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Archiv "Tuberkulose: Auch in Odessa" (26.11.2004)

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Folterungen

Zu dem Beitrag „Ärzte beteiligen sich an Folterungen“ von Dr. med.

Christian Pross in Heft 43/2004:

Vor der eigenen Tür kehren

„Folterverbot gilt auch im Krieg“ – gegen diese Aussage gibt es kein sinnvolles Argu- ment. Die Folteropfer, die ich als Psychiater kennen gelernt habe, haben ihre Verletzungen in Europa erlitten. Ihre Asyl- anträge sind in verschiedenen europäischen Ländern abge- lehnt worden. Ihnen droht die Abschiebung. Den von ihnen dargestellten Folterszenarien wurde an verschiedenen staat- lichen Stellen die Plausibilität und Glaubhaftigkeit abge- sprochen. Allzu schnell wer- den zweckgerichtete

Falschaussagen unterstellt, mit denen der Antragsteller versu- che, die Abschiebung abzu- wenden. Der Psychiater be- kommt aus Kostengründen keinen Dolmetscher. Seine Empfehlung, die Verbindung mit einem Behandlungszen- trum für Folteropfer herzu- stellen, wird vom zuständigen Kostenträger ignoriert.

Ich kann mich in meiner ärztli- chen Tätigkeit Folteropfern zuwenden und suche sie auch im Asylbewerberheim auf.

Dort lerne ich ein erschüttern- des, von Angst und Misstrauen und sehr niedrigen materiellen Standards geprägtes Milieu kennen und spüre, wie wenig konsequent die Bereitschaft von Staat und Gesellschaft ist, den Flüchtlingen aus Kriegs- und Krisengebieten wirklich würdige Bedingungen zu bie- ten! Ich frage mich: Würde die Ausstrahlung einer Fernsehre-

portage über die Verhältnisse im Asylbewerberheim wirklich Mitgefühl und Solidarität mit den Asylbewerber-Familien auslösen? Weshalb bekommen diese staatlichen Einrichtun- gen nicht häufig Besuch vom Fernsehen, um Missstände pu- blik zu machen, die wenige kennen, viele ahnen und die meisten dulden?

Vor der eigenen Tür zu keh- ren sollte die Aufgabe des Arztes sein. Das Thema so de- tailverliebt wie der Kollege Pross zu amerikanisieren, ent- spricht leider einem gegen- wärtigen Trend. Will er uns und sich damit die – freilich falsche! – Gewissheit geben, im Gegensatz zu den amerika- nischen Kollegen für alle Zeit und in jeder Situation gefeit zu sein vor der schrecklichen Entgleisung – Täter zu wer- den? Der Versuchung, sich ak- tiv an Folterung und Tötung zu beteiligen, sind in einer ge- schichtlich nicht allzu weit zurückliegenden Periode auch deutsche Ärzte und Ärztinnen erlegen. Ideologien und Feind- bilder haben dafür den Boden bereitet. Ein öffentlicher Dis- kurs über Ärzte, die sich an Folterungen beteiligen, droht dann seinen Sinn zu verfehlen, wenn er so einseitig antiameri- kanisch geführt wird! Im Übri- gen vereinfacht Pross’ These im Untertitel („Hätten die Tä- ter befürchten müssen, durch medizinische Nachweise über- führt zu werden, hätten sie möglicherweise von ihren Ta- ten abgesehen.“) die psycho- dynamischen Voraussetzun- gen, unter denen es zu Folte- rungen kommt, in völlig unzu- treffender Weise. Ich persön- lich vertraue übrigens darauf, dass in den USA die Täter verfolgt und bestraft werden,

wie das in jedem Rechtsstaat geschehen würde. Die ameri- kanischen Journalisten, die hier zur Aufklärung beitragen und auf die sich Pross beruft, haben nichts zu befürchten und können frei publizieren – in Europa leider noch nicht überall selbstverständlich.

Andreas Rochow,

Asternweg 4, 39340 Haldensleben

Tuberkulose

Zu dem Beitrag „Tuberkulose-Epide- mie breitet sich aus“ von Dr. med.

Dietrich Rohde in Heft 41/2004:

Auch in Odessa

Eine Stadt wie Kaliningrad und insbesondere deren TBC- Patienten können sich glück- lich schätzen, eine derartige Unterstützung zu erfahren.

