Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 111|
Heft 10|
7. März 2014 A 385 ESSSTÖRUNGENStärkere Vernetzung
Ein Info-Flyer für Hausärzte sowie Kinder- und Jugendärzte soll helfen, die Behandlungspfade für junge Patienten mit Essstörungen zu optimieren.
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ssstörungen zählen zu den le- bensbedrohlichen und schwer- wiegenden psychosomatischen Er- krankungen im Kindes- und Ju- gendalter. Anorexie, Bulimie und Binge-eating-Störung können tief- greifend die körperliche und psychische Gesundheit schädigen und zu Entwicklungsverzögerun- gen führen. Nicht selten zeigen sich langwierige Krankheitsver- läufe mit Rezidiven und somati- scher oder psychischer Komorbidi- tät. Zudem besteht eine hohe Chro- nifizierungs- und Mortalitätsrate.Bereits 21,9 Prozent der Elf- bis 17-Jährigen weisen nach dem Kin- der- und Jugendgesundheitssurvey des Robert-Koch-Instituts Sym - ptome einer Essstörung auf. Für manifeste Essstörungen betragen die Lebenszeitprävalenzen laut Stu dien zusammengenommen et- wa fünf Prozent.
Schnittstellenverluste
Durch lange Wartezeiten auf spezialisierte Therapieangebote, Schnittstellenverluste zwischen ambulantem und stationärem Sek- tor und mangelnde Früherkennung dauert es meist jedoch mehrere Jah- re, bis Betroffene in adäquate Be- handlung kommen. Dabei könnte eine frühzeitige und umfassende Versorgung der Patienten mit Ess- störungen die Heilungschancen ent- scheidend verbessern und stationä- re Aufnahmen und Chronifizierun- gen rechtzeitig verhindern. Haus- ärzte und Fachärzte der Kinder- und Jugendmedizin sind oftmals die ers- ten Ansprechpartner für Betroffene oder deren Angehörige. Sie spielen somit eine wichtige Rolle in der Früherkennung und Einleitung von weiteren Versorgungsangeboten.
Mit Unterstützung des Experten- gremiums Essstörungen der Initiati- ve „Leben hat Gewicht“ am Bun-
desministerium für Gesundheit (BMG) wurde ein Flyer für nieder- gelassene Ärzte der Grundversor- gung entwickelt. Grundlage dafür ist die vom Expertengremium erar- beitete Broschüre „Empfehlungen zur Integrierten Versorgung bei Essstörungen in Deutschland“
(www.bzga.de/infomaterialien/fach publikationen/konzepte/band-4), die 2012 von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung heraus- gegeben wurde.
Kooperation gefordert
Der Flyer „Essstörungen kompetent und multiprofessionell behandeln“
gibt kompakte Informationen zum Behandlungspfad bei Essstörungen sowie zu weiterführenden Portalen.
Neben der Behandlung gewährleis- ten auch zahlreiche Angebote der Beratung und Nachsorge (zum Bei- spiel therapeutische Wohngruppen) eine kontinuierliche Versorgung so- wie eine Überbrückung von Warte- zeiten auf Behandlung.
Eine angestrebte lückenlose Be- treuung gelingt nur durch fachdis- ziplinübergreifende Kooperation und Kommunikation der an der Ver- sorgung von Essstörungen beteilig- ten Berufsgruppen. Eine stärkere Vernetzung ermöglicht die Umset- zung eines multimodalen Behand- lungskonzepts auf Basis aktueller Leitlinien. Dies garantiert nicht nur eine Steigerung der Qualität in der Versorgung und eine höhere Zufrie- denheit bei Patientinnen und Patien- ten, sondern auch Vorteile für die niedergelassenen Ärzte.
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Felicitas Richter, M. Sc. Psych.
Universitätsklinikum Jena, Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie
Der Flyer „Essstörungen kompetent und multiprofessionell behandeln“ kann kostenfrei angefordert werden: Bestell-Nr.: BMG-V-10020, publikationen@bundesregierung.de, Telefon: 03018 2722721 (kostenfrei), Fax: 03018 10 2722721
nachgelassen habe, auch weil Er- mittlungen häufig eingestellt wür- den oder im Rahmen eines „Deals“
vorzeitig beendet würden. Hinzu kommt nach seiner Darstellung, dass Staatsanwaltschaften keine Kenner beispielsweise des ärztli- chen Abrechnungsrechts sind und deshalb rechtswidriges Verhalten häufig nicht entlarven – eine Ein- schätzung, die Martina Jaklin teilte, die Leiterin der Abteilung Berufs- und Satzungsrecht der Ärztekam- mer Berlin. Sie erkenne öfters, dass Mängel bei der Beweisaufnahme zur Einstellung eines Verfahrens geführt hätten, erläuterte Jaklin mit Bezug auf bisherige strafrechtliche Ermittlungen. Auch überlange Straf- verfahren und Verjährungen seien ein Problem.
Duttge würde statt neuer Strafen sinnvolle präventive Strategien vor- ziehen. Möglicherweise müsse man die Stellen zur Bekämpfung von Fehlverhalten im Gesundheitswe- sen stärken oder sie anderswo an- siedeln. Doch entweder lasse die Ärzteschaft erkennen, dass sie das Problem in den Griff bekommen wolle, warnte Duttge, oder man werde sie immer schärfer kontrol- lieren wollen. Denn lässlich ist Kor- ruption nicht: „Korruption ist in je- dem Lebensbereich ein Vergessen, welche Rolle man in der Gesell- schaft hat.“
Auf das Thema ging fast zeit- gleich zum Symposion Prof. Dr.
med. Frank Ulrich Montgomery, Präsident des Bundesärztekammer, beim 9. MCC-Kongress „Kassen- gipfel“ ein. „Im Gesundheitswesen wird immer wahnsinnig viel über die gesprochen, die bestochen wer- den sollen, also in diesem Fall die Ärzte, und immer wahnsinnig we- nig über die, die bestechen“, mo- nierte er. Dennoch seien viele Kol- legen mittlerweile geneigt, neue strafrechtliche Regelungen zu ak- zeptieren: „Denn die 99 Prozent der ehrlichen und anständigen Ärztin- nen und Ärzte haben überhaupt kei- ne Lust mehr, von dem einen Pro- zent, das solche Zahlungen anneh- men zu müssen glaubt, ihren Ruf weiterhin erfolgreich ruiniert zu
bekommen.“
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Jens Flintrop, Sabine Rieser