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Analyse der Populationsstruktur und populationsgenetische Untersuchung zur Vererbung der dilatativen Kardiomyopathie beim Irischen Wolfshund

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Aus dem Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung der Tierärztlichen Hochschule Hannover

Analyse der Populationsstruktur und populationsgenetische Untersuchung zur Vererbung der dilatativen Kardiomyopathie

beim Irischen Wolfshund

INAUGURAL-DISSERTATION zur Erlangung des Grades einer DOKTORIN DER VETERINÄRMEDIZIN

(Dr. med. vet.)

durch die Tierärztliche Hochschule Hannover

Vorgelegt von

Cornelia Christine Broschk aus Essen

Hannover 2004

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Wissenschaftliche Betreuung: Univ.-Prof. Dr. Dr. habil. Ottmar Distl

1. Gutachter: Univ.-Prof. Dr. Dr. habil. Ottmar Distl 2. Gutachter: PD Dr. Andrea Meyer-Lindenberg Tag der mündlichen Prüfung: 15.11.2004

(3)

Meiner Familie gewidmet.

(4)
(5)

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ...1

2 Literatur...3

2.1 Irische Wolfshunde ...3

2.1.1 Rassegeschichte ...3

2.1.2 Rassestandard...4

2.2 Kardiomyopathien...4

2.2.1 Klinik der DCM...5

2.2.2 Diagnose der DCM ...5

2.2.3 Pathologie und Histologie der DCM...13

2.2.4 Ursachen der DCM ...14

2.2.5 Rasse- und Geschlechtseinfluss...15

2.2.6 Alter bei der Diagnose ...18

2.2.7 Überlebensdauer nach Diagnosestellung ...20

2.2.8 Häufigkeit und Prävalenz von DCM ...21

2.2.9 Analyse des Erbgangs...22

2.2.10 Biochemische und molekulargenetische Untersuchungen ...24

3 Eigene Untersuchungen ...28

3.1 Analyse der Populationsstruktur der im DWZRV e.V. (gegr.1892) registrierten Irischen Wolfshunde ...28

3.1.1 Einleitung...28

3.1.2 Material und Methoden ...29

3.1.3 Ergebnisse...35

3.1.4 Diskussion ...46

3.2 Populationsgenetische Analyse der Prävalenz von dilatativer Kardiomyopathie beim Irischen Wolfshund...55

3.2.1 Einleitung...55

3.2.2 Material und Methoden ...56

3.2.3 Ergebnisse...70

3.2.4 Diskussion ...81

3.3 Analyse des Erbgangs für dilatative Kardiomyopathie mittels komplexer Segregationsanalysen beim Irischen Wolfshund ...87

3.3.1 Einleitung...87

3.3.2 Material und Methoden ...87

3.3.3 Ergebnisse...91

3.3.4 Diskussion ...95

4 Schlussfolgerung ...96

5 Zusammenfassung...98

6 Literaturverzeichnis ...102

(6)

7 Anhang ...125 7.1 Standardisierter Befundbogen zur kardiologischen Untersuchung ...125 7.2 Pedigreeausschnitte einer in der Segregationsanalyse ausgewerteten

Familie ...126

(7)

Verzeichnis der Abkürzungen

AIC Informationskriterium nach Akaike

b Regressionskoeffizient

BA bekannte Ahnen

CVD chronische Herzklappenerkrankung

DCM dilatative Kardiomyopathie

DWZRV Deutscher Windhundzucht- und Rennverband e.V. gegr. 1892 e zufälliger Resteffekt

ESVC Europäische Gesellschaft für Veterinärkardiologie (European Society of Veterinary Cardiology)

F1 berechneter Inzuchtkoeffizient F2 erwarteter Inzuchtkoeffizient F.C.I. Fédération Cynologique Internationale

FG Freiheitsgrade

∆F1 Inzuchtrate pro Generation

∆F2 Inzuchtrate pro Generation unter Einbeziehung des Vollständigkeitsindices

∆F3 Zunahme der Inzucht von den Eltern auf die Nachkommengeneration

∆F4 Zunahme der Inzucht von den Eltern auf die Nachkommengeneration unter Einbeziehung des Vollständigkeitsindices

∆F5 zu erwartender Inzuchtzuwachs für die nächste Generation GENMOD Generalized Linear Model

GLM General Linear Model

h2 Heritabilität

liab Heritabilität im Schwellenmodell

IK Inzuchtkoeffizient eines Tieres -2 lnL -2 log Likelihood

LRT Likelihood Ratio Test

LSM Least Square Means (kleinste-Quadrat-Mittelwerte)

(8)

Max Maximum

MTGSAM Multiple Trait Gibbs Sampling for Animal Models n Anzahl

Ne effektive Populationsgröße p Irrtumswahrscheinlichkeit

R Verwandtschaftskoeffizient R² Bestimmtheitsmaß

REML Restricted Maximum Likelihood

SD Standardabweichung

SE Standardfehler

VCE Variance Component Estimation VI Vollständigkeitsindex

x Mittelwert

σa2 additiv-genetische Varianz σe2 Restvarianz

σm2 Varianz der permanenten Umwelt der Mutter σw2 Varianz der Wurfumwelt

σz2 Varianz der Zwingerumwelt

Abkürzung echokardiographischer Messparameter BSA Körperoberfläche (body surface area) ESVI endsystolischer Volumenindex

EPSS E-punkt der septalen Separation FS systolische Verkürzungsfraktion HWd Herzwand in Diastole

HWs Herzwand in Systole

IMP Index myokardialer Leistungsfähigkeit IVSd Interventrikularseptum in Diastole IVSs Interventrikularseptum in Systole LA linkes Atrium

LVDd linker Ventrikeldurchmesser in Diastole LVDs linker Ventrikeldurchmesser in Systole

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LVET linksventrikuläre Ejektionsphase (left ventricular ejection time) LVW linke Ventrikelwand

PEP Präejektionsperiode (preejection period)

RA rechtes Atrium

RVDd rechter Ventrikeldurchmesser in Diastole RVW rechte Ventrikelwand

2D zweidimensional

Abkürzung elektro- und echokardiographischer Parameter des Befundbogens

AO Aortendurchmesser

EF Ejektionsfraktion

LAFB Linksanteriorer faszikulärer Block (left anterior fascicular block) LBBB Linksschenkelblock (left branch bundle block)

RBBB Rechtsschenkelblock (right branch bundle block) PD Extrasystole (premature cardiac contraction)

(10)
(11)

Einleitung 1

1 Einleitung

Der Irische Wolfshund ist seinem Namen entsprechend eine ursprünglich in Irland gezüchtete Rasse, die zum Schutz von Herden gegen Wölfe eingesetzt wurde. Durch den vermehrten Export von Tieren verringerte sich die Tieranzahl Ende des 17.

Jahrhunderts deutlich. Erst im späten 19. Jahrhundert wurden Irische Wolfshunde insbesondere von Captain George Augustus Graham wieder vermehrt gezüchtet. Die Nachkommen dieser Tiere wurden vielfach exportiert und trugen zum Aufbau der Zucht Irischer Wolfshunde im Ausland bei. Der erste Wurf Irischer Wolfshunde in Deutschland wurde 1910 ins Zuchtbuch des Deutschen Windhundzucht- und Rennverbandes e.V. (DWZRV) eingetragen. Eine vermehrte Zucht dieser Rassehunde fand jedoch erst ab den 70-er Jahren in Deutschland statt. Die Rassegeschichte der Irischen Wolfshunde legt eine enge Verwandtschaft der heutigen Tiere nahe. Die dadurch möglicherweise eingeschränkte genetische Vielfalt kann zum gehäuften Auftreten von erblichen Erkrankungen führen. Für die häufig bei Irischen Wolfshunden auftretende dilatative Kardiomyopathie (DCM) wird eine erbliche Komponente diskutiert. Verschiedene altersabhängige Formen der DCM wurden für unterschiedliche Rassen beschrieben. Die Ursachen der DCM sind beim Hund bislang weitgehend ungeklärt. Bei Menschen ist die DCM eine genetisch heterogene Erkrankung, für deren familiäre Form verschiedene Erbgänge bekannt sind. Es konnten bereits verantwortliche Gene identifiziert und deren kausale Mutationen molekulargenetisch charakterisiert werden. Einfache Erbgangsanalysen wurden auch für verschiedene Hunderassen durchgeführt, deren Ergebnisse rasseabhängig variieren. Für Irische Wolfshunde fehlen derartige Untersuchungen bislang.

Ziel dieser Arbeit ist die Charakterisierung der Populationsstruktur der im DZWRV registrierten Irischen Wolfshunde, mit besonderem Augenmerk auf die Verwandtschaft und Inzucht der heutigen Population. Außerdem sollen genetische Analysen für das Auftreten von DCM und das Alter zum Zeitpunkt der Diagnose bei Irischen Wolfshunden durchgeführt werden. Desweiteren soll der Erbgang für DCM beim Irischen Wolfshund analysiert werden.

(12)

2 Einleitung

Um eine bessere Übersichtlichkeit der vorliegenden Arbeit zu gewährleisten, wurden die eigenen Untersuchungen in drei Abschnitte gegliedert. Das unterschiedlich zusammengesetzte Datenmaterial und die verschiedenen Methoden der Auswertungen werden in den einzelnen Abschnitten beschrieben und deren Ergebnisse dargestellt und diskutiert.

Zuerst wird die Populationsanalyse der in Deutschland registrierten Irischen Wolfshunde durchgeführt. Im Anschluss daran folgen die Heritabilitätsschätzungen und abschließend die Analyse des Erbgangs für DCM.

