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Noch einmal zum „Buch der Gesetze der Länder".
Von Friedrich Sohnlthefi.
Herr F. Nau beschäftigt sich in seinen .Notes d'astronomie
syrienne" Journ. asiat. 1910, S. 209flF. unter anderem mit meinem
Artikel S. 191 ff. dieses Bandes und gibt mir so eine erwünschte
Gelegenheit, die Frage noch einmal zu erörtern, wobei ich außer
seinen Einwendungen auch diejenigen des Herrn Nöldeke (oben s
S. 555 ff.) berücksichtigen kann.
Herr Nau veröffentlicht an der genannten Stelle einen in den
Werken des Severus Sebocht (cod. Par. 346) erhaltenen und bisher
nur mittelbar aus dem Araberbischof Georg bekannten Passus des
Bardesanes über die avvoSog der Planeten. Severus nennt den lo
Bardesanes den .syrischen Philosophen" und zählt ihn zu den
.Aramäern" d. h. Syrern, die zum Christentum übergetreten seien.
Hieran knüpft Herr Nau eine Kritik meiner These, daß der syrische
Dialog auf ein griechisches Original zurückgehe. Was er dagegen
vorbringt, zerlege ieh in folgende Punkte : a) Zur Zeit des Barde- is
sanes war in Edessa das Syrische bereits die Schriftsprache, b) Daß
Euseb mittelbar oder unmittelbar ein syrisches Dokument aus Edessa
kannte, ist nicht auffallend, denn der von ihm zitierte Briefwechsel
zwischen Jesus und Abgar stammt ebenfalls dorther, c) Die uns
erhaltenen Zeugen (Syrer , Euseb , Rekognitionen) zeigen , daß die 20
Rekognitionen von Euseb abhängen und daß Euseb's Text schlechter
ist als der Syrer, d) Solche Abhängigkeitsfragen sind immer heikel,
und in unserm Fall ist nicht zu leugnen, daß die Entdeckung eines
neuen Zwischengliedes, etwa des von Diodor benutzten Textes, die
Frage alterieren könnte; aber .für heute* hält man den Syrer im i.i
Ganzen und im Einzelnen .am Besten* für original, und folglich
ist der Dialog sehr wahrscheinlich auch in sj^rischer Sprache
redigiert worden, ja das Original selbst.
Was von Herrn Nau kommt, verdient, wie jedermann weiß,
gründlichste Beachtung. Trotzdem können diese seine Argumente se
m. E. nicht als beweiskräftig gelten. Daß er sich in dera sub d)
Angeführten selbst etwas hypothetisch ausdrückt, darauf will ich
kein Gewicht legen; dagegen zu a) versteht sich von selbst, daß
ich dem Bardesanes seine syrische Sprache lasse : mir kommt es
Zeitachrift der D. M. O. Bd. I,XIV. 48
daranf an, ob Philippus diesen Dialog syrisch reproduziert
habe oder griechisch. Darüber nachher.
Nachdem er meinem Aufsatz richtige Bemerkungen zuerkannt
hat (er meint damit wohl textkritische), will er meine These da¬
fi durch wiederlegen, daß er den syrischen Wortlaut der Gelen-Stelle,
von der ich S. 92,s£F. ausgegangen war, verteidigt, und zwar un¬
gefähr mit denselben Worten wie Herr Nöldeke olDen S. 556,17 ff.
und unabhängig von ihm.
Ich gebe nun unumwunden zu, daß der vom Syrer und von
10 Euseb übereinstimmend gegebene Wortlaut an sich einen unanfecht¬
baren und vielleicht den richtigen, Sinn gibt. Nur muß ich Herm
Nau widersprechen, wenn er meint, die Rekognitionen hätten mit
ihrem effeminatoa et diasolutos den zweiten Teil der Prämisse,
nämlich avSqnot, ausgelassen. Vielmehr liegt er eben unzweifelhaft
15 in dem et disaolutoa vor. Damit aber ist der Ausweg, den Herr
Nau S. 218, N. 2 zur Erklärung der inhaltlich übereinstimmenden
Lesart des Firm. Matem. wählen will, versperrt. Und weil die
Rekogn. (und Firm.) das gerade Gegenteil von Syrer und Euseb
sagen, dämm habe ich eine Lesart &vävSqovs rekonstniiert.
