Sinne der Schlußfolgerun­

gen der Konferenz von Madrid in Erwägung zu ziehen. Das Regionalbüro wurde eindringlich gebeten, die Mitgliedstaaten darüber hinaus aktiv bei der Ver­

wirklichung des Aktionsplans zu unterstützen und über die gemachten Fort­

schritte zu berichten (Resolution EUR/RC39/R2).

4. Maßnahmen seit 1989 4.1 Personalausstattung

Durch Schaffung neuer Planstellen (für einen regionalen Programmleiter sowie einen Assistenten) hat das Regionalbüro eine stärkere Unterstützung

(7)

des Programms "Tabak oder Gesundheit" sichergestellt. Die finnische Regie­

rung hat großzügigerweise einen leitenden Medizinalbeamten freigestellt (Vollzeit), um dieses Programm zu unterstützen und um die Erfahrungen Finn­

lands einzubringen, das als erstes europäisches Land das in dem Regionalziel angestrebte Niveau des Nichtraucheranteils fast erreicht hat.

4.2 Leitlinien für Maßnahmen

Wie vom Regionalkomitee gefordert, hat das Regionalbüro die Prinzipien und Ziele des fünfjährigen Aktionsplans in Europa gefördert. 1990 gab das Regionalbüro eine illustrierte Broschüre* mit Leitlinien als Orientie­

rungshilfe für Maßnahmen zur Einschränkung des Tabakkonsums, unter Zugrunde­

legung der Empfehlungen der Ersten Europäischen Tabakkonferenz, heraus.

Diese Leitlinien sowie die zuvor in der Serie "Europa nikotinfrei" erschie­

nenen neun Broschüren werden nunmehr weitgehend in dieser Region und darüber hinaus benutzt. Die Broschüre "It can be done" enthält den von den Konfe­

renzteilnehmern verabschiedeten Text der Europäischen Tabak-Charta und zehn Strategien zur Einschränkung des Tabakkonsums und nennt im einzelnen über 100 Punkte für Aktionen von staatlichen oder nichtstaatlichen Gremien auf nationaler und lokaler Ebene.

4.3 Schutz der Nichtraucher

Es ist offensichtlich, daß noch viel getan werden muß, um die Nichtrau­

cher gegen Risiken des Passivrauchens zu schützen. Das Lungenkrebsrisiko infolge von Passivrauchen sowie die neuen Erkenntnisse über das höhere Risi­

ko von Herz-Kreislaufkrankheiten hat die Notwendigkeit unterstrichen, hier Maßnahmen zu ergreifen. Aus der Sicht der öffentlichen Gesundheit könnte das Risiko einer höheren Mortalität aufgrund von Herz-Kreislaufkrankheiten weitaus bedeutungsvoller sein als die höhere Lungenkrebsmortalität. Wenn die kürzlich veröffentlichten Schätzwerte für die jährlichen Todesfälle in den USA auf Europa angewendet werden, könnte das heißen, daß sich die Zahl der auf das Passivrauchen zurückzuführenden Opfer auf jährlich 200 000 be­

läuft.

In der Hälfte der Länder der Welt bestehen Rauchverbote in öffentlichen Einrichtungen und seit 1985 haben dahingehende gesetzliche Regelungen zuge­

nommen. Bei Verabschiedung des Aktionsplans Tabak im Jahr 1987 forderte das Regionalkomitee die Mitgliedstaaten auf, Maßnahmen zum Schutz der Nichtrau­

cher zu fördern (Resolution EUR/RC37/R9), und 1988 verlangte es Leitlinien zur Bekämpfung des Tabakkonsums in öffentlichen Einrichtungen und öffentli­

chen Verkehrsmitteln, u.a. in Flugzeugen, zum Schutz der Nichtraucher (Reso­

lution EUR/RC38/R5). 1989 beschloß der Ministerrat der Europäischen Gemein­

schaft, alle Mitgliedsländer zu ersuchen, Gesetze oder anderweitige Maßnah­

men hinsichtlich von1 Rauchverboten in öffentlichen Einrichtungen, einschließ­

lich der öffentlichen Verkehrsmittel, vorzusehen (Entschließung 89/C189/01).

