Mathematik f¨ur Informatiker I Der Ring der Polynome
Folgerung aus Definition A.113: Teilbarkeit in
R[x ]
(i)Offenbar folgt aus der Zerlegunga(x) =q(x)∗b(x) +r(x) dassb(x)|a(x)⇐⇒r(x) = 0
so dass wir inR[x] einen konstruktiven Teilbarkeitstest haben.
(ii)Wie im Ring der ganzen Zahlen folgt die Existenz des gr¨ossten gemeinsamen Teilersc(x) =GGT(a(x),b(x)), welcher allerdings nur bis auf die Multiplikation mit einer Konstanten eindeutig ist.
O.B.d.A. k¨onnen wir verlangen, dass der h¨ochste Koeffizient cdeg(c(x))vonc(x) zu 1Rnormalisiert wird.
(iii)Die Berechnung desGGT(a(x),b(x)) erfolgt wiederum durch den Euklidischen Algorithmus.
(iv)Fallsdeg(GGT(a(x),b(x))) = 1 und somit nach Normalisierung GGT(a(x),b(x)) = 1, so heissena(x) undb(x)relativ prim zueinanderbzwteilerfremd.
Mathematik f¨ur Informatiker I Faktorisierung und Nullstellen
A - 13 Faktorisierung und Nullstellen
Korollar A.117
(i)Ein K¨orperelement x0∈ Rist genau dann eineWurzeleines Polynoms a(x)∈ R[x]mit n=deg(a(x))>0, wenn es ein q(x)∈ R[x]gibt, so dass gilt
a(x) = (x−x0)∗q(x).
(ii)Man nennt(x−x0)einenLinearfaktorvon a(x)und es muss gelten deg(q(x)) =n−1
(iii)Die Koeffizienten qides Polynomes q(x)ergeben sich aus qn−1= angem¨ass dem Hornerschema als
qi−1=ai+qi∗x0 f¨ur i=n−1. . .1
Mathematik f¨ur Informatiker I Faktorisierung und Nullstellen
Folgerung
Durch wiederholtes Abspalten von Linearfaktoren erh¨alt man eine Darstellung der Form
a(x) = (x−x1)(x−x2)· · ·(x−xk)q(x),
wobeiq(x) keine weiteren Nullstellen besitzt oder identisch gleich null ist.
Im letzteren Fall ist aucha(x) identisch gleich null.
Es kann durchaus vorkommen, dass derselbe Linearfaktor wiederholt abgespalten wird, man spricht dann von einermehrfachen Nullstelle.
Mathematik f¨ur Informatiker I Faktorisierung und Nullstellen
Folgerung
Da immern=deg(a(x)) =k+deg(q(x))≥k,
kann ein Polynom vom Gradnalso h¨ochstensnNullstellen haben oder es verschwindet identisch. Damit ist auch Satz A.105(iii) bewiesen, da dort durch die Interpolationsbedingungn+ 1 unterschiedliche Nullstellen verlangt werden.
Mathematik f¨ur Informatiker I Faktorisierung und Nullstellen
Folgerung
Ein Polynoma(x) kann also nur irreduzibel sein, wenndeg(a(x)) = 1 gilt. Damit ista(x) also selbst ein Linearfaktor oder besitzt keine Nullstellen im Koeffizientenk¨orper.
Falls ein Polynom vom Graddeg(a(x)) =n>0 auchnNullstellen xi∈ R f¨ur i= 1. . .n
besitzt, so gibt es f¨ura(x) eine eindeutige Faktorisierung a(x) =cn(x−x1)(x−x2)· · ·(x−xn)
Auch in dieser Form kann es mit einem Aufwand vonnMultiplikatonen ausgewertet werden.
Mathematik f¨ur Informatiker I Faktorisierung und Nullstellen
Beispiel A.118
x3−1 hat genau eine Nullstellexo= 1 inR=R, da nach Abspaltung des Linearfaktors (x−1) das Polynom
x2+x+ 1 = (x+12)2+34≥34
¨
ubrig bleibt. W¨are es reduzibel, m¨usste es das Produkt von zwei linearen Faktoren der Form (x−x1) und (x−x2) mitx1,x2∈Rsein und damit f¨ur x∈ {x1,x2} ⊂Rverschwinden, was der obigen Ungleichung widerspricht.
Mathematik f¨ur Informatiker I Faktorisierung und Nullstellen
Bemerkung:
Es l¨asst sich zeigen, dass ein nichtkonstantens Polynomq(x)∈R[x], das keine Nullstellen besitzt, sich immer als Produkt quadratischer Polynome qj(x) mitdeg(qj(x)) = 2 darstellen l¨asst.
Mit anderen Worten:
p(x)ist genau dann irreduzibel inR[x], wenn es ein quadratisches Polynom ohne reelle Nullstelle ist.
Mathematik f¨ur Informatiker I Faktorisierung und Nullstellen
Bemerkung:
Erweitert manRzu den komplexen ZahlenC, so haben auch diese quadratische Polynome und man erh¨alt immer eine vollst¨andige Zerlegung
a(x) =an(x−x1)(x−x2)· · ·(x−xn),
wobein=deg(a(x)) ist. Dabei m¨ussen die Nullstellenxj∈Cnicht alle verschieden sein.
Diese Aussage nennt manFundamentalsatz der Algebra.
Komplexe Wurzeln spielen eine wesentliche Rolle als Eigenwerte von nicht symmetrischen Matrizen. Diese treten bei der Analyse dynamischer (d.h.
zeitabh¨angiger) Systeme auf.
Mathematik f¨ur Informatiker I Die komplexen Zahlen
A - 14 Die komplexen Zahlen
Definition A.119 (Komplexe Zahlen)
(i)Die beiden Wurzeln des PolynomsP(x) =x2+ 1
(und damit die L¨osungen der Gleichungx2+ 1 = 0) werden miti und−ibezeichnet, es gilt also
i2=−1.
(ii)Ausdr¨ucke der Formz=x+iymit (x,y)∈R2nennt man komplexe Zahlenmit
Re(z) =x Realteil
Im(z) =y Imagin¨arteil
(iii)Die Menge der komplexen Zahlen wird mitCbezeichnet.
Mathematik f¨ur Informatiker I Die komplexen Zahlen
Definition A.120 (Addition und Multiplikation in
C) F¨ur Addition und Multiplikation zweier komplexer Zahlenz1=x1+iy1undz2=x2+iy2gilt
z1+z2 = (x1+x2) +i(y1+y2)
z1∗z2 = (x1∗x2−y1∗y2) +i(x1∗y2+x2∗y1)
Mathematik f¨ur Informatiker I Die komplexen Zahlen
Lemma A.121 (K¨orpereigenschaft von
C)Bez¨uglich der oben definierten Verkn¨upfungen+und* bildetCeinen kommutativen K¨orper mit folgenden Eigenschaften:
(i)0 = 0 +i∗0 Nullelement
(ii)1 = 1 +i∗0 Einselement
(iii)−(x+iy) =−x+i(−y) Inverses bzgl.+
(iv)(x+iy)−1= (x−iy)/(x2+y2), Inverses bzgl.* wobei z−1nur f¨ur z6= 0existiert.
Mathematik f¨ur Informatiker I Die komplexen Zahlen
Lemma A.122 (L¨osung einer quadratischen Gleichung)
Das PolynomP(x) =αx2+βx+γ mit α, β, γ∈R
hat im Falleγα >14β2die komplexen Wurzeln
x0,1=−1 2 β α h
1±ip
4αγ/β2−1i