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Der Status constructus im Himjariscnen.
Von
DsTld Heinrich MtlUer.
Ber Statns constrnctas im ^in)jari8cheD folgt im Allgemeinen
denselben Gesetzen, wie in den andern semitischen Sprachen. In¬
dess bringt er einzelne in jenen nur selten vorkommende Er¬
scheinungen zur freieren Entfaltung und consequenteren Durch¬
führung, als der Status constructus im Arabischen und selbst im
Hebräischen. Diese Pnnkte zu beleuchten ist die Aufgabe der
folgenden Blätter. Mit der richtigen grammatischen Erkenntniss
wird auch manches sachlich Dunkle erhellt, manches Zweifelhafte
klar werden und die soheinbar regellose Anwendung der Mimation
als von bestimmten Gesetzen beherrscht erscheinen.
I.
Wenn zwei oder «jehrere Begriffe von einem andem im Status-
constmctns-Verhältniss bestimmt werden sollen, stellen die Semiten
in der Regel nur einen der zu bestimmenden Begriffe voran und
lassen die übrigen nach dem bestimmenden Begriff folgen. So
drückt der Semite: „Das Hans und der Garten des königs" nicht
durch: "^bnii )i^ diz aus, sondern durch: issi "^bnn ma und ebenso
3 3m ^ JO,
arabisch: tXis»-^ tsSUUJt o-u. Nur ganz vereinzelte Ausnahmen
kommen im Arabischen und spätern Hebräischen vor (vgl. Philippi,
Wesen des Status constractus S. 15). Dass diese ausnahmsweise
Construetion sich anch im Himjarischen finde , baben Osiander
(Z. D. M. G. XX S. 251) und Philippi (a. a. 0. S. 16) bemerkt.
Bei einer genauen Prüfung des Qimjarischen muss man aber er¬
kennen, dass diese Constrnction hier nicht etwa ausnahmsweise
nnd nur bei „eng zusammengehörigen Begriffen" vorkommt, sondem
geradezu Regel ist, und dass das in den andern semitischen
Sprachen znr Vermeidung dieser Constraction angewandte Mittel
— die Nachsetzting der bestimmten Begriffe mit rückbezüglichem
Pronomen (j^lj) — meines Wissens in den luschriften nie znr
AnweaduBg kommt.
1 2
118 MiiUer, der Status constructus im Himjarischen.
Dies mögen folgende Fälle beweisen.
-lOnsn I 'napi | dbs (Inschrift von Warka Z. D. M. G. XIX, 291)
„Denkmal nnd Grab des Hanatsar".
n]pnbN I Dpni | bin | nam (Os. 26, 7—8) „nnd er pries die
Macht nnd das Ansehen des Almakah". Vgl. auch Os. 20, 9 und
Reh. VI, 13—14 (Jonmal of the Bombay Branch of the Royal
Asiatic Society 1874): iMrtNiM | D[p]ai ! b"")! | di[j]n | ^mm
ma» I "irTisn i Tinbsi | mbsi (Os. 29, 6) „nnd die Götter
nnd die Göttinnen dieser Stadt ^abwat."
mnliN I IKU I ■'in (Os. 20, 5.) „Die Gunst (arab. Jt;.^
Hal.) nnd das Wohlwollen seiner Nachfolger."
iTanria I -I3C I 05« I I3»cia (Os. 16, 5—6). „Weil er be-
0 ,
glückte die Angehörigen nnd auch die Schützlinge {J^ Hal.) ihres
Hauses."
onin I pan | ibmi | -iid (Hal. 147, 2.) „Die Umgebung und
die Aecker (Ö^^-C") der Stadt Haramm« (Praet).
ly-rra | p | nonni | aa?» | bai (Fr. 56, 4) „Und alle Wöl¬
bungen (?) und Schlösser dieses Wasserbehälters."
incnat | lixm | isan | ba (Hal. 504, 6). „Der ganze Bau
und die Befestigung der Warte" (Praet). Vgl. auch Hal. 192, 4—5.
203, 2. 466, 3. 520, 8. 529, 23. 634, 7.