Zu solchen öffentlichen Einrichtungen gehören u.a. Gesundheitseinrichtungen, Schulen und sonstige Lehranstalten, Vergnügungseinrichtungen, Ausstellungen, geschlossene Sportstätten, Eisenbahnen, Häfen und Flughäfen.

a It can be don e . Kopenhagen, WHO-Regionalbüro für Europa, 1990 (WHO regional publications, European Series, Nr. 30).

(8)

In folgenden europäischen Ländern bestehen gegenwärtig Gesetze zum Schutz gegen das Passivrauchen in öffentlichen Einrichtungen: Belgien, Bulgarien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Island, Israel, Italien, Luxemburg, Malta, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Spanien und Ungarn.

In Bulgarien, Island, Norwegen und der Tschechoslowakei wurden Ein­

richtungen des Gesundheitswesens per Gesetz zu Nichtraucherzonen erklärt.

In Malta, Schweden, Spanien und der Türkei wurden Schutzbestimmungen für Vergnügungsstätten wie beispielsweise Theater und Kinos eingeführt. Finn­

land, Griechenland, Israel, die Niederlande, Rumänien und die UdSSR haben Gesetze zum Schutz gegen das Passivrauchen in Schulen, Fachausbildungsstät­

ten und anderweitigen staatlichen Behörden erlassen.

In einer zunehmenden Zahl von Ländern bestehen für Inlandsflüge Rauch­

verbote im Flugzeug (s. auch Abschnitt 4.7). Derartige Rauchverbote sind in Finnland, Polen, Portugal, der Tschechoslowakei und Ungarn gesetzlich ver­

fügt. In anderen Ländern bestehen zeitlich begrenzte Rauchverbote auf Flü­

gen (z.B. in der UdSSR bei Flügen bis zu 6 Stunden sowie in Bulgarien und Israel bei Flügen bis zu 2 Stunden). Einige Fluggesellschaften haben von sich aus für Inlandsflüge ein Rauchverbot eingeführt. In vielen europäi- ischen Ländern ist das Rauchen während Bahnfahrten verboten oder beträcht­

lich eingeschränkt. In Island, Israel, Malta und Rumänien ist das Rauchen durch Gesetze oder Verordnungen untersagt. In Norwegen ist das Rauchen in Taxis gesetzlich verboten.

Der Welt-Nichtrauchertag 1991 (31. Mai) stand unter dem Motto "Rauch­

verbot in öffentlichen Einrichtungen und Verkehrsmitteln". Das Regionalbüro erarbeitete in enger Zusammenarbeit mit dem WHO-Hauptbüro Leithilfen und

Initiativen zum Schutz der Nichtraucher.

4.4 Anti-Tabak-Programme und andere Gesundheitsprogramme

Das Referat "Tabak oder Gesundheit" hat gemeinsam mit anderen Referaten des Regionalbüros einschlägige Vorhaben entwickelt. Das Referat "Sozialar­

beit, Pflege- und Hebammenwesen" hat damit begonnen, sich an Erhebungen, der Erarbeitung von Leitlinien für Aktionen sowie Kampagnen von nationalen Pfle­

georganisationen zu beteiligen. Das Referat "Arzneimittel" befaßt sich ge­

genwärtig mit der Rolle der Apotheken bei der Raucherentwöhnung. Die Pro­

gramme Krebskrankheiten, CINDI (Landesweit Integrierte Interventionsprogram­

me für Nichtübertragbare Krankheiten) und "Gesunde Städte" bieten eine gute Plattform für eine breite Palette von Tätigkeiten auf Länderebene. Eine Ko­

operation mit dem Referat "Öffentlichkeitsarbeit" sowie mit den Ärzteverbän­

den der Länder ist ein wesentlicher Teil des Programms "Tabak oder Gesund­

heit".

4.5 Welt-Nichtrauchertage

Auf Veranlassung des WHO-Hauptbüros wurde im Regionalprogramm 1989 das Thema "Frauen und Rauchen", das in dem betreffenden Jahr als Motto für den Welt-Nichtrauchertag gewählt worden war, in den Vordergrund gestellt. Er­

fahrungen in Ländern mit einem eigenen "nationalen Nichtrauchertag" haben gezeigt, daß solche Veranstaltungen ein kostenwirksames Mittel sein können, um die Aufmerksamkeit auf das Thema "Tabak oder Gesundheit" zu lenken und die öffentliche Meinung zugunsten des Nichtrauchens zu beeinflussen, und daß sie ein erfolgreiches Hilfsmittel für die Raucherentwöhnung sein können.

