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Anliegen beim Arzt-Patienten-Kon- takt. Ein akademisch gebildeter und eigenverantwortlich in der Patienten- versorgung tätiger Arzt lässt sich si- cher nie durch Pharmafirmen in sei- nem Verordnungsverhalten beein- flussen. Weder durch bezahlte Essen während Fortbildungsveranstaltun- gen noch durch andersartige „Ge- schenke“. Das Verordnungsverhalten wird vielmehr durch die Politik/KV und Kassen manipuliert. Erinnert sei an Bonus/Malus, Me-too-/Generika- Quoten, Regressgefahr, Rabattverträ- ge mit Bonuskopplung. Insoweit mu- tet die Initiative MEZIS wie eine Außenstation des BMG/WZB oder WIdO der AOK an.
Dr. med. Marco van Gansewinkel,
Graf-Mirbach-Straße 13, 41334 Nettetal-Lobberich
Verärgerung
Über Ihren Bericht habe ich mich als in der pharmazeutischen Medizin tätiger Arzt ziemlich geärgert. Es ist doch äußerst verwunderlich, wenn eine Einladung zum Buffet das Ver- ordnungsverhalten von Ärzten nach- haltig beeinflussen soll. Entscheiden belegte Brötchen verschiedener Qua- lität über die verordneten Arzneimit- tel? Dies scheint eine der zentralen Aussagen von MEZIS zu sein. Ist die aktuelle Situation der in Klinik und Praxis tätigen Kollegen tatsächlich so fatal? Ich kann dies nicht glauben.
Von der pharmazeutischen Industrie gesponserte Veranstaltungen dienen dem Wissensaustausch und bieten den Sponsoren allenfalls einen Imagegewinn. Die Kriterien der Ärzte- kammern für die Vergabe von CME- Punkten sind sehr stringent. Die Un- ternehmen beachten das Antikorrup- tionsgesetz und haben sich darüber hinausgehend einen Kodex gegeben („Verhaltensempfehlungen für die Zusammenarbeit der pharmazeuti- schen Industrie mit Ärzten“), dessen Einhaltung überwacht wird. Bezüg- lich der inkriminierten Anwendungs- beobachtungen (besser: nicht inter- ventionelle Studien) haben die Auf- sichtsbehörden eine gänzlich andere Sichtweise als Frau Kollegin Fischer.
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat Ende August 2006 zum Thema „Die Bedeutung nicht interventioneller Studien für die Bewertung der Wirk-
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samkeit und der Sicherheit von Arz- neimitteln“ eine Diskussionsveran- staltung organisiert. Die internatio- nalen Bemühungen (EMEA, FDA) zum sogenannten Riskmanagement setzen insbesondere auf das Instru- ment der nicht interventionellen Datenerhebung. Die Aktivitäten der pharmazeutischen Industrie in Bausch und Bogen zu verdammen und eine permanente Bestechungs- mentalität zu unterstellen, ist daher völlig unangebracht. Zur Erinne- rung: Im Jahr 2005 wurden in Deutschland von der pharmazeuti- schen Industrie mehr als vier Milliar- den Euro in die Forschung investiert, um besser wirksame oder besser ver- trägliche Arzneimittel für die Patien- tenversorgung zu entwickeln . . .
Dr. med. Norbert Clemens,Epernayer Straße 24, 76275 Ettlingen
KLINISCHE FORSCHUNG
In Berlin ist eine De- batte um die Kon- trolle der klinischen Forschung nach dem Arzneimittelge- setz entbrannt (DÄ 12/2007: „Kontrolle von Arzneimittelforschung: Ein tief grei- fender Dissens“ von Harald Neuber).
Ethikkommission unabdingbar
Ich begrüße sehr die eindeutige Stellungnahme zugunsten der Arbeit der Ethikkommission des Landes Berlin im DÄ 12/2007.
Die Ethikkommission zu kritisie- ren, weil sie im Rahmen der Prü- fung von Forschungsvorhaben ihren gesetzlichen Auftrag ernst nimmt, erscheint doch zu sehr inter- essenbestimmt, und daher zu kurz- sichtig zu sein. Vereinzelte und nur über die Presse mitgeteilte Beur- teilungen deuten zudem auf eine gewisse Unkenntnis über die ver- änderte Aufgabenstellung der Ethikkommissionen hin. Zunächst haben natürlich Patienten und Pro- banden, die an einem medizini- schen Forschungsvorhaben teilneh- men, ein Recht darauf, dass dieses ärztlich vertretbar ist und die ein-