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Archiv "UNSPEZIFISCHE ENTZÜNDUNGEN: Bronchitis bei Kindern" (29.11.1979)

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Kinder sind für Erkrankungen der Atemwege besonders anfällig. Die Bronchitis stellt eine der häufigsten Erkrankungen bei Kindern dar. Die sozial-medizinische Bedeutung der Bronchitis zeigt sich weniger bei Kindern als bei Erwachsenen. Hier führt sie am häufigsten zu Arbeits- und Erwerbsunfähigkeit, und für Heilverfahren müssen Millionen auf- gebracht werden. Dabei ist zu be- denken, daß etwa ein Drittel der Er- wachsenen ihr Leiden bereits als Kinder erworben haben.

Im deutschen Sprachgebiet gibt es für die unterschiedlichen Bronchial- erkrankungen der Kinder keine ein- heitlichen Definitionen.

Deshalb werden die einzelnen Krankheitsbilder zunächst charakte- risiert (Darstellung 1):

Akute Bronchitis: Es handelt sich um eine akute Entzündung der Bronchialschleimhaut, verursacht vorwiegend durch Viren und Bakte- rien. Symptome sind Husten und Auswurf.

Bei rezidivierender oder anhaltender Symptomatik sind folgende Begriffe gebräuchlich:

Rezidivierende Bronchitis: Sie ist gekennzeichnet durch Schübe mit Husten und bronchitischem Auskul- tationsbefund; Dauer: jeweils 14 Ta- ge, Häufigkeit: dreimal im Verlauf der letzten 12 Monate.

Q Chronische Bronchitis: Sie liegt vor, wenn bronchitische Symptome kontinuierlich länger als drei Mona- te innerhalb eines Jahres bestehen.

Die Definition der chronischen Bronchitis des Erwachsenen durch die Weltgesundheitsorganisation ist für Kinder leicht modifiziert worden.

Obstruktive Bronchitis (spasti- sche Bronchitis): Zu Husten und Auswurf tritt die exspiratorische Atembehinderung (exspiratorische Dyspnoe, exspiratorisches Giemen) hinzu. Die Bezeichnung spastische Bronchitis ist bei Säuglingen und Kleinkindern nicht mehr zu empfeh- len, da ein Spasmus der Bronchial- muskulatur in dieser Altersstufe bei der Obstruktion keine wesentliche Rolle spielt.

Man spricht besser von einer ob- struktiven Bronchitis und läßt offen, ob die Obstruktion durch Bronchial- schleimhautschwellung, Sekretbil- dung oder Muskelspasmus hervor- gerufen wird.

Asthmatische Bronchitis (asth- matoide, asthmatiforme Bronchitis):

Die asthmatische Bronchitis ist eine obstruktive Bronchitis, die sich mehrmals im Jahr wiederholt. Asth- matische Dyspnoe mit Husten und eventuell Auswurf bestehen für Ta- ge, Wochen oder Monate. Asthmati- sche Bronchitis und Asthma bron- chiale werden bei Kindern unter dem Begriff des Asthmasyndroms zusammengefaßt.

Rezidivierende Bronchitiden sind bei Kindern und insbe- sondere beim Kleinkind häu- fig. Sie haben im allgemeinen eine günstige Prognose. Han- delt es sich jedoch um eine chronische Bronchitis oder um eine asthmatische Bron- chitis, so ist in einem hohen Prozentsatz das Fortbestehen der Beschwerden bis in das Erwachsenenalter zu verfol- gen. Ohne gezielte Therapie ist nur bei einem Teil der Kin- der eine Spontanheilung spätestens bis zur Pubertät zu erwarten.

Bronchiolitis: Dieser Begriff soll- te einer akuten Entzündung der Bronchioli respiratorii, vorzugswei- se durch das Respiratory Syncytial- Virus, vorbehalten bleiben. Es han- delt sich um die schwerste Form der obstruktiven Bronchitis. Der Begriff der Bronchiolitis wird im anglo- amerikanischen Bereich für die ob- struktive beziehungsweise asthmati- sche Bronchitis verwendet. Im Hin- blick auf die unterschiedliche Thera- pie und Prognose erscheint eine Trennung der Begriffe sinnvoll.