(9)

Für weitere Welt-Nichtrauchertage wurden mit dem WHO-Hauptbüro folgende Schwerpunktthemen abgestimmt: 1990 "Nikotinfreie Kindheit und Jugend", 1991

"Rauchverbot in öffentlichen Einrichtungen und Verkehrsmitteln", 1992 "Rauch verbot am Arbeitsplatz", 1993 "Nikotinfreie Gesundheitseinrichtungen", 1994

"Die Medien gegen den Tabak", 1995 "Wirtschaftliche Aspekte der Bekämpfung des Tabakkonsums", 1996 "Sport und Kunst ohne Tabak", 1997 "Die Vereinten Nationen für eine nikotinfreie Welt".

Alle Länder wurden ersucht, diese Themen für den jeweils am 31. Mai be­

gangenen Welt-Nichtrauchertag besonders zu berücksichtigen und jedes Thema ganzjährig schwerpunktmäßig herauszustellen. Es wird darauf hingewiesen, daß der Generaldirektor der WHO 1990 auf der Siebten Weltkonferenz über Rauchen und Gesundheit (s. Abschn. 4.8) alle Länder aufgefordert hat, die Gesundheitseinrichtungen bis 1993 zu Nichtraucherzonen zu erklären.

4.6 Auszeichnungen für Maßnahmen zur Bekämpfung des Tabakkonsums

Jedes Jahr arbeitet das Regionalbüro mit einem bestimmten Mitglied­

staat speziell zusammen, um den Welt-Nichtrauchertag zu begehen und um Län­

der, die besondere Fortschritte bei der Bekämpfung des Tabakkonsums erzielt haben, besonders auszuzeichnen. Das verhilft dem Programm zu nationaler und internationaler Publicity und gibt der Botschaft, daß jeder einzelne Bürger durch die Bekämpfung des Rauchens zur Gesundheit der Gesamtbevölkerung bei­

tragen kann, ein stärkeres Gewicht. Des weiteren erhielten Männer und Frauen, die sich in besonders verdienstvoller Weise um die Bekämpfung des Rauchens bemüht haben, Auszeichnungen; zu den derart ausgezeichneten Perso­

nen gehören Ärzte, Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes, Journalisten, Re­

staurant-Unternehmer, Geschäftsinhaber, Athleten, Politiker sowie Mitarbei­

ter von nichtstaatlichen Gesundheitserziehungsgruppen und Mitglieder von Aktions- und Interessengruppen.

4.7 Erhebung über Rauchverbote im Flugverkehr

Das Referat "Tabak oder Gesundheit" beauftragte den britischen Ärzte­

verband BMA (British Medical Association) mit einer Erhebung über Konzepte zur Einschränkung des Rauchens auf Flügen. Die Untersuchungen zeigen einen zunehmenden Trend von Rauchverboten auf europäischen Flügen, insbesondere auf Inlandsflügen. Die Ergebnisse der Erhebung haben weltweite Beachtung gefunden, und als Folgemaßnahme ist eine Tagung mit Fluggesellschaften vor­

gesehen.

4.8 Weltkonferenz zum Thema "Rauchen und Gesundheit"

Mitarbeiter des Referats "Tabak oder Gesundheit" halfen bei der Planung der Siebten Weltkonferenz zum Thema "Rauchen und Gesundheit", die im

April 1990 in Perth (Australien) stattfand, und legten dafür Beiträge vor.