«0 Sei dem nun, wie es will: ich werde nachher zeigen, daß durch
die Preisgabe dieser Stelle die Streitfrage selbst durchaus nicht
ans der Welt geschafft würde, und zu diesem Zwecke die literatur¬
geschichtlichen Momente deutlicher hervorheben, die mir überhanpt
den Anstoß dazu gegeben haben, auf sprachliche Indizien zu fahnden.
SS Was Herr Nau in den von mir unter c) mitgeteilten Sätzen
äußert, führt tiefer in die Sache hinein. Daß die Rekogn. von
Euseb abhangen , hatte ich selber (S. 9, so-ss) hervorgehoben. Den
andern Satz: daß Euseb's Text schlechter sei als der
Syrer, unterschreibe ich ebenfalls ; aber er hat nach meinem Dafür-
so halten eine ganz andere Bedeutung und Tragweite, als für Herm Nau.
Der Euseb'sche Grieche zeigt offenkundige Lücken, und zwar nicht
bloß in rhetorischen Dingen — erinnert sei nur wieder einmal an
die unentbehrliche Stelle am Ende des Gesetzes der Inder, § 37 —; er
gibt bald einen weitläufigeren Text und eigene Zutaten (vgl. Nöldeke
35 S. 558 f.), bald kürzt er; bald stimmt er in Einzelheiten wieder
genau mit dem Syrer überein. Alles ganz unberechenbar. Wer ver¬
sucht, Syrer und Griechen in Parallelkolumnen zu bringen, merkt
bald, daß es einfach nicht geht, und daß eher diejenigen Stellen
hervorgehoben zu werden verdienen, die wirklich zusammenstimmen.
40 Das Resultat ist : der Grieche ist nicht das, wofür man ihn immer
wieder hält, nämlich nicht der Repräsentant unseres Syrers.
Ans diesem Tatbestande schließe ich, daß weder der Syrer
noch der Enseb'sche Grieche den echten Text darstellen , und
daß vielmehr beide mehr oder weniger degenerierte und über-
45 arbeitete Rezensionen der verlorenen ürfassnng sind*). Die
I) Von einer andern, Slteren Eezension des Baches spricht, wie ieh erst
Schultheß, Noch einmal zum „Buch der Gesetze der Länder". 747
griechischen Rezensionen hahen ihre Geschichte gehabt. Das ist
m. E. ein zwingender Grund, um die Frage nach der Ursprache
von den Resultaten einer Vergleichung nnserer Texte möglichst
unabhängig zu machen und auf eine breitere Basis zu stellen. Des¬
halb will mir die Beweiskraft der von Herm Nöldeke aufgeführten 5
Argumente, die sich mit der Superiorität des Syrers gegenüber dem
Griechen befassen, nicht einleuchten.
Es ist nicht wohl anzunehmen , daß eine einzige , mündlich
autorisierte oder schriftlich fixierte Urgestalt des Griechen in der
verhältnismäßig kurzen Zeit von Bardesanes' Tod (c. 222) bis zur 10
Abfassung von Euseb's Praep. ev. (zwischen 303 und 313 nach
Harnaek a. a. 0. II, 119f) so starke und scheinbar ganz beliebige,
zum Teil auch ganz harmlose Verändeningen erlitten hätte, — erst
recht nicht, wenn er selbst bloß eine Übersetzung aus dem Syrischen
gewesen wäre. Wäre es ein wichtiges kirchliches Literatur- 15
erzeugnis gewesen , so könnte es wohl anders sein. Euseb selbst
hat die Veränderungen schwerlich vorgenommen ; er zitiert quellen¬
mäßig. Wohl aber weiß er, daß die von ihm mitgeteilten Excerpte
nicht wörtlich, sondern nur ungefähr das wiedergeben, was
Bardesanes mündlich vorgetragen hatte : og iv xoig nqbg zovg so
eralqovg ätccloyoig rdös nrj (ivrjfiov sv er cci (pdvai (Praep. ev.