(13)

Literatur 3

2 Literatur

2.1 Irische Wolfshunde

2.1.1 Rassegeschichte

Starke Hunde aus Irland mit dem Körper eines Windhundes wurden bereits von Plinius (23-79 n. Chr.) beschrieben. Diese Tiere wurden bei Kämpfen gegen Löwen und Elefanten eingesetzt (RÄBER 1995). Irische Wolfshunde wurden zunächst als Kriegshunde und später für die Jagd und Ausrottung von Wölfen in Irland verwendet (HARRIS 1995). Außerdem dienten sie adligen Familien als Schutzhunde für Haus und Hof (CLARK u. BRACE 1995). 1650 wurde besorgt ein vermehrter Export von Irischen Wolfshunden an Adlige europäischer Höfe festgestellt, der zu einer starken Dezimierung des Bestandes Ende des 17. Jahrhunderts in Irland führte (HARRIS 1995). Nach der Hungersnot 1845 - 1846 waren nur noch wenige Tiere in Irland zu finden (CLARK u. BRACE 1995). Captain Graham begann ab 1862, den Irischen Wolfshund wieder verstärkt zu züchten (HARRIS 1995). Eingesetzt wurden die Nachkommen eines Irischen Wolfshund Rüden in Anpaarungen mit Deerhounds und Einkreuzungen von Barsoi, Tibet Mastiff und Deutschen Doggen (CLARK u. BRACE 1995, RÄBER 1995). 1885 wurde der erste Rassezuchtverein für den Irischen Wolfshund in Irland gegründet (CLARK u. BRACE 1995, RÄBER 1995), dessen Anerkennung durch den Irish Kennel Club erst im Jahre 1925 erfolgte (RÄBER 1995). In Deutschland wurde der Deutsche Windhundzucht- und Rennverband e.V.

im Jahre 1892 (DWZRV) gegründet. Der erste Wurf Irischer Wolfshunde wurde 1910 im Zuchtbuch für Irische Wolfshunde des DWZRV registriert.

(14)

4 Literatur

2.1.2 Rassestandard

Der Irische Wolfshund gehört nach der Nomenklatur der Fédération Cynologique Internationale (F.C.I.) zur Gruppe der Windhunde (Gruppe 10) und der Sektion 2 (Rauhaarige Windhunde). Der Rassestandard Nr. 160 beschreibt folgendes Erscheinungsbild: ein dem Deerhound ähnelnder Gesamttyp von beachtlicher Größe und imponierender Erscheinung. Er soll nicht so massig wie die Deutsche Dogge sein, sondern elegant gebaut mit leichten und lebhaften Bewegungen. Die Mindestgrößen liegen bei 79 cm für Rüden und 71 cm für Hündinnen, wobei das erwünschte Zuchtziel bei durchschnittlich 81 – 86 cm für Rüden liegt.

2.2 Kardiomyopathien

Zu den am häufigsten in der tierärztlichen Praxis auftretenden Herzerkrankungen zählen u.a. die atrioventrikuläre Klappeninsuffizienz und die dilatative Kardiomyopathie. Herzerkrankungen, die schon zum Zeitpunkt der Geburt vorliegen (z.B. Aortenstenose, Pulmonalstenose, Ductus Botalli persistens, Ventrikelseptumdefekt) haben ebenfalls eine große Bedeutung. (KERSTEN 2001).

Der Begriff Kardiomyopathie bezeichnet generell alle kardiologischen Veränderungen und Störungen, die hauptsächlich auf myokardiale Dysfunktionen zurückgeführt werden können. Prinzipiell kann man zwischen primärer und sekundärer Kardiomyopathie unterscheiden. Für primäre Kardiomyopathien sind bislang die Ursachen noch nicht bekannt (COBB 1992). Im Report der WHO/ISFC (1995) werden Kardiomyopathien beim Menschen nach ihrer Erscheinungsform wie folgt klassifiziert:

- dilatative Kardiomyopathie - hypertrophe Kardiomypathie - restriktive Kardiomyopathie

- arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie (RICHARDSON et al. 1996).

Diese Einteilung wird auch von der Europäischen Gesellschaft für Veterinärkardiologie (ESVC) anerkannt (DUKES-MCEWAN et al. 2003). Die DCM ist durch eine Verringerung der systolischen Kontraktionsfähigkeit gekennzeichnet, die

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Literatur 5

mit linker und eventuell auch rechter Kammerdilatation verbunden ist (VOLLMAR 1999b).

2.2.1 Klinik der DCM

Die DCM ist eine progressiv verlaufende Myokarderkrankung, die zum plötzlichen Herztod oder schleichenden Herzversagen führen kann. Durch die Erweiterung der Ventrikel und die verminderten Kompensationsmöglichkeiten kommt es zum Rückstau des Blutes vornehmlich in den Lungenkreislauf. Die klinischen Symptome werden durch die sich entwickelnde Herzinsuffizienz und deren Folgen hervorgerufen (VOLLMAR 2002). Die Tiere sind in ihrer Leistungsfähigkeit herabgesetzt, haben weniger Interesse an ihrer Umwelt, verlieren Gewicht, zeigen oft Husten und gestörte Atemtätigkeit sowie eine verminderte Futter- und erhöhte Wasseraufnahme (TIDHOLM u. JÖNSSON 1997). Diese häufig auftretenden klinischen Symptome einer DCM können neben schwachem femoralen Puls, Aszites und systolischen Nebengeräuschen bereits in der Allgemeinuntersuchung der Hunde einen Hinweis auf die DCM geben (VAN VLEET et al. 1981, CALVERT et al. 1982, THOMAS 1987, TIDHOLM u. JÖNSSON 1996, TIDHOLM u. JÖNSSON 1997, BROWNLIE u. COBB 1999, DAMBACH et al. 1999, PETRIC et al. 2002).

Eine lange subklinische Phase kennzeichnet den Verlauf der DCM. Die klinischen Symptome treten meist plötzlich und erst dann auf, wenn die Kompensationsmechanismen des Herzens nicht mehr ausreichen, um den enddiastolischen linksventrikulären Druck auszugleichen (RUDOLPH u. DAHME 1999, VOLLMAR 2002). Hunde, die bereits bei geringer Aktivität klinische Symptome zeigen, befinden sich im Endstadium der Krankheit. Eine Heilung der Erkrankung ist nicht möglich, durch therapeutische Maßnahmen nach einer frühzeitigen Diagnose kann der Verlauf der Erkrankung jedoch verlangsamt werden (ELLIOT u. MARR 2001).

2.2.2 Diagnose der DCM

Die eingehende Untersuchung des Herz-Kreislaufsystems ist auch bei Patienten mit anderen Erkrankungen unerlässlich. Deshalb spielt die kardiologische Diagnostik

(16)

6 Literatur

eine wichtige Rolle in der Veterinärmedizin. Eine vollständige kardiologische Untersuchung umfasst neben der Auskultation die röntgenologische, elektrokardiographische und echokardiographische Untersuchung (KERSTEN 2001).

Auskultatorisch sind bei Tieren mit DCM häufig Tachykardie, ein leises systolisches Herzgeräusch oder Arrhythmien auffällig (SISSON u. THOMAS 1995, KITTLESON 1998).

2.2.2.1 Röntgenologische Untersuchung

Röntgenaufnahmen des Herzens werden im laterolateralen und dorsoventralen Strahlengang angefertigt. Für die Auswertungen müssen rassespezifische Herzformen beachtet werden. Der röntgenologisch am häufigsten gestellte Befund ist eine Herzvergrößerung, die keine spezifische Ätiologie zeigt, aber mit dem fortgeschrittenen Stadium einer DCM einher geht. Außerdem können weitere Befunde röntgenologisch abgeklärt werden die im Zusammenhang mit einer Herzinsuffizienz stehen, wie Aszites und pulmonale Ödeme (HARPSTER 1983, KITTLESON 1998, KERSTEN 2001, PETRIC et al. 2002). Als frühes Anzeichen einer DCM war bei Boxern eine Vergrößerung des linken Vorhofes röntgenologisch sichtbar (HARPSTER 1991).

2.2.2.2 Elektrokardiographie

Elektrokardiographisch sind bei Hunden mit DCM oft Vorhofflimmern, vorzeitige ventrikuläre Depolarisation und Sinustachyarrhythmie darstellbar (VAN VLEET et al.

1981, CALVERT et al. 1982, THOMAS 1987, TIDHOLM u. JÖNSSON 1996, VOLLMAR 1996, TIDHOLM u. JÖNSSON 1997, BROWNLIE u. COBB 1999, DAMBACH et al. 1999, PETRIC et al. 2002). Eine linksventrikuläre Vergrößerung zeigt sich im EKG durch erhöhte R-Amplituden in den Ableitungen II und aVF, eine verlängerte Dauer des QRS-Komplexes, eine Verschiebung des ST-Strecken Segmentes und eine Linksverschiebung der elektrischen Herzachse (TILLEY 1989).

(17)

Literatur 7

2.2.2.2.1 Vorhofflimmern

Vorhofflimmern (Atrial fibrillation, AF) ist generell eine der häufigsten Herzrhythmusstörungen, die beim Hund gefunden werden. Diese Herzrhythmusstörung scheint oft zusammen mit der DCM oder bereits schon vor der Diagnose einer DCM aufzutreten (BOHN et al. 1971, BROWNLIE 1991, BROWNLIE u. NOTT 1991, VOLLMAR 1996, BROWNLIE u. COBB 1999, VOLLMAR 2000) und tritt bei Irischen Wolfshunden nur selten als isoliertes Phänomen auf (BROWNLIE 1991, BROWNLIE u. NOTT 1991, VOLLMAR 2000). Rasseabhängig wurden Prävalenzen für AF gefunden, die zwischen 0,1 % und 23,4 % lagen (BOHN et al.

1971, VOLLMAR 2000). Mit einer Prävalenz die in den verschiedenen Studien zwischen 4,2 % und 23,4 % lag (BOHN et al. 1971, BROWNLIE 1991, BROWNLIE u.

