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Die Länder, die die in dem ersten fünfjährigen Aktionsplan Tabak sowie in der Veröffentlichung "It can be done" enthaltenen Leitlinien zu einem Konzept "Tabak oder Gesundheit" befolgt haben, verzeichnen bereits positive Ergebnisse wie einen Rückgang des Raucheranteils und der mit dem Rauchen in Zusammenhang stehenden Todesfälle. Es ist indessen offensichtlich, daß in den meisten Ländern fünf Jahre nicht genügen, um das Ziel eines Nichtrau­

cheranteils von 80% der Bevölkerung zu erreichen und auch nicht (das gilt speziell für die am meisten benachteiligten Länder), um wirksame "Tabak oder Gesundheit"-Programme vorzulegen. Deshalb besteht die Notwendigkeit, die konzertierte GFA-Kampagne zu stärken und fortzusetzen. Dies kann am besten durch Aufstellung eines zweiten Aktionsplans für ein "nikotinfreies Europa"

geschehen.

Darüber hinaus wird in jedem Land ein effizienter Managementprozeß für die Umsetzung der Konzepte benötigt. Die Schlüsselelemente, die die Länder für ein wirkungsvolles Programm-Management in Erwägung ziehen sollten, sind:

- ein umfassendes Konzept und Programm für die Bekämpfung des Tabakkon­

sums, mit klaren landesspezifischen Zielen und kräftiger Unterstützung durch die Regierung

- ein Budget in Höhe von 0,5-1% der staatlichen Einkünfte aus der Tabak­

steuer

- ein auf Vollzeitbasis arbeitendes Team, das speziell mit der Umsetzung des "Tabak oder Gesundheit"-Programms befaßt ist

- eine effiziente Verlaufskontrolle und Evaluierung der Auswirkungen des Programms

- sektorübergreifende Aktivitäten, in die z.B. die Bereiche Gesundheit und Erziehung, Industrie, ferner örtliche Selbstverwaltung und natio­

nale Regierungsstellen, der Sportsektor, die Medien, bestimmte Berufs­

kategorien sowie nichtstaatliche Organisationen einbezogen werden - internationale Aktivitäten und Netzwerke zur Förderung einer konzer­

tierten Aktion mit anderen Ländern.

Wenn sämtliche oder einige dieser Schlüsselelemente fehlen, verzögert sich die Erreichung der europäischen Ziele, und die Pandemie von Krankheit und Tod wird weiter anhalten und in Europa bis zum Jahr 2000 wahrscheinlich rund 10 Mio. Opfer, die eines vorzeitigen Todes sterben, fordern.

Anhang 1

FINNLAND - BALD EIN "NIKOTINFREIES LAND": ZUSAMMENFASSENDE ÜBERSICHT ÜBER UMFASSENDE GESETZGEBERISCHE MASSNAHMEN ZUR BEKÄMPFUNG DES

TABAKKONSUMS. ERFAHRUNGEN AUS 15 JAHREN

Dr. Tapani Piha

Wissenschaftler, "Tabak oder Gesundheit"

Das finnische Anti-Tabak-Gesetz von 1976 war die erste umfassende ge­

setzgeberische Maßnahme zur Regulierung des Tabakabsatzes und, was weit wichtiger ist, zur Regulierung des Tabakkonsums aus gesundheitlicher Sicht.

Das norwegische Tabakgesetz von 1973, das bestimmte Aspekte des Tabakabsat­

zes regelte, wurde als Modell für das finnische Gesetz benutzt. Ende der 80er Jahre wurden ähnliche oder sogar noch weitergehende Gesetze in Kanada, im Staat Victoria (Australien) sowie in Frankreich verabschiedet. In dem vorliegenden Beitrag werden die strategischen Implikationen der finnischen Gesetzgebung zur Bekämpfung des Tabakkonsums in den 80er Jahren analysiert.

