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Archiv "Service-Alternativen voll ausschöpfen" (18.02.1983)

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Spektrum der Woche Aufsätze ·Notizen KURZBERICHT

Service-Alternativen voll ausschöpfen

Nicht jeder Wunsch des Versicher- ten und Patienten solle von der gesetzlichen Krankenversicherung akzeptiert und erfüllt werden. Akute körperliche Erkrankungen seien offenbar keineswegs immer Grund für einen "dringlichen"

Arztbesuch. Auch das Bedürfnis nach sozialen Kontakten, die

"Sucht", nur die chromblitzende

Medizin in Anspruch zu nehmen, der Begehrlichkeit mancher Pa- tienten, das Neueste und Machba- re in den Praxen der niedergelas- senen Ärzte nachzufragen und zu konsumieren, oder der Wunsch,

"der Arbeitswelt für eine gewisse

Zeit zu entkommen", können hin- ter dem Gang zur Praxis stehen.

Alle diese im System der sozialen Krankenversicherung installierten Mechanismen und der durchaus legale Wunsch, das Bedürfnis über einen noch so komplizierten und kostenträchtigen Apparat zu befriedigen, seien eben auch maß-

gebliche Ursachen über die öffent-

lich viel beklagte "Kostenexplo- sion im Gesundheitswesen". Dar- auf lenkte Privatdozent Dr. phil.

Dietrich Nord von der Medizi- nisch-Pharmazeutischen Studien- gesellschaft e. V. (MPS), Mainz, anläßlich einer Expertentagung der Internationalen Gesellschaft für Gesundheitsökonomie e.V. in Mainz über "Bedarf und Be- darfsplanung im Gesundheits- wesen" die besondere Aufmerk- samkeit der Politiker und Vertreter der gesetzlichen Krankenversiche- rung.

Bei Allgemeinärzten:

Psychotherapeutisches Gespräch erwünscht

Der Mainzer Wissenschaftler ver- wies auf empirische Untersuchun- gen des Sielefelder Emnid-lnstitu- tes, wonach rund 40 Prozent der einen Allgemeinarzt aufsuchen- den Patienten im Prim;ip psycho-

therapeutische Gespräche nach- fragten, die den Arzt zeitlich und fachlich stark beanspruchten.

Zwar könnten solche Patientenbe- dürfnisse weder mit der kleinen oder großen Psychoanalyse noch der Gesprächs- oder Verhaltens- therapie auf Krankenschein, noch über die bloße Verschreibung ei- nes Medikamentes substituiert und befriedigt werden. Doch soll- ten ebenso wie in anderen Sekto- ren alle Anstrengungen unternom- men werden, um diese "Bedürf- nispotentiale" sachgerecht umzu- strukturieren, rät Dr. Nord. Die gesetzliche Krankenversicherung sollte von allen entbehrlichen Lei- stungen wirksam entlastet werden und weniger aufwendige, aber ebenso qualifizierte Einrichtungen der sozialen Infrastruktur ver- mehrt eingeschaltet werden.

Nord empfahl in diesem Zusam- menhang, Sozialstationen und Selbsthilfegruppen als "alternati- ve Angebote" zu entwickeln, um so die Krankenversicherungen zu entlasten und den Verwaltungs- aufwand zu minimieren. Mit eini- gen Anstrengungen aller gesell- schaftlich relevanten Gruppen und mehr Kreativität könne es ge- lingen, solche "alternativen", das heißt GKV-fremden Angebote, zu entwickeln, die nicht nur den Krankenkassenleistungen in ihrer Wirkung entsprechen, sondern mehr subjektive Vorteile und indi- viduellen Nutzengewinn (finanziel- le, zeitliche und intangible) bieten.

..,. Der Mainzer Soziologe zitierte, um seine These überspitzt zu un- termauern, Erfahrungen aus den USA: Dort hat sich beispielsweise bei einem Ärzteteam die Zahl der alten Klientel fast halbiert, nach- dem in der Nachbarschaft ein Cafe eröffnet wurde; dieses konnte of- fenbar die sozialen Kontakte bes- ser pflegen, als dies im Wartezim- mer möglich war.

Als ein Beispiel einer so ver- standenen Aktivierung von "Ratio- nalisierungs- und Ersparnisreser-

ven" im System der Gesundheits-

sicherung bezeichnete Nord na-

mentlich den Ausbau, die Einord- nung und politische Einschätzung der Selbsthilfebewegung. Deren Steuerungs- und persönliche Ak- tivierungserfolge könnten nicht hoch genug veranschlagt werden, und es sei nicht tolerabel, wenn sie mit dem Odium eines "Quack- salberhaften" und "gesundheit- lich Bedenklichen" belegt wür- den.

Selbstmedikation kann Kassenetats entlasten

Als eine echte Chance, externe Angebote zu erweitern und die Nachfrage von den GKV-Etats fernzuhalten, erwähnte Nord na- mentlich auch die Selbstmedika- tion. Diese könne zweifellos den wachsenden Kostendruck inner- halb der gesetzlichen Krankenver- sicherung mildern. Im Jahr 1981 haben die Umsätze der öffentli- chen Apotheken mit der gesetzli- chen Krankenversicherung 65,4 Prozent des Apothekennettoum- satzes betragen. Der im verblei- benden Rest auch enthaltene An- teil für die Selbstmedikation nimmt in der letzten Zeit zwar zu, könnte aber bei stärkeren Steige- rungsraten die GKV meßbar entla-

sten. Einer der wesentlichen Grün-

de dafür, daß dies nicht der Fall ist, liegt nach Meinungen von Dr.

Nord in der Angebotsstruktur des Verschreibungs- sowie des Mark- tes für freiverkäufliche Medika- mente (OTC-Markt) begründet.

Da kaum noch Arzneimittel aus der Verschreibungspflicht entlas- sen würden, führe dies zu einer Abnahme der Attraktivität des OTC-Bereiches. Eine verantwor- tungsbewußte Entlassung be- stimmter Medikamente aus der Rezeptpflicht, dies beweise nach- drücklich das Ausland, ermöglicht nach Nords Überzeugung eine zu- nehmende Befriedigung der auf Arzneimittel bezogenen Bedürf- nisse der Patienten durch eine ver- mehrte Selbstmedikation, ohne daß dadurch die Arzneimittelsi- cherheit gefährdet worden sei. HC 108 Heft 7 vom 18. Februar 1983 80. Jahrgang DEUTSCHES ARZTEBLATT Ausgabe A

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