Os. 8, 5—8:
pab« I im»DT I bapbi
put ; -aoNi I bbriNi | rairtn | 'n
imnin I yiuj | fiiat» | baa | D
„Und weil ihn beglückt hat Almakah mit reicher Beute, vielen
Gewändern und Gefangenen bei jedem Auszüge der Partei ihres
Fürsten."
Diese Uebersetzung ist neu und bedarf einer Begründung.
nairra habe ich selbst (in dieser Zeitschrift Band XXIX
S. 599 m.) nach dem Vorgange Osiander's und Haldvy's mit „Kampf"
übersetzt. Das ist nnrichtig. Ich erkenne jetzt hierin mit zweifel¬
loser Sicherheit das äthiopische /.fl '. „Beute". Am meisten
bestärkt mich in dieser Anschauung der Umstand, dass auch in
den Rüppell'schen Inschriften dieselbe Wurzel in einem ähnlichen
Zusammenhange in der Bedeutung „Beute" und „erbeuten" vorkommt.
(Vgl. i, 13. II, 17. 18. 38).
bbn« ist auch nicht mit hebr. bbn „Erschlagener" zu ver¬
gleichen, wie Hal6vy thnt (weil man dann bbn arab. JJij» erwarten
Os , müsste), sondern bedentet: „Kleider, Gewänder" (vgl. arab. iJü»-).
Wir haben also hier ein interessantes Beispiel, dass drei Be¬
griffe: Beute, Gewänder und Gefangene durch das Substantivum
1 2
Müller, der Status constructus im Himjarisehen. 119 O c
tspia = öOu^ näher hestimmt werden. (Ueber die Constrnction
und Bedentung von pilt vgl. diese Zeitschr. XXIX S. 599.)
-ü
rias halte ich gleich (jI und zwar in der Bedeutung „aus-
^'^t.
ziehen zum Kampfe". Ueber den Wechsel von cj und j im Qimj.
vgl. diese Zeitschr. a. a. 0. S. 618.
Zu yw vergleiche ich mit Osiander arab. nnd übersetze:
„Helfer, Genossen, Partei".
Ebenso muss man Os. 6, 4—6:
n I i!Ti»ö I nia
3 I DpiÄ I ainn |
Doas I pyi25 1 1
übersetzen: „Weil er ihm das Glück gewährt hat, reiche Beute
davon zu tragen von dem Stamme Nabaä™". Vgl. auch Os. 12, 6—8. <■■
Wir kehren zn unserer Aufgabe znrück.
irsaa | Titiaisi | ■'Daai | inim | «bt | iiai (Hal. 485, 7—8).
„Und es war die Weihnng, Erneuerung, der Bau und die Wieder¬
herstellung (?) von Makanatän".
Hal. 485, 13—14:
ISI I «ao I ayiDNi | 'jbasi | inaiiai | rbsb« | bai
„Und alle Götter, Patrone, Könige nnd Stämme vou Saba und
Jemäma."
Ich übersetze is dnrch Jemama, weil der alte Name von
Jemäma nach der arabischen Ueberlieferung y>. war. Vgl. Ibn
^ 3 0- 1- "
Kuteiba Kitab el-Maarif S. 308, u.: J| ^yL**J>• ssa-yi
f s *.
*iJi4-iM ^Läj öt^t Lfj^ jZ>- ö^yj KxUjJt iüeUjJt
^ , w *»
'^xUJI y>- v:i<..»,«.>M L^^mÜ; |.Ljt 'i^^^ ''/iv^ '^'"^ daselbst
309, Z. 3 ein Vers des Ala'sa:
^^w^ , oy ^ y Sl ^ ^ o w.r «■CS y^o^^tt^^
\ ii*a'ili qW-lJ! jsÜ !y0^j ^tofii'L«^ |JJ>t \yijiXM,[»
„Und sie (die Himjaren, die mit Hassän Tobba' kamen) vertrieben
das Volk von daww aus ihren Wohnungen und zerstörten den
nützlichen Bau , so dass er feil wurde" *).