Die finnischen Erfahrungen zeigen, daß solche umfassenden gesetzlichen Bestimmungen erfolgreich durchgeführt werden können. Die Probleme, die die Durchführung beeinträchtigen, sind überwiegend auf die Tätigkeiten der Ta­

bakindustrie sowie auf anderweitige wirtschaftliche und steuerliche Interes­

sen zurückzuführen. Das finnische Anti-Tabak-Gesetz hat eine wichtige Rolle bei der späteren Formulierung eines Konzepts zur Verringerung der auf Tabak­

konsum zurückzuführenden Gesundheitsschäden gespielt, doch hat es als Ein­

zelmaßnahme noch nicht ausgereicht, um weitere Fortschritte in Richtung auf eine Nichtrauchergesellschaft zu bewirken.

Eine Analyse der finnischen Gesetzgebung zur Bekämpfung des Tabakkon­

sums zeigt, daß sie sich permanent, aber nicht progressiv auf den Verbrauch ausgewirkt hat. Es scheint, daß der Effekt der Einführung des Gesetzes eine Verringerung des Verbrauchs um nahezu 7% war. Obwohl es nicht möglich ist, die Auswirkungen der einzelnen Elemente des Gesetzeswerks (Preiserhöhungen, Werbeverbot, Verbot des Verkaufs an Minderjährige, Nichtraucherzonen und ge­

sundheitliche Aufklärung) festzustellen, scheinen die Preiserhöhungen einen Rückgang des Verbrauchs um 3% bewirkt zu haben; der Gesamteffekt der Inter­

ventionen war eine anhaltende Verringerung des Tabakkonsums um 10%.

Ein erheblicher, offensichtlicher Mangel des finnischen Experiments war das Unvermögen, eine konsequente Preispolitik für Tabakprodukte beizubehal­

ten. Sofern die Steuern nicht mit der inflationären Entwicklung Schritt halten, mindert sich der reale Preis für Tabakerzeugnisse und der Verbrauch nimmt zu. Das Problem liegt darin, daß die Gesundheitsbehörden keine Kon­

trolle über die Preise haben und daß ihr Einfluß auf die Gremien, die die Preise kontrollieren, eingeschränkt worden ist.

Alle "technischen" Bestimmungen in bezug auf den Gehalt an toxischen Substanzen in Zigaretten konnten in Finnland ohne weiteres durchgeführt wer­

den. Schwieriger war es, Werbeverbote durchzusetzen, da die Tabakindustrie Taktiken anwendet, mit denen das Gesetz umgangen wird. Des weiteren wurde

klar, daß die ursprünglichen Bestimmungen des Gesetzes unzureichend waren, tun neue, besser ausgeklügelte indirekte Absatztechniken zu verhindern. Es muß jedoch betont werden, daß indirekte Werbung ihren vollen Zweck nicht er­

reicht, wenn es keine direkte Werbung gibt. Die Durchsetzung eines Verbots des Verkaufs an Minderjährige hat sich auch als problematisch erwiesen, und hier müssen noch wirksame Strategien entwickelt werden, um dieses Problem zu lösen.

Die finnische Bevölkerung begrüßt ein Rauchverbot in öffentlichen Ein­

richtungen, und die Nichtraucherzonen werden in Finnland gut respektiert.

Es ist klar, daß die Einführung von Nichtraucherzonen die Nachfrage danach erhöht, da die Bevölkerung sich dessen bewußt wird, daß sie reine Luft ohne Tabakrauch haben kann.

Die Abgabe aus der Tabaksteuer stellt eine gute Quelle zur Finanzierung der Gesundheitserziehung und -forschung dar. Anfangs wurden diese Mittel überwiegend zur Förderung des Nichtrauchens verwendet, doch dann wurde es für nötig gehalten, aus dieser Einnahmequelle die Gesundheitsförderung im allgemeinen zu finanzieren. Dieser Gesichtspunkt muß im Auge behalten wer­

den, wenn die Finanzierung von Vorhaben im Zusammenhang mit dem Tabakkonsum vorgesehen und die Höhe der benötigten Finanzmittel festgelegt wird.