Diese Beiträge befaßten sich mit der Arbeit im Rahmen des Regionalprogramms

"Tabak oder Gesundheit", mit den in Finnland gemachten Erfahrungen sowie mit dem Problem des Sponsoring von Sportveranstaltungen durch die Tabakindustrie 4.9 Veröffentlichung "Clearing the air"

Als Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen dem Britischen Ärzteverband BMA, der WHO und der EG-Kommission wurde ein praktischer Leitfaden für

(10)

Aktionen zur Bekämpfung des Tabakverbrauchs herausgegeben“ . Gestützt auf die in früheren Publikationen erläuterten Prinzipien einer Anti-Tabak-Poli-

tik werden in diesem Buch Fallstudien sowie Aktionen, die zur Erreichung verschiedener strategischer Ziele in Europa und anderwärts herangezogen wur­

den, beschrieben. Die Fallstudien betreffen bürgernahe Aktionen, gezielte Initiativen für einschlägige gesetzliche Bestimmungen, die Bildung von Inter­

essenkoalitionen, die Anwendung von epidemiologischen Daten, Rauchverbote in Gesundheitseinrichtungen, direkte Maßnahmen bezüglich der Tabakwerbung sowie Aktivitäten mit Kindern.

4.10 Europäisches Seminar für politische Berater und Programmleiter der einzelnen Länder

1989 ersuchte das Regionalbüro alle Mitgliedstaaten, als Ansprechpart- ner für Fragen zum Thema "Tabak oder Gesundheit" in ihrem Land speziell Per­

sonen zu benennen, die als politische Berater und Programmleiter tätig sind.

28 Mitgliedstaaten haben dies inzwischen getan, und im September 1990 fand das erste Seminar zur Erörterung von Fragen der Programmentwicklung sowie der Programmleitung statt. Der Bericht über dieses Seminar enthält Empfeh­

lungen zur Weiterentwicklung von Programmen für alle Bevölkerungsgruppen in ganz Europa, und die derzeitigen Leitlinien (s. Abschn. 4.2) werden als Handlungsgrundlage bekräftigt.

5. Ratschläge von Sachverständigen bezüglich der Prioritäten in der Europäischen Region

Anfang 1989 berief das Regionalbüro einen aus Sachverständigen auf dem Gebiet der Bekämpfung des Tabakkonsums gebildeten Beirat ein, der die Emp­

fehlungen der Ersten Europäischen Tabakkonferenz (Madrid, 1988) untersuchen und in der Reihenfolge der Priorität Bereiche für eine Anschlußtätigkeit des Regionalbüros vorschlagen sollte. Nachstehend wird eine Zusammenfassung der von dieser Expertengruppe festgelegten Bereiche sowie der ergriffenen Maß­

nahmen gegeben.

5.1 "Europäische Tabak-Charta"

Der Bericht über die Konferenz in Madrid sowie die Europäische Tabak- Charta wurden in allen Arbeitssprachen des Regionalbüros für Europa verbrei­

tet. 1990 wurde auf der Weltkonferenz zum Thema "Rauchen und Gesundheit"

eine illustrierte Fassung der Veröffentlichung "It can be done" (s. Ab­

schn. 4.2) vorgestellt, und über Projektnetze wie CINDI und "Gesunde Städte"

gehen zahlreiche diesbezügliche Anfragen ein; "It can be done" wird jetzt ins Spanische übersetzt und dem lokalen Gebrauch in Portugal und Italien angepaßt.

5.2 Die Medien

Das Regionalbüro hat weiterhin die Zusammenarbeit mit den Medien in den Vordergrund gestellt; führende Länder in der Region können den Koopera­

tionszentren für "Tabak oder Gesundheit" in Paris und London (s. Abschn. 5.5) als Modell für Untersuchungen dienen.

a Raw, M. et a l . Clearing the air. A guide for action on tobacco.

London, British Medical Association, 1990.

(11)

5.3 Erhebungen

Die Länder müssen über stichhaltige Erhebungsdaten und gute Statistiken verfügen, wenn sie die Fortschritte bei der Bekämpfung des Tabakkonsums überwachen und wirksame Aktionen in ihren jeweiligen Regionen und Distrikten anregen sollen. Weniger als zehn europäische Länder übermitteln indessen regelmäßig detaillierte Daten über Rauchgewohnheiten usw . , die für eine re­

gionale Trendanalyse herangezogen werden könnten. Die EG-Kommission hat in den EG-Ländern Erhebungen durchgeführt; diese Erhebungen geben nützliche Informationen für eine Bewertung der Verhaltenstrends sowie über Aspekte von Anti-Tabak-Maßnahmen, die in den Zuständigkeitsbereich der EG fallen (bei­

spielsweise Preis- und Absatzpolitik). Das Regionalbüro fördert und unter­

stützt Erhebungen über die Rauchgewohnheiten der Ärzte, da diese in vielen Ländern einen guten Frühindikator in bezug auf die wahrscheinlichen Tenden­

zen des Raucheranteils in der Bevölkerung darstellen. Des weiteren ist die Zusammenarbeit des Referats "Tabak oder Gesundheit" mit den für das CINDI- Programm und das Projekt "Gesunde Städte" zuständigen Referaten geeignet, solche Erhebungen und Trendüberwachungen zu fördern.

