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(1)521 Die Überwucherung des Status constructus-Gebrauchs im Semitischen

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521

Die Überwucherung des Status constructus-Gebrauchs

im Semitischen.

Von Ednard König:.

Die Macht der Analogie, die sich im Gebrauche des Genetivs

entfaltet, zu beobachten, gewährt namentlich in den semitischen

Sprachen ein höchst anziehendes Schauspiel. Oder sollte es nicht

unsere Aufmerksamkeit im vollsten Maasse fesseln, wenn wir sehen,

wie der Genetiv, der nach seiner semitischen Endungi) ursprüng¬

lich Ausdruck der Zugehörigkeit war, von dieser Funktion dazu

fortschritt, ein Exponent für sehr viele Erscheinungen der Sub¬

ordination und Koordination von Satzteilen zu werden? Wie nun

der Genetivgebrauch sich bei der Darstellung des Objektes geltend

machte , wie er weiter viele Fälle des Temjiz-Accusativ ersetzte,

wie er anstatt des absoluten Objekts auftrat und in das Terrain

vieler Arten adverbialischer Satzteile erobernd eindrang, — in wie

weit er ferner neben der Koordination bei Bezeichnungen von

Maass, Gewicht, Material etc., oder bei sonstigen Appositionen, ja,

bei den adjektivischen Attributen sowie bei kopulativen Wortver¬

bindungen beliebt wurde, und wie er endlich sogar die festere An¬

knüpfung von Attributivsätzen untemahm, — dies alles ist in

genetischem Aufbau in meiner Syntax, S. 409—423 dargestellt

worden. Aber mit dieser Überwucherung des Genetiv¬

gebrauchs ist die Überwucherung des Status con¬

structus-Gebrauchs nicht identisch, und nur betreffs des

letzteren Vorgangs will ich jetzt einige Bemerkungen machen.

Angeregt wurde ich dazu durch die Ausführungen, die in den

letzten beiden Jahrgängen dieser Zeitschrift über die spezielle Frage

gegeben worden sind, ob im Syrischen der Status constructus auch

sogar vor dem andern Genetivexponenten, dem ursprüng¬

lich demonstrativischen j, verwendet worden sei. Duval hat ja in

1) Über die semitische Genetivendung i siehe meine Syntax § 272 a, vgl.

Brugmann, Orundriss der vergleichenden Grammatilc der indogermanischen Sprachen II, 2 (1892), 528: „Das Genetiv-Suffix -sio (an den O-Stämmen) ge¬

hörte ursprUnglich der Pronominaldelilination an".

(2)

522 König, Die Überumcherung des Stat. constr.-Gebrauchs eto.

seiner Grammaire syriaque , p. 339 diese Frage bejaht , indem er

zwei Belege gab, und J. K. Zenner hat damach in ZDMG. 1897,

S. 679 den Ausdrack ijyo*— , Ohrenvogel" gedeutet. Aber

Nöldeke hat in ZDMG. 1898, S. 91 die Thatsächlichkeit des er¬

wähnten Status constmctus-Gebrauchs für das Syrische in Abrede

gestellt. Er war nämlich in der Lage, den einen Beleg Duvals als

durch eine bessere Ausgabe des betreffenden syrischen Werkes be¬

seitigt zu erweisen, und J. K. Zenners Ableitungsversuch konnte

er mit verschiedenen Gründen anfechten. Also blieb nur das Bei¬

spiel übrig, das Duval aus Ephräm angeführt hat, nämlich ■,^y >q _,

«>LaS^; ,les jours de ma jeunesse". Nun kann es mir nicht bei¬

kommen , üher den thatsächlichen syrischen Sprachgebrauch etwas

entscheiden zu wollen. Ich könnte in Bezug darauf nur daran er¬

innern , dass auch im Syrischen der Analogiegebrauch des Status

constmctus sehr ausgedehnt ist, indem er z. B. vor Präpositionen

sehr oft auftritt, wie ja Nöldeke selbst in seiner grandlegenden

Syrischen Grammatik (2. Aufl. 1898), § 206 mit vielen Beispielen

belegt hat. Ich könnte femer nur darauf hinweisen, dass zwischen

den Status constractus und den dazu gehörigen Status absolutus

in syrischen Kirchenliedern auch das Verbum tritt, wie neulich

Sachau in seiner interessanten „Studie zur syrischen Kirchenlitterfttur der Damascene" ^) nachgewiesen hat. Denn es findet sich dort z. B.

sogar der Einschub eines Temporalsatzes ji ö-oni « oWoi ^ JvOlO

,in ignem cum incidistis tentationum" (S. 511).

Was mir die Möglichkeit giebt, zu der oben gestellten Frage

einige Bemerkungen darzubieten, ist der Umstand, dass bei jener

Erörterung des syrischen Sprachgebrauchs nicht angedeutet worden

ist, wie sich andere semitische Sprachen zur Verwendung des Status

constructus vor andern Genetivexponenten verhalten.

