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Archiv "Honorararztwesen: Honorararztwesen forcieren" (26.04.2013)

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A 834 Deutsches Ärzteblatt

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Heft 17

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26. April 2013 Weiß es Herr Dr. Andres wirklich

nicht besser, oder kennt er die Nachteile einer Abhängigkeit der Freiberufler vom Marktgeschehen und dem Kunden gegenüber nicht?

Der freie Mitarbeiter trägt alle Kos- ten und Risiken seines „Geschäfts“

und der damit verbundenen notwen- digen Mobilität sowie alle Versiche- rungen für Berufshaftpflicht, Krankheit und Altersversorgung in vollem Umfang selbst. Und auch die Krankenhäuser erarbeiten sich große Vorteile durch den Einsatz freier Mitarbeiter, indem die Häuser sie gezielt dort einsetzen, wo Perso- nalengpässe eintreten, feste Mitar- beiter aber wegen der hohen Fix- kosten nicht rentabel wären. Freie Mitarbeiter haben keine Kündi- gungsfristen und keine Lohnfort- zahlung im Krankheitsfall, da sie üblicherweise nur für einen speziel- len Auftrag oder ein Projekt ver- traglich gebunden werden . . .

Dr. med. Carola Dorgerloh, Freiberufliche Fach- ärztin für Anästhesiologie, 42117 Wuppertal

Vorteile für viele Beteiligte

Die Realität des Arbeitsalltags als Assistenz- oder Facharzt in der An- ästhesiologie in Festanstellung oder als Honorararzt erlaubt es leider nicht, den Ausführungen von Herrn Alexander Andres im vollen Um- fang zuzustimmen.

Das Instrument des Honorararztwe- sens in der Anästhesiologie kann, vorausgesetzt dass es richtig und in- telligent eingesetzt wird, durch ein Qualitätsmanagement eingefasst, ganz sicher auch Vorteile für viele Beteiligte haben.

Kleinere Häuser sichern sich durch die flexible „Zubuchung“ von Ar- beitskraft an zum Teil weniger at- traktiven Standorten vielleicht so- gar das Überleben durch das am Laufen halten und Ausnutzen von vorhandenen festen, räumlichen und personellen Ressourcen im OP.

In anderen Häusern profitieren fest- angestellte Mitarbeiter durch eine variablere und flexiblere Möglich- keit, Urlaub oder freie Tage auch in Zeiten von personellen Engpässen zu nehmen, was zu einer gesteiger- ten Zufriedenheit und Stimmung in

betreffenden Abteilungen führen kann.

Für den Honorararzt selbst bedeutet die Tätigkeit in verschiedenen Häu- sern definitiv auch eine berufliche Horizonterweiterung durch das Kennenlernen von alternativen Ver- fahrensweisen und guten Ideen . . .

Michael Letschert, Facharzt für Anästhesiologie, Freiberuflicher Honorararzt, 69221 Dossenheim

Courage bewiesen

Den Ausführungen des Kollegen Andres kann ich umfänglich bei- pflichten.

Ergänzen lässt sich noch die Tatsa- che, dass vor allem in der Anästhe- siologie das Honorararztwesen großzügig praktiziert wird. Fehlen scheinbar 5 000 Ärzte in den Klini- ken, sind sie größtenteils auf dem Honorararztmarkt zu finden, sie sind doch da. Natürlich lässt sich Enttäuschung im Job verstehen.

Aber was ist mit der Weiterbildung im Fach, mit der Ausbildung neuer Assistenten, wenn gestandene Fach- ärzte hier ihre Verantwortung abge- ben. Somit sind auch die Honorar- ärzte für die weitere Verschlechte- rung in den Kliniken mitverant- wortlich!

Selbstverständlich müssen in den Kliniken Strukturen verändert wer- den, um Attraktivität zu generieren, aber auch in der Standesvertretung und Gesundheitspolitik muss diese Entwicklung gestoppt werden, sonst bluten die Abteilungen aus . . .