5.4 Zentrale Informationsstelle

Am Regionalbüro wird gegenwärtig ein Archiv mit Informationen über Tabak erstellt, dazu gehört auch audiovisuelles Informationsmaterial. Mit dem vierteljährlich erscheinenden WHO-Newsletter "Tobacco alert" sowie über das weltweite computergestützte Datensystem GLOBALINK, das zu einem der jüngsten On-Line-Informationsmedien gehört, informiert das WHO-Hauptbüro re­

gelmäßig einen breiten Kreis von Interessenten in aller Welt über die Tätig­

keiten des Referats "Tabak oder Gesundheit" in der Europäischen Region.

5.5 KooperationsZentren

1989 und 1990 ernannte das Referat "Tabak oder Gesundheit" entspre­

chend der Empfehlung des Sachverständigenausschusses drei WHO-Kooperations- zentren für den Aktionsplan Tabak, die für bestimmte Aspekte einer wirkungs­

vollen Umsetzung von Maßnahmen zur umfassenden Bekämpfung des Tabakkonsums zuständig sind. Die Kooperationszentren in Paris und Budapest sowie das Internationale Krebsforschungszentrum IARC konzentrieren sich auf die Berei­

che Information, Datenbasen über Gesundheit und Verhaltensweisen, Tätigkei­

ten auf dem Gebiet der Gesundheitserziehung und Gesundheitsförderung sowie deren Bewertung. Durch enge Zusammenarbeit mit dem Britischen Ärzteverband BMA werden die Verbindungen zu anderen Ärzteverbänden gestärkt und Hand­

lungsansätze auf dem Gebiet der Öffentlichkeitsarbeit sowie Kontakte mit den Medien gefördert. Die Pläne für die künftigen Tätigkeiten wurden mit diesen Kooperationszentren abgestimmt; des weiteren stehen diese Zentren allen europäischen Ländern als Berater zur Verfügung.

5.6 Sonstige Tätigkeiten

Weitere Empfehlungen der Sachverständigen betrafen Konzepte zur Rau­

cherentwöhnung sowie Rahmenprogramme für Rauchverbote am Arbeitsplatz und in den Schulen. Die Tätigkeiten in diesen Bereichen werden im Rahmen des künf­

tigen Programms weiterverfolgt, und die Publikationsreihe "Europa nikotin­

frei" wird um neue Monographien über die Rolle der Pflegefachkräfte und der Apotheker sowie über Handlungsansätze auf der Ebene der Städte erweitert.

(12)

6. Programm "Tabak oder Gesundheit" in Europa für 1991 6 .1 Ost- und Mitteleuropa

1991 wird die Unterstützung der Länder Ost- und Mitteleuropas in den Vordergrund gestellt. Im Oktober 1991 findet in Ungarn - unter Mitwirkung des WHO-Kooperationszentrums in Budapest - ein zweites Seminar für politi­

sche Berater und Programmleiter der einzelnen Länder statt. Dieses Seminar wird sich schwerpunktmäßig mit der Entwicklung von Konzepten in diesem Teil der Region befassen.

Eine neue Publikation mit Fallstudien über die Umsetzung von Anti-Tabak- Strategien wird gegenwärtig vorbereitet und als Ergänzung der 1990 erschie­

nenen Veröffentlichung "Clearing the air" (s. Abschn. 4.9) über Erfahrungen in Ost- und Mitteleuropa berichten.

6.2 Rauchverbot am Arbeitsplatz

Das Referat "Tabak oder Gesundheit" entwickelt gegenwärtig einen Bera­

tungsdienst für Arbeitgeber des öffentlichen und privaten Sektors, um in Einklang mit dem Motto des Welt-Nichtrauchertags 1992 das Rauchen am Ar­

beitsplatz einzuschränken bzw. zu untersagen.