NOTT 1991, BROWNLIE u. COBB 1999, VOLLMAR 2000) zählt der Irische Wolfshund zu den Rassen, die am häufigsten AF zeigen (HARPSTER 1994). Über einen Zeitraum von 6 Jahren wurden 30663 Hunde in der Small Animal Clinic der Universität Pennsylvania, USA, behandelt. Bei 877 Hunden wurden Anzeichen einer Herzerkrankung diagnostiziert wovon 55 Tiere AF zeigten. Die Prävalenz für AF lag bei 0,09% für Mischlingshunde und bei bis zu 5,66% für Neufundländer. Bei einigen Rassen wurde kein AF diagnostiziert, wohingegen bei großen Rassen AF vermehrt aufzutreten schien. Die Prävalenz von AF bei Irischen Wolfshunden lag bei 4,16%

(BOHN et al. 1971). Bei Irischen Wolfshunden tritt gehäuft bereits im jungen Erwachsenenalter eine milde, oft lange Zeit symptomarme Kardiomyopathie auf, die bei einigen Tieren sehr frühzeitig zu Vorhofflimmern oder anderen Rhythmusstörungen führt. Meist treten neben diesen Rhythmusstörungen im weiteren Verlauf auch typische Anzeichen der DCM wie Ventrikeldilatation und herabgesetzte Kontraktilität auf. Dabei scheint bei Irischen Wolfshunden das Vorhofflimmern nicht als eine eigenständige Erkrankung, sondern eher als Symptom aufzutreten (VOLLMAR 1996). Die elektrokardiographische Untersuchung von 496 Irischen Wolfshunden in Großbritannien deckte neben Tieren mit anderen Herzrhythmusstörungen 52 von AF betroffene Tiere auf. Von den 52 Hunden mit AF wurden 20 echokardiographisch untersucht, wobei eine Vorhofvergrößerung bei 18 Tieren festgestellt wurde. Das Alter der betroffenen Tiere lag bei über 12 Monaten.

Eine unterschiedliche Aufteilung nach Geschlecht ließ sich nicht feststellen

(18)

8 Literatur

(BROWNLIE 1991). Von 995 Irischen Wolfshunden die im Rahmen von Reihenuntersuchungen vorgestellt wurden zeigten 115 bei ihrer ersten Untersuchung AF. Das durchschnittliche Alter der männlichen Tiere lag bei 77 Monaten und das der weiblichen bei 86 Monaten, wobei das jüngste Tier 28 Monate und das älteste Tier 10 Jahre alt war. Die meisten der Tiere konnten nicht weiter verfolgt werden. Die Entwicklung einer DCM wurde bei 39 Irischen Wolfshunden beschrieben. Zum Zeitpunkt der Diagnose der DCM zeigten alle Tiere AF, wohingegen nur 46% der Tiere bei ihrer ersten Untersuchung bereits AF aufwiesen. Die Autoren folgerten, dass AF ein möglicher Indikator für subklinische DCM ist (BROWNLIE u. COBB 1999). Von 66 Irischen Wolfshunden zeigten 83,3 % zum Zeitpunkt der Diagnose einer DCM auch AF (VOLLMAR 1999b). In der darauf aufbauenden Studie mit insgesamt 500 untersuchten Tieren wurde bei 117 Tieren AF diagnostiziert, davon waren 106 auch von DCM betroffen. Bei elf Tieren wurde alleiniges Vorhofflimmern (lone atrial fibrillation) diagnostiziert. Die Autorin wies darauf hin, dass eine unterschiedliche Expression von AF in Irischen Wolfshunden aus den USA, Deutschland, den Niederlanden oder Belgien möglich sei (VOLLMAR 2000). 26 untersuchte Irische Wolfshunde mit Vorhofflimmern waren durchschnittlich 5 Jahre alt und zwei Drittel waren männlich. In der postmortalen Studie zeigten von sieben untersuchten Tieren fünf eine Vorhofvergrößerung und vier Hunde eine Dilatation des linken Ventrikels (HARPSTER 1994). Bei einer Untersuchung, die den Zusammenhang zwischen der Inzidenz von Herzerkrankungen sowie Körperumfang und Höhe feststellen sollte, wurden 265 Irische Wolfshunde herangezogen. Dabei wurden häufig Arrhythmien, insbesondere Vorhofflimmern diagnostiziert. Die männlichen und weiblichen Tiere mit größerem Körperumfang und/oder größerer Höhe waren vermehrt von supraventrikulären Arrhythmien betroffen. Die Inzidenz der Arrhythmien unterschied sich nicht signifikant zwischen männlichen und weiblichen Tieren (BROWNLIE u. NOTT 1991).

2.2.2.3 Echokardiographie

Eine zuverlässige diagnostische Methode steht mittels Ultraschall und Farbdoppler zur Verfügung. Echokardiographisch können Informationen über Morphologie, Größe und Funktion des Herzens gewonnen werden. Neben der Erkrankung selber kann

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Literatur 9

auch ihr Schweregrad beurteilt werden, wodurch eine Aussage zur Prognose und therapeutischen Möglichkeiten erleichtert wird (MORISSE 2001). Im Laufe der Entwicklung einer DCM tritt eine okkulte/asymptomatische Phase der DCM auf.

Tiere, die sich im asymptomatischen Stadium befinden, zeigen noch keine klinischen Symptome (MINORS u. O’GRADY 1998), da das Herz die Möglichkeit hat, durch Kompensationsmechanismen die normale Herzfunktion über einen langen Zeitraum aufrecht erhalten zu können (GOODING et al. 1986). Bei der Ultraschalluntersuchung können aber bereits Abweichungen von den Referenzwerten des Herzens diagnostiziert werden, was frühzeitige therapeutische Maßnahmen ermöglicht (MINORS u. O’GRADY 1998).

Die Herzdarstellung mittels Ultraschall kann als eindimensionales Bild (M-Mode- Technik) oder als zweidimensionale Bilddarstellung (2D-Technik) erfolgen. Die erste Technik kann im zeitlichen Verlauf die Bewegung der Herzstrukturen darstellen, wohingegen bei der zweiten Darstellungsart die räumlichen Dimensionen leichter erkannt werden können. Eine weitere Darstellungsmethode ist die Doppler Echokardiographie, bei der hochfrequente Schallwellen gepulst oder kontinuierlich ausgesandt werden und Blutströmungsprofile dargestellt werden können (BOHN 2002). Der Farbdoppler stellt die Strömungsrichtungen und -geschwindigkeiten unterschiedlich farbig im ein- oder zweidimensionalen Bild dar. Von der rechten Seite aus kann das Herz in einer Kurzachse beurteilt werden. Die Längsachse des Herzens kann durch Drehen des Schallkopfes um 90° gegen den Uhrzeigersinn gefunden werden. Eine Darstellung aller 4 Kammern kann im rechten Winkel zu den anderen zwei Ebenen erfolgen (BOHN 2002). Folgende Strukturen und Messparameter können im Ultraschall in den verschiedenen Herzaktionsphasen dargestellt und beurteilt werden und spielen eine Rolle bei der Diagnose einer DCM:

Dicke der rechten Kammerwand (RVW), endsystolischer Durchmesser des linken Vorhofs (LA), enddiastolischer Durchmesser der rechten und linken Kammer (RVDd, LVDd), endsystolischer Durchmesser der rechten und linken Kammer (RVDs, LVDs), die Dicke der Kammerscheidewand sowohl enddiastolisch als auch endsystolisch (IVSd und IVSs), die Dicke der linken Kammerwand ebenfalls enddiastolisch und endsystolisch (LVWd, LVWs). Daraus kann die systolische Verkürzungsfraktion (FS)

(20)

10 Literatur

berechnet werden (FS = 100 x (LVDd – LVDs / LVDd), welche die Kontraktionskraft des Herzens widerspiegelt (TOBIAS u. POULSEN NAUTRUP 2001).

Bei Hunden mit DCM sind eine Erhöhung des endsystolischen Durchmessers und kompensatorisch auch des enddiastolischen Durchmessers, vornehmlich des linken Ventrikels, zu finden. Außerdem zeigt sich häufig eine erniedrigte FS. Als Folge der Myokardinsuffizienz findet man im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung aufgrund der reduzierten Auswurfleistungen verminderte Blutflussgeschwindigkeiten in Aorta und/oder Arteria pulmonalis. Durch die veränderte Ventrikelmorphologie kann es zu einer sekundären AV-Klappeninsuffizienz mit Vergrößerung der Atrien und den daraus entstehenden Symptomen einer Herzinsuffizienz wie Aszites, Lungenödem, Perikard- und/oder Thoraxerguss kommen (TIDHOLM u. JÖNSSON 1996, VOLLMAR 1996, KITTLESON 1998, MORISSE 2001).

Echokardiographische Untersuchungen wurden durchgeführt, um Parameter zu finden, die als spezifisch für die Entwicklung einer DCM anzusehen sind. Eine Erhöhung zumindest des linken systolischen Kammerdurchmessers (LVDs) wurde bei allen Untersuchungen gefunden. Häufig wurde sie von diastolischen Kammervergrößerungen (LVDd, RVDd) und Vergrößerung des linken Vorhofes (LA) begleitet. Die Berechnung der systolischen Verkürzungsfraktion (FS) erfolgt aus den genannten Werten. Bei DCM ist diese verringert was einer Abnahme der Herzkontraktionskraft entspricht (LOMBARD 1984, CALVERT u. BROWN 1986, GOODING et al. 1986, MINORS u. O’GRADY 1998, VOLLMAR 1999b, LEE et al.

2002). Für verschiedene Rassen wurden signifikante Parameter beschrieben, die die Entwicklung einer DCM anzeigen. Bei 12 Hunden verschiedener Rassen mit dilatativer Kardiomyopathie, wobei es sich hauptsächlich um Dobermann Pinscher handelte, zeigten sich folgende veränderte Parameter: dilatierter linker Ventrikel (LVDs, LVDd), reduzierte Aortenwurzelausdehnung, verringerte systolische Verkürzungsfraktion (FS), verringerte systolische Septumsdicke (IVSs) und geringere Wandstärke des linken Ventrikels (LVWs) (LOMBARD 1984). In einer Studie an Neufundländern wurde neben Hunden mit anderen Erkrankungen eine Gruppe von 34 an DCM erkrankten Tieren mit 31 klinisch und echokardiographisch gesunden Hunden verglichen. Der Index der myokardialen Leistungsfähigkeit (IMP) wurde als Parameter für die Diagnose der DCM untersucht. Der IMP wird durch die Division der

(21)

Literatur 11

Summe von isovolumetrischer Kontraktions- und Relaxationszeit durch die Auswurfzeit berechnet. Dabei wurden folgende Werte als signifikant für die Entwicklung einer DCM ermittelt: eine Verlängerung der Präejektionsperiode (PEP) und Verkürzung der Auswurfzeit, die zu einer Vergrößerung des IMP-Wertes führten.