Lassen Sie mich kurz von ei- ner eigenen Erfahrung aus Odessa berichten . . . Als Arzt und LKW-Führerscheininha- ber hatte ich Gelegenheit, ei- nen Konvoi auf seinem 2 200 Kilometer langen Weg in die Ukraine zu begleiten. Geladen hatten wir hauptsächlich ein- fache medizinische Hilfsgüter (Betten, Matratzen, Rollstühle etc.), aber auch ein mobiles

Röntgengerät, mehrere Be- atmungsmaschinen, eine Kalt- lichtquelle für endoskopische Eingriffe etc. Alles Spenden der Regensburger Kranken- häuser, Altenheime, Behör- den.

In Odessa hatten wir nicht nur Gelegenheit, Krankenhäuser und Kinderheime zu besu- chen, die bei vorangegangenen

Hilfslieferungen bedacht wor- den waren, sondern auch eine TBC-Klinik vor den Toren der Stadt, angegliedert an eine Ju- stizvollzugsanstalt! Diese Kli- nik erfährt bisher lediglich personelle Unterstützung durch einen Mikrobiologen der Aktion „Ärzte ohne Gren-

zen“ . . . Auch hier wurde uns von der hohen Resistenzrate der Erreger berichtet. Routi- nemäßig werden Patienten mit einer Standard-Dreifachthera- pie behandelt. Bleibt eine Besserung aus, so muss es sich wohl um einen resistenten Keim handeln. Für eine wei- tergehende Resistenztestung fehlt das Geld – sie wäre aller- dings auch ohne jegliche klini-

sche Relevanz, da auch das Geld für die nötige Therapie fehlt.

Aus infektionshygienischen Gründen konnten wir die Krankenstationen nur von außen besichtigen (Abb. 1). In den Krankenzimmern lagen bis zu zehn Patienten, die auf einem Holzofen in der Mitte des Raumes ihre Mahlzeiten A

A3256 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 4826. November 2004

B R I E F E

Leserzuschriften werden von der Redaktion sehr beachtet. Sie geben in erster Linie die Meinung des Briefschreibers wieder und nicht die der Redaktion. Die Veröffentlichungsmöglichkeiten sind leider beschränkt; der Redaktion bleibt oft keine andere Wahl, als unter der Vielzahl der Zuschriften eine Auswahl zu treffen. Die Chance, ins Heft zu kommen, ist umso größer, je kürzer der Brief ist. Die Redaktion muss sich zudem eine – selbst- verständlich sinnwahrende – Kürzung vorbehalten.

LESERZUSCHRIFTEN

Fotos: Michael Schultz

Abb. 2 Abb. 1

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zubereiteten. Die bauliche Substanz der mikrobiologi- schen Abteilung war er- schreckend (Abb. 2), wurde aber noch von den Verhältnis- sen im Labor übertroffen. Mi- krobiologische Arbeit ist unter diesen Umständen sicher nicht möglich. Rechts hinten ist ein Autoklav zu sehen, pipettiert wird mit dem Mund!

Es brennt in Sachen TBC in Russland und den angrenzen- den Staaten an allen Ecken und Enden. Mit der zuneh- menden Erweiterung der EU und dem Zusammenwachsen Europas werden diese Proble- me auch zu unseren eigenen.

Dr. med. Michael Schultz, Kreiskrankenhaus Wasserburg am Inn, Krankenhausstraße 2,

83512 Wasserburg am Inn

Vioxx

Zu der in den Medien genannten Zahl von 2 400 „Rofecoxib-Opfern“:

Forderung nach seriöser Betrachtung

. . . Wie verlässlich ist diese Zahl? Die Rechnung erscheint so einfach wie sie falsch ist:

Schon von 125 Millionen jähr- lichen Rofecoxib-Tagesdosen auf 340 000 Anwender zu schließen ist nicht korrekt, so einleuchtend der Bezug auf 365 Jahrestage auch sein mag.

Es ist unwahrscheinlich, dass alle Patienten, denen Rofeco- xib verschrieben wurde, es gleich ein ganzes Jahr einge- nommen haben. Dies ergibt sich schon aus dem typisch wechselhaften Verlauf gonar- throtischer Beschwerden, dem Hauptanwendungsgebiet der Coxibe. Die Zahl der Men- schen, die Rofecoxib einge- nommen haben, dürfte also noch größer sein. Damit wird aber die durchschnittliche An- wendungszeit kürzer. Und da liegt das Problem: In der APPROVe-Studie, die zur Marktrücknahme führte, war erst nach 18 Monaten Einnah- medauer eine Risikoerhöhung durch Rofecoxib zu erkennen.