O Akute Bronchitis

Die akute Bronchitis wird vor allem bei Kleinkindern in der kalten Jah- reszeit gesehen. Meist gehen ihr ein Schnupfen, eine Pharyngitis oder ei- ne Laryngitis voraus. Die Kinder hu- sten trocken. Der Husten wird locker und produktiv, wenn sich das Bron- chialsekret löst. Das Sputum ist weißlich. Verfärbt es sich gelb, be- steht der Verdacht einer bakteriellen Superinfektion. Kleinkinder können das Bronchialsekret nicht expekto- rieren. Es wird verschluckt und bei heftigen Hustenstößen erbrochen.

Im Stadium des Reizhustens ist aus- kultatorisch kein krankhafter Be- fund zu erheben. Erst wenn sich das Bronchialsekret verflüssigt, treten fein-, mittel- oder grobblasige Ras- selgeräusche, die feucht und nicht

UNSPEZIFISCHE ENTZÜNDUNGEN:

Bronchitis bei Kindern

Ernst August Stemmann

Aus der Pneumologisch-allergologischen Abteilung (Leiter: Privatdozent Dr. Ernst August Stemmann) der Kinderklinik A der Universität Düsseldorf (Direktor: Professor Dr. Gustav-Adolf von Harnack)

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Akute Bronchitis

Chronische Bronchitis Rezidivierende Bronchitis

Darstellung 1: Bronchitis bei Kindern klingend sind, auf. Umfaßt man den Brustkorb, so ist, während das Kind atmet, in der Tiefe des Thorax ein Vibrieren spürbar. Das Röntgenbild ist unauffällig, oder es wird eine ver- mehrte peribronchiale Zeichnung sichtbar.

Die akute Bronchitis wird durch Vi- ren ausgelöst, zum Beispiel Respira- tory Syncytial-, Parainfluenza- und Influenza-Viren. Eine primäre bakte- rielle Infektion ist selten. Häufig tritt eine bakterielle Superinfektion durch Streptokokken, Mycoplasma pneumoniae, Staphylococcus au- reus haemolyticus oder Haemophi- lus influenzae hinzu. Die Behand- lung (Tabelle 1) geschieht bei quä- lendem Reizhusten, insbesondere,

wenn er nachts auftritt, durch ein Hustensedativum. Antitussiva ste- hen als Kombinations- und Mono- präparate in großer Zahl zur Verfü- gung, zum Beispiel CodipronC, Di- hydrokodeinon (Paracodin®), Clo- butinol (SHornate), Codeinum phos- phoricum, Alimenazin (Theralenee), Codylsirup®, Pipazetat (Selvigon®) oder Hydrocon Barbitrat (Dicodid®).

Wird der Husten locker, sind Hu- stensedativa kontraindiziert. Es gilt dann, das zähe Bronchialsekret zu lösen, damit es durch Hustenstöße expektoriert werden kann. Die Kin- der sollen viel Flüssigkeit trinken. Ist ein Inhalationsgerät vorhanden, wird physiologische Kochsalzlösung inhaliert. Sekretlösend wirken zum

Beispiel Acetylcysteinpräparate Mukolytikum „Lap- pe"e), Carbocistein (Transbron- chine), Bromhexin (Bisolvon®) oder Kalium jödatum. Ein Antibiotikum wird erst gegeben bei hohem Fieber, bei eitrigem Schnupfen oder Aus- wurf und wenn die Bronchitis nicht im Verlauf einer Woche ausheilt. Da der Erreger zumeist unbekannt ist, empfiehlt es sich, ein Breitbandanti- biotikum zu verabreichen, zum Bei- spiel Co-Trimoxazol (Bactrime, Eu- saprim 8).

Rezidivierende und

(;) chronische Bronchitis

Hierbei handelt es sich um keine ei- genständigen Krankheitsbilder und nicht immer kann zwischen einem akuten Schub und dem chronischen Verlauf unterschieden werden. Die Ursachen sind zahlreich (Tabelle 2).

