3StR 47/93 S T E U E R R E C H T
A U F S Ä T Z E
1733
P R A X I S F O R U M
Ab 1994 kein Vorsteuerabzug mehr aus den Baukosten von Ärztehäusern, Bank- und Versicherungsbauten
Der E n t w u r f des M i ß b r a u c h s b e k ä m p f u n g s g e s e t z e s enthält in seiner Fassung v o m 7. 9. 1993 ( B T - D r s . 12/5630) eine brisante Neuregelung, die das Finanzierungskonzept für die derzeit im Bau befindlichen Ä r z t e h ä u s e r sowie B ü r o g e b ä u d e von Banken tlnd Versicherungen g e h ö r i g durcheinanderbringen w i r d . B e - troffen sind alle Bauvorhaben, die nicht mehr bis zum 31. 12.
1993 fertiggestellt werden k ö n n e n . Es ist davon auszugehen, daß alle Bauherren derartiger Objekte damit gerechnet haben, die Vorsteuer aus den Baukosten erstattet zu bekommen, i n - dem sie gem. § 9 A b s . 2 U S t G für die Dauer von 10 Jahren auf die an sich gegebene Umsatzsteuerbefreiung nach § 4 N r . 12 UStG verzichten. Diese M ö g l i c h k e i t soll nur noch für Bauvor- haben bestehen, die bis z u m 31. 12. 1993 fertiggestellt werden.
Der Gesetzgeber plant n ä m l i c h , die O p t i o n s m ö g l i c h k e i t w e i - ter zu beschränken. Ausgeschlossen war die O p t i o n zur U m - satzsteuerpflicht bisher schon für Vermietungen zu W o h n - zwecken und hoheitliche Aufgaben. (Polizei, Rotes Kreuz).
jNach der geplanten Neufassung des § 9 A b s . 2 U S t G soll die Option immer dann ausgeschlossen sein, wenn der Mieter nicht zum Vorsteuerabzug berechtigt ist. Das ist insbesondere tei Ärzten, Banken und Versicherungen der Fall. A r t . 15 Nr. 10 und 23 des Entwurfs des M i ß b r a u c h s b e k ä m p f u n g s g e - setzes lauten wie folgt:
10. § 9 A b s . 2 w i r d wie folgt gefaßt:
„(2) Der Verzicht auf Steuerbefreiung nach Absatz 1 ist bei der B e -
stellung und Ü b e r t r a g u n g v o n Erbbaurechten ( § 4 N r . 9 Buchst, a), bei der Vermietung oder Verpachtung v o n G r u n d s t ü c k e n ( § 4 N r . 12 Buchst, a) und bei den in § 4 N r . 12 Buchst, b und c bezeichneten U m -
sätzen nur zulässig, soweit der L e i s t u n g s e m p f ä n g e r das G r u n d s t ü c k ausschließlich für U m s ä t z e verwendet oder zu verwenden beabsichtigt, die den Vorsteuerabzug nicht ausschließen. D e r Unternehmer hat die Voraussetzungen nachzuweisen."
23. § 27 A b s . 2 wird wie folgt gefaßt:
„(2) § 9 A b s . 2 ist nicht anzuwenden, wenn das auf dem G r u n d s t ü c k errichtete G e b ä u d e
1. Wohnzwecken dient oder zu dienen bestimmt ist und vor dem 1.
A p r i l 1985 fertiggestellt worden ist,
2. anderen nichtunrernchmerischen Z w e c k e n dient oder zu dienen be- stimmt ist und vor dem I.Januar 1986 fertiggestellt worden ist, 3. anderen als in den N u m m e r n 1 und 2 bezeichneten Zwecken dient
oder zu dienen bestimmt ist und v o r dem 1. Januar 1994 fertigge- stellt worden ist,
und wenn in den Fällen der N u m m e r n 1 und 2 mit der Errichtung des Gebäudes vor dem l . Juni 1984 begonnen worden ist."
Die Neuregelung ist an sich verständlich, nachdem die V o r - steuererstattung aus den Baukosten meist erheblich höher ist als die Umsatzsteuer auf die Mieteinnahmen eines Zehnjahreszeit- raumes, v o n den Zinseffekten einmal ganz abgesehen. E i n Skandal ist jedoch der geplante Zeitpunkt des Inkrafttretens der Neuregelung. Statt auf den Zeitpunkt des Bauantrages abzu- stellen, wird die Fertigstellung als Stichtag für die erstmalige Anwendung der Neuregelung herangezogen, so daß die F i - nanzplanung aller laufenden Projekte, die nicht mehr bis zum 31. 12. 1993 fertiggestellt werden k ö n n e n , u m g e s t o ß e n wird.
Prof. Dr. Dirk B. Meyer-Scharenberx, StD, Universität Regaisburg -