Es ist zwar angesichts früherer Studiendaten anzunehmen, dass zumindest bei erhöhtem

individuellem Grundrisiko die kardiovaskuläre Gefährdungs- zunahme durch Rofecoxib früher eintritt. Aber weder der genaue Zeitraum noch die er- forderliche Dosis sind aus die- sen Daten abzuleiten. Daher ist es unzulässig, das exakt zu beziffernde Risiko durch Ro- fecoxib in der APPROVe-Stu- die auf eine durch vage Ab- schätzung angenommene Zahl von Anwendern hochzurech- nen. Außerdem muss bei der Risikoabwägung eines Medi- kaments auch sein möglicher Nutzen berücksichtigt werden.

Dass der Vorteil von Rofeco- xib bezüglich gastrointestina- ler Nebenwirkungen recht ist, hat das Bremer Institut häufig genug betont. Dennoch: Die- ser kleine Vorteil bewegt sich statistisch im Bereich der kar- diovaskulären Risikoer- höhung. Auch bei den gastro- intestinalen Nebenwirkungen handelt es sich um teilweise le- bensbedrohliche Ereignisse.

Kein Zweifel: Rofecoxib be- sitzt ein kardiovaskuläres Risi- ko, und sicher sind auch Pati- enten dadurch zu Schaden ge- kommen. Wie viele dies tatsächlich sind, ist mit den verfügbaren Daten nicht zu beantworten. Jede Abschät- zung möglicher Rofecoxib- Opfer, die nicht als Vertrau- ensbereich die (recht unwahr- scheinliche) Null einschließt, ist unseriös. Es bleibt die Bin- senweisheit, dass es wirksame Arzneimittel ohne Nebenwir- kungen nicht gibt, und dass der therapeutische Nutzen ei- ner Arzneimittel-Innovation mit den typischen Zulassungs- studien nicht zu erfassen ist.

Prof. Dr. med. Bernd Mühlbauer, Institut für Klinische Pharmakologie, Klinikum Bremen-Mitte gGmbH, St.-Jürgen-Straße 1, 28205 Bremen

Zu dem Beitrag „Rofecoxib: Aus für den Klassenprimus“ von Prof. Dr.

med. Klaus Krüger in Heft 42/2004:

Befremdend

Der Artikel war für mich in zweierlei Hinsicht befremd- lich: Erstens erfolgte die Rücknahme von Rofecoxib (Vioxx) nur für diejenigen

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„aus heiterem Himmel“, die die angelsächsische Literatur der letzten Jahre nicht verfolgt haben, denn hier gab es be- reits in den Jahren 2000 (New England Journal of Medicine) und 2001 (JAMA) Veröffentli- chungen über kardiovaskuläre Nebenwirkungen von Rofeco- xib und Celecoxib mit Forde- rungen, Studien mit entspre- chend an dieser Fragestellung ausgerichtetem Design in die Wege zu leiten. Es ist der Vor- wurf von Eric J. Topol, einem der Autoren des JAMA-Arti- kels aus 2001, in der New Eng- land Journal of Medicine-Aus- gabe vom 21. Oktober 2004, dass die FDA diese Studien damals nicht veranlasst hat.

Stattdessen konnte Merck auf zahllose medizinische Fortbil- dungen zu dieser Substanz Einfluss nehmen, sodass Vioxx für Merck zu einem der Blockbuster avancieren konn- te und sich als solcher bis 2004 hielt. Zweitens sei der Hin- weis erlaubt, dass es sich bei der Pharmaindustrie um eine Branche mit überdurch- schnittlichen Gewinnen han- delt, der es immer wieder durch erfolgreiche Lobbyar- beit gelingt, politische Ent- scheidungen hinsichtlich der Steigerung der Versorgungs- qualität und der Transparenz des Arzneimittelmarkts zum Beispiel durch die Einführung der Positivliste zu ihren Gun- sten zu beeinflussen. Bekannt sollte dem Autor auch sein, dass die Pharmaunternehmen mehr für Marketing als für Forschung ausgeben. Es blei- ben also genug Reserven für die Finanzierung von For- schungsvorhaben, damit die Entwicklung neuer Medika- mente nicht zu einem

„Glücksspiel“ für die Patien- ten wird. Die Auffassung des

Autors, „. . . die Erfordernisse für die Entwicklung neuer Medikamente (würden) im- mer höher geschraubt . . .“, möchte ich insofern zu- rechtrücken, dass erst seit dem 1978 in Kraft getretenen neu- en Arzneimittelgesetz (AMG) ein Zulassungsverfahren für Arzneimittel in der Bundes- republik vorgesehen wurde, während vorher lediglich eine amtliche Registrierung er- folgte . . .

