• Keine Ergebnisse gefunden

3 Eigene Untersuchungen

3.1 Analyse der Populationsstruktur der im DWZRV e.V. (gegr.1892)

3.1.2 Material und Methoden

Für die populationsanalytischen Auswertungen lagen die Daten von allen Irischen Wolfshunden sowie deren Eltern (n = 12037) vor, die im Zuchtbuch des Deutschen Windhundzucht- und Rennverbandes e.V. (DWZRV), eingetragen wurden. Die Geburtsdaten der im Zuchtbuch registrierten Tiere (n = 10647) reichten vom 18.08.1910 bis zum 23.05.2003. Die Entwicklung der in das Zuchtbuch eingetragenen Tiere und ihrer Eltern zeigt Tabelle 4. Dabei ist zu beachten, dass Vater- und Muttertiere mit mehreren Nachkommen im angegebenen Geburtszeitraum jeweils nur einmal gezählt wurden. Da die Elterntiere über mehrere Jahre eingesetzt werden, führt eine Addition der Anzahl Elterntiere über die einzelnen Geburtsjahrgangsklassen zu Mehrfachzählungen, so dass die Gesamtzahl Elterntiere deutlich geringer ist als die aufaddierte Summe der Elterntiere. Bis zum Jahre 1970 wurden nur insgesamt 19 Tiere sowie deren Eltern eingetragen, wobei über viele Jahre hinweg keine Eintragungen stattfanden. Ab 1970 begann eine vermehrte Zucht von Irischen Wolfshunden in Deutschland und ab dieser Zeit wurden alle Würfe in das Zuchtbuch eingetragen. Deswegen wurden in die Berechnungen nur die Tiere ab 1970 einbezogen (n = 10628).

30 Eigene Untersuchungen

Tabelle 4: Anzahl registrierter Tiere, deren Väter und Mütter getrennt nach Geburtsjahrgängen.

Anzahl Anzahl registrierter Tiere Geburtsjahr-

Da im Zuchtbuch keine Angaben über den Abgang der Tiere gemacht werden, kann die aktuell lebende Population nicht genau definiert werden. Weiterhin existieren keine Angaben über das Mindest- oder Höchstalter für den Deckeinsatz von Rüden in der Zuchtordnung des DWZRV. Für Hündinnen hingegen liegt das Mindestalter bei 22 Monaten und das Alter, das am Decktag nicht überschritten werden darf, ist das siebte Lebensjahr (DWZRV Zuchtordnung Stand JHV 2003, Änderungen durch JHV 2003). Die aktuelle Population wurde deshalb so definiert, dass alle Hunde einbezogen wurden, die ab dem 01.01.1997 geboren wurden und somit zum Zeitpunkt der Populationsanalyse weniger als sieben Jahre alt waren (n = 3111). Für diese Tiere lagen weitgehend Stammbauminformationen vor, wodurch die Berechnung der Inzucht- und Verwandtschaftskoeffizienten für Tiere mit

Eigene Untersuchungen 31

vergleichbarer Informationsmenge möglich war. Von den 3111 Hunden der aktuellen Population waren 1586 (50,98 %) Rüden und 1525 (49,02 %) Hündinnen. Das Verhältnis der Geschlechter war dementsprechend fast ausgeglichen. Die Geschlechterverteilung in den verschiedenen Geburtsjahrgängen der aktuellen Population sowie deren Väter und Mütter und die Anzahl der Zuchtrüden und Zuchthündinnen der Jahrgänge zeigt Tabelle 5.

Tabelle 5: Umfang der aktuellen Population Irischer Wolfshunde (n = 3111) nach Geburtsjahr und Geschlecht sowie deren Eltern und die Anzahl der Zuchttiere der Geburtsjahrgänge.