Die Behandlung hat sich jeweils nach den auslösenden Faktoren zu richten. Rezidivierende und chroni- sche Bronchitis treten am häufig- sten bei vorgeschädigten Luftwegen und chronisch eitrigen Entzündun- gen der oberen Luftwege auf.

Auf die Sinobronchitis (Sinu-bron- chiales Syndrom) soll wegen der Re- zidivneigung und Therapieresistenz näher eingegangen werden.

Bei etwa einem Fünftel der an einer Bronchitis leidenden Kinder besteht gleichzeitig eine Sinusitis. Meist sind die Kieferhöhlen betroffen. Die Kinder äußern keine Beschwerden, oder sie klagen über Kopfschmerz, gehäuft auftretenden Schnupfen und nächtliche Hustenanfälle. Die Diagnose wird durch Diaphanosko- pie oder durch ein Röntgenbild der Nasennebenhöhlen gesichert. Die Röntgenaufnahmen sind um so schwerer auszuwerten, je jünger das Kind ist. Die Siebbeinzellen sind schon bei Säuglingen, die Kiefer- höhlen erst bei Kleinkindern und die Stirnhöhlen erst im Schulalter zu be- urteilen.

Vorbedingung für eine erfolgreiche Bronchitisbehandlung ist die Sanie- rung der Nasennebenhöhlen. Neben

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Kurzwellen- und Rotlichtbestrah- lung werden abschwellende Nasen- tropfen, zum Beispiel Xylometazolin (Otriven®, 0,05% für Säuglinge und Kleinkinder, 0,1% bei Schulkindern) gegeben.

Die Behandlung mit abschwellen- den Nasentropfen sollte nicht länger als ein bis zwei Wochen dauern, da sonst die Gefahr eines medikamen- tösen Rhinödems besteht. Als Ne- benwirkung können brennende Schmerzen und Unruhe auftreten.

Zusätzlich wird ein Breitbandanti- biotikum eingenommen.

Bakterielle Erreger der Sinusitis sind Streptokokken, Haemophilus influ- enzae, Mycoplasma pneumoniae und Pneumokokken. Eine gezielte antibiotische Behandlung aufgrund des Ergebnisses eines Nasengangs- abstrichs ist nicht möglich, da die Keimbesiedlung des Nasengangs und der Kieferhöhle nicht überein- stimmt.

Tabelle 1: Behandlung der akuten Bronchitis C) Hustensedativum bei quälendem Reizhusten:

z. B. Codipront®

Kinder von 1— 3 Jahren 2 x 1/2 Teelöffel 3— 6 Jahren 2 x 1 Teelöffel 6-12 Jahren 2 x 2 Teelöffel Nebenwirkungen: Obstipation, Atemdepression C) Sekretolyse bei produktivem Husten:

Reichlich Flüssigkeit in Form heißer Getränke Inhalation physiologischer Kochsalzlösung Medikamentös

z. B. Transbronchin®

Kinder von 1-4 Jahren 2 x 1 Teelöffel ab 4 Jahren 3 x 1 Teelöffel 0 Breitbandantibiotikum:

bei hohem Fieber, eitrigem Schnupfen oder Auswurf, bei einem Krankheitsverlauf über eine Woche hinaus

Nur bei jedem zweiten Kind, das an einer Sinusitis leidet, ist ein bakte- rieller Erreger in der Nasenneben- höhle nachzuweisen. Bei therapiere- sistentem Verlauf ist deshalb auch an andere Ursachen, zum Beispiel an eine Allergie gegen Inhalations- oder Nahrungsallergene zu denken.

Die Indikation zu einem operativen Eingriff ist gegeben, wenn trotz mehrmaliger konservativer Behand- lungsversuche eine chronisch eitri- ge Entzündung der Nasenneben- höhlen weiterbesteht. Die Rezidiv- quote ist sehr hoch. Sie liegt bei etwa 50 Prozent. Die Sinusitis kann auch durch eine chronische Ra- chenmandelentzündung verursacht sein. Heilung bringt erst die operati- ve Entfernung der Adenoide.