Letzterer kann somit für die frühzeitige Diagnose von DCM eingesetzt werden (LEE et al. 2002). Auch bei Cocker Spaniels mit DCM wurden signifikant erhöhte Werte für die Kammerdurchmesser (LVDs, LVDd, RVDs, RVDd) sowie eine erniedrigte FS gefunden. Klinische Anzeichen waren jedoch noch nicht bei allen Tieren zu finden, was bedeutet, dass es sich teilweise um eine okkulte DCM handelte (GOODING et al. 1986).

Um Parameter zu finden, die auf die Entwicklung einer okkulten DCM hinweisen, wurden 29 gesunde Dobermann Pinscher echokardiographisch in Ruhe und unter der Gabe von Dobutamin untersucht. Ein Jahr später fand eine Nachuntersuchung statt, um die Tiere festzustellen, die eine okkulte DCM entwickelt hatten. Dabei waren verschiedene Parameter zum Zeitpunkt der ersten Untersuchung signifikant mit der Entwicklung einer okkulten DCM korreliert. Es handelte sich bei den in Ruhe gemessenen und veränderten Werten unter anderem um die Zunahme des endsystolischen Durchmessers der linken Kammer (LVDs), die Verlängerung der Präejektionsperiode (PEP) und eine Verkürzung der linksventrikulären Ejektionsphase (LVET). Die PEP beginnt mit dem Anfang des QRS-Komplexes und verläuft bis zum Öffnen der Aortenklappe und die LVET vom Öffnen bis zum Schließen der Aortenklappe. Unter der Gabe von Dobutamin war ebenfalls ein erhöhter endsystolischer Durchmesser der linken Kammer (LVDs) und eine verringerte systolische Verkürzungsfraktion FS messbar (MINORS u. O’GRADY 1998). In einer anderen Studie an Dobermann Pinschern wurden die Tiere nach ihrem Krankheitsstatus in drei Gruppen eingeteilt und echokardiographisch untersucht. Es handelte sich um 21 klinisch gesunde Tiere, 8 Tiere mit dilatativer Kardiomyopathie ohne klinische Anzeichen eines Herzfehlers und 26 Tiere mit fortgeschrittener dilatativer Kardiomyopathie und Lungenödem. In der Gruppe der klinisch erkrankten Tiere wurden unter anderem folgende Veränderungen gefunden:

erhöhter systolischer Durchmesser des linken Vorhofes (LA) sowie erhöhte linksventrikuläre Durchmesser (LVDs, LVDd), verbunden mit einer geringeren Dicke

(22)

12 Literatur

der interventrikulären und der linken freien Kammerwand (IVSd, IVSd, LVWs, LVWd).

Der einzige Parameter, dessen Werte zwischen den Gruppen nicht überlappten, war der E-Punkt der septalen Separation (EPSS), der den maximalen Öffnungsgrad des vorderen Klappensegels in der schnellen diastolischen Ventrikelfüllungsphase repräsentiert. Der EPSS wurde somit als spezifischer Parameter für die Diagnose einer subklinischen DCM bei Dobermann Pinschern angesehen (CALVERT u.

BROWN 1986).

Für Irische Wolfshunde wies die ESVC Taskforce for canine dilated cardiomyopathy auf die von VOLLMAR (1999b) publizierten Referenzwerte hin (DUKES-MCEWAN et al. 2003). Um Parameter zu finden, die die Diagnose einer DCM in Irischen Wolfshunden ermöglichen, wurden in der Studie die echokardiographischen Werte von 262 gesunden Irischen Wolfshunden, 33 Irischen Wolfshunden mit DCM aber noch ohne klinische Symptome und 33 an DCM erkrankten Irischen Wolfshunden ausgewertet. Dabei wurden für verschiedene Parameter signifikante Unterschiede zwischen den drei Gruppen ermittelt. Im Vergleich der ersten beiden Gruppen fielen erhöhte Durchmesser der linken Kammer (LVDs, LVDd) und des linken Vorhofes (LA) verbunden mit erhöhtem endsystolischem Volumenindex (ESVI) und erhöhtem E-Punkt der septalen Separation (EPSS) sowie die verminderte fraktionelle Verkürzungsfraktion (FS) auf. Der ESVI hat die Einheit ml/m² und wird mittels LVDs und BSA (body surface area) berechnet. Beim Vergleich der beiden letzten Patientengruppen wurde eine weitere Vergrößerung des Herzens beobachtet. Sie zeigte sich in der Erhöhung der Kammerdurchmesser (LVDs, LVDd, RVDd) sowie des linken Vorhofes (LA) und des endsystolische Volumenindex (ESVI). Die systolische Verkürzungsfraktion (FS) nahm weiterhin ab. Als Ergebnis der Studie wurde festgehalten, dass im Vergleich zu Dobermann Pinschern die EPSS-Werte nicht als so sensitiver Parameter eingesetzt werden können, da Überlappung der Werte zwischen den Gruppen auftraten. Die Berechnung des ESVI kann hingegen für eine frühzeitige Diagnose der DCM bei Irischen Wolfshunden hilfreich sein (VOLLMAR 1999b). Bei der Beurteilung der Parameter ist zu beachten, dass individuelle Abweichungen von den Referenzwerten vorliegen können. Diese wurden in einer Studie an 262 klinisch unauffälligen Irischen Wolfshunden echokardiographisch nachgewiesen. Die Regressionsanalysen mit Körpergewicht

(23)

Literatur 13

und Alter als unabhängige Variablen für 13 echokardiographische Messparameter zeigten, im Gegensatz zu anderen Studien mit verschiedenen Rassen, dass der Einfluss von individueller Variation auf Herzgröße und Wanddicke stärker ist als der Einfluss von Körpergewicht und Alter (VOLLMAR 1999a).

2.2.3 Pathologie und Histologie der DCM

Bei Hunden mit DCM erscheint das Herz in der Sektion dünnwandig und allgemein ausgeweitet. Es zeigt eine stumpfkegelige Form und eine Dilatation der Vor- und Hauptkammern. Die dekompensierte Dilatation des Herzens ruft einen Rückstau im kleinen und großen Kreislauf hervor, mit der Folge von Lungenödem, Leberstauung, Aszites und Unterhautödemen (DROMMER 1991, RUDOLPH u. DAHME 1999).

Verschiedene Formen der DCM können histologisch unterschieden werden. Beim Boxer und Dobermann Pinscher handelt es sich häufig um eine Herzmuskelerkrankung, die durch Muskelfaserdegeneration und –atrophie gekennzeichnet ist. Degenerative Veränderungen in Form von Myozytolyse und Myofibrillennekrose führen zu einer weitgehenden Atrophie mit großen Arealen myokardialer Fibrose und fettiger Infiltration ("fatty infiltration and degeneration").

Diese Form der DCM wurde bei Dobermann Pinschern, Boxern und Doggen beschrieben (VAN FLEET et. al. 1981, CALVERT et al. 1982, HARPSTER 1983, 1991, EVERETT et al. 1999, GILBERT et al. 2000). Eine andere Form der DCM, die bei großen und mittelgroßen Hunderassen, wie z.B. Irischen Wolfshunden, vorkommt, ist durch dünne, separierte, wellenförmige Myokardfibrillen in einer vermehrten Intrazellularsubstanz gekennzeichnet („attenuated wavy fibers“) (TIDHOLM et al. 1998, TIDHOLM et al. 2000). Juvenile Portugiesische Wasserhunde zeigten ebenfalls derartige histologische Veränderungen (DAMBACH et al. 1999, ALROY et al. 2000) wie auch Neufundländer (TIDHOLM et al. 2000) und juvenile Dobermann Pinscher (VOLLMAR et al. 2003). Bei einigen Irischen Wolfshunden wurde außerdem eine hochgradige Panarteriitis der größeren Arterien nachgewiesen. Diese Veränderungen, die vornehmlich in der linken Ventrikelwand und im Septum zu finden waren, führten zu einer hochgradigen Einengung des Gefäßlumens (HARPSTER 1991, VOLLMAR 2002).

(24)

14 Literatur

Die Diagnose einer DCM aufgrund von histologischen Veränderungen ist nur in Kombination mit den klinischen und morphologischen Befunden möglich (TIDHOLM u. JÖNSSON 1996).

2.2.4 Ursachen der DCM

Die zur Entwicklung einer DCM führenden Gründe sind bei Menschen sehr vielfältig (RICHARDSON et al. 1996) und vermutlich im großen und ganzen auf Hunde übertragbar (DUKES-MCEWAN u. JACKSON 2002). Als mögliche Auslöser einer DCM beim Menschen kommen idiopathische, familiäre/genetische, virale und/oder immunologische sowie alkoholische/toxische Ursachen in Frage. Außerdem kann die DCM auch mit einer erkennbaren kardiovaskulären Erkrankung im Zusammenhang stehen, bei der der Grad der myokardialen Dysfunktion nicht durch eine starke Volumenbelastung oder ischämische Schädigung erklärt werden kann. Histologische Befunde sind nur für bestimmte Formen spezifisch. Die Vorstellung des Patienten erfolgt üblicherweise mit einer Herzinsuffizienz, die häufig progressiv verläuft.

Arrhythmien, Thromboembolien und plötzlicher Tod sind häufig und können in jedem Stadium der Erkrankung auftreten (RICHARDSON et al. 1996). Die Ursachen für DCM beim Hund sind noch nicht geklärt, so dass in den meisten Fällen von einer idiopathischen DCM ausgegangen wird (KITTLESON 1998). Erst wenige Untersuchungen zu den Ursachen einer caninen DCM liegen vor. Taurin- und Karnitindefizienz wurden als auslösende Effekte für DCM bei American Cocker Spaniels, Boxern, Portugiesischen Wasserhunden und Neufundländern beschrieben (KITTLESON et al. 1991, KEENE et al. 1991, KITTLESON et al. 1997, ALROY et al.