Eltern Zuchttiere Geburts

-jahr

gesamt Rüden Hündinnen

Väter Mütter Rüden Hündinnen

1997 571 301 270 61 97 16 39

1998 442 211 231 47 74 11 33

1999 512 277 235 48 89 16 33

2000 517 271 246 43 89 8 19

2001 492 244 248 42 82 3 3

2002 409 202 207 31 65 - -

2003 168 80 88 17 28 - -

gesamt 3111 1586 1525 178 365 54 127

Die Anzahl der Tiere mit Nachkommen, die der angenommenen aktuellen Zuchtpopulation entspricht, beläuft sich in der aktuellen Population auf 181 Tiere mit 54 (29,83 %) Rüden und 127 (70,17 %) Hündinnen. Der höhere Anteil an Hündinnen beruht auf den längeren Intervallen zwischen zwei erfolgreichen Deckeinsätzen, die biologisch und auch durch die Zuchtordnung vorgegeben werden. Rüden werden oft mehrfach verpaart. Laut Zuchtordnung des DWZRV liegt der Mindestabstand zwischen zwei Würfen für Hündinnen bei mindestens 8 Monaten. Die Wurfanzahl ist bei Hündinnen auf vier beschränkt, wobei begründete Ausnahmen durch

32 Eigene Untersuchungen

Entscheidung der Körkommission zugelassen werden können. Für Rüden hingegen ist keine Begrenzung in der Zuchtordnung des DWZRV angegeben.

Nicht alle Tiere, die im Zuchtbuch aufgeführt sind, stammen aus einem deutschen Zwinger. Es wurden auch Irische Wolfshunde in das Zuchtbuch aufgenommen, von denen ein oder beide Elternteile in einem ausländischen Zuchtbuch registriert sind.

Für die Analyse der Genanteile wurde das Herkunftsland der Stammtiere anhand der ausländischen Zuchtbuchnummern ermittelt und daraus folgend der prozentuale Anteil ausländischer Genanteile in der aktuellen Population berechnet. Auch den Tieren mit einer deutschen Zuchtbuchnummer konnten somit die Genanteile anhand ihrer Vorfahren und Stammtiere zugeordnet werden. Es ist jedoch zu beachten, dass die Genanteile nicht zwangsläufig die Herkunft der Gründerrassen widerspiegeln sondern sich lediglich auf das Herkunftsland beziehen, aus dem der betreffende Hund importiert wurde.

Desweiteren wurden die im Zuchtbuch von Captain Graham registrierten Irischen Wolfshunde hinsichtlich Verwandtschaft und Inzucht untersucht (GARDNER 1959).

Das Zuchtbuch von Captain Graham umfasst Tiere der Geburtsjahrgänge 1859 bis 1906 sowie deren Vorfahren, die jedoch keine eigenständige Nummer erhielten. Von den nummerierten 609 Tieren wurden diejenigen nicht mit in die Auswertungen genommen, die eindeutig doppelt aufgeführt waren, d.h. die neben den gleichen Namen und Eltern zusätzlich das identische Geburtsdatum hatten. Die Auswertungen wurden somit für insgesamt 604 Hunde (317 Rüden, 287 Hündinnen) durchgeführt.

Bei den 188 Zuchttieren, d.h. Elterntieren mit Nachkommen, handelte es sich um 77 Rüden und 111 Hündinnen. Die vollständigen Geburtsdaten lagen nicht für alle registrierten Tiere vor, so dass bei der Auflistung der Wurfanzahl und der Anzahl geborener Tiere nach Geschlecht weniger Tiere aufgeführt sind, als für die Populationsanalyse hinsichtlich Inzucht und Verwandtschaft berücksichtigt wurden.

Dabei ist zu bedenken, dass die Eintragungen durch Captain Graham viele Geburtsjahre erfassten und nicht alle populationsanalytisch untersuchten Tiere gleichzeitig zur Zucht eingesetzt wurden. In die Auflistung der Zuchttiere der verschiedenen Geburtsjahrgänge gingen die Tiere mit Nachkommen ein, von denen mindestens das Jahr des Geburtsdatums bekannt war (Tabelle 6). Die Anzahl registrierter Tiere pro Geburtsjahr zeigte keinen kontinuierlichen Verlauf, sondern

Eigene Untersuchungen 33

schwankte zwischen keinem Eintrag (1880 und 1883) bis hin zu 35 registrierten Tieren 1900. Anfang des 20. Jahrhunderts nahm die Anzahl registrierter Tiere wieder ab.