Sieglinde Wagner,

Karwendelstraße 25, 12203 Berlin

Geplatzter Luftballon

Die Aufregung um den Rück- ruf von Rofecoxib (Vioxx®) wäre weniger groß, wenn das Präparat nicht von Marketing- experten und industrienahen Meinungsbildnern zu einem schillernden Luftballon aufge- blasen worden wäre, der natürlich irgendwann einmal platzen musste. Selbst Krüger bleibt noch jetzt bei der alten Sprachregelung, wenn er schreibt: „Eine der Studien, die den Vorteil für Rofecoxib am eindrucksvollsten belegte, war die . . . VIGOR-Studie, die im Vergleich zum klassischen NSAR Naproxen eine circa 50- prozentige Risikoreduktion für gastrointestinale Komplikatio- nen belegte“. Genau genom- men betrug die relative Risi- koreduktion (RRR) 54 Pro- zent. Ohne Kontextinforma- tionen ist dieser Wert aber völ- lig sinnlos. Die therapierele- vanten Zahlen waren – von Anfang an – ernüchternd:

Nach neun Monaten traten unter Naproxen (1 000 mg/d) bei 3,0 % der Patienten ga- strointestinale Nebenwirkun- gen auf, unter Rofecoxib (50 mg/d) dagegen nur bei 1,4 %.

Das ergibt eine Ereignisre- duktion (= absolute Risikore- duktion, ARR) von 1,6 % (3,0 minus 1,4). Daraus errechnet sich ein NNT(number needed to treat)-Wert von 62 (100 di- vidiert durch 1,6). Im Klartext heißt das: Wenn ich 62 Patien- ten über neun Monate mit Ro- fecoxib behandle, dann kann ich (im Vergleich zu Napro- xen) nur bei einem Patienten irgendeine gastrointestinale Nebenwirkung vermeiden.

Während Pharmareferenten über Jahre suggerierten, dass durch Coxibe jeder zweite Pa- tient vor Schaden bewahrt werden könne, war es in der Tat nur jeder 62. Patient. Rofe- coxib hätte also eine alternati- ve Substanz für ausgesproche- ne Risikopatienten sein kön- nen – mehr nicht. Wenn die Substanz sachgerecht ange- wendet worden wäre, gäbe es jetzt keine „Hiobsbotschaft für etwa 84 Millionen Patien- ten“. In VIGOR wurde aber auch schon gezeigt, dass unter Rofecoxib mehr Herzinfarkte auftraten als unter Naproxen.

Nach der Terminologie von Krüger hätte Rofecoxib zu ei- ner Risikoerhöhung von 300 Prozent im Vergleich zu Na- proxen geführt. Die tatsächli- che Ereigniserhöhung betrug aber nur 0,3 %: Herzinfarkt nach Rofecoxib also ein „gele- gentlich auftretendes Ereig- nis“. Auch dieses Ergebnis hätte aber zu einer zurückhal- tenden Anwendung führen müssen . . .

Prof. em. Dr. Frank P. Meyer, Magdeburger Straße 29, 39167 Groß Rodensleben

Vermerk bei Werbe- anzeigen angebracht

. . . Als Konsequenz sollte in Zukunft beim Vorliegen kriti- scher Aussagen der „Arznei- mittelkommission der Bun- desärztekammer“ bei entspre- chenden Werbeanzeigen ein kleiner Vermerk gemacht wer- den, wie „vgl. Stellungnahme der Arzneimittelkommission vom . . .“ Diesen kleinen Schritt gegen die Allmacht der Pharma- und der Geräte her- stellenden Industrie sollte

man zumindest in den von un- seren Beiträgen bezahlten Or- ganen, wie „DÄ“ oder „Die Berliner Ärzte“ erwarten, da es sich hierbei nicht um kom- merziellem Gewinnstreben verpflichtete Zeitschriften handelt wie die wissenschaftli- chen Verlagshäuser.

