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Archiv "Seuchen: Zu optimistisch" (14.10.1994)

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Bundestagswahl

Trotz allem

V

or früheren Bundestags- wahlen haben wir die Parteiprogramme nach den gesundheits- und sozialpoli- tischen Aussagen durchgesehen, haben Repräsentanten der (im Bundestag vertretenen) Parteien befragt oder um kurze Stellung- nahme gebeten. In diesem Jahr haben wir, nach Sichtung der Programme und dem „Checken"

in Frage kommender Politiker, auf all das verzichtet (für das

„Wahlspezial", das einer Teilauf- lage von Heft 40 beilag, war die KBV verantwortlich).

Weshalb der Verzicht? Die Erfahrungen mit dem Gesund- heitsstrukturgesetz (GSG) wir- ken nach. Bei diesem Gesetz hat sich gezeigt, wie wenig Verlaß auf die gesundheitspolitischen Beteuerungen der Parteien ist.

Mehr noch: Es erwies sich, daß die gesundheitspolitischen Auf- fassungen der großen im Bun- destag vertretenen Parteien dann, wenn's zum Schwure, sprich: zur Gesetzgebung kommt, miteinander austausch- bar waren. Ausnahme: die Libe- ralen, sie waren nicht ganz der Meinung der Großen, aber sie haben beim GSG brav mitge- macht, um weiter mitmachen zu dürfen.

Gewählt werden auch bei dieser Bundestagswahl wieder politische „Richtungen". Solche sind vage auch in der Gesund- heitspolitik auszumachen. Die einen sind eher für etwas mehr Staat und kollektive Sicherung, die anderen für etwas weniger davon. Solche Richtungen ent- sprechen der allgemeinen Partei-

philosophie — und die kennt ge- wiß jeder Wähler.

Gerade unter Ärzten ist die Verdrossenheit über die Parteien groß. Von der einen fühlt man sich verraten, von der anderen verkannt, von der dritten nicht tatkräftig genug vertreten. Gera- de das GSG hat zu solcher Ver- drossenheit beigetragen. Aber, liebe Leserinnen und Leser, ma- chen Sie Ihre Wahlentscheidung wirklich allein von den gesund- heitspolitischen (Un-)Taten ab- hängig?

Wählen Sie nicht vielmehr eine Partei oder Parteien-Kom- bination, die alles in allem halb- wegs Ihren Vorstellungen ent- spricht?

Wählen sollte man schon, vor allem wenn's knapp wird. In diesem Sinne: Trotz allem! NJ

Seuchen

Zu optimistisch

V

fielen Lesern wird der thematische Zusammen- hang auffallen, den es zwischen etlichen Beiträgen in diesem Heft des Deutschen Ärz- teblattes gibt (obwohl sie aus ganz unterschiedlichen Gründen und Anlässen gerade in dieses Heft geraten sind).

Da ist das Schwerpunktthe- ma des medizinisch-wissen- schaftlichen Teils, die Hepatitis in ihren verschiedenen Formen (dazu auch Beiträge in den Hef- ten 40 und 42). — Wer als Arzt damit zu tun hat, möge auch die Bekanntgabe der Kassenärztli- chen Bundesvereinigung beach- ten, nach der ab sofort bei allen Schwangeren — nicht mehr nur bei Risikogruppen — ein „Scree- ning" auf Hepatitis B durchge- führt werden soll; als Leistung der Krankenversicherung.

Dann ist da der Komplex Schutzimpfungen (im politischen

Teil). Immer wenn irgendwelche Infektionskrankheiten auftreten, wird der mangelhafte Durchimp- fungsgrad unserer Bevölkerung beklagt.

Schließlich die „Titelge- schichte" (wie die modernen

„Zeitschriften-Macher" es nen- nen würden; im Deutschen Ärz- teblatt werden Sie diesen Aus- druck allerdings nicht finden — in dieser Redaktion sind Redakteu- re tätig). Sie ist, aus aktuellem Anlaß, der Pest gewidmet.

Der eingangs erwähnte

„thematische Zusammenhang"

ist offenkundig: Seuchen, Infek- tionskrankheiten. Viele Laien glauben, sie seien alle längst „be- siegt".

Kürzlich gab es sogar die Überlegung, die letzten noch aufbewahrten Pocken-Viren zu vernichten, weil man sie wohl

„nicht mehr brauche" (auch eine ethische Überlegung: die Aus-

rottung eines Lebewesens). Es gab auch mal den Gedanken, der größte (oder gar: der einzige) medizinische Fortschritt der letz- ten hundert Jahre sei die Ausrot- tung der Seuchen gewesen; es seien die Amtsärzte, die Hygie- niker, die Städtebauer (und jetzt die Umweltbewußten) gewesen, die wirklich für die längere stati- stische Lebenserwartung gesorgt hätten (die ja im wesentlichen ei- ne Senkung der Kindersterblich- keit ist).

Ja, und nun?: Hepatitis; Ma- laria („in jedem Urlauber-Jumbo sitzt ein Infizierter"); Diphtherie (es ist übrigens erstaunlich, wie viele, selbst Ärzte, „Diphtherie"

nicht einmal mehr richtig schrei- ben können!); Tuberkulose;

AIDS; und jetzt wieder die Pest in Indien. . .

Wir sollten uns besinnen;

viele waren wohl wirklich zu op- timistisch. gb Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 41,14. Oktober 1994 (1) A-2705

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