6.3 Rauchverbot während der Olympischen Spiele

1989 wurde von Vertretern der WHO, der Stadt Barcelona, der Autonomen Region (Generalitat) Catalonia, des spanischen Ministeriums für Gesundheit und Verbraucherangelegenheiten und dem Organisationskomitee für die Olym­

pischen Spiele in Barcelona eine Vereinbarung zugunsten einer "rauchfreien"

Olympiade 1992 unterzeichnet.

Die Zusammenarbeit des Regionalbüros mit der Regierung der Autonomen Baskischen Region wurde durch die gemeinsame Schirmherrschaft über ein wich­

tiges internationales Symposium zum Thema "Sport im Kontext Gesundheit" (San Sebastian, 1990) weiter intensiviert. In Kooperation mit dem Projekt

"Gesunde Städte" berief das Referat "Tabak oder Gesundheit" in Verbindung mit diesem Symposium eine Arbeitsgruppe zur Entwicklung von Strategien für ein "aktives Leben" und für die Förderung des Nichtrauchens ein, die sich auf die praktischen Aufgaben bei der Verwirklichung des ehrgeizigen Ziels einer "rauchfreien Olympiade" konzentrierte.

6.4 Rauchverzicht in der Ärzteschaft

In Übereinstimmung mit der 1987 vom Regionalkomitee verabschiedeten Resolution (EUR/RC37/R9) unterstützt das Regionalbüro die European Medical Association on Smoking and Health (EMASH) bei ihrer Arbeit im Zusammenhang mit Erhebungen über speziell an die Ärzte und sonstigen Gesundheitsberufe gerichtete Bildungsmaßnahmen in bezug auf Tabak und die Bekämpfung des Rau­

chens. Für 1992 ist eine gemeinsame Veröffentlichung geplant. Eine weitere gemeinsame Erhebung wird gegenwärtig über medizinische Fakultäten und über Möglichkeiten, die Medizinstudenten auf ihre Rolle bei der Bekämpfung des Tabakkonsums vorzubereiten, durchgeführt.

(13)

6.5 Querverbindungen zum globalen Programm "Tabak oder Gesundheit"

Das Referat "Tabak oder Gesundheit" arbeitet weiterhin eng mit dem ent­

sprechenden Referat am WHO-Hauptbüro in Genf zusammen, insbesondere durch seine Beteiligung an jährlichen Tagungen von Fachberatergruppen, die für die Untersuchung der Prioritäten der WHO im Rahmen des Programms "Tabak oder Ge­

sundheit" und für die Planung der Welt-Nichtrauchertage und anderweitiger Projekte zuständig sind.

6.6 Mittelfristige Programme

Die WHO empfiehlt, daß jedes Land - außer seinem speziellen Arbeitsplan mit der WHO (beispielsweise einem mittelfristigen Programm) - über ein ge­

zieltes, umfassendes Programm zur Förderung des Nichtrauchens verfügen soll­

te, um die Zielvorgaben auf diesem Gebiet zu erreichen. 21 Länder haben sich in ihren mittelfristigen Kooperationsprogrammen mit der WHO bereits da­

hingehend verpflichtet; darüber hinaus haben einige wenige Länder Konzepte und Programme vorgelegt, die mit den in dem Aktionsplan enthaltenen Leitli­

nien in Einklang stehen. Bei den übrigen Ländern handelt es sich um solche, in denen der Tabakkonsum höchst besorgniserregend ist und anscheinend nicht unter Kontrolle gebracht werden kann.

7. Schlußfolgerungen

Die Länder, die die in dem ersten fünfjährigen Aktionsplan Tabak sowie in der Veröffentlichung "It can be done" enthaltenen Leitlinien zu einem Konzept "Tabak oder Gesundheit" befolgt haben, verzeichnen bereits positive Ergebnisse wie einen Rückgang des Raucheranteils und der mit dem Rauchen in Zusammenhang stehenden Todesfälle. Es ist indessen offensichtlich, daß in den meisten Ländern fünf Jahre nicht genügen, um das Ziel eines Nichtrau­

cheranteils von 80% der Bevölkerung zu erreichen und auch nicht (das gilt speziell für die am meisten benachteiligten Länder), um wirksame "Tabak oder Gesundheit"-Programme vorzulegen. Deshalb besteht die Notwendigkeit, die konzertierte GFA-Kampagne zu stärken und fortzusetzen. Dies kann am besten durch Aufstellung eines zweiten Aktionsplans für ein "nikotinfreies Europa"

geschehen.