Dr. Heinz Hackelberg, Evangelisches Kreiskrankenhaus Hubertus, Spanische Allee 10–14, 14129 Berlin

Südafrika

Zu dem Beitrag „Den Kreislauf der Gewalt durchbrechen“ von Haidy Damm in Heft 44/2004:

Keine Folgen der Apartheid

Als Arzt, der zwischen 1980 und 1984 mehrere Monate in Südafrika gearbeitet hat und

immer noch regelmäßig dort- hin reist, möchte ich darauf hinweisen, dass die aufgeführ- ten Missstände (Gewalt, Aids, Arbeitslosigkeit) Afrika-ty- pisch sind – aber keinesfalls Folgen der Apartheid (wie der Titel suggeriert). Aids ist zum Beispiel im (allzeit Apart- heid-freien) Botswana noch viel häufiger, die Arbeitslosig- keit ist in zahlreichen schwarz- afrikanischen Ländern noch viel höher, Gewalt geschieht im Kongo oder in Liberia weitaus krasser und sexueller Missbrauch entspricht eher der Geringschätzung der Frau in Schwarzafrika als dem Ge- dankengut der Apartheid. So schrecklich und himmelschrei- end die Zustände auch sind – sie sind nicht Folgen der Apartheid – so wohlfeil diese Herleitung auch sein mag!

Dr. med. Gerd Horbach, Kaiser-Wilhelm-Ring 36, 50672 Köln

E-Mail

Briefe, die die Redaktion per E-Mail erreichen, werden aufmerksam gelesen. Sie können jedoch nur veröffentlicht werden, wenn sie ausdrücklich als „Leserbrief“ bezeichnet sind. Voraussetzung ist ferner die vollständige Anschrift des Verfassers (nicht die bloße E-Mail-Adresse). Die Re- daktion behält sich ohne weitere Mitteilung vor, E-Mail- Nachrichten, die als Leserbrief erscheinen sollen, zu

kürzen.

Foto: Haidy Damm

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Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 4826. November 2004 AA3259

B R I E F E / B Ü C H E R

Kriegskinder

Zu dem Leserbrief „Von der NS-Ma- nie in die Depression der Berliner Re- publik“ von Dr. med. Claus Kohlhase in Heft 42/2004:

Ende des Erinnerns wäre Ende jeder Humanität

Sprachverhunzung und Gleich- stellung der Frauen mit Kriegs- traumatisierungen auf eine Stufe zu stellen ist schon ein starkes Stück. Veranlasst, nein, verpflichtet zu diesem Brief sehe ich mich jedoch durch die Formulierung „Heraufbe- schwören einer . . . Erinne- rung“ in Bezug auf den Holo- caust, zusammenfassend als

„Verkrüppelung“ bezeichnet.

Herr Kollege, nur zwei Jahr- zehnte vor Ihrer Geburt wur- de auf dem Boden Mitteleuro- pas (und nicht nur durch Hit- ler allein) ein industriemäßi- ger Massenmord an Millionen unschuldiger Menschen ver- übt. Daran zu erinnern, auch um Geschichtswiederholun- gen zu verhindern, ist eine bleibende Verpflichtung.

Natürlich müssen wir auch an- derswo begangene Schwerver- brechen, z. B. den stalinisti- schen Terror mit vielen Millio- nen Opfern, die Massaker in Burundi etc., vor dem Verges- sen bewahren. Das von Ihnen offenbar gewünschte Ende des Erinnerns wäre dagegen das Ende jeder Humanität.

Dr. med. Gottfried Beyvers, Dresdener Straße 11, 84061 Ergoldsbach

Bürokratie

Zu den Leserbriefen „Neue Bürokra- tie“ von Dr. med. Hellmut Anger und

„Zu den Wurzeln der Bürokratieex- zesse“ von Peter Tischmann in Heft 43/2004:

Nur Mut!

Herr Tischmann hat völlig Recht, dass der Bürokratie- abbau nur über eine Reduzie- rung der Verwaltungsplanstel- len, angefangen im Bundes- gesundheitsministerium bis hinab zu den Krankenhaus- verwaltungen, zu erreichen ist.

Leider bin ich geneigt, dem

Pessimismus von Herrn Dr.

Anger zu folgen.

Als Anfang müsste schon eine Verordnung kommen, wonach alle Verwaltungsplanstellen zunächst um zehn Prozent zu kürzen seien, ebenso die Etat- mittel für den Verwaltungsauf- wand. Ich bin sicher, dass nichts zusammenbrechen würde.

Doch wer hat den Mut dazu?