Os. 17, 8—10:
tJini I irrni | pbi | -"in | p | iBMai[y] | bi D03N I ba I lioi
1) Die drei Verse des Ala'sa, die diesem Verse vorangelien, kommen K&mil S. 442 und Neswän ^imj. s. v. ^jm_k\^ vor; dagegen fehlt dieser Vers an beiden Stellen.
iao MiiUer, der SteOut constrtictiu im Hin^aritchen.
„0 halte sie fern von Verkleinerung, Verleumdung, Zauberei
(äth. 't'OöQ) ." Hal ), Schwächung und Beschädigung (äth. Ujl^^ ;
Hal.) aller Menschen . . ."
II.
Ein Wort im Status constructus kann in den semitischen
Sprachen durch einen Satz determinirt werden *). Das Arabische
macht von dieser Construetion einen sehr beschränkten Gebrauch.
(I s
Es muss den Satz erst durch Vorsetzung von ^( oder U, den so¬
genannten ^CjOuaJ! ^•,ijJ;^t Substantiviren z. B. JoiL ^Jyi.
«5
\ÖS oder ^üi U jLs- ^j. Nur bei den Wörtern der Zeit, die
fast partikelartig geworden sind, ist diese Construetion auch im
Orj«.--- 3
Arabischen ganz gewöhnlich z. B. ^\ ^Lp^l ii5^JLö!. Das
Hebräische ist in der Verwendung dieser Construetion viel freier z. B.
Jes. 29, 1: nah npp, Ps. 16, 3: öa "Xon ba •"r^n«. Das
Aethiopische kennt sie ebenfalls, am gewöhnlichsten allerdings
auch bei Zeitbegriffen.
1) Philippi (a. a. 0. S. 71-82) nnterscheidet hier zwei PtUle: 1. der Satz ist ein Relativsatz. 2. er ist die Auflösung eines substantivischen, infinitivischen Nomens. Ph. nimmt an , daes auch in den andern semitischen Sprachen ein Relativsatz ein Komen im Stat. const. determiniren könne, aber fast alle hierfür snb 1 beigebrachten Beispiele (S. 71—77) beweisen nicht, was sie
JO, , > O, tß , if t
sollen. Uass iu einem Satze wie ^^y*,i "^'^ u*-^^ y >->^t das
" ' " • t
Pronomen yt in einem Idäfe-Verhältniss zu ^ oder JiAju stehe, will mir nicht einleuchten; denn selbst zugegeben, dass die gewöhnliche Annahme, das
o -
Relativum yfi schliesse in sich das Demonstrativum, falsch sei , so kann man höchstens ^ oder i3i^^ als Apposition zu nicht aber als zweites Glied
O ' der Idäfe ansehen. Der Beweis ist sehr einfach. Setzt man statt yt ein Sub-
o , , stantivum, z. B. J»2>-^^ so werden diese beiden SStze lauten: ^»ji ^}j>-ji
= i*s«J,
und 0*.^Jm V— = ^tiLc ^'"^^ » Vorhandensein der Nunation
die Annahme einer Id&fe vollständig ausschliesst. Ebensowenig können Sätze wie Gen. 7,22: T«Na Oi-in n"l1-nn«5 1«N bb oder Prov. 16, 4: b2>B bb flirr' als Status-constructus-Verbiudungen angesehen werden, weil man ja dann
"ba statt bb erwarten müsste, während das Fehleu des bestimmten Artikels T nicht auffallen darf, weil bs das All bezeichnend, an und für sich determinirt ist und uicht nothwendig den Artikel haben muss.
Müller, der Status constructus im Himjarischen. 121
In keiner der semitischen Sprachen ist sie aher so häufig und
consequent durchgeführt, als im Himjarischen. Ein verbaler Relativ¬
satz ohne jede Vermittlung von substantivirenden Partikeln bestimmt
hier gewöhnlich ein im Status constructus stehendes Nomen. Nur
in sehr seltenen Fällen — mir sind nur zwei bekannt — tritt
das pronominale n vor Relativsätze, die mit einer Praeposition
beginnen, kommen auch vor; nur sind sie vom Standpunkte des Him¬
jarischen sicherlich nicht als solche, sondern vielmehr als einfache,
wenn auch complicirt ausgedrückte, Begriffe zu betrachten, wie wir
weiter sehen werden.