Im Gegensatz dazu sollte die Indika- tion zur Tonsillektomie bei Kindern zurückhaltend gestellt werden. Sie ist zu empfehlen, wenn ein eindeuti- ger Zusammenhang zwischen der Mandelentzündung und Bronchitis besteht, ferner nach einem periton- sillären Abszeß und wenn chronisch vergrößerte Mandeln die Atmung behindern.

Obstruktive Bronchitis und

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asthmatische Bronchitis Nach einem Schnupfen, zum Teil mit Fieber, aber auch im Verlauf einer banalen Bronchitis entwickeln sich Atembeschwerden. Bei stärkerer Obstruktion sitzen Kinder mit aufge- richtetem Oberkörper und aufge- stützten Armen im Bett. Sie ringen mit ängstlichem Blick nach Luft und husten kraftlos. Vor allem die Ausat- mung ist behindert, erkenntlich an dem exspiratorischen Keuchen und Pfeifen.

Bei der Untersuchung sind beson- ders im Exspirium trockene Rassel- geräusche zu hören. Das Atemge- räusch ist abgeschwächt, der Klopf- schall hypersonor. Der Brustkorb wird in Inspirationsstellung gehal- ten. Die Lungengrenzen sind wenig atemverschieblich. Im Röntgenbild erscheinen helle Lungenfelder bei tiefstehendem Zwerchfell. Bei Säug- lingen und Kleinkindern lösen vor allem virale und bakterielle Infekte die Beschwerden aus, bei älteren Kindern tritt mehr die Allergie hinzu.

An der Einengung der Luftwege sind Dyskrinie, Bronchialmuskelspasmus und Bronchialschleimhautschwel-

lung in unterschiedlichem Ausmaß beteiligt. Ein wesentlicher Teil der Akutbehandlung (Tabelle 3) ist die Sekretolyse. Sie wird durch reichli- che Flüssigkeitsaufnahme, Inhala- tion und medikamentös bewirkt (sie- he unter „0 Akute Bronchitis"). Der Anteil des Bronchialmuskelspasmus an der Obstruktion läßt sich ab- schätzen, wenn ein Bronchospas- molytikum verabreicht wird, zum Beispiel Fenoterol (Berotec®), Sal- butamol (Sultanol®) oder Terbutalin (Bricanyl®):

Im Verlauf von 30 Minuten nach Ga- be muß für die Dauer von minde- stens vier Stunden die Dyspnoe ver- schwunden beziehungsweise deut- lich gemindert sein. Ist dies nicht der Fall, kann zusätzlich ein über einen anderen Wirkungsmechanismus an- greifender Bronchodilatator, zum Beispiel Theophyllin-Äthylendiamin (Aminophyllin®, Euphyllin®) gege- ben werden. Ist die bronchospasmo- lytische Wirkung ungenügend, wird ein Kortikosteroid (zum Beispiel Prednisolon) eingesetzt. Halten die Atembeschwerden trotz der Be- handlung an, ist Klinikeinweisung angeraten. In der Klinik konzentriert sich die weitere Behandlung auf

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Sauerstoffangebot, Azidoseaus- gleich und eventuell Intensivmaß- nahmen (siehe unter „() Bronchio- Iltis").

Eine Langzeitbehandlung ist bei ge- häuft auftretenden asthmatischen Bronchitiden erforderlich. Sie ge- schieht durch fortlaufende Sekreto- lysebehandlung, unterstützt durch Drainagelagerung und Klopfmassa- ge. Mit Beginn eines Infektes wird die Sekretolyse verstärkt. Ein Bron- chospasmolytikum beziehungswei- se Prednisolon (5-20 mg tgl.) wer- den für die Dauer des Infektes zu- sätzlich gegeben, um eine asthmati- sche Bronchitis zu verhindern.

Kinder. die unter gehäuften Infekten leiden und die besonders nachts Atembeschwerden haben, sollten neben der Sekretolyse ein Kortiko- steroid inhalieren, zum Beispiel Be- clometasondipropionat (Sanasth- myl®, Viarox®, 3 x 2 Hübe/Tag).