VI, 9). Aus diesen Worten zu schließen , kennt er seine Quelle
selbst noch als nicht die alleinige und offizielle, und hat Bardesanes
den Gegenstand mehr als einmal in seinem Unterricht dialogisch
behandelt. Man darf dämm annehmen, daß es verschiedene griechische S5
Eezensionen, Aufzeichnungen, gab; Euseb hat eine (ziemlich schlechte)
benutzt, Caesarius (f 368 oder 369) eine andere, — beide mittel¬
bare. Dann muß aber der Grieche die Hauptrolle gespielt haben,
der Syrer eine Nebenrolle , und das weist wiederum auf dessen
griechische Herkunft^). so
In diesem Sinne wollte ich meine These verstanden wissen
(S. 93), Philippus — der Name weist auf einen Griechen — habe
den Dialog, frei nach Bardesanes , griechisch niedergeschrieben , als
Hypomnema, nnd er — der Dialog, nicht Philippus' eigene Rezension
nach der erstmaligen privaten Formulierung meiner Ansicht fand, auch Harnaek, Chronologie I, 131. Nach ihm sind die Übereinstimmungen zwischen Euseb und den Rekogn. „entweder so zu versteben , daß die Rekogn. von Eusebius ab¬
hängig sind oder daß Eusebius und die Rekogn. eine andere, ältere Rezension des Bucbes benutzt haben'. Später, S. 535, entscheidet er sicb für die erste Annabme, weil sich die Fragmente der Rekogn. mit den Euseb'schen im Um¬
fange decken und die Rekogn. allerlei jüngere Amplifikationen aufweise. Letzteres ist wobl richtig, denn der Text der Rekogn. ist überarbeitet; icb begreife nur nicht, warum die Abhängigkeit der Rekogn. von Euseb der Annahme entgegen¬
stehen soll , daß dieser selbst eine ältere VorInge — oder eine andere — als der Syrer gehabt habe. — Harnaek nimmt bekanntlich griechischen Ursprung des Dialoges an.
1) Der syrische Text hat kanm eine Gescbichte durchgemacht. Nur dafi Haupttitel und Kapitelüberschriften von einem Kopisten hinzugefügt wurden.
Bardesanes selbst bat sie sicber nicht, Philippus schweilich gebraucht.
48«
— sei dann bald ins Syrische übertragen worden. Andere Schüler
werden ihn anders niedergeschrieben haben. Eine offizielle Form
hat es von Bardesanes' wegen nicht gegeben , weil er den Gegen¬
stand nur mündlich behandelt und nicht selbst niedergeschrieben
5 hati).
Der Syrer wiederspricht dieser Hypothese m. E. durchaus nicht.
Wenn der uns bekannte Grieche allerlei Orientalisches tilgt und
dafür zum Teil Griechisches setzt, so kann der Syrer ebenso gut,
als in Mesopotamien heimischer Gelehi-ter, die den Orient betreffenden
10 Dinge bevorzugt haben. Der Grieche macht ferner der griechischen
Rhetorik Zugeständnisse (so verstehe ich die von Herrn Nöldeke
angeführten Stellen), der Syrer schreibt gutes Syrisch -). Der Dialog
bot durch seine rhetorische Form Gelegenheit zur Ausschmückung.
Es sei mir aber doch auch die Frage gestattet, ob wir auf reinen
15 und fließenden Stil in dieser Hinsicht überhaupt entscheidendes
Gewicht legen dürfen? Die Dikussion über die Ursprache der
syrischen Thomas-Akten wäre gewiß zu Gunsten des Griechischen
entschieden worden, wenti nicht vereinzelte Wörter und Ausdrücke
(und dazu literarische Argumente) zufällig auf das Umgekehrte
20 gewiesen hätten, und doch ist das (wie es allerdings in der Natur
des Gegenstandes liegt) eine viel gewöhnlichere Prosa. Aber unser
Syrer stammt ja auch nicht aus einer Übersetzerschule, sondern aus
der Initiative eines Einzelnen.
Dieser Mann verleugnet nun übrigens sein griechisches Vorbild
Ü5 doch nicht ganz. Von dem S. 92 , 27 ff. monierten Ausdruck (vgl.
Nüldeke S. 556, aff.) will ich jetzt absehen, obgleich er mir für einen
logisch so wohlgeschulten Originalscbriftsteller nach wie vor auf¬
fallend unklar schiene: aber daß er 7, i3 neben |xO plötzlich ein¬
mal g.mz synonym ^p«CDttS braucht, sieht doch wie Anlehnung
30 an das Griechische aus , wo natürlich überall von (pvaig die Rede
war (wio auch bei Euseb). Ebenda Z. 9 kommt mir |aao]s )oaaJ
(Euseb cixfii^ci) verdächtig vor; jv>o / ist früh belegt, aber das
echte Äquivalent ist bekanntlich (das gemeinsemitische und darum
nicht etwa für Übersetzung von axfii] zu haltende) jl^JOCUO.