Die determinirende Kraft des Relativsatzes ist aber so stark, dass eine ganze Reihe von Begriffen, wie wir oben bei der Determination
durch ein Nomen gesehen, durch ein Verbum bestimmt werden kann.
Die hier folgenden Beispiele mögen diese Behauptungen be¬
weisen:
Os. 12, 5: inasa I ibttnO"! | bsDMa „nach der Bitte, die er
von ihm erbeten."
Os. 16, 7-8: iNbnno | nbm | baa „Durch jede Erfüllung
dessen, was sie gebeten" (vgl. auch Os. 23, 1. 427, 10. 36, 7).
Os. 7, 7: infi I nann | p „von der Glut, die glühte."
Os. 4, 17: Nil ob» „das Wahrzeichen, das er gesehen."
Reh. VII, 8: nny[a]iD | irnn-' | ■'n3["'a pa I y-iM I p I nitn | 'i[a
„Dass er fortfahre wieder herzustellen den Karab'att, Sohn des
Tasih, von der Krankheit, die er überstanden hat."
Os. 13, 4: nmn | nmn | nsa „nach (oder: die Entfernung
von) Ereignissen, die sich ereignet haben."
Hal. 535,6—8: iiao 1 bfiN | üiapT Inn» | aina | aiSNi | miaaa
„zur Ehre und Verehrung, mit der verehrt hat das Volk von Sabrar
den 'Attar von Kabad"»" (Praet.), vgl. Hal. 187, 7 und 353, 13.
Hal. 535, 10—16:
1 1 tiniiasT I Bin I öiapi inns» ] dcspLNji | dD5>n[a] | dv 0 I Doi5»ai I Dö'iipN'i I DD[i<]ai I NaiN | p | ddibn
i I pl I Dnasn | oaya | 1 «^oaa | ibifn | «a
:pNi I DD5>nn | dt^i | nnN«ii | nia^i | 'j^a | | i
a I iita I 1301 I p I DniDii | om | oSapi | innsc | do"
. . . I V'=>
„An dem Tage da 'Attar von Kabad" und Wadd und Nikrah m
und ihr Fürst sie und ihre Besitzthümer und ihr Vieh bewahrten
von den Angriffen, die Saba und Hauiän auf sie gerichtet haben,
1) pai I Ol» Ip (Os. 10, 3—4); VnNil I Nni (Inscli. von Raida Z. 6
Z. D. M. G. XXIX, 591). Aehnliclics im Aethiopisehen ^tJO ; H*l*+A I
(üillmann Gr. d. äth. Spr. S. 413).
1 2 *
122 Müller, der Statue con*trv/:tu» im Himjarischen.
an der Tränke zwischen Mein und Ragma und von den Feind¬
seligkeiten, die stattgefunden haben zwischen den Stld- nnd Nord¬
arabern nnd an dem Tage, da 'Attar von K. . . . sie nnd ihre Besitz¬
thümer rettete aus der Mitte von Masr (?) im Kriege, der stattfand. ."
Abweichend construirt nnd übersetzt diese Stelle Praetorius
(Beitr. III, 37—47). Es ist daher nothwendig, dass ich hier einige
Worte der Begründung beifüge.
Dass DDlttNi Subject und nicht Object ist, wird aus der
Stellung ersehen. Die Anfzählnng des Fürsten neben den Göttern
ist in den Inschriften nicht selten.