Besteht ein Immunglobulinmangel, ist zum Beispiel das Gammaglobulin erniedrigt oder liegt der IgG-Plas- maspiegel bei Kindern jenseits des Säuglingsalters unter 400 mg%, empfiehlt sich die Gabe von 16pro- zentigem Gammaglobulin (IgG).

0,1-0,5 ml/kg Körpergewicht wer- den in vierwöchentlichen Abständen streng intramuskulär verabfolgt. Zur Immuntherapie eignet sich 5prozen- tige Gammaglobulinlösung, die langsam intravenös in einer Dosis von 1-2 ml/kg Körpergewicht gege- ben wird. Das Injektionsintervall richtet sich nach der Halbwertszeit des verwendeten Präparates. Bei er- niedrigter IgM-Plasmakonzentration und wiederholten bakteriellen Bron- chitiden sind 0,2-0,5 ml/kg Körper- gewicht des Gamma-M-Konzentrats intramuskulär angebracht. Fehlt das IgA, dann verbietet sich wegen der Gefahr einer Antikörperbildung die regelmäßige Substitution mit Gam- ma-A-Konzentrat. Die Nebenwirkun- gen der Behandlung mit Gammaglo- bulinen bestehen in lokaler Reaktion und Schock. Da die Zufuhr von Gammaglobulin die körpereigene Bildung unterdrückt, ist die Substi- tution nach Überwindung des Man- gelzustands einzustellen.

Durch sorgfältige Anamnese, ge- folgt von Hauttests (Prick-, Intraku- tantest) oder Nachweis spezifischer Antikörper (IgE) im Blut, werden Al- lergien aufgespürt. Bei Kindern über sechs Jahre wird ihre aktuelle Be- deutung anschließend durch einen inhalativen Provokationstest gesi- chert. Alle krankmachenden Allerge- ne müssen aus der Umgebung des Kindes entfernt werden (Allergenka- renz). Eine Hyposensibilisierung — peroral oder durch subkutane lnjek-

Tabelle 2: Ursachen der chro- nischen Bronchitis (nach Wenner)

C) Chronisch eitrige Entzün- dungen der oberen Luftwege

Nasennebenhöhlen- entzündungen

Chronische Rachenman- delentzündungen

© Allergisch

Inhalationsallergene Nahrungsallergene

® Vorschädigung der unte- ren Luftwege

Vorausgegangene Infekte Fehlbildungen der Bron- chien

Bronchialkompression Erworbene Bronchiek- tasen

Fremdkörperaspiration Mukoviszidose

Cp Gestörte Infektabwehr Immunglobulinmangel Zelluläre Immundefekte

® Chemische Reizung Rauchen

Luftverschmutzung C) Mykosen

tionen des Allergens — ist angezeigt, wenn Allergene ubiquitär vorkom- men, zum Beispiel Hausstaub, Pol- len oder Pilzsporen.

Durch regelmäßige Inhalation von Dinatrium cromoglicicum (Intalg), aber auch von Bronchodilatatoren, kann das Bronchialsystem vor den Auswirkungen der allergischen Re- aktion geschützt werden.

Die Behandlung der asthmatischen Bronchitis wird weiter ergänzt durch Klimatherapie und bei Kindern, die durch Angst und Konflikte Be- schwerden haben, durch Psycho- therapie.

Bronchiolitis

Die akute Entzündung der kleinsten Bronchien tritt vorzugsweise bei Säuglingen und Kleinkindern und vor allem in der naßkalten Jahreszeit auf. Akut oder nach einem Vorsta- dium mit Schnupfen und Husten.

entwickelt sich schlagartig ein schweres Krankheitsbild. Es ist ge- kennzeichnet durch Fieber, Dys- pnoe, Tachypnoe und Nasenflügel- atmen. Die Atemhilfsmuskulatur wird eingesetzt, der Brustkorb steht in Inspirationsstellung. Die anfängli- che Hautblässe kann mit Fortschrei- ten der Erkrankung in Zyanose über- gehen.

Auskultatorisch läßt sich kein patho- logischer Befund erheben, allenfalls sind feinblasige, diffuse Rasselge- räusche zu hören.