35 f>ewisse stilistische Berührungen unseres Syrers mit Ps.-Melito's
Apologie hatte Herr Nöldeke (S. 556, 17-21) selbst entdeckt; doch
scheinen sie ihm , sofern dieselbe zweifellos eine syrische Original¬
schrift sei , gerade für die Originalität des syrischen Dialogs zu
sprechen. Wenn sie es ist, so gehört aber der Verfasser doch zeit-
40 lich und örtlich sehr nahe zu dem Syrer, der den Dialog nach
1) Herr Nüldeke scheint geneigt, die Einkleidung des Traktates in die
|ilatonische Dialoglbrm dem Pliilippus zuzuschreiben. Aber spräche dies nicht nuch für griechischen Ursprung?
•J) Zuweileu sogar originelles. Einzelne syntaktische Erscheinungen sind bisher nur aus ihm belegt.
Schultheß, Noch einmal zum „Buch der Gesetze der Länder". 749
meiner These reproduziert bezw. redigiert und dabei, wie oben
hervorgehoben wurde, mit seiner Sprache frei geschaltet hat. Unter
jenen Berühmngen verstand ich, um das hier nachzutragen, vorab
erstens das überflüssige JI.Q3j in Ausdrücken wie JI.Q2>j ^ J?A
Dial. 1,1«, vgl. 3,0. 6,1.1. 7,6. 8,21. 9,m. 10, is — Melito 23,2. 5
29,7; dabei hatte ich leider Stellen wie Phil. 2,25, Ps.-Dionys, 67, m
und Nöldeke's Syr. Gramm. § 361 nicht präsent. Zweitens das
merkwürdige j ^ jiajj/ Dial. 2,5, vgl. Melito 23,21. Auf
meine Frage , ob hier etwa eine griechische Redeweise nachwirke,
hatte Herr Prof. Ed. Schwartz die Güte mir zu antworten, daß das 10
nicht stimmen könne, wozu er aber noch bemerkte, es sehe ihm so
aus, „als wenn die Syrer sich das Fremdwort durch das zi'^efügte
Partizip hätten mundgerecht machen wollen, falls nicht andere
semitische Wendungen direkt eingewirkt haben", "ja Ict'^teren:
wüßte ich nichts. \:.
Ich muß es nun dem kundigen Leser "iiei'assen, ob er das
Fragezeichen, das ich angesichts der Einwendungtu dor g^-iannten
Gelehrten noch unterstreichen zu müssen glaube, stehen lassen oder
wegräumen will.
Zum Schluß noch zwei Bemerkungen sprachlicher Natur , die 20
mit der Hauptfrage nicht direkt zusammenhängen.
JfOi\..v> 10, 2ij faßt Herr Nöldeke (S. 500,1:1) als nom. ag. im
Sinne von „Fatum". Er findet diese Auffassung durch 12, 2 f. be¬
stätigt. Mir scheint diese 2. Stelle umgekehrt ein Beweis für meine
Auffassung der ersten zu sein. Hier, 10, 20, geht voran C)).^0 25
*• . . . JjO) d. h. „durch diese . . . passieren", an der andern ganz entsprechend jlO>\-.v^ Joö) >^0)A^1 v^Ö), was ich deshalb
nicht mit „über die das Fatum kommt" oder allenfalls „über denen
das Fatum steht" übersetze, sondern mit „die, durch welche das
Passieren stattfindet". An beideu Stellen ist die Nativität als 30
„Durchgang" bezeichnet. Daß die zweite Stelle nicht anders ge¬
nommen werden darf, als die erste, dürl'te einleuchten ; an der ersten
aber kann .^o>\.. doch mit dem besten Willen nicht anders
übersetzt werden, als wie ich es getan habe.