Dass wir aber dDNai | NDÜN | p richtig aufgefasst haben,
beweisen am besten die parallelen Stellen:
I li I pT und )t'D I 11725. Wir haben also hier 3 Bei¬
spiele für die beobachtete Erscheinung, dass ein Nomen im Statns
constructus durch einen Relativsatz bestimmt werden kann.
saöwa übersetzt Praet. „auf dem Bergwege" und vergleicht arab.
o ,
Ixjwjo „via in regione montana." Das ist sehr naheliegend. Indess will es mir scheinen, dass «aDö im Himjarischen „Tränke" bedente, wie Prideaux ganz richtig vermuthet. Die Stelle d13>a"i | dOJN | iNaott
(Prid, 18) lässt keine andere Uebersetzung zu, als „eine Tränk¬
stätte für Menschen und Thiere". Was die Etymologie betrifft,
j;
so wird man entweder mit Prideaux arab. I ■ ■■■ hebr. Niao
„saufen" vergleichen, oder es, was mir wahrscheinlicher ist, als
p
Transposition von hebr. Arab. vjL« ansehen.
drrayn ] d53>M | I NiOna „im Kampfe zwischen Mein und
Ragma". Mein kennen wir. Ragma verdient alle Beachtung. Man
mnss sich sofort der Völkertafel Gen. X, 7 erinnern, wo es heisst:
Till Na'ö nn»i laai NsnaoT 'rmy^n nnaoi nbiim N3D tbid •'3:n.
Ra'ma, das von den Alexandrinern Psy fia übersetzt wird (vgl.
auch 'Piyafia nolig Ptol. VI, 7), also genau entsprechend nnserm
dn»?"!, wird hier als der Vater von Saba nnd Dedan angeführt.
Auch Ez. 27, 22 finden wir die nM5>n NDiü "«bsi „die Kaufleute von Saba und Ragma" und daneben öfters wieder "jni.
Bedenkt man femer, dass in einer andern Inschrift von Bera-
kisch (Hal. 577, 6) von einer „Warte Dedan" pn | 'jneniS die
Rede ist, so wird man nicht umhin können, diese beiden Namen
mit denen der Völkertafel zu identificiren, ein Umstand der wieder
ein ganz merkwürdiges Licht auf die alte Völkertafel wirft.:'
naNi23"in | niM^l möchte ich auch nicht mit Praet. für Ort¬
schaften, sondern als Bezeichnung für „Nordaraber" und „Südaraber"
ansehen.
Auch grammatisch ist die Stelle dnusn | d53>n | •jia | Naoaa
interessant. Wir haben hier einen Fall, wo ein Nomen im St. const.
durch einen Relativsatz bestimmt wird. So müssten wir freilich
1 2 *
Müller, der Status constructus im Himjarischen. 123
diese Verbindang vom arabisch-grammatischen Standpnnkte anffassen.
^ , O- ~- - «>b^ ^o^
'fUiji W-«*^ Stellt im Arabischen grammatisch einen
indeterminirten Relativsatz vor (ääo). Ist es aber anch im Him¬
jarischen der Fall ? Nein. Hier ist Dna»n | t353>tt | pa kein Satz, sondern ein Begriflf, der durch Praeposition nnd Nomen (^^^-s^^ ^Ls»)
dargestellt wird und folgenden Ausdrücken analog ist: Jes. 9j 2:
i-ijipa nnaia, Ez. 13, 2: naba it^as u. s. w.; syr. 2. Tim. 3,2:
Jl rt-N.^-s ^'^oio (Philippi a. a. 0. S. 57), v?o es doch niemand ein¬
fallen wird, sie als Relativsätze zu betrachten. In ganz ähnlicher
Weise müssen im Himj. auch folgende zwei Stellen beurtheilt
werden :
Fr. 65, 3: piflM | p | ■'bsa | menm | aayn | ba „Alle Wöl¬
bungen (?) und Schlösser an diesem Wasserbehälter", wofür wir
in einer andern Inschrift Fr. 56, einfachen Status const. ohne
ib»a finden (s. o., S. 118).
Hal. 192, 14: otnbNa | niN | nna | »itöot | inNn^Der Glaube
und der Wandel nach dem, was er seinem Gotte bestimmt hatte."
Wir kehren nunmehr zur Aufgabe zurück.
Hal. 466, 1:
NbTDI I '33 I NbTOI | ''iZTi
„Den Bau nnd die Weihung, den er erbaut nnd die er geweiht hat"
(r^i vjj).
Hal. 49, 7—8:
npabN I am | nnti | ria^i | y"iNa
„Mit Land, (freiem) Durchzug nnd Proviant, das gegeben hatte
Almakah."