Nun steht zunächst im Assyrischen „nicht gar so selten

das Regens vor Sa^) im Status constructus", wie namentlich Kraetzsch¬

mar dargeSLcUt hat^). Er führt als Belege z. B. folgende Fälle an:

1) In den Sitzungsberichten der Berliner Akademie , philosophisch-histo¬

rische Klasse 1899, 8. 502—528.

2) Das ursprünglich deiktische ia wurde zu einem Ausdruck der Zu¬

sammengehörigkeit und der Kor^lation (siehe weiter in meiner „Syntax" § 59, 61). Vgl. O. Autenrieth, Entwickelune der Relativaiitze im Indogermanischen (1893), S. 3: „Wie einfach hinweisendes Pronomen zum anaphorischen und weiter zum satzrerbindenden wurde, htt Windisch gezeigt". Diese grundlegende Erörterung findet sich in Curtius, Studien zur griechischen und lateinischen Grammatik, Bd. 2, 8. 4. 11 etc. Damit stimmen auch die Ausführungen von Ed. Hermann, Gab es im Indogermanischen Nebensätze? (1894), S. 15 f. zu¬

sammen.

3) R. Kraetzschmar, Relativpronomen und Relativsatz im Assyrischen (Bei¬

träge zur Assyriologie und vergleichenden semitischen Sprachwissenschaft, redigiert von P. Haupt und Frd. Delitzsch, Bd. 1, 8. 37 9 ff.), 8. 394.

(3)

König, Die Übervmchening des Stat. c(ynstr.-Gehrauchs etc. 523

„ina lei-it sa arhi, am Ende des Monats" und „kal-lat Sa SutH'

iddm, die Sklavin des Sum-iddin". Über das Wesen dieses Status

constructus-Gebrauchs bemerkte er: ,Es liegt hier jedenfalls eine

Vermischung zweier von Natur heterogener Konstruktionen vor,

welche im besseren Stil vermieden wurde und nur mehr in der

Umgangssprache statt hatte ; jedenfalls zeigt sie, wie wenig störend

für das Status constructus-Verhältnis man, zumal in der späteren

Zeit, das Dazvnschentreten von sa empfand". Besser wird man nach

meiner Ansicht von einem Analogiegebrauch des Status constructus

sprechen. Die Gewohnheit, das genetivische Verhältnis zweier

Grössen durch die Anwendung des Status constructus, dieser an¬

gelehnten und darum nur halbbetonten und lautlich erleichterten

Wortform, auszuprägen, wirkte so weit nach, dass man diese

Form der Nomina auch in Verbindung mit einem sekundären

Genetivexponenten anwandte.

Sodann im Hebräischen zeigen sich schon in den bloss

konsonantisch dargestellten Wortformen einige Fälle von Status

constructus vor der Präposition b, die nach ihrem Begriff ,zu" sich

zum Ausdruck der Zugehörigkeit eignete und in der That sehr

häufig als sekundäres Genetivzeichen auftritt. Denn man findet

iwb-nnn Ps. 58, 5: die dativische Passung des Targum ,Gift ist

ihnen g'leichi) dem Gift von Schlangen" und der LXX {d^vfibg

avToig) ist nur äusserlich korrekter, als die genetivische Deutung

in ^0)bCol (venenum = ardor eorum) , ^t-^Lak (hinter ^ : furor,

eorum) und £^\J-^0^ (ira eorum). Weiter liest man na^in

Dnxb (Prov. 24, 9 b), dessen genetivische Übersetzung in NRJjni«

N«:-)?"! und in )jüV3? Jl-oixs^ (so bei Brockelmann, Lex. syr.,

p. 135 vokalisiert) dem parallelen Genetiv von V. 9 a mehr ent¬

spricht, als die dativische Übersetzung mit axa&agaCa avÖQl (Sym¬

machus bei Field, Origenis Hexaplorum quae supersunt. Vol. 2,

, j i j , i

p. 361: ßduvyfia av&Qomoig) und in Jo»^ iU-LsuJI. Eine

kritische Erörterung von b raiE Klagel. 2, 18 und noch andere Bei¬

spiele habe ich schon in § 336 w x y meiner Syntax gegeben. —

Sodann aber machte sich diese Neigung zur Status constructus-Ver-

wendung auch in der Aussprache geltend, wie sie durch die

später hinzugefügten Vokal zeichen ausgeprägt wurde : Man las

b TiBSB {misfphon) ,im Norden von" Jos. 8, 11. 13; 15, 6; 17,

1) Levy im Targumwörterbucli giebt die Lesart ^1133 anstatt des in der Londoner Polyglotte stehenden „in ihrem Innern". Man beachte, dass neben der Schreibweise „Farbe, Art", wovon y\i'Zi „wio" kommt, sich im Manuskript Orient. 1302 bei Dalman, Aramäisch-Neuhebrgisches Wörterbuch, Bd. 1 (1897), S. 70 die Schreibweise piJ findet.