Dr. Uwe Tambaur, Anästhesiologie, Klinikum Schaumburg, 31655 Stadthagen

Honorararztwesen forcieren

Der Kollege Dr. Andres sieht im Honorararztwesen eine gefährliche Entwicklung. Ich begrüße diese Entwicklung sehr, würde sie gerne noch forciert sehen. Warum? Erst wenn es richtig kneift und eng wird in den Krankenhäusern, wird das große Nachdenken einsetzen. Viele Kollegen, die jetzt in dieser Positi- on arbeiten, wurden auf dem Weg zum Facharzt von Chefärzten und Verwaltungshengsten verheizt, soll heißen, gnadenlos ausgebeutet . . . Dieselben Chefärzte jammern jetzt,

die Halbgötter in Grau (Verwal- tung) kriegen angesichts der Kosten Bauchschmerzen. Gut so. Vielleicht setzt ja jetzt das Nachdenken ein.

Die damaligen AiP sind heute Fach- ärzte und freuen sich, dass sie sich Jobs aussuchen können, die ihrer Lebensplanung nahekommen. Üb - rigens: Wenn ich mir als Honorar- arzt die Berichte der diensthaben- den Kollegen am Morgen anhöre;

24 Stunden am Stück gearbeitet.

Hundemüde, erschöpft, das circa sechs- bis achtmal im Monat. Nein, danke. Solange die Ärzte im Kran- kenhaus das mitmachen und somit die Strukturen festigen, gucken die Verwalter locker zu. Erst wenn OPs ausfallen, weil zum Beispiel keine Anästhesisten da sind, dann wachen die Verwalter auf; aber nicht, weil Patienten eingeschränkt versorgt werden, sondern weil es auch ihren Job kosten könnte.

Dr. med. Michael Döscher, 27607 Langen

Kein Aussteiger, sondern ein Einsteiger

. . . Der Kommentar von Herrn Chefarzt Dr. med. Andres hat mich persönlich sehr betroffen gemacht.

Seit 2001 bin ich als Honorararzt in vielen unterschiedlichen Kliniken zum Einsatz gekommen, in den meisten dieser Kliniken bestanden keine Strukturen mehr, die man als Hierarchie bezeichnen konnte. Ich hatte in einem Fall die Aufgabe, ei- ne chirurgische Abteilung, die über 80 Jahre bestand, in den letzten acht Wochen ihres Bestehens als Leiten- der Oberarzt zu begleiten, in einem anderen Klinikum war der langjäh- rige Chefarzt der Chirurgischen Ab- teilung von der Verwaltung fristlos entlassen worden, die Oberärzte hatten kurzfristig gekündigt oder waren dabei, die Klinik zu verlas- sen, es waren noch zwei Assistenz- ärzte da, meine Aufgabe war es, mit einem noch verbliebenen Oberarzt die Klinik kommissarisch zu füh- ren, bis ein neuer Chefarzt gefun- den wurde, dies zog sich letztend- lich über einen Zeitraum von ein- einhalb Jahren hin. Es liegt mir fern, weiter über meine Person und meine Erlebnisse zu berichten. Es geht mir darum aufzuzeigen, dass

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meine Tätigkeit alle Ebenen der

„Hierarchie“ abgedeckt hat.

Die von Herrn Chefarzt Andres vor- getragenen Begriffe, „es sei gefähr- lich und nicht förderlich“, „es wer- de möglichst ohne Übernahme von Abteilungs- oder Teamverantwor- tung“ gearbeitet, „das Interesse an struktureller Arbeit gehe oft gegen null“ . . . zeigen mir doch eine sehr starke Abneigung gegen Ärzte, die als Honorararzt arbeiten . . . Es gibt unter den Honorarärzten si- cher auch Kollegen, die jene von Herrn Chefarzt Andres vorgetrage- nen „Kriterien“ erfüllen, diese

„Qualitäten“ lassen sich auch mü- helos unter angestellten Kollegen finden, wer da anderes behauptet, ist fernab der Realität. Viele Hono- rarärzte waren früher als Chef- oder Oberärzte tätig und sind hochquali- fizierte, gut ausgebildete Ärzte.