2000, DUKES-MCEWAN et al. 2001). Die zu Grunde liegende Ursache für DCM blieb zwar auch bei diesen Fällen unbekannt, aber ein vererbter Defekt, der eine myokardiale Karnitindefizienz nach sich zieht, scheint für diese Rassen pathogenetisch wichtig zu sein (KEENE et al. 1991). Eine Studie mit neun Dalmatinern mit DCM fand hingegen keine Taurin- oder Karnitindefizienz (FREEMAN et al. 1996). Viren konnten bei Portugiesischen Wasserhunden und weiteren Tieren verschiedener Rassen nicht als Ursache für die DCM verantwortlich gemacht werden (DAMBACH et al. 1999, MAXSON et al. 2001). Hingegen wurde bei zwei Golden

(25)

Literatur 15

Retrievern der Befall mit Trypanosoma cruzi als Auslöser für deren DCM angesehen (BARR et al. 1989). Eine andere Studie umfasste 21 Hunde, die jeweils sieben Tiere mit DCM, mit chronischer Klappenerkrankung (CVD) und gesunde Tiere beinhaltete.

Betrachtet wurde die mRNA Konzentration der Thyroid Hormonrezeptoren (TR).

Diese Rezeptoren sind steroidale Rezeptoren für Schilddrüsenhormone, die die kardialen Funktionen beeinflussen, was bei Hypo- oder Hyperthyreose festzustellen ist. Die Konzentrationen von mRNA der TR-α2, TR-β1 und TR-β2 zeigten keine Unterschiede zwischen Hunden mit DCM bzw. CVD. Im Vergleich zu gesunden Hunden waren die Konzentrationen TR-ß1 und TR-ß2 bei den Hunden mit Herzerkrankungen erhöht. Als Ergebnis der Studie wurde festgehalten, dass eine veränderte Regulation der Transkription der TR-β Gene ein sekundärer Effekt von Herzerkrankungen zu sein scheint und nicht als ursächlich für eine bestimmte Herzerkrankung anzusehen ist (SHAHRARA et al. 1999).

2.2.5 Rasse- und Geschlechtseinfluss

Die DCM wird bei vielen verschiedenen Hunderassen diagnostiziert, aber bestimmte Rassen, insbesondere große Hunderassen, scheinen vermehrt betroffen zu sein (CALVERT 1992). In einer Studie mit elf an DCM erkrankten Hunden befanden sich neben sieben Doggen jeweils ein Bernhardiner, Dobermann, Labrador Retriever und Irish Setter (VAN VLEET et al. 1981). In einer anderen Studie gehörten sieben von zwölf betroffenen Hunden der Rasse Dobermann Pinscher an (LOMBARD 1984). Am Animal Hospital in Stockholm wurden in den Jahren 1987-1995 189 Hunde mit DCM diagnostiziert. Insgesamt waren 38 verschiedene Rassen mit einem Körpergewicht von 8-80 kg vertreten. Das Tier mit dem geringsten Körpergewicht gehörte der Rasse Papillon an. Die Rassen Airedale Terrier, Boxer, Dobermann Pinscher, Englischer Cocker Spaniel, Neufundländer, Bernhardiner und Pudel waren überrepräsentiert, wohingegen Deutsche Schäferhunde signifikant unterrepräsentiert waren. Anhand der von 1987–1995 im Swedish Kennel Club registrierten Hunde wurde die erwartete Anzahl von Tieren mit DCM für die verschiedenen Rassen berechnet. Für Irische Wolfshunde lag die erwartete Anzahl über den Zeitraum der Studie bei 0,6 Tieren.

Diese wurde mit drei an DCM erkrankten Irischen Wolfshunden übertroffen

(26)

16 Literatur

(TIDHOLM u. JÖNSSON 1996). In der Veterinary Data Base der Purdue Universität wurden 1.314 Fälle von DCM aus den Jahren 1986-1991 registriert. Die betroffenen Hunde waren nach absteigender Häufigkeit aufgeführt Tiere folgender Rassen:

Dobermann Pinscher, Boxer, Dogge, Labrador Retriever, American Cocker Spaniel, Golden Retriever, English Sheepdog, Afghane, Scottish Deerhound und English Cocker Spaniel. Der Anteil der Rassen im Einzugsgebiet wurde nicht beschrieben, so dass keine Prävalenzen für diese Rassen berechnet werden konnten (SISSON u.

THOMAS 1995). An der Universität von California, Davis, Veterinary Teaching Hospital, waren in einer sich über zehn Jahre erstreckenden Studie 33 % der ingesamt 260 an DCM erkrankten Hunde Dobermann Pinscher und 15 % Boxer.

Doggen und American Cocker Spaniel repräsentierten 10 % der Fälle, Golden und Labrador Retriever je 4 % und 3 % der Fälle waren Irische Wolfshunde. Angaben über die Rassehäufigkeiten im Einzugsgebiet wurden nicht gemacht, so dass keine Prävalenzen für die einzelnen Rassen bestimmt werden konnten (KITTLESON 1998). In einer slovenischen Klinik wurden innerhalb von fünf Jahren 52 Hunde mit DCM diagnostiziert. Davon waren 39% Dobermann Pinscher, 13 % Deutsche Schäferhunde, 8 % Boxer, 6 % Doggen sowie Rottweiler und andere Rassen. Die hohe Anzahl an betroffenen Schäferhunden im Vergleich zu anderen Studien wurde auf die große Popularität der Rasse in Slovenien zurückgeführt. Zur Häufigkeit anderer Rassen in Slovenien wurden keine Angaben gemacht (PETRIC et al. 2002).

Dobermann Pinscher waren auch die am häufigsten betroffene Rasse in einer Studie mit 80 DCM Patienten in der Klinik für Kleine Haustiere der FU Berlin. Desweiteren waren in dieser Studie Doggen, Boxer und English Cocker Spaniels häufig betroffen.

Über eine Häufigkeit einzelner Rassen im Einzugsgebiet wurden keine Angaben gemacht (SAMELUCK 2002). Von 400 echokardiographisch untersuchten Irischen Wolfshunden zeigten 66 Tiere eine DCM, wobei die Prävalenz für männliche Tiere bei 19,2 % und für weibliche bei 14,75 % lag (VOLLMAR 1999b). In der darauf aufbauenden Studie mit 500 Irischen Wolfshunden wurde eine Prävalenz für DCM von 32,3 % bei männlichen Tieren und 18,7 % bei weiblichen Tieren gefunden (VOLLMAR 2000). Männliche Tiere sind auch bei anderen Rassen häufiger von DCM betroffen als weibliche (VAN VLEET et al. 1981, CALVERT et al. 1982, HARPSTER 1983, LOMBARD 1984, HARPSTER 1991, FREEMAN et al. 1996, CALVERT et al.

(27)

Literatur 17

1997, TIDHOLM und JÖNSSON 1997, O’GRADY u. HORNE 1998, EVERETT et al.

1999, BORGARELLI et al. 2000, MORALES et al. 2001, PETRIC 2002, SAMELUCK 2002). Nur in wenigen Studien wurde eine gleichmäßige Verteilung nach Geschlecht beschrieben (O’GRADY u. HORNE 1992, TIDHOLM u. JÖNSSON 1996, BROWNLIE u. COBB 1999, DAMBACH et al. 1999). Die Verteilung der DCM nach Geschlecht ist in Tabelle 1 dargestellt.

Tabelle 1: Verteilung der DCM nach Geschlecht und Rasse

Rasse Anzahl unter-

suchter Tiere mit

DCM

Prozent- satz männlicher

Tiere mit DCM

Prozent- satz weiblicher

Tiere mit DCM

Autor

Boxer 64 58 42 HARPSTER 1983

Boxer 112 56 44 HARPSTER 1991

Cocker Spaniel 8 87,5 12,5 THOMAS 1987

Dalmatiner 9 100 0 FREEMAN et al. 1996 20 100 0 CALVERT et al. 1982 26 88 12 CALVERT u. BROWN 1986 193 51 49 O’GRADY u. HORNE 1992

26 88,5 11,5 CALVERT u. BROWN 1986 66 83 17 CALVERT et al. 1997 32 87,5 12,5 EVERETT et al. 1999 Dobermann

Pinscher

21 76 24 PETRIC et al. 2002

Doggen 17 94 6 MEURS et al. 2001b

39 51 49 BROWNLIE u. COBB 1999 Irischer Wolfshund

121 54 46 VOLLMAR 2000

37 62 38 TIDHOLM u. JÖNSSON 1996 Neufundländer

34 55 45 LEE et al. 2002

12 42 58 DAMBACH et al. 1999 50 58 40 ALROY et al. 2000 Portugiesischer

Wasserhund

49 53 45 SLEEPER et al. 2002

(28)

18 Literatur

Fortsetzung Tabelle 1:

Rasse Anzahl unter-

suchter Tiere mit

DCM

Prozent- satz männlicher

Tiere mit DCM

Prozent- satz weiblicher

Tiere mit DCM

Autor

Presa Canario Hund 47 89 11 MORALES et al. 2001 11 82 18 VAN VLEET et al. 1981

12 92 8 LOMBARD 1984

189 61 39 TIDHOLM u. JÖNSSON 1997 43 86 14 BORGARELLI et al. 2000 42 81 19 PETRIC et al. 2002 Verschiedene

Rassen

80 77,5 22,6 SAMELUCK 2002 Aufgrund der höheren Prävalenz von DCM in mehreren Rassen vermuteten viele Autoren, dass genetische Faktoren zumindest in bestimmten Rassen eine Rolle spielen (HARPSTER 1983, THOMAS 1987, KEENE et al. 1991, CALVERT 1992, MEURS 1998, BROWNLIE u. COBB 1999, DAMBACH et al. 1999).

2.2.6 Alter bei der Diagnose

Die DCM kann sich rasseabhängig in unterschiedlichen Altersstufen manifestieren.

Die meisten der in Tabelle 2 aufgeführten Studien umfassten Tiere, die aufgrund eines kongestiven Herzversagens in Kliniken und Praxen vorgestellt wurden. Von HARPSTER (1991), BROWNLIE und COBB (1999) und VOLLMAR (1999b, 2000) wurden ohne Angabe der genauen Anzahl auch Tiere untersucht, die noch keine klinischen Symptome zeigten.