Darüber hinaus wird in jedem Land ein effizienter Managementprozeß für die Umsetzung der Konzepte benötigt. Die Schlüsselelemente, die die Länder für ein wirkungsvolles Programm-Management in Erwägung ziehen sollten, sind:

- ein umfassendes Konzept und Programm für die Bekämpfung des Tabakkon­

sums, mit klaren landesspezifischen Zielen und kräftiger Unterstützung durch die Regierung

- ein Budget in Höhe von 0,5-1% der staatlichen Einkünfte aus der Tabak­

steuer

- ein auf Vollzeitbasis arbeitendes Team, das speziell mit der Umsetzung des "Tabak oder Gesundheit"-Programms befaßt ist

- eine effiziente Verlaufskontrolle und Evaluierung der Auswirkungen des Programms

(14)

- sektorübergreifende Aktivitäten, in die z.B. die Bereiche Gesundheit und Erziehung, Industrie, ferner örtliche Selbstverwaltung und natio­

nale Regierungsstellen, der Sportsektor, die Medien, bestimmte Berufs­

kategorien sowie nichtstaatliche Organisationen einbezogen werden - internationale Aktivitäten und Netzwerke zur Förderung einer konzer­

tierten Aktion mit anderen Ländern.

Wenn sämtliche oder einige dieser Schlüsselelemente fehlen, verzögert sich die Erreichung der europäischen Ziele, und die Pandemie von Krankheit und Tod wird weiter anhalten und in Europa bis zum Jahr 2000 wahrscheinlich rund 10 Mio. Opfer, die eines vorzeitigen Todes sterben, fordern.

(15)

Anhang 1

FINNLAND - BALD EIN "NIKOTINFREIES LAND": ZUSAMMENFASSENDE ÜBERSICHT ÜBER UMFASSENDE GESETZGEBERISCHE MASSNAHMEN ZUR BEKÄMPFUNG DES

TABAKKONSUMS. ERFAHRUNGEN AUS 15 JAHREN

Dr. Tapani Piha

Wissenschaftler, "Tabak oder Gesundheit"

Das finnische Anti-Tabak-Gesetz von 1976 war die erste umfassende ge­

setzgeberische Maßnahme zur Regulierung des Tabakabsatzes und, was weit wichtiger ist, zur Regulierung des Tabakkonsums aus gesundheitlicher Sicht.

Das norwegische Tabakgesetz von 1973, das bestimmte Aspekte des Tabakabsat­

zes regelte, wurde als Modell für das finnische Gesetz benutzt. Ende der 80er Jahre wurden ähnliche oder sogar noch weitergehende Gesetze in Kanada, im Staat Victoria (Australien) sowie in Frankreich verabschiedet. In dem vorliegenden Beitrag werden die strategischen Implikationen der finnischen Gesetzgebung zur Bekämpfung des Tabakkonsums in den 80er Jahren analysiert.

Die finnischen Erfahrungen zeigen, daß solche umfassenden gesetzlichen Bestimmungen erfolgreich durchgeführt werden können. Die Probleme, die die Durchführung beeinträchtigen, sind überwiegend auf die Tätigkeiten der Ta­

bakindustrie sowie auf anderweitige wirtschaftliche und steuerliche Interes­

sen zurückzuführen. Das finnische Anti-Tabak-Gesetz hat eine wichtige Rolle bei der späteren Formulierung eines Konzepts zur Verringerung der auf Tabak­

konsum zurückzuführenden Gesundheitsschäden gespielt, doch hat es als Ein­

zelmaßnahme noch nicht ausgereicht, um weitere Fortschritte in Richtung auf eine Nichtrauchergesellschaft zu bewirken.