Die stattlichsten Reihen kommen zum Schluss.
Hal. 362, 2:
r3p I nbapai | ^nüiai | Ninai | a35>Ni | bn3[N
„Die Palmenpflanzungen, Weingärten, Saatplätze, wasserreichen
Brunnen und Behälter, die känflich erworben haben "
Hal. 51, 8—9:
DniNi I i"inNi I nnriNi | yami | nbiNö | bs I innasfflNi | n3d | lanbNO
„Alles Bitten und Erhören und alle Frömmigkeit {,^J>■^ ?) und Frei¬
gebigkeit und. ..., nm die sie Saba und ihre Stämme gebeten haben."
Die Bestimmung der einzelnen Worte ist noch nicht ganz
sicher, an"'"der Richtigkeit der Constrnction ist nicht zu zweifeln.
Die Verba i^sp und latnbNO determiniren also je fünf Begriffe im
Stat. const.
Der tiefere Grund dieser Erscheinung liegt nach unserm Dafür¬
halten darin, dass das liimjarische noch nicht die scharfe Grenz¬
scheide zwischen nominalen und verbalen Begriffen gezogen hatte,
124 Müller, der Status constructus im Himjarischen.
wie die übrigen Bcmitischen Sprachen-, daher konnte es durch ein
Verbum ein Wort im Stat. const. eben so gut determiniren als dnrch
ein Nomen. Das Hebräische steht dem Himjarischen hierin noch
am nächsten, dagegen scheidet das Arabische sehr streng zwischen
nominalen und verbalen Begriffen und muss daher dort, wo das
Himjarische einen Status constructus zwischen Nomen und Verbum
bildet, eine sJm> d. h. einen indeterminirten Relativsatz eintreten lassen.
125
Bericht an S. Exc, den Minister der geistlichen,
Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten
Herrn Dr. Falk,
über
dte Resultate einer mit MinlsterlalnnterBttttzung zu
wlBsenächaftlicIien Zwecken unternommenen ReiHe
nach Konstantinopel.
Von Dr. G. Jahn.
Ew. Excellenz erlaube ich mir ehrerbietigst nach Beerdigung
meiner zu wissenschaftlichen Zwecken in den Monaten Juli, August
und September 1875 unternommenen Reise nach Konstantinopel
einen Bericht über die Resultate derselbeu einzusenden.
Ich schicke voraus, dass ich meinen Zweck, die Collation
eines arabischen Werkes ttber arabische Grammatik (Ibn Jalä's
Commentar zu Zamachsari's Mufassal), dessen Druck von der
Deutschen Morgenländischen Gesellschaft übernommen worden ist,
erreicht habe, und will im Nachstehenden versuchen, zuerst die Zu¬
stände der Konstantinopolitaner Bibliotheken im Allgemeinen, dann
meine persönlichen Erlebnisse zu beschreiben, soweit dieselben für
die Bibliotheken characteristisch sind.
Die im türkischen Kalender aufgezählten 40 muslimischen
Bibliotheken in Konstantinopel sind, so viel ich gesehen und ge¬
hört habe, alle Wakf, d. i. beruhen auf frommen Stiftungen, wodurch
nach muhammedanischen Begriffen eine Verleihung, insbeEondere
eine Versendung gesetzlich ausgeschlossen wird. Sie zerfallen nach
dem Grade der Zugänglichkeit in mehrere Gruppen: in solche, violche
nicht mit Moscheen verbnndcn uud darnm am leichtesten zugänglich
sind, aber auch an Werth binter den anderen, sogleich zu be¬
schreibenden zurückstehen (wie unter den von mir bcsncliten
die von Rägib-Pascha gegründete); ferner solche, welche mit
Moscheen verbunden sind, aber ausserhalb derselben, gewöhnlich in
ihrer Nähe sich befinden (so die Bibliotheken der MoFo.hacn
Wälide, La'leli, Nüri-Osnmnije) und solohe, welche innorhidb de-
Moscheen selbst aufgosiellt sind, entweder in einem AuLau mit