(29)

Literatur 19

Tabelle 2: Alter bei der Diagnose der DCM Rasse Anzahl

unter- suchter

Hunde

Alters- spanne (Jahre)

durchschnitt- liches Alter

in Jahren und dessen

Median

Autor

Boxer 112 1 - 15 8,23 / 8,5 HARPSTER 1991 Cocker Spaniel 8 0,83 - 8 3,7 THOMAS 1987

Dalmatiner 9 3 - 12 6,8 FREEMAN et al. 1996 20 2,5 - 14,5 6,7 / 7 CALVERT et al. 1982 66 2 - 14 7,6 / 7,5 CALVERT et al. 1997 Dobermann

Pinscher

6 0,03 – 0,08 - VOLLMAR et al. 2003 Dogge 17 1,5 - 8 5 / 4,8 MEURS et al. 2001b

39 2,3 - 10 6,4 BROWNLIE u. COBB 1999 66 - 4,7 / 4,4 VOLLMAR 1999b

Irischer Wolfshund

121 1 - 11 4,2 VOLLMAR 2000

Neufundländer 37 0,29 - 11,7 5 / 5 TIDHOLM u. JÖNSSON 1996 Portugiesischer

Wasserhund

12 0,04 - 0,6 0,25 DAMBACH et al. 1999

Presa Canario Hund 47 5 - 10 7,5 MORALES et al. 2001 11 0,33 - 11 4,06 VAN VLEET et al. 1981 12 3 - 12 6 LOMBARD 1984

189 0,29 - 13 6,6 / 6,6 TIDHOLM u. JÖNSSON 1997 verschiedene

Rassen

80 0,5 - 13 - SAMELUCK 2002

Nach dem Manifestationsalter kann die DCM in eine juvenile und adulte Form unterteilt werden. Bei der juvenilen Form der DCM, die bei Portugiesischen Wasserhunden beobachtet wurde, zeigten sich klinische Symptome und plötzlicher Tod bereits im Welpenalter (DAMBACH et al. 1999). Ebenfalls wurde bei einem Wurf von Dobermann Pinschern bereits im Welpenalter eine DCM festgestellt (VOLLMAR et al. 2003). Bei Irischen Wolfshunden lag ein durchschnittliches Alter von ungefähr 4 Jahren bis hin zu 6,4 Jahren zum Zeitpunkt der Diagnose einer DCM vor (BROWNLIE u. COBB 1999, VOLLMAR 1999b, 2000). Bei Doggen und Neufundländern wurde das durchschnittliche Manifestationsalter einer DCM mit 5 Jahren angegeben (TIDHOLM u. JÖNSSON 1996, MEURS et al. 2001b). Bei

(30)

20 Literatur

Dobermann Pinschern, Dalmatinern, Presa Canario Hunden und Boxern lag das Alter bei der Diagnose zwischen 6 und 8,5 Jahren (CALVERT et al. 1982, FREEMAN et al. 1996, HARPSTER 1991, CALVERT et al. 1997, MORALES et al. 2001). In Studien, die Tiere verschiedener Rassen umfassten, lag das durchschnittliche Alter zum Zeitpunkt der Diagnose einer DCM bei ungefähr 6 Jahren (LOMBARD 1984, TIDHOLM u. JÖNSSON 1997).

2.2.7 Überlebensdauer nach Diagnosestellung

Eine statistische Untersuchung bezüglich der Überlebenszeit von 37 Hunden, bei denen DCM diagnostiziert wurde, ergab eine Wahrscheinlichkeit von 37,5%, noch ein Jahr nach der Diagnosestellung mittels Echokardiographie zu leben. Die Überlebenswahrscheinlichkeit für ein weiteres, d.h. insgesamt zwei Jahre lag bei 28%. Nach der Diagnosestellung lag die Überlebenszeit für 50% der Probanden bei durchschnittlich 2,3 Monaten. Pleuraerguss und Lungenödem waren die wichtigsten prognostischen Indikatoren für das Überleben. Bei der retrospektiven Studie handelte es sich um Patienten, deren Therapie zwar aufgenommen aber nicht mit in die statistischen Auswertungen aufgenommen wurde (MONNET et al. 1995). Eine weitere retrospektive Studie schloss 189 Hunden 38 verschiedener Rassen mit DCM ein, die als Patienten in verschiedenen Kliniken vorgestellt worden waren. Es wurden Überlebensraten von 47,5% für 1 Jahr und von 7,5% für 2 Jahre ermittelt. Dabei lag die mittlere Überlebensdauer bei 175 Tagen. Das Merkmal mit der höchsten Bedeutung für die Überlebensdauer war in dieser Studie das Alter bei der Untersuchung, gefolgt von Dyspnoe und Aszites. Die Therapie erfolgte nicht standardisiert (TIDHOLM et al. 1997). Neun Dalmatiner mit Anzeichen eines kongestiven Herzversagens aufgrund einer dilatativen Kardiomyopathie überlebten unter der eingeleiteten Therapie durchschnittlich zehn Monate mit einer Spannweite von 1,5 bis 34 Monaten (FREEMAN et al. 1996). In einer Studie mit 52 Hunden, die als Patienten in einer Klinik vorgestellt wurden, lag die mittlere Überlebensdauer für Dobermann Pinscher mit DCM bei 52 Tagen, wohingegen Hunde anderer Rassen signifikant länger überlebten (240 Tage). Auch in dieser Studie erfolgte die Therapie nicht standardisiert (PETRIC et al. 2002). In einer weiteren Studie an Dobermann

(31)

Literatur 21

Pinschern mit kongestivem Herzversagen durch eine DCM wurde unter der eingeleiteten Therapie eine durchschnittliche Überlebenszeit von 9,7 Wochen mit einer Spannweite von einem Tag bis 60 Wochen gefunden (CALVERT et al. 1997).

Die durchschnittliche Überlebenszeit von 37 Neufundländern mit kongestivem Herzversagen durch DCM lag bei 152 Tagen mit einer Spannweite von keinem bis zu 1640 Tagen und einem Median von vier Tagen (TIDHOLM u. JÖNSSON 1996). Von 500 Irischen Wolfshunden, die in einer Klinik im Rahmen von Screeninguntersuchungen und aufgrund von klinischen Symptomen vorgestellt wurden konnte für 59 Tiere eine durchschnittliche Überlebenszeit von 5,1 Monaten nach der Diagnose der DCM ermittelt werden. Die anderen 59 Tiere mit DCM, die weiter verfolgt wurden, wiesen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Studie eine durchschnittliche Überlebenszeit von 15,7 Monaten auf (VOLLMAR 2000).

2.2.8 Häufigkeit und Prävalenz von DCM

In einer amerikanischen Klinik lag die Häufigkeit von Patienten mit DCM über einen Zeitraum von 10 Jahren bei 0,35% von 68690 vorgestellten Patienten (KITTLESON 1998). In der Veterinary Data Base der Purdue Universität wurde DCM bei 0,5% der insgesamt vorgestellten Hunde diagnostiziert (KITTLESON 1998). In Tabelle 3 ist die Prävalenz der DCM für verschiedene Rassen aufgeführt. Von O’GRADY und HORNE (1995) wurden 192 Dobermann Pinscher auf DCM untersucht. 103 der anfangs untersuchten Tiere wurden weiterverfolgt, die anderen wurden entweder nicht wieder vorgestellt oder starben aufgrund nicht kardialer Ursachen. Wenn man alle Tiere ohne Anzeichen für eine DCM bei der ersten Untersuchung mit einbezieht, entwickelten 44,7% der Hunde eine DCM. Bezieht man lediglich die 103 Tiere ein, die weiter verfolgt wurden, lag die Prävalenz für DCM innerhalb dieser Studie bei 63,2% (O’GRADY u. HORNE 1998). Von 41 Dobermann Pinschern wurde eine Gruppe von 29 gesunden Dobermann Pinschern ausgewählt, da die anderen 12 Tiere bereits bei der Erstuntersuchung Zeichen einer okkulten DCM aufwiesen. Aus der Gruppe der 29 Dobermann Pinscher entwickelten innerhalb der nachfolgenden Untersuchungsperiode von einem Jahr sechs Tiere eine subklinische DCM (MINORS u. O’GRADY 1998). In einer Studie an 165 Neufundländern, die über einen Zeitraum

(32)

22 Literatur

von vier Jahren untersucht wurden, entwickelten 35 Tiere eine DCM. 25 Tiere zeigten die Anzeichen einer klinischen DCM und zehn Tiere waren von einer okkulten DCM betroffen (DUKES-MCEWAN 2000). In Großbritannien wurden von ursprünglich 995 vorgestellten Irischen Wolfshunden 255 Tiere über mehrere Jahren untersucht, wovon 39 Tiere eine DCM entwickelten (BROWNLIE u. COBB 1999). In einer weiteren Studie mit 400 Irischen Wolfshunden wurde bei 66 Tieren eine DCM festgestellt (VOLLMAR 1999b). In der darauf aufbauenden Studie mit 500 Irischen Wolfshunden waren 121 Tiere betroffen. Die Autorin geht davon aus, dass auch noch weitere Tiere im Laufe ihres Lebens eine DCM entwickeln könnten (VOLLMAR 2000). In einer Studie mit 174 Portugiesischen Wasserhund Welpen waren 49 Tiere an einer progressiven DCM erkrankt (SLEEPER et al. 2002).

