Durch Schaffung neuer Planstellen (für einen regionalen Programmleiter sowie einen Assistenten) hat das Regionalbüro eine stärkere Unterstützung
des Programms "Tabak oder Gesundheit" sichergestellt. Die finnische Regie
rung hat großzügigerweise einen leitenden Medizinalbeamten freigestellt (Vollzeit), um dieses Programm zu unterstützen und um die Erfahrungen Finn
lands einzubringen, das als erstes europäisches Land das in dem Regionalziel angestrebte Niveau des Nichtraucheranteils fast erreicht hat.
4.2 Leitlinien für Maßnahmen
Wie vom Regionalkomitee gefordert, hat das Regionalbüro die Prinzipien und Ziele des fünfjährigen Aktionsplans in Europa gefördert. 1990 gab das Regionalbüro eine illustrierte Broschüre* mit Leitlinien als Orientie
rungshilfe für Maßnahmen zur Einschränkung des Tabakkonsums, unter Zugrunde
legung der Empfehlungen der Ersten Europäischen Tabakkonferenz, heraus.
Diese Leitlinien sowie die zuvor in der Serie "Europa nikotinfrei" erschie
nenen neun Broschüren werden nunmehr weitgehend in dieser Region und darüber hinaus benutzt. Die Broschüre "It can be done" enthält den von den Konfe
renzteilnehmern verabschiedeten Text der Europäischen Tabak-Charta und zehn Strategien zur Einschränkung des Tabakkonsums und nennt im einzelnen über 100 Punkte für Aktionen von staatlichen oder nichtstaatlichen Gremien auf nationaler und lokaler Ebene.
4.3 Schutz der Nichtraucher
Es ist offensichtlich, daß noch viel getan werden muß, um die Nichtrau
cher gegen Risiken des Passivrauchens zu schützen. Das Lungenkrebsrisiko infolge von Passivrauchen sowie die neuen Erkenntnisse über das höhere Risi
ko von Herz-Kreislaufkrankheiten hat die Notwendigkeit unterstrichen, hier Maßnahmen zu ergreifen. Aus der Sicht der öffentlichen Gesundheit könnte das Risiko einer höheren Mortalität aufgrund von Herz-Kreislaufkrankheiten weitaus bedeutungsvoller sein als die höhere Lungenkrebsmortalität. Wenn die kürzlich veröffentlichten Schätzwerte für die jährlichen Todesfälle in den USA auf Europa angewendet werden, könnte das heißen, daß sich die Zahl der auf das Passivrauchen zurückzuführenden Opfer auf jährlich 200 000 be
läuft.
In der Hälfte der Länder der Welt bestehen Rauchverbote in öffentlichen Einrichtungen und seit 1985 haben dahingehende gesetzliche Regelungen zuge
nommen. Bei Verabschiedung des Aktionsplans Tabak im Jahr 1987 forderte das Regionalkomitee die Mitgliedstaaten auf, Maßnahmen zum Schutz der Nichtrau
cher zu fördern (Resolution EUR/RC37/R9), und 1988 verlangte es Leitlinien zur Bekämpfung des Tabakkonsums in öffentlichen Einrichtungen und öffentli
chen Verkehrsmitteln, u.a. in Flugzeugen, zum Schutz der Nichtraucher (Reso
lution EUR/RC38/R5). 1989 beschloß der Ministerrat der Europäischen Gemein
schaft, alle Mitgliedsländer zu ersuchen, Gesetze oder anderweitige Maßnah
men hinsichtlich von1 Rauchverboten in öffentlichen Einrichtungen, einschließ
lich der öffentlichen Verkehrsmittel, vorzusehen (Entschließung 89/C189/01).
Zu solchen öffentlichen Einrichtungen gehören u.a. Gesundheitseinrichtungen, Schulen und sonstige Lehranstalten, Vergnügungseinrichtungen, Ausstellungen, geschlossene Sportstätten, Eisenbahnen, Häfen und Flughäfen.
a It can be don e . Kopenhagen, WHO-Regionalbüro für Europa, 1990 (WHO regional publications, European Series, Nr. 30).
In folgenden europäischen Ländern bestehen gegenwärtig Gesetze zum Schutz gegen das Passivrauchen in öffentlichen Einrichtungen: Belgien, Bulgarien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Island, Israel, Italien, Luxemburg, Malta, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Spanien und Ungarn.
In Bulgarien, Island, Norwegen und der Tschechoslowakei wurden Ein
richtungen des Gesundheitswesens per Gesetz zu Nichtraucherzonen erklärt.