Ich habe mir in den vergangenen Jahren keine der von Herrn Chef- arzt Andres gerügten Allüren leisten können. Es ist ja auch so, dass ein Honorararzt es sich gar nicht „leis- ten“ kann, schlechte Arbeit zu leis- ten, es kann durchaus sein, dass ei- ne zufriedene Klinik den gleichen Honorararzt wieder anfordert, dies habe ich selbst erlebt. Fast in allen Kliniken wurde mir sogar eine un- befristete Festanstellung angeboten.

Oft war ich in Situationen, in denen neben sozialer Kompetenz fachli- ches Höchstniveau und der Wille, die vorgefundene Situation zu meistern, gefragt waren.

Gerade für einen Honorararzt, oder

„Freelancer“, ist es erforderlich, sich in extrem kurzer Zeit in eine neue Klinik hineinzuversetzen, mit sämtlichen Konsequenzen. Es kam für mich nicht infrage, in einer Klinik bestehende Strukturen oder Abläufe zu bekämpfen, die Aufga- be war klar definiert, maximale Leistung auf fachlichem Höchstni- veau, ohne Abstriche, und dies auch und oft länger als 30 Stunden.

Sehr geehrter Herr Chefarzt Andres, die durch eine freiberufliche Hono- rararzttätigkeit entstehenden Ver- pflichtungen (unter anderen Berufs- haftpflicht, Krankenversicherung, Berufsgenossenschaft) müssen in eigener Regie erfolgen, wobei eine Honorarzahlung im Krankheitsfall

durch die private KV natürlich gar nicht abgesichert werden kann, das Gleiche gilt für den Urlaub.

Wenn Sie nach getaner Arbeit in Ih- re Familie zurückkehren, geht der Honorararzt in eine mehr oder we- niger komfortable Unterkunft . . . Ich habe auch schon über ein Jahr in einer leerstehenden Dreizimmer- wohnung gewohnt. Da kann man dann seiner Mentalität als „Rosi- nenpicker“ so richtig frönen . . . Die Vorteile im Angestelltenver- hältnis sind gegenüber einem Ho- norararzt auf jeden Fall bezüglich Lebensqualität, Planbarkeit, sozia- ler Absicherung, fachlicher Weiter- bildung usw. auf der Seite des An- gestellten . . .

Der Honorararzt ist kein Aussteiger, sondern ein Einsteiger und hat aus meiner Sicht der Dinge in den letzten Jahren so mancher Klinik in schwie- rigen Zeiten geholfen, ihrem Versor- gungsauftrag gerecht zu werden.

Dr. med. Dr. Frank Steinmeier, 88650 Pfullendorf

UMFR AGE

Einer Allensbach- Umfrage zufolge hat sich die Stimmung in der Ärzteschaft verbessert (DÄ 5/

2013: „MLP-Ge- sundheitsreport: Die Stimmung in der Ärzteschaft ist gut“).

Wertlos

. . . Die Stimmung in der Ärzte- schaft ist gut, soweit die Über- schrift. Das DÄ nimmt eine Studie über die Stimmungslage der Ärzte zum Anlass, einen Artikel zur guten Stimmung innerhalb der Ärzte- schaft zu veröffentlichen. Die Wer- tigkeit dieses Artikels fordert schon zur Kritik heraus, es wurden 521 Ärzte befragt, das sind 0,1159 Pro- zent ausgehend von der Zahl der auf der Webseite der Bundesärztekam- mer angegebenen Ärzte in Deutsch- land (Stand 31. 12. 2011) von 449 400 Ärzten und Ärztinnen. Bit- te ersparen Sie der angeblich in gu- ter Stimmung befindlichen Ärzte- schaft solche wertlosen Statistiken.

Dr. Ulrich Schwiersch, 90766 Fürth

UMFR AGE

E U s i v 2 s Stimmunginder Ärz

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26. April 2013 A 835

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