Tabelle 3: Prävalenzen von DCM für verschiedene Hunderassen Rasse Anzahl

untersuchter Hunde

Prävalenz (%) von

DCM

Autor

192 44,7 O’GRADY u. HORNE 1995 41 43,9 MINORS u. O’GRADY 1998 Dobermann

Pinscher

103 63,2 O’GRADY u. HORNE 1998 995 3,9 BROWNLIE u. COBB 1999

400 16,5 VOLLMAR 1999b

Irischer Wolfshund

500 24,2 VOLLMAR 2000

Neufundländer 165 21,1 DUKES-MCEWAN 2000 174 28,1 SLEEPER et al. 2002

Portugiesischer

Wasserhund 212 23,6 ALROY et al. 2000

2.2.9 Analyse des Erbgangs

Für verschiedene Hunderassen wurden Erbgangsanalysen mit rasseabhängig unterschiedlichen Ergebnissen durchgeführt. Stammbaumanalysen und Segregationsanalysen stimmten bei Neufundländern mit DCM am ehesten mit einem autosomal dominanten Erbgang mit inkompletter Penetranz, die hauptsächlich auf

(33)

Literatur 23

eine Altersabhängigkeit zurückgeführt wurde, überein. Es wurde aber darauf hingewiesen, dass ein autosomal rezessiver Erbgang nicht vollständig ausgeschlossen werden konnte (DUKES-MCEWAN u. JACKSON 2002). Bei der Analyse von Stammbäumen zweier Boxerfamilien mit ventrikulärer Arrhythmie zeigte sich, dass in jeder Generation betroffene Individuen auftraten, eine gleiche Geschlechteraufteilung vorlag und betroffene Eltern in der Lage waren, nicht betroffene weibliche Nachkommen zu produzieren. Aus diesen Gründen wurde angenommen, dass es sich um einen autosomal dominanten Erbgang für ventrikuläre Arrhythmie handelte. Diese tritt bei Boxern zusammen mit einer DCM auf (MEURS et al. 1999). Stammbäume von elf an DCM erkrankten Doggen zeigten, dass alle Hunde einer Familie angehörten. Die Stammbaumanalyse ergab einen deutlichen Hinweis auf einen X-chromosomalen Erbgang. Ein mitochondrialer Erbgang konnte ausgeschlossen werden, weil nicht alle betroffenen Hunde eine betroffene Mutter aufwiesen. Ein autosomal dominanter Erbgang wurde als nicht wahrscheinlich angesehen, weil in drei Generationen zwei phänotypisch nicht betroffene Elternteile Nachkommen produzierten, die an DCM erkrankt waren. Der autosomal rezessive Erbgang wurde ausgeschlossen, weil in jeder Generation betroffene Familienmitglieder vorhanden waren. Daneben hatten betroffene Elterntiere sowohl betroffene als auch nicht betroffene Nachkommen. Ein weiterer Ausschluß für einen autosomal rezessiven und autosomal dominanten Erbgang lag in der Überrepräsentanz von männlichen Tieren. Deswegen wurde angenommen, dass ein X-chromosomaler Erbgang vorlag. Es gab betroffene Vatertiere mit an DCM erkrankten Töchtern, aber nicht alle betroffenen männlichen Tiere hatten betroffene weibliche Nachkommen. Aus diesem Grund wurde der X-chromosomal dominante Erbgang ausgeschlossen und der X-chromosomal rezessive als der wahrscheinlichste angenommen (MEURS et al. 2001b). Die Stammbaumanalyse von 12 an DCM erkrankten jungen Portugiesischen Wasserhunden zeigte, dass acht betroffene weibliche und männliche Welpen aus sechs Würfen auf einen gemeinsamen Vorfahren in der dritten bis fünften Generation zurückzuführen waren.

Ihre Eltern waren phänotypisch nicht betroffen. Für die weiteren vier Welpen zeigten sich im Pedigree über sechs Generationen keine verwandtschaftlichen Beziehungen zu den acht Tieren mit dem gemeinsamen Vorfahren. Da keines der Elterntiere

(34)

24 Literatur

betroffen war, erschien ein autosomal rezessiver Erbgang am wahrscheinlichsten (DAMBACH et al. 1999). Eine weitere Untersuchung fand ebenfalls an Portugiesischen Wasserhunden statt. Aus einer Gruppe von 212 Welpen aus 26 Würfen starben 50 mit der Diagnose einer idiopathischen DCM. Drei mögliche Erbgänge wurden getestet: dominant mit geringer Penetranz, autosomal rezessiv und polygen. Die Modelle wurden jeweils an eine binomiale Verteilung mit der erwarteten Frequenz der betroffenen Welpen für den jeweiligen Erbgang angepasst.

Die Frequenz der betroffenen Welpen stimmte am ehesten mit einem autosomal rezessiven Erbgang überein. Um ein einfaches autosomales rezessives Modell ausschließen zu können, hätten mehrere Anpaarungen zweier betroffener Tiere, die deutlich weniger als 100% betroffene Nachkommen produzierten, vorkommen müssen. Im vorhandenen Datenmaterial war dies jedoch nicht der Fall, so dass ein rezessives Modell nicht ausgeschlossen werden konnte. Ein dominanter Erbgang mit unvollständiger Penetranz erschien nicht wahrscheinlich, weil nicht alle betroffenen Tiere, in Anpaarungen mit betroffenen und nicht betroffenen Tieren, jeweils die gleiche Anzahl betroffener Welpen produziert hatten. Der polygene Erbgang konnte wegen fehlender Informationen im Datensatz nicht ausgeschlossen werden. Für das Einbringen der DCM in die Population konnte ein Rüde verantwortlich gemacht werden (ALROY et al. 2000). Die Eltern von 49 an DCM erkrankten jungen Portugiesischen Wasserhunden zeigten keine Anzeichen einer DCM. Der Erwartungswert für die Segregationsrate stimmte am ehesten mit einem vollständig penetranten, autosomal rezessiven Erbgang überein. Außerdem wurde neben nicht betroffenen Eltern eine gleiche Aufteilung nach Geschlechtern gefunden, wodurch ein autosomal rezessiver Erbgang als am wahrscheinlichsten erschien (SLEEPER et al. 2002).

2.2.10 Biochemische und molekulargenetische Untersuchungen

Um die Grundlage der caninen DCM zu erforschen, wurden Parallelen zu den bei Menschen gefundenen molekulargenetischen Veränderungen gezogen. Bei Menschen wurden bereits Mutationen in folgenden Genen als Ursache für DCM verantwortlich gemacht: Lamin A/C (FATKIN et al. 1999), Troponin T2, für das

(35)

Literatur 25

sowohl ein Austausch von Tryptophan gegen Arginin 471 als auch eine Deletion des Lysin 210 gefunden wurden (DURAND et al. 1995, KAMISAGO et al. 2000, LI et al.

2001), verschiedene Mutationen des Titin-Gens (SIU et al. 1999, GERULL et al.

2002), Desmin (LI et al. 1999), δ-Sarcoglycan (TSUBATA et al. 2000), Phospholamban (SCHMITT et al. 2003), kardiales Myosin-bindendes Protein C (DAEHMLOW et al. 2002), Cystein-und-Glycin-reiches Protein 3 (KNOLL et al. 2002), die schwere β-Kette des Myosins (KAMISAGO et al. 2000, DAEHMLOW et al. 2002), α-Actin (OLSON et al. 1998), Telethonin (KNOLL et al. 2002) und Tafazzin (GEDEON et al. 1995, D’ADAMO et al. 1997). Außerdem wurde eine Punktmutation in der mitochondrialen tRNA des Isoleucins gefunden (TANIIKE et al. 1992).

Desweiteren wurden folgende chromosomale Positionen im Zusammenhang mit der DCM beim Menschen bereits lokalisiert, für die noch keine Genmutationen beschrieben wurden: 1p1-1q1 (KASS et al. 1994), 2q14-q22 (JUNG et al. 1999), 3p22-p25 (OLSON u. KEATING 1996), 6q12-q16 (SYLVIUS et al. 2001), 6q23 (MESSINA et al. 1997), 6q23-24 (SCHONBERGER et al. 2000), 9q13-q22 (KRAJINOVIC et al. 1995), 10q21-q23 (BOWLES et al. 1996) und Xp21.2, an der das Dystrophin Gen lokalisiert ist (MUNTONI et al. 1993, TOWBIN et al. 1993, MILASIN et al. 1996, ORTIZ-LOPEZ et al. 1997).

Bei Hunden wurden bislang im Zusammenhang mit dem Auftreten von DCM folgende Proteine untersucht: α-Sarcoglykan, β-Dystroglykan und myokardiales Dystrophin (SPIER et al. 2001) sowie Desmin und myofibrilläre Proteine (ALROY et al. 2000).

Außerdem wurden folgende DNA-Regionen auf Mutationen untersucht: Exon 2 bis 6 des Actin-Gens (MEURS et al. 2001a), die Dystrophin Promotorregion (SCHATZBERG et al.1999a, b), Dystrophin, Emerin sowie Vertreter der Sarkomerproteine, Troponin T und die schwere Kette des ß-Myosins (SKELLY 2003).

In einer Studie wurden die zytoskeletalen Proteine Dystrophin-, α-Sarcoglykan und β- Dystroglykanprotein mittels Western Immunoblot auf Veränderungen untersucht, die als Ursache für Skelettmyopathien und DCM in Frage kommen. Es wurden sieben Tiere mit DCM (vier Dobermann Pinscher, ein Dalmatiner, ein Bullmastiff, ein Irischer Wolfshund) und ein Hund mit Duchenne’s Muskeldystrophie sowie vier Tiere ohne jegliche Anzeichen einer Herzerkrankung untersucht. Es konnten keine Unterschiede zwischen den Proteinen der Tiere der gesunden Kontrollgruppe und den von DCM

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26 Literatur

betroffenen Hunden festgestellt werden. Deshalb wurde ein Zusammenhang zwischen Mutationen im Dystrophin-, α-Sarcoglykan und β-Dystrophinglykanprotein und der Entwicklung einer DCM ausgeschlossen (SPIER et al. 2001). Die Untersuchung von zytoskeletalen Proteinen der Herzen junger Portugiesischer Wasserhunde zeigte einen erhöhten Desminspiegel, der positiv mit dem Schweregrad der DCM korrelierte. Veränderungen myofibrillärer Proteine konnten nicht gefunden werden (ALROY et al. 2000). In der Humanmedizin handelt es sich bei X-chromosomal vererbter DCM häufig um Mutationen in der Region des muskelspezifischen Dystrophin Promotors oder seines ersten Exons. Da bei Hunden häufig männliche Tiere vermehrt betroffen sind, wurde in einer Studie ein Screening der caninen Dystrophin Promotor Region auf Veränderungen durchgeführt, die in der Humanmedizin bereits beschrieben sind. Es wurden neun Dobermann Pinscher, ein Dalmatiner und ein Bernhardiner, die an DCM erkrankt waren, sowie ein Irish Terrier mit Muskeldystrophie und zwei an Dystrophin-Defizienz erkrankte Deutsch Kurzhaar Vorstehhunde untersucht. Das Ergebnis der Untersuchung war, dass eine Mutation in der Genregion des Dystrophin Promotors weder für die DCM bei Dobermann Pinschern noch für die Muskeldystrophy bei Irish Terriern verantwortlich zu machen war (SCHATZBERG et al. 1999b). Bei der Untersuchung der DNA von zwei Deutsch Kurzhaar Vorstehhunden mit Skelettmyopathie und DCM wurde herausgefunden, dass eine Deletion des Dystrophingens vorlag (SCHATZBERG et al. 1999a).