In Malta, Schweden, Spanien und der Türkei wurden Schutzbestimmungen für Vergnügungsstätten wie beispielsweise Theater und Kinos eingeführt. Finn
land, Griechenland, Israel, die Niederlande, Rumänien und die UdSSR haben Gesetze zum Schutz gegen das Passivrauchen in Schulen, Fachausbildungsstät
ten und anderweitigen staatlichen Behörden erlassen.
In einer zunehmenden Zahl von Ländern bestehen für Inlandsflüge Rauch
verbote im Flugzeug (s. auch Abschnitt 4.7). Derartige Rauchverbote sind in Finnland, Polen, Portugal, der Tschechoslowakei und Ungarn gesetzlich ver
fügt. In anderen Ländern bestehen zeitlich begrenzte Rauchverbote auf Flü
gen (z.B. in der UdSSR bei Flügen bis zu 6 Stunden sowie in Bulgarien und Israel bei Flügen bis zu 2 Stunden). Einige Fluggesellschaften haben von sich aus für Inlandsflüge ein Rauchverbot eingeführt. In vielen europäi- ischen Ländern ist das Rauchen während Bahnfahrten verboten oder beträcht
lich eingeschränkt. In Island, Israel, Malta und Rumänien ist das Rauchen durch Gesetze oder Verordnungen untersagt. In Norwegen ist das Rauchen in Taxis gesetzlich verboten.
Der Welt-Nichtrauchertag 1991 (31. Mai) stand unter dem Motto "Rauch
verbot in öffentlichen Einrichtungen und Verkehrsmitteln". Das Regionalbüro erarbeitete in enger Zusammenarbeit mit dem WHO-Hauptbüro Leithilfen und
Initiativen zum Schutz der Nichtraucher.
4.4 Anti-Tabak-Programme und andere Gesundheitsprogramme
Das Referat "Tabak oder Gesundheit" hat gemeinsam mit anderen Referaten des Regionalbüros einschlägige Vorhaben entwickelt. Das Referat "Sozialar
beit, Pflege- und Hebammenwesen" hat damit begonnen, sich an Erhebungen, der Erarbeitung von Leitlinien für Aktionen sowie Kampagnen von nationalen Pfle
georganisationen zu beteiligen. Das Referat "Arzneimittel" befaßt sich ge
genwärtig mit der Rolle der Apotheken bei der Raucherentwöhnung. Die Pro
gramme Krebskrankheiten, CINDI (Landesweit Integrierte Interventionsprogram
me für Nichtübertragbare Krankheiten) und "Gesunde Städte" bieten eine gute Plattform für eine breite Palette von Tätigkeiten auf Länderebene. Eine Ko
operation mit dem Referat "Öffentlichkeitsarbeit" sowie mit den Ärzteverbän
den der Länder ist ein wesentlicher Teil des Programms "Tabak oder Gesund
heit".
4.5 Welt-Nichtrauchertage
Auf Veranlassung des WHO-Hauptbüros wurde im Regionalprogramm 1989 das Thema "Frauen und Rauchen", das in dem betreffenden Jahr als Motto für den Welt-Nichtrauchertag gewählt worden war, in den Vordergrund gestellt. Er
fahrungen in Ländern mit einem eigenen "nationalen Nichtrauchertag" haben gezeigt, daß solche Veranstaltungen ein kostenwirksames Mittel sein können, um die Aufmerksamkeit auf das Thema "Tabak oder Gesundheit" zu lenken und die öffentliche Meinung zugunsten des Nichtrauchens zu beeinflussen, und daß sie ein erfolgreiches Hilfsmittel für die Raucherentwöhnung sein können.
Für weitere Welt-Nichtrauchertage wurden mit dem WHO-Hauptbüro folgende Schwerpunktthemen abgestimmt: 1990 "Nikotinfreie Kindheit und Jugend", 1991
"Rauchverbot in öffentlichen Einrichtungen und Verkehrsmitteln", 1992 "Rauch verbot am Arbeitsplatz", 1993 "Nikotinfreie Gesundheitseinrichtungen", 1994
"Die Medien gegen den Tabak", 1995 "Wirtschaftliche Aspekte der Bekämpfung des Tabakkonsums", 1996 "Sport und Kunst ohne Tabak", 1997 "Die Vereinten Nationen für eine nikotinfreie Welt".