Tabelle 6: Wurfanzahl sowie Anzahl eingetragener Tiere und Zuchttiere nach Geschlecht für von Captain Graham registrierte Irische Wolfshunde sowie Tiere mit unvollständigen Angaben zu Geburtsdatum und/oder Eltern (unbekannt)

Geburtsjahr Wurfanzahl Rüden Hündinnen Zuchtrüden Zuchthündinnen

< 1882 9 8 5 14 11

1882 - 1888 15 27 18 14 24

1889 - 1894 39 51 42 23 30

1895 - 1900 64 88 69 21 32

1901 - 1906 63 51 64 5 10

gesamt 188 225 198 77 107

unbekannt - 92 89 - 4

Die populationsanalytischen Berechnungen der Verwandtschafts- und Inzuchtkoeffizienten sowie Inzuchtraten erfolgten mit dem Programm OPTI-MATE 3.86 (WREDE u. SCHMIDT, 2004). Der Inzuchtkoeffizient (F1) gibt den durchschnittlich zu erwartenden Anteil herkunftsgleicher Gene eines Individuums an.

Der Verwandtschaftskoeffizient beschreibt den durchschnittlich zu erwartenden Anteil herkunftsgleicher Gene zweier Individuen. In die Schätzung anhand der Pfadkoeffizientenmethode nach FALCONER (1984) wurden jeweils sieben Generationen einbezogen. Zur Schätzung der Inzuchtkoeffizienten der aktuellen Population wurde der Vollständigkeitsindex (VI) nach SCHMIDT et al. (1993) verwendet. Der bei vollständig vorhandenen Pedigrees erwartete Inzuchtkoeffizient (F2) ergibt sich aus dem Quotient von F1/VI. Da mittels dieser Methode den im Pedigree fehlenden Tieren die in der Population bekannten verwandtschaftlichen Bindungen unterstellt werden, fallen die Werte für F2 höher aus als die aus den verfügbaren Daten berechneten Werte für F1. Die Inzuchtrate ∆F1 wird durch die

34 Eigene Untersuchungen

Division des Inzuchtkoeffizienten durch die Anzahl berücksichtigter Ahnengenerationen minus 1 berechnet. Für die Berechnung von ∆F2 wird anstelle von F1 der erwartete Inzuchtkoeffizient F2 verwendet. Die Inzuchtzunahme von den Eltern auf die Nachkommengeneration wird als ∆F3 und wiederum durch den Vollständigkeitsindex korrigiert als ∆F4 angegeben: ∆F3 = (F1,t – F1,t-1) / (1 – F1,t-1), wobei F1,t = F1 für die betrachtete Nachkommengeneration und F1,t-1 = F1 für die dazugehörige Elterngeneration ist. Bei der Berechnung des Inzuchtzuwachses für die zukünftige Generation (∆F5) und der effektiven Populationsgröße wird die effektive Anzahl eingesetzter männlicher und weiblicher Zuchttiere (Me, We) berücksichtigt.

Die effektive Populationsgröße (Ne) spiegelt den Inzuchtzuwachs je Generation und die genetische Zufallsdrift wider und wird durch folgende Formel bestimmt: Ne = 4 x Me x We/(Me + We). Die reziproke doppelte effektive Populationsgröße gibt den Inzuchtzuwachs für die kommende Generation ∆F5 wider (FALCONER 1984). Da für die vorliegende Untersuchung die Pedigrees bis zur Rassegründung nicht verfügbar waren und vermutlich nach der Rassegeschichte des Irischen Wolfshundes die Gründertiere in den verfügbaren Pedigrees auf die von Captain Graham registrierten Tiere zurückgehen, wurden in Anlehnung an die Population von Captain Graham Verwandtschaftskoeffizienten für die Gründertiere in verschiedener Höhe angenommen. Anschließend wurde mittels der Prozedur INBREED von SAS, Version 9.1.2, (SAS Institute Inc., Cary, North Carolina, USA, 2004) eine Berechnung der Inzuchtkoeffizienten durchgeführt, so dass allen Gründertieren (Tieren in den Pedigrees, für die keine Abstammungsinformationen vorliegt) folgende Verwandtschaftskoeffizienten (R) unterstellt wurden: 0,05, 0,1, 0,2 und 0,4. Das bedeutet, dass die direkten Nachkommen der Gründertiere Inzuchtkoeffizienten von 0,025, 0,05, 0,1 und 0,2 aufwiesen und die weitere Entwicklung der Inzuchtkoeffizienten aus den verfügbaren Populationsdaten berechnet werden konnte. Mit dieser Auswertung sollte abgeschätzt werden, wie sich der möglicherweise gemeinsame Ursprung der Gründertiere auf die Inzuchtkoeffizienten in der aktuellen deutschen Population des Irischen Wolfshundes auswirkt.

Eigene Untersuchungen 35