Blutproben von 28 betroffenen Dobermann Pinschern und 12 nicht betroffenen Mischlingshunden als Kontrolltiere wurden auf Mutationen in Exon 2 bis 6 des Actin- Genes untersucht. Dabei wurden jedoch nicht die beim Menschen in dieser Region bekannten Mutationen gefunden, und schieden somit als Ursache der DCM bei Dobermann Pinschern aus. Es wird jedoch weiterhin davon ausgegangen, dass eine Genmutation eine Rolle spielt, weshalb derzeit nach Mutationen in weiteren Zytoskelettproteinen gesucht wird (MEURS et al. 2001a). In England läuft ein Forschungsprojekt über die DCM der Doggen mit dem Ziel, einen Test für subklinisch von DCM betroffene Doggen zu entwickeln. Damit sollen mögliche Anlageträger identifiziert werden, um dadurch eine Weiterverbreitung der möglichen Genmutation zu verhindern. Verschiedene Kandidatengene wurden auf der Basis des vermuteten X-chromosomalen rezessiven Erbganges und der in der Humanmedizin bekannten

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Literatur 27

Gene für diesen Erbgang ausgesucht. Zu den ausgewählten Genen gehören Dystrophin, Emerin sowie Vertreter der Sarkomerproteine, Troponin T und die schwere Kette des ß-Myosins. Die DNA von gesunden und von DCM betroffenen Tieren wies Polymorphismen auf. Ob es sich bei den Polymorphismen um krankheitsbedingende Mutationen handelt, ist bislang noch nicht geklärt (SKELLY 2003). Eine weitere Arbeit beschäftigte sich mit der molekulargenetischen Grundlage der DCM bei Neufundländern. Eine genomweite Kopplungsanalyse mit 200 anonymen Mikrosatellitenmarkern erbrachte kein Ergebnis. Die Autoren sahen als Ursache für die fehlgeschlagene Kopplungsanalyse das Fehlen von detaillierteren Genkarten und zu geringe Informationen über die Syntäniebeziehungen der Chromosomenabschnitte zwischen Hund und Mensch an (DUKES-MCEWAN u.

JACKSON 2002). Eine weitere Erforschung der molekulargenetischen Grundlagen der Erkrankung wird von einigen Autoren als sinnvoll erachtet. Dabei beruhen bedeutungsvolle Schritte auf einer verbesserten Charakterisierung der Erkrankung, Bestimmung von verbesserten Kriterien für die Diagnose asymptomatischer, betroffener Tiere, Bestimmung des Erbganges und der Aufklärung der dafür verantwortlichen Gene (MEURS 1998). Die Studie familiärer DCM innerhalb einer Hunderasse könnte erfolgreich für die Aufklärung der dafür verantwortlichen Genloci sein und mittels vergleichender Genomkartierung sollte die Identifizierung potenzieller Kandidatengene möglich sein (DUKES-MCEWAN u. JACKSON 2002).

(38)

28 Eigene Untersuchungen

3 Eigene Untersuchungen

3.1 Analyse der Populationsstruktur der im DWZRV e.V. (gegr.1892) registrierten Irischen Wolfshunde

3.1.1 Einleitung

Nach einer starken Abnahme der Tieranzahl Irischer Wolfshunde begann Captain Graham Mitte des 19. Jahrhunderts mit einer verstärkten Züchtung und somit Wiederbelebung dieser Rasse. In seinem Zuchtbuch wurde den Tieren der Geburtsjahrgänge 1859 bis 1906 eine Nummer zugeordnet und soweit bekannt die Eltern und das Geburtsdatum eingetragen. Die Gründung des Deutschen Windhundzucht- und Rennverbandes e.V. (DWZRV), der ein Zuchtbuch für die Irischen Wolfshunde in Deutschland führt, fand im Jahre 1892 statt. Der erste Wurf wurde 1910 im Zuchtbuch registriert und bis zu Beginn der 70-er Jahre wurden nur vereinzelt Irische Wolfshunde in Deutschland gezüchtet. Für den Aufbau der Zucht von Irischen Wolfshunden in Deutschland wurde eine große Anzahl von Tieren aus verschiedenen Ländern, vornehmlich aus Großbritannien und Irland, importiert und auch in das deutsche Zuchtbuch eingetragen. Ab 1977 wurden vermehrt Tiere aus deutschen Würfen im Zuchtbuch geführt und die Anzahl Irischer Wolfshunde in Deutschland stieg auf über 100 Einträge von Welpen pro Jahr und nahm kontinuierlich bis auf mehrere hundert neu eingetragene Tiere pro Jahr zu. Die Stammbäume der im DWZRV registrierten Irischen Wolfshunde ließen sich nicht bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen, dennoch ist es wahrscheinlich, dass auch die ausländischen Tiere letztendlich auf die von Captain Graham gezüchteten Ursprungstiere zurückzuführen sind (siehe Kapitel 2.1.1). Durch den Import von Irischen Wolfshunden wurden somit wahrscheinlich keine vollkommen neuen Linien in die deutsche Population eingebracht. In der relativ kleinen Population der Irischen Wolfshunde ist deswegen die Betrachtung von Populationsparametern wie Verwandtschafts- und Inzuchtkoeffizienten wichtig, um einer möglichen Steigerung

(39)

Eigene Untersuchungen 29

der Inzucht und Verminderung der genetischen Variabilität entgegenwirken zu können.

Das Ziel dieser Untersuchung war, die Populationsstruktur der in Deutschland gezüchteten Irischen Wolfshunde zu charakterisieren. Dazu sollten die Genanteile von ausländischen Tieren, Verwandtschaftskoeffizienten, Inzuchtrate und Inzuchtkoeffizienten der aktuellen sowie der bis 1970 zurückreichenden deutschen Population der Irischen Wolfshunde analysiert werden. Um die Auswirkungen des möglichen gemeinsamen Ursprungs der Gründertiere auf die Inzuchtkoeffizienten in der aktuellen deutschen Population beurteilen zu können, wurde eine Simulationsstudie durchgeführt, in der den Gründertieren der aktuellen deutschen Population eine unterschiedlich hohe Verwandtschaft zugeordnet wurde. Dafür wurden die Inzucht- und Verwandtschaftskoeffizienten der Population der von Captain Graham registrierten Irischen Wolfshunde analysiert.

3.1.2 Material und Methoden

Für die populationsanalytischen Auswertungen lagen die Daten von allen Irischen Wolfshunden sowie deren Eltern (n = 12037) vor, die im Zuchtbuch des Deutschen Windhundzucht- und Rennverbandes e.V. (DWZRV), eingetragen wurden. Die Geburtsdaten der im Zuchtbuch registrierten Tiere (n = 10647) reichten vom 18.08.1910 bis zum 23.05.2003. Die Entwicklung der in das Zuchtbuch eingetragenen Tiere und ihrer Eltern zeigt Tabelle 4. Dabei ist zu beachten, dass Vater- und Muttertiere mit mehreren Nachkommen im angegebenen Geburtszeitraum jeweils nur einmal gezählt wurden. Da die Elterntiere über mehrere Jahre eingesetzt werden, führt eine Addition der Anzahl Elterntiere über die einzelnen Geburtsjahrgangsklassen zu Mehrfachzählungen, so dass die Gesamtzahl Elterntiere deutlich geringer ist als die aufaddierte Summe der Elterntiere. Bis zum Jahre 1970 wurden nur insgesamt 19 Tiere sowie deren Eltern eingetragen, wobei über viele Jahre hinweg keine Eintragungen stattfanden. Ab 1970 begann eine vermehrte Zucht von Irischen Wolfshunden in Deutschland und ab dieser Zeit wurden alle Würfe in das Zuchtbuch eingetragen. Deswegen wurden in die Berechnungen nur die Tiere ab 1970 einbezogen (n = 10628).

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30 Eigene Untersuchungen

Tabelle 4: Anzahl registrierter Tiere, deren Väter und Mütter getrennt nach Geburtsjahrgängen.

Anzahl Anzahl registrierter Tiere Geburtsjahr-

gangs- klassen

registrierter Tiere

Väter Mütter mit un- bekannten

Eltern

mit un- bekanntem

Vater

mit un- bekannter

Mutter

1910-1969 19 11 11 - - -

1970-1979 700 87 130 5 - -

1980-1983 1048 65 134 - 1 -

1984-1987 1154 89 168 - - 1

1988-1990 1278 92 186 - 6 -

1991-1993 1583 103 205 1 - -

1994-1996 1754 105 251 9 - -

1997-1999 1525 109 195 1 - -

2000-2003 1586 91 211 5 - -

gesamt 10647 599 1152 23 7 1

1970-2003 10628 588 1141 23 7 1

1997-2003 3111 178 356 8 - -

Da im Zuchtbuch keine Angaben über den Abgang der Tiere gemacht werden, kann die aktuell lebende Population nicht genau definiert werden. Weiterhin existieren keine Angaben über das Mindest- oder Höchstalter für den Deckeinsatz von Rüden in der Zuchtordnung des DWZRV. Für Hündinnen hingegen liegt das Mindestalter bei 22 Monaten und das Alter, das am Decktag nicht überschritten werden darf, ist das siebte Lebensjahr (DWZRV Zuchtordnung Stand JHV 2003, Änderungen durch JHV 2003). Die aktuelle Population wurde deshalb so definiert, dass alle Hunde einbezogen wurden, die ab dem 01.01.1997 geboren wurden und somit zum Zeitpunkt der Populationsanalyse weniger als sieben Jahre alt waren (n = 3111). Für diese Tiere lagen weitgehend Stammbauminformationen vor, wodurch die Berechnung der Inzucht- und Verwandtschaftskoeffizienten für Tiere mit

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