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Das Ende einer Erfolgsgeschichte

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Academic year: 2022

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Dass es nicht ganz so gut um Vioxx® stand, das war zumindest den Eingeweih- ten seit längerem bekannt. Schon früh kam der Verdacht auf, der Cox-2-Hemmer Rofecoxib besitze ein kardiotoxisches Po- tenzial, das dasjenige herkömmlicher NSAR übertrifft. Schon in der VIGOR (Vioxx Gastrointestinal Outcome Re- search)-Studie war aufgefallen, dass mit Rofecoxib behandelte Patienten signifi- kant häufiger Herzinfarkte erlitten als Pa- tienten unter Naproxen. Die Erklärung, Naproxen habe eine kardioprotektive Wir- kung, leuchtete zwar nicht jedem ein, und Zweifel an der Verträglichkeit verblieben.

Dennoch erschütterte die Nachricht von der Marktrücknahme des Cox-2-Hem- mers Ärzte, Patienten und auch die Fi- nanzmärkte. Schliesslich hatten die als

«Super-Aspirin» gefeierten Cox-2-Hem- mer einen bis dato fast beispiellosen Sie-

geszug gefeiert. Den Todesstoss versetzte Vioxx nun die APPROVe (Adenomatous Polyp Prevention on Vioxx)-Studie. Diese multizentrische Untersuchung, an der über 2500 Patienten teilnahmen – unter anderem auch in der Schweiz –, war ge- startet worden, um den Effekt von Rofe- coxib auf das Wiederauftreten neoplasti- scher Polypen im Dickdarm zu prüfen.

Ende September – zwei Monate vor der geplanten Beendigung der Studie – wurde die Untersuchung auf Anraten des Safety Monitoring Board abgebrochen.

Dem unabhängigen Gremium war aufge- fallen, dass ab dem 18. Einnahmemonat kardiovaskuläre Ereignisse, darunter Herz- infarkte und Schlaganfälle, unter Vioxx häufiger auftraten. 45 kardiovaskuläre Komplikationen pro 3041 Patientenjahre entfielen auf die mit Rofecoxib Behandel- ten, 25 pro 3315 Patientenjahre waren es

bei den Patienten, die ein Plazebo erhiel- ten. Das relative Risiko war also praktisch verdoppelt.

Die rasche Entscheidung des Konzern- chefs, das Medikament sofort vom Markt zu nehmen, ist von pharmakritischen Publikationen als verantwortungsvoll und konsequent begrüsst worden. Das deut- sche «Arznei-Telegramm» lobt insbeson- dere, dass MSD für angebrochene Packungen den Patienten die Zuzahlungs- kosten erstatten will.

Bislang gibt es keine Hinweise darauf, dass die für Vioxx belegten Risiken auch für die anderen Cox-2-Hemmer gelten.

Dennoch wird die europäische Arzneimit- telbehörde EMEA wohl eine neue Risiko- evaluation in Angriff nehmen. ● U.B.

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Das Ende einer Erfolgsgeschichte

Rofecoxib (Vioxx

®

) scheitert an kardiovaskulärer Toxizität

Klinische Studien werden künftig nur noch publiziert, wenn sie rechtzeitig vor ihrem Start registriert wurden. Das hat das Inter- national Committee of Medical Journals Editors (ICMJE) angekündigt (NEJM 2004;

351: 1250), das 11 Zeitschriften vertritt, unter ihnen Lancet, New England Journal of Medicine, JAMA und Annals of Internal Medicine. Die Redaktoren und Herausge- ber reagieren damit auf den Umstand, dass Studien mit ungünstigem Ausgang oftmals in den Schubladen verschwinden.

Vorenthaltene Studien zerstörten das Ver- trauen der Öffentlichkeit und könnten Therapientscheidungen und -empfehlun- gen fehlleiten. Die Offenlegung aller klini- schen Studien sei ein notwendiger erster Schritt, um letztlich volle Transparenz herzustellen. Noch ist die Registrierung

grösstenteils freiwillig, und oft wird davon kein Gebrauch gemacht.

Die 11 Zeitschriften verlangen die Eintra- gung in ein Register ab Juli 2005 für alle neu begonnenen Studien, für die davor gestarteten müssen die Auskünfte bis Sep- tember 2005 nachgereicht werden, wol- len die Studienautoren ihre Publikations- chance wahren. In der Erklärung des ICMJE werden alle anderen Zeitschriften aufgefordert, sich diesem Vorgehen anzu- schliessen. Zu den klinischen Studien rech- net das Komitee alle Untersuchungen, die die Effekte einer medizinischen Interven- tion prospektiv bei Patienten in Interven- tions- oder Vergleichsgruppen prüfen.

Pharmakokinetische oder toxikologische Studien (z.B. Phase-1-Studien) sind von der Registrierungspflicht freigestellt.

Das ICMJE setzt sich nicht für ein be- stimmtes Register ein. Es verlangt aber, dass verschiedene Kriterien erfüllt werden.

So soll das Register der Öffentlichkeit kos- tenlos und elektronisch zugänglich sein und unter Leitung einer Non-Profit-Orga- nisation stehen. Im Rahmen der Registrie- rung sollen Auskünfte über die geplante Intervention und die Studienhypothese er- folgen, daneben sind primäre und sekun- däre Endpunkte, Teilnehmerzahl und Dauer sowie die Finanzierung der Unter- suchung zu nennen. Derzeit erfüllt diese Kriterien nur das Register der United Na- tional Library of Medicine, das unter www.

clinicaltrials.gov einsehbar ist. ● U.B.

«Klinische Studien müssen registriert werden»

Internationale Fachzeitschriften wollen nur noch registrierte Studien publizieren

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