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Archiv "Pharmaindustrie: Hochbedenkliche Praktiken" (25.02.2011)

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Die Pharmaindustrie hat einen schlechten Ruf. Die Autoren des Bu- ches „Patient im Visier“ zeigen, war- um das so ist. Sie beleuchten die un- terschiedlichen Wirkungsfelder phar- mazeutischer Unternehmen bei ihrem Streben nach Gewinnmaximierung und ziehen dabei mancherorts hoch- bedenkliche Praktiken ans Licht der interessierten Öffentlichkeit.

Ihre These lautet, dass Arznei- mittelhersteller heute nicht mehr in erster Linie den Kontakt zu Ärzten suchen, damit diese ihre Produkte verschreiben, sondern den direkten Kontakt zu den Patienten. Mit ma- nipulativ dargebotenen Informatio- nen versuchen die Firmen dem- nach, Kranke von der Wirkung ih- rer Medikamente zu überzeugen, damit sie diese entweder selbst er- stehen oder ihren Arzt davon über- zeugen, ihnen ein spezielles Arznei-

mittel zu verschreiben.

Die „Kontraste“-Autoren Caroline Walter und Alexan- der Kobylinski tragen zur Verifizierung ihrer These ei- ne Vielzahl von Beispielen zusammen: Sie berichten von PR-Agenturen, die Wer- betexte für Medikamente als Redaktionsbeiträge getarnt in bekannten Magazinen und Illustrierten platzieren, von Internetseiten, die Ob-

jektivität vorgeben, tatsächlich je- doch nur einzelne Arzneimittel pro- pagieren, und von Veranstaltungen, auf denen Schauspieler von der Hei- lung von ihrer angeblichen Krank- heit schwärmen, die allein einem einzelnen Medikament zu verdan- ken sei. Sie berichten von Arznei- mittelskandalen, von erfolgreichem Lobbying in Deutschland und der EU und von der bunten Selbstdar- stellung der Arzneimittelindustrie.

Wenn auch manche der beschrie- benen Praktiken nicht neu und die Darstellung der Pharmaindustrie nicht von frei von Schwarz-Weiß- Malereien sind, so liefert dieses Buch doch sowohl für Patienten als auch für Ärzte eine Reihe von grundlegen- den Denkanstößen für den kritischen Umgang mit Arzneimitteln in unserer Informationsgesellschaft. Leider ge- fallen sich die Autoren jedoch als rechtschaffene Moralapostel, die ihr Werk in einem naiven Betroffenheits- duktus präsentieren, der schon nach wenigen Seiten ermüdet. Nichtsdes- toweniger ist „Patient im Visier“ eine absolut sinnvolle Lektüre für jeden, der sich jenseits der Diskussionen um eine frühe Nutzenbewertung das Bild einer Branche machen möchte, die mit ihren Produkten das höchste Gut eines Menschen, seine Gesundheit, zu einem nicht unbeträchtlichen Aus- maß beeinflusst. Falk Osterloh Caroline Walter,

Alexander Koby- linski: Patient im

Visier. Die neue Strategie der Pharmakonzerne.

Hoffmann und Campe, Hamburg 2010, 240 Seiten, gebunden,

17 Euro

Thomas Köhler: Medizin für Psychologen und Psy- chotherapeuten. Orientiert an der Approbationsordnung für Psychologische Psychotherapeuten. 2. Auflage. Schat- tauer, Stuttgart 2010, 347 Seiten, kartoniert, 39,95 Euro

Dieter Steinhilber, Manfred Schubert-Zsilavecz, Her- mann Josef Roth: Medizinische Chemie. Targets · Arz- neistoffe · Chemische Biologie. 2. Auflage. Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart 2010, 703 Seiten, 63 Euro

Christoff Zalpour (Hrsg.): Springer Lexikon Physio- therapie. Springer, Berlin, Heidelberg 2010,1434 Seiten, gebunden, 34.95 Euro

Lorenz Peter Johannsen: Erich Aschenheim, Albert Eckstein, Julius Weyl. Jüdische Pädiater im Vorstand der Vereinigung Rheinisch-Westfälischer Kinderärzte.

Jüdische Miniaturen, Band 104. Hentrich & Hentrich Ver- lag, Berlin 2010, 96 Seiten, Broschur, 9,90 Euro

Bernd Dewald, Constanze Schäfer: Laborwerte für die Kitteltasche: bestimmen, bewerten, vermitteln. Wis- senschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2010, 457 Seiten, Kunststoffeinband, 29 Euro

Konrad Wink, Andreas Otte: Klinische Studien richtig darstellen. Leitfaden zum CONSORT-Statement für die Qualitätssicherung des Studienberichts. Schattauer, Stuttgart 2010, 86 Seiten, kartoniert, 19,95 Euro

Fritz-Jürgen Nöhring: Pschyrembel Fachwörterbuch Medizin. Englisch-Deutsch. 5. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin, New York 2010, 1265 Seiten, gebunden, 99,95 Euro

Peter Biro, Dierk A. Vagts, Uta Emmig, Thomas Pasch: Anästhesie bei seltenen Erkrankungen. 4.Auf- lage. Springer, Berlin, Heidelberg 2011, 269 Seiten, gebunden, 74,95 Euro

PHARMAINDUSTRIE

Hochbedenkliche Praktiken

m C d V n z v b R i u v

Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 8

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25. Februar 2011 A 399

M E D I E N

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