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Ursprung des arabischen Artikels
Von Ednard Glaser.
In einer Zusatzbemerknng am Schlnss meines im September
1895 erschienenen Buches : , Die Abessinier in Arabien nnd Afrika"
untemahm ich den Yersuch, verschiedene Pronomina, Dualsuffixe
nnd Präpositionen der altjemenischen Sprachen (sabäisch und
minäisch) mit den entsprechenden Formen des heutigen Arabisch
oder der Dialekte in Einklang zu bringen. Wie es scheint, hatte
ich im grossen und ganzen das Richtige getroffen; denn auch
J. H. Mordtmann veröflfentlichte fast ein Jahr später in der WZKM.
ganz ähnliche Ansichten, die, wie aus dem von Mordtmann seinem
Artikel beigefügten Datum hervorgeht, unabhängig von meiner
Publikation entstanden sind.
Es scheint mir nun an der Zeit, auch den arabischen Artikel
al wie nicht minder den hebräischen vmd den lihjänischen, ja auch
den sabäo-ndnäischen Artikel unter den gleichen Gesichtspunkt zu
stellen. Als Nichtphilologe kann ich solche Dinge natürlich nicht
entscheiden, sondem bloss zur Diskussion steUen.
Ich habe nämHch sehr den Eindmck, dass die verschiedenen
Formen des Artikels (arab. jt , hebr. n , li^j. n und in , minäo-
sabäisch an oder än) aus einem ursprüngUch gemeinsamen De¬
monstrativpronomen hervorgegangen sind, und zwar aus ^rtbK =
ola-hän oder ala-hän. Die eine Gmppe der semitischen Sprachen
verwendete den zweiten Komponenten (-jn) zur Büdung des Artikels,
der dann entweder voll han {hän), oder abgekürzt ha {ha), bezw.
an , än lautete , während das Arabische sich zum gleichen Zweck
des ersten Komponenten {al) bediente. Das sabäische an oder än
darf nicht auffaUen, zumal vrir neben inbs auch die Form "jbN
kennen, aus der zu ersehen ist, dass das Ti leicht wegföUt. So
haben wir sabäisch ja anch nnbi» neben nb».
Diese ursprünglichen Demonstrativa sind eigentUch ledigUch
Doppelpronomina , ganz wie hädä (= hä -f- dä) , häold {= hä +
ola). -^rhs spezieU ist der Form nach dasselbe wie häolä, nur in
umgekehrter Reihenfolge. Das lange ä in old scheint erst später
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gebildet worden zn sein ; ^die ursprüngliche Form des Pronomens
dürfte hd-ola oder hd-ala gewesen sein, da ja anch alladi (eigent¬
lich = ala + di = derjenige, welcher) für den ersten Komponenten
noch dentlich die Aussprache ala erkennen lässt.
Da die beiden Komponenten solcher Pronomina stets dasselbe
bedeuteten, so genügte es, als man den Artikel aus ihnen formte,
sich nur Eines Komponenten zu bedienen; denn das war kürzer
nnd entsprach auch mehr dem Wesen des Artikels, der eben keine
so prononcierte Determination auszudrücken hatte wie etwa das
Demonstrativpronomen.
Die Ableitung des arabischen Artikels aus dem sabäischen an
oder än, die vielfach als die richtige angesehen wurde, dürfte nach
dem Auseinandergesetzten sonach abzulehnen sein, al imd an (än)
sind nicht auseinander hervorgegangen, sondem sind durchaus
koordiniert.
Der an SteUe von al in manchen arabischen Dialekten ge¬
brauchte Artikel am scheint mir auch nicht so ohne weiteres aus
al oder aus an (än) erklärt werden zu können. Ich neige der
Ansicht zu, dass auch diese Form des Artikels aus einem De¬
monstrativpronomen entstanden ist nnd zwar einem solchen, welches
ein 12 hat. ünd da finde ich vorläufig kein passenderes als das
sabäische riTsn. Wir kennen die sabäischen Demonstrativa rnn,
rT. und HKn , die, wie aus der Form von selbst hervorgeht, unter
Zugrundelegung der Pronom. pers. iT, (er), ti (sie, sing.), und Cn
(sie , plur.) gebüdet sind. Gleichwohl ist nicht sicher , dass sie
etwa (der Aussprache der Personalpronomina entsprechend) huwat,
hyat und humat gesprochen wurden. Es scheint vielmehr, dass
sie, im Anschlnss an das Demonstrativpronomen hä (han, hän) etwa
häieat (hawat), häjat (hajat) und kamat {hamat) lauteten. Aus
hamat nun konnte der Vnlgärartikel am entstehen. Wenn man
nämUch kamat gerade wie die anderen Demonstrativa als Doppel-
demonstrativum auffasste , so musste man den einen Komponenten
in ham erblicken , ans dem dann das h ebenso verschwand wie
das h im sabäischen han oder hän. Übrigens steht die Aussprache
dieses Vulgärartikels , der besonders in Jemen stark verbreitet ist,
durchaus nicht fest. Sie kann ebensogut als em und im wie als
am gelten; im wäre vnlgäi'e Vemnstaltung von u/in und dieses
würde auf ursprüngUches hum hinweisen.
München, am 8. November 1896.
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Zur Umschreibung des Hebräischen.
Von Eberhard Nestle.
Im Anschluss an die Verhandlungen des Genfer Orientalisten- Kongresses veröffentlicht die Eoyal Asiatic Society for Great Britain
& Ireland in der Oktober-Nummer ihres Journals (1896) neben einer
TabeUe für die Umschreibung des Sanskrit und der verwandten
Alphabete und einer zweiten für das Arabische einen Vorschlag
für das Hebräische, der ausdrücklich erst als Vorschlag be¬
zeichnet ist (The Councü would take this opportunity of suggesting
the foUowing scheme for the transliteration of Hebrew). Ich lasse
denselben hier folgen.
'^^9. 9 (oder hh) v zhlyklclmna^j
(offenbar Dmckfehler für f) p § q r s (= li) s (= ic) t t;
— ° oder ';äeiöü;aeio u; a e g; 6; Dages forte =
Doppelbuchstabe.
Mit wenigen Abändemngen scheint dieser Vorschlag sehr
empfehlenswert.
1. Störend ist, wenn man beim Hebräischen stehen bleibt, dass
Eäfe und Mappiq, welche entgegengesetzte Bedeutung haben,
duixh dasselbe Zeichen < ausgedrückt werden soUen.
2. Noch störender ist dies Zeichen < , wenn man das für das
Arabische angenommene System vergleicht; denn nun haben wir
g = l und ^, < = n und <i = T nnd j, A = n und ^.
Diese Schwierigkeit fällt weg, sobald man das Eäfe (Strich über
dem hebräischen Buchstaben) durch einen solchen unter dem roma¬
nischen ersetzt; also h q d k t.
8) Pür rt , He mit Mappiq, würde ich einfaches h vorschlagen ;
Tt als mater lectionis am Ende der Wörter würde für gewöhnlich
far nicht geschrieben, oder, wenn nötig, mit kleinerem h oder durch
, mit schiefem unterem Strich , der nach dem vorgeschlagenen
System (Note 10) ohnedies schon für jeden nicht gesprochenen Buch¬
staben angewandt wird').
1) X. B. l-kä «n. ^b, l-käh oder VkSh. = nSb.