Alle Länder wurden ersucht, diese Themen für den jeweils am 31. Mai be
gangenen Welt-Nichtrauchertag besonders zu berücksichtigen und jedes Thema ganzjährig schwerpunktmäßig herauszustellen. Es wird darauf hingewiesen, daß der Generaldirektor der WHO 1990 auf der Siebten Weltkonferenz über Rauchen und Gesundheit (s. Abschn. 4.8) alle Länder aufgefordert hat, die Gesundheitseinrichtungen bis 1993 zu Nichtraucherzonen zu erklären.
4.6 Auszeichnungen für Maßnahmen zur Bekämpfung des Tabakkonsums
Jedes Jahr arbeitet das Regionalbüro mit einem bestimmten Mitglied
staat speziell zusammen, um den Welt-Nichtrauchertag zu begehen und um Län
der, die besondere Fortschritte bei der Bekämpfung des Tabakkonsums erzielt haben, besonders auszuzeichnen. Das verhilft dem Programm zu nationaler und internationaler Publicity und gibt der Botschaft, daß jeder einzelne Bürger durch die Bekämpfung des Rauchens zur Gesundheit der Gesamtbevölkerung bei
tragen kann, ein stärkeres Gewicht. Des weiteren erhielten Männer und Frauen, die sich in besonders verdienstvoller Weise um die Bekämpfung des Rauchens bemüht haben, Auszeichnungen; zu den derart ausgezeichneten Perso
nen gehören Ärzte, Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes, Journalisten, Re
staurant-Unternehmer, Geschäftsinhaber, Athleten, Politiker sowie Mitarbei
ter von nichtstaatlichen Gesundheitserziehungsgruppen und Mitglieder von Aktions- und Interessengruppen.
4.7 Erhebung über Rauchverbote im Flugverkehr
Das Referat "Tabak oder Gesundheit" beauftragte den britischen Ärzte
verband BMA (British Medical Association) mit einer Erhebung über Konzepte zur Einschränkung des Rauchens auf Flügen. Die Untersuchungen zeigen einen zunehmenden Trend von Rauchverboten auf europäischen Flügen, insbesondere auf Inlandsflügen. Die Ergebnisse der Erhebung haben weltweite Beachtung gefunden, und als Folgemaßnahme ist eine Tagung mit Fluggesellschaften vor
gesehen.
4.8 Weltkonferenz zum Thema "Rauchen und Gesundheit"
Mitarbeiter des Referats "Tabak oder Gesundheit" halfen bei der Planung der Siebten Weltkonferenz zum Thema "Rauchen und Gesundheit", die im
April 1990 in Perth (Australien) stattfand, und legten dafür Beiträge vor.
Diese Beiträge befaßten sich mit der Arbeit im Rahmen des Regionalprogramms
"Tabak oder Gesundheit", mit den in Finnland gemachten Erfahrungen sowie mit dem Problem des Sponsoring von Sportveranstaltungen durch die Tabakindustrie 4.9 Veröffentlichung "Clearing the air"
Als Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen dem Britischen Ärzteverband BMA, der WHO und der EG-Kommission wurde ein praktischer Leitfaden für
Aktionen zur Bekämpfung des Tabakverbrauchs herausgegeben“ . Gestützt auf die in früheren Publikationen erläuterten Prinzipien einer Anti-Tabak-Poli-
tik werden in diesem Buch Fallstudien sowie Aktionen, die zur Erreichung verschiedener strategischer Ziele in Europa und anderwärts herangezogen wur
den, beschrieben. Die Fallstudien betreffen bürgernahe Aktionen, gezielte Initiativen für einschlägige gesetzliche Bestimmungen, die Bildung von Inter
essenkoalitionen, die Anwendung von epidemiologischen Daten, Rauchverbote in Gesundheitseinrichtungen, direkte Maßnahmen bezüglich der Tabakwerbung sowie Aktivitäten mit Kindern.
4.10 Europäisches Seminar für politische Berater und Programmleiter der einzelnen Länder
1989 ersuchte das Regionalbüro alle Mitgliedstaaten, als Ansprechpart- ner für Fragen zum Thema "Tabak oder Gesundheit" in ihrem Land speziell Per
sonen zu benennen, die als politische Berater und Programmleiter tätig sind.
28 Mitgliedstaaten haben dies inzwischen getan, und im September 1990 fand das erste Seminar zur Erörterung von Fragen der Programmentwicklung sowie der Programmleitung statt. Der Bericht über dieses Seminar enthält Empfeh
lungen zur Weiterentwicklung von Programmen für alle Bevölkerungsgruppen in ganz Europa, und die derzeitigen Leitlinien (s. Abschn. 4.2) werden als Handlungsgrundlage bekräftigt.
5. Ratschläge von Sachverständigen bezüglich der Prioritäten in der