Eine Analyse der finnischen Gesetzgebung zur Bekämpfung des Tabakkon­

sums zeigt, daß sie sich permanent, aber nicht progressiv auf den Verbrauch ausgewirkt hat. Es scheint, daß der Effekt der Einführung des Gesetzes eine Verringerung des Verbrauchs um nahezu 7% war. Obwohl es nicht möglich ist, die Auswirkungen der einzelnen Elemente des Gesetzeswerks (Preiserhöhungen, Werbeverbot, Verbot des Verkaufs an Minderjährige, Nichtraucherzonen und ge­

sundheitliche Aufklärung) festzustellen, scheinen die Preiserhöhungen einen Rückgang des Verbrauchs um 3% bewirkt zu haben; der Gesamteffekt der Inter­

ventionen war eine anhaltende Verringerung des Tabakkonsums um 10%.

Ein erheblicher, offensichtlicher Mangel des finnischen Experiments war das Unvermögen, eine konsequente Preispolitik für Tabakprodukte beizubehal­

ten. Sofern die Steuern nicht mit der inflationären Entwicklung Schritt halten, mindert sich der reale Preis für Tabakerzeugnisse und der Verbrauch nimmt zu. Das Problem liegt darin, daß die Gesundheitsbehörden keine Kon­

trolle über die Preise haben und daß ihr Einfluß auf die Gremien, die die Preise kontrollieren, eingeschränkt worden ist.

Alle "technischen" Bestimmungen in bezug auf den Gehalt an toxischen Substanzen in Zigaretten konnten in Finnland ohne weiteres durchgeführt wer­

den. Schwieriger war es, Werbeverbote durchzusetzen, da die Tabakindustrie Taktiken anwendet, mit denen das Gesetz umgangen wird. Des weiteren wurde

(16)

klar, daß die ursprünglichen Bestimmungen des Gesetzes unzureichend waren, tun neue, besser ausgeklügelte indirekte Absatztechniken zu verhindern. Es muß jedoch betont werden, daß indirekte Werbung ihren vollen Zweck nicht er­

reicht, wenn es keine direkte Werbung gibt. Die Durchsetzung eines Verbots des Verkaufs an Minderjährige hat sich auch als problematisch erwiesen, und hier müssen noch wirksame Strategien entwickelt werden, um dieses Problem zu lösen.

Die finnische Bevölkerung begrüßt ein Rauchverbot in öffentlichen Ein­

richtungen, und die Nichtraucherzonen werden in Finnland gut respektiert.

Es ist klar, daß die Einführung von Nichtraucherzonen die Nachfrage danach erhöht, da die Bevölkerung sich dessen bewußt wird, daß sie reine Luft ohne Tabakrauch haben kann.

Die Abgabe aus der Tabaksteuer stellt eine gute Quelle zur Finanzierung der Gesundheitserziehung und -forschung dar. Anfangs wurden diese Mittel überwiegend zur Förderung des Nichtrauchens verwendet, doch dann wurde es für nötig gehalten, aus dieser Einnahmequelle die Gesundheitsförderung im allgemeinen zu finanzieren. Dieser Gesichtspunkt muß im Auge behalten wer­

den, wenn die Finanzierung von Vorhaben im Zusammenhang mit dem Tabakkonsum vorgesehen und die Höhe der benötigten Finanzmittel festgelegt wird.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Singapore has also accepted a large responsibility for search and rescue in the region, and would be heavily involved in rescue operations in the event of a major passenger

Coronary revascularization, either by CABG or PTCA, has been proven unequivocally to improve survival in selected patients, especially in those with triple vessel disease and

Auf der Basis authentischer mündlicher oder schriftlicher Daten sollte die Frage diskutiert werden, welche Rolle Konstruktionen in argumentativen oder rhetori- schen Mustern

Diese Vermutung bestätigte sich mir dann durch Recogn.

hängig sind oder daß Eusebius und die Rekogn. eine andere, ältere Rezension des Bucbes benutzt haben'. 535, entscheidet er sicb für die erste Annabme, weil sich die Fragmente

kis als Umbildung von ki scheitert daran, daß in diesem Fall auch andere wortscbließende k{i) zu kis hätten werden mUssen. Übrigens bleiben für den, der dieses ki-s anders

und nach seinem Tode verbindet sich eine ungeschriebene Liste der. zagra^-Gesetze mit

sich nicht eher vorstellen, daß die Nabatäer etwas mehr mit ihren.. Inschriften beabsichtigten, als nur