(4)

524 König, Die Überwucherung des Stat. constr.-Gebrauchs etc.

9; 24,30; Rieht. 2,9 (alle Fälle); b V'?"''? Rechten von*

2 Kön. 23, 13 und Hes. 10, 2; b niaM „inwendig von" Exod.

26, 33 etc., und noch ziemlich viele andere FäUe von solchem g e -

sprochenen Status constructus vor dem Genetivzeichen b findet

man in § 281 p und 336 w — ^y. Ebendenselben Sprachgebrauch

habe ich im späteren Hebräisch der Misna beobachtet: isb'n

•B^^^xn n-<3b (Aböt 5, 14). Überdies ist in iba! "bp:iN »EUen¬

bogen von ihm' (Megiila 4, 8) die Aussprache mit ausläutendem t

die bessere.

Ferner was das Gebiet des Aramäischen anlangt , so steht

-'^rn r73"::3 „Lebensodem' Gen. 2, 7 im Targum Jerusalmi (früher:

Pseudojonathan) cf. Winer, Grammatik des biblischen und targu¬

miseben Chaidaismus, § 56. Pälle, wie ■'"lai ■'n'fa^ „die Alraunen

meines Sohnes" Gen. 30, 16 Onqelös (Dalman , ' Grammatik des

jüdisch-palästinischen Aramäisch 1894, § 38, 1) oder "ECT "'p.lOB

(Weir, A short history of the Hebrew text of the Old Testament

1899, p. 138) gehören nicht so sicher hierher. Denn Formen, die

auf ausgehen , wurden auch als Status absolutus gebraucht , vgl.

nur ■'K'?^ N'^p „nannte er Meere" Gen. 1, 10 Onqelös (editio Sabio-

neta, wiederherausgegeben von A. Berliner). Andere Fälle findet

man bei Winer, § 56 und Dabnan, g 38, 3.

Man sieht, dass die Herrschaft der Analogie sich im Gebrauche des Status constructus weithin hethätigt hat, und dass es wenigstens

nicht an Parallelen fehlen würde, wenn er auch im Syrischen vor

dem sekundären Genetivexponenten de verwendet worden wäre.

(5)

525

Bemerkungen zu dem Ersatz des Artikels durch

das Pronomen.

Von Hugo Winckler.

Die Zurückweisung meiner Annahme eines im Sinne des Artikels

gebrauchten Pronomen sufif. im Sabäischen durch Praetorius (oben

S. 3—5), hat mir gezeigt, dass ich micb zu kurz gefasst hatte

und dass der Vorschlag ausführlicher hätte begründet werden müssen,

als ich es im Vertrauen auf die Bekanntheit der zur Begründung

in Betracht kommenden Thatsachen für nötig gehalten hatte.

Praetorius verwirft mit Recht die Bezeichnung determinierend

für diesen Gebrauch des Pronomens. Mir war es weniger auf die

Wahl einer genauen Bezeichnung angekommen , als darauf, den

Fachgenossen an Wohlbekanntes zu erinnem. Icb hatte nämlich

stillschweigend an den für das Äthiopische wohlbekannten Sprach¬

gebrauch angeknüpft, und für diese Erscheinung gebraucht Praetorius

in seiner lichtvollen kleinen Grammatik den Ausdmck de termi¬

ni ert^). Praetorius' jetziger Vorschlag, die Bezeichnung „artikel¬

haft', will wohl auch nur als vorläufig angesehen sein, das Wesen

der Sache vrärde wohl trefi'en: demonstrierender Gebrauch des

Pronomen suff. poss.

Ich bin also von dem wohlbekannten äthiopischen Sprach¬

gebrauch ausgegangen, und ich glaube, dass Praetorius' Ausführungen

einen andem Eindrack machen würden, wenn er ebenfalls von dieser

Thatsache ausgegangen wäre, statt ihrer erst in den letzten Worten

seiner Ausführungen ganz nebenbei zu erwähnen (S. 5).

Femer aber liegt dieselbe Erscheinimg im Assyrischen vor und

J) § 38: „Aber auch Nomina in unabhängiger Stellung können, obwohl dies weit seltener geschieht, durch ein ihnen selbst angehängtes und auf sie

selbst bezogenes Suffix determiniert werden, z. B. •fl7\rt,lj' Mann,

^jpc^y^O« die Männer". Hier kann freilich durch Verlegung des Tones auf das „auf sich selbst bezogene SufBx" die Richtigkeit des Ausdrucks gerettet werden, aber der Abschnitt ist Uberschrieben: Ersatz des Determinativ¬

artikels, und auch diese Bezeichnung wäre irreführend, denn der Artikel deter¬

miniert immer.

3 8

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