Dr. med. Gottfried Hillmann, Thomas-Mann-Straße 11, 60439 Frankfurt am Main

Psychotherapie

Zu dem Beitrag „4. Deutscher Psy- chotherapeutentag: Ein Heilberufs- stand formiert sich“ von Petra Bührung und Thomas Gerst in Heft 43/2004:

Kernkompetenz der Ärzte

Bei den Psychotherapeuten handelt es sich nicht um einen einzigen Berufsstand. Nach dem Gesetz über die Berufe des Psychologischen Psycho- therapeuten und des Kinder- und Jugendlichenpsychothera- peuten sind es Pädagogen, So- zialpädagogen, Diplompsy- chologen und Ärzte, die nach entsprechender Ausbildung die Bezeichnung „Psychothe- rapeut“ oder „Psychothera- peutin“ führen dürfen. Bedau- erlicherweise wird von interes- sierter Seite seit Jahren ver- sucht, den Eindruck zu er- wecken, dass die Psychothera- pie alleinige Angelegenheit der Psychologischen Psycho- therapeuten sowie der Kinder- und Jugendlichenpsychothera- peuten sei. In Wahrheit gehört die Psychotherapie auch zur Kernkompetenz der Ärzte- schaft. Dem sollten Sie im DÄ Rechnung tragen. Wenn allein psychologische oder Kinder- und Jugendlichenpsychothera- peuten gemeint sind, sollten Sie nicht von „den Psychothe- rapeuten“ sprechen, weil es objektiv inkorrekt ist und de- nen in die Hände spielt, die den Ärzten ihre psychothera- peutische Kompetenz abzu- sprechen versuchen.

Dr. med. Heiner Heister, Herzogstraße 7, 52070 Aachen

Orthopädie

Digitale Erweiterung

Andreas Bernau: Orthopädisch- Traumatologische Röntgendia- gnostik. Einstelltechnik. 4., neu bearbeitete Auflage. Urban & Fi- scher Verlag, München, Jena, 2004, X, 302 Seiten, 600 Abbildungen, gebunden, 99,95 A

Das nunmehr in der vierten Auflage erschienene Stan- dardwerk zur orthopädisch traumatologischen Röntgen- diagnostik und Einstelltech- nik ist nochmals erweitert worden.

Begrüßenswert ist das neue Kapitel über die digitale Bildverarbeitung, die in Pra- xis und Klinik einen immer größeren Stellenwert be- kommt. Ein besonderes In- teresse dürfte die Neuauflage

mit dem umfangreichen trau- matologischen Teil und dem bereits standardisierten or- thopädischen Teil bei den eta- blierten Orthopäden und Un- fallchirurgen finden, die sich im Zuge der Zusammen- führung beider Fächer mit den jeweils anderen Fachbe- reichen, speziell auch in der Diagnostik und Röntgenein- stelltechnik, auseinander set- zen müssen. Jürgen Krämer

Gender-Medizin

Herausforderung

Anita Rieder, Brigitte Lohff (Hrsg.): gender medizin. Ge- schlechtsspezifische Aspekte für die klinische Praxis. Springer-Ver- lag, Wien, New York, 2004, XIV, 443 Seiten, 59 Abbildungen, ge- bunden, 59,80 C

Die Herausgeberinnen haben sich an die Aufgabe gewagt, geschlechtsspezifische Aspek- te für die klinische Praxis dar- zustellen. In den 18 Beiträgen dieses Buches werden gen- derspezifische Sachverhalte allgemein sowie aus unter- schiedlichen Fachdisziplinen dargestellt. Insbesondere fol- gende Fragestellungen wer-

den in den einzelnen Kapi- teln bearbeitet: Welche Ge- schlechtsunterschiede und Ge- meinsamkeiten, die klinisch relevant oder nicht relevant sind, sind bekannt? Welche wissenschaftliche Evidenz und klinische Erfahrung liegen vor? Resultieren daraus Ein- flüsse auf klinische Diagnose, Therapie und Outcome? Las- sen sich Empfehlungen für die Praxis ableiten, und wenn, welche?

Die Kapitel sind einheitlich strukturiert mit vorangestell- ten Zusammenfassungen und zum Teil mit übersichtlichen Tabellen versehen. Essenzielle Aussagen werden eingerückt und besonders gekennzeich- net, umfangreiche Literatur- angaben vervollständigen die einzelnen Beiträge.

Es ist das erste Buch im deutschen Sprachraum, wel- ches dieses Thema für die ärztliche Routinetätigkeit darstellt, und sollte als Her- ausforderung betrachtet wer- den, sich diesem Thema in allen klinischen Fachgebie- ten weiter zu nähern. Ein lesenswertes Buch für Ärz- tinnen und Ärzte aller Fach- gebiete. Renate Wrbitzky

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