Den Ausdruck jQsfckAaao «„^l^ 15, 25 finde ich nach wie 35
vor unpassend. Vorher heißt es, daß die Hairer und Qü^äer den
kleinsten Diebstahl mit Steinigung bezw. mit ins Gesicht Speien
bestrafen. Es wäre demnach nicht zu verwundern , wenn nun bei
den Römern gleichfalls eine sehr harte oder ehrenrührige Strafe
erwähnt würde, zumal weil hier wieder die Geringfügigkeit 40
der Diebstahlsobjekte hervorgehoben wird. Einen bündigen Schluß
zu ziehen , wäre indessen ungerechtfertigt. Wohl aber wird man
mir nicht bestreiten wollen, daß „und wird entlassen" ein ganz
müßiger Zusatz wäre und mit der streng sachlichen Aufzählung der Strafen bei den übrigen Völkern in Widerspruch steht. In . p>->K.»>rt
ist nach meiner Empfindung ein Element der Strafe ent¬
halten, während nach Herm Nöldeke's Auffassung „und dann", die
6 ich eben deshalb nicht teilen kann, ohne Zweifel ein ^v>0( oder
^«•> oder eine synonyme Partikel zu stehen hätte. Ich hatte das
von mir hergestellte jQjliiJüDO »^1^ (S. 94,25) als ev Sia Svotv
verstanden, wofür ich es jetzt noch halte. Es wäre also überflüssig,
etwa bei Mommsen nachzusehen, ob das damalige römische Strafrecht
10 leichten Diebstahl mit Geißelung und andern Foltern geahndet hat.
Der syrische Ausdrack besagt „er wird mit Geißelung gepeinigt" oder
„wird qualvoll gegeißelt" ; vgl. ^jQjNjüO [1. )SqOJ] jscL-J
PSm. 4245, oder Verbindungen von mit «jfc»jt/ (synonym mit
JUN*./), wie ^»^fcjDO ^*J&jt:o PSm. 4242, J«jjtO j»,^ Euseb's
15 Theoph. 191, s, und ähnliches oft. Das nXriyaig atxC^exai würde
nach Herrn Nöldeke's Beurteilung der Sprachenfrage beweisen, daß
der Grieche in seiner syrischen Vorlage das von mir geforderte
jQj)^.jüO gelesen hat, aber als einen Schreibfehler; mir scheint der
gut syrische Ausdruck (Nöldeke § 335) zum Syrer zu passen,
20 da er ja wie gesagt den Dialog sprachlich sehr hübsch wieder¬
gegeben hat.
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Ein zweites Wort
über die vakrokti und das Alter Dandin's.
Von Hermann Jacobi.
Herr Dr. Bernheimer richtet sich in seinem Aufsatz^): „Noch¬
mals über die Vakrokti und über das Alter Dandin's' gegen die
Ausführungen in meinem Artikel^): „Über die Vakrokti und über
das Alter Dandin's'. Er schließt mit einer Erklärung, daß er an
seiner Ableitung der dritten Vakrokti zwar festhalte, aber kein zu 5
großes Gewicht darauf lege. „In Bezug auf die übrigen Fragen
jedoch, nämlich den BegrifF von vakrokti beim vakroktijivitakära
und bei Dandin, die Auffassung von des letzteren Bemerkung
Kävyädaräa II, 363, sowie seine Stellung zu Vämana muß ich auf¬
richtig gestehen, daß die Ausführungen Prof Jacobi's mich bis jetzt lo
nicht überzeugt haben'. Hiermit sind die Punkte genannt, die im
Folgenden besprochen werden sollen.
1. In meinem letzten Aufsatz habe ich gezeigt, daß jene
Hypothese Bernheimer's unbegründet ist, weil nämlich die vakrokti
Dandin's als Sammelname für poetische Figuren überhaupt, viel- i5
leicht mit Ausnahme der svabhävokti, nicht das Mittelglied bilde
zwischen Vämana's vakrokti (= übertragener Ausdruck) und Rudrata's
vakrokti (ein auf Wortspiel oder Betonung beruhendes absichtliches
Mißverstehen der Worte eines Andern). Letztere „ist wohl die
poetische Verwendung einer galanten Neckerei, die unter diesem 20
Namen als die 47 ste der 64 mahiläguna's bei den Jainas vorkommt,
siehe Weber, Katalog II, p. 664.' Diese in Anm. 3 S. 130 ge¬
machte Bemerkung bedarf zur richtigen Würdigung einer Erläute¬
rung. Die Poetiker haben in ihrem Bestreben, neue und immer
neue Figuren aufzustellen, alle Gebiete des Lebens und der Wissen- 25
Schaft durchsucht, ob sich vielleicht dort übliche Formen oder
Schemata fänden , die sich poetisch verwenden ließen. So stammt
yathäsamkhya aus der Grammatik , anumäna und arthäpatti aus
der Logik, parisamkhyä, samuccaya und vikalpa aus exegetischen
1) Diese Zeitschrift Bd. 64, S. 586 ff.
2) ib. 130fr.
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