Röntgenologische Veränderungen bestehen in basal hellen Lungenfel- dern, Peribronchitis und Zwerchfell- tiefstand bis zur miliaren oder disse- minierten Pneumonie.

Die Bronchiolitis wird vorzugsweise durch Viren, insbesondere das Re- spi ratory Syncytial-Virus, veru r- sacht. Im leichteren Erkrankungsfall schädigt das Virus nur die Bron- chialschleimhaut. Bei der ulzerös muralen Form greifen die entzündli- chen Veränderungen auch auf die Bronchialwand und das umgebende Lungengewebe über. Die Behand-

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Tabelle 4: Behandlung der Bronchiolitis

• Lagerung mit erhöhtem Oberkörper oder in Seitlagerung

• Flüssigkeitszufuhr, Glukose-Elektrolytlösung intravenös

® Sauerstoffgabe über einen Vernebler, Regelung der Sauerstoffzu- fuhr

über Kontrolle des arteriellen Sauerstoffpartial- drucks

C) Azidoseausgleich: Natriumbikarbonat bei einem Basendefizit von mehr als —2,5. Natriumbikarbonat (mval) = neg. Basendefizit x 0,3 x Kp.-Gew. (kg)

(1) Breitbandantibiotikum

® Fiebersenkung ab 38°C

C) Sedierung bei Unruhe (nicht bei respiratorischer Azidose)

® evtl. Digitalisierung

® Intensivmaßnahmen (Intubation, künstliche Beatmung): bei Bewußtlosigkeit, Atemstillstand, arterieller Sauerstoffpartialdruck unter 50 mmHg trotz Sauerstoffzufuhr. Mit einer Beatmung ist zu rechnen, wenn der arterielle Kohlensäure- partialdruck über 70 mmHg ansteigt.

Tabelle 3: Behandlung der akuten obstruktiven beziehungsweise asthmatischen Bronchitis

C) Sekretolyse: reichlich Flüssigkeit, Inhalation, Sekretolytikum

• Bronchospasmolyse:

z. B. Sultanol®

Kinder 6 Mo.-2 Jahre Zäpfchen 1 mg 2 x tgl.

ab 2 Jahre Zäpfchen 2 mg 2 xtgl.

ab 4 Jahre Dosieraerosol 1-2 Hub 3-4 x tgl.

Nebenwirkungen: Tachykardie, Tremor

evtl. zusätzlich ein weiteres Bronchospasmolytikum, z. B. Eu- phyllin®

falls ungenügender Behandlungserfolg:

® Kortikosteroid: z. B. Prednisolon 1-5 mg/kg Kp.-Gew./Tag je nach Schweregrad der Obstruktion sind eventuell höhere Dosen nötig. Nebenwirkungen der kurzfristig hochdosierten Behandlung sind gering.

C) Breitbandantibiotikum: bei Fieber, eitrigem Schnupfen, schwerem Verlauf

lung ist rein symptomatisch (Tabelle 4). Obschon Sekretolytika, Kortiko- steroid und Bronchodilatatoren un- wirksam sind, wird man es wegen des schweren Krankheitsbildes kaum wagen, diese Medikamente wegzulassen. Gefürchtete Kompli- kationen sind respiratorische Insuf- fizienz und akutes Kreislaufversa- gen. Die lebensbedrohliche Phase ist nach drei bis vier Tagen vorüber.

Die Klinikeinweisung im Akutfall ist angezeigt, wenn sich die Dyspnoe trotz Therapie im Verlauf weniger Stunden nicht bessert. Unbedingt notwendig ist die sofortige stationä- re Behandlung bei einem Atemnot- anfall, der mit Zyanose und Be- wußtseinstrübung einhergeht. Ein Kind mit einem ständig steroidbe- dürftigem Leiden wird man bei Atembeschwerden frühzeitig in eine Klinik einweisen. Ein schwerer Atemnotanfall muß erwartet werden, wenn Begleiterkrankungen wie Pneumonie und Masern bestehen oder wenn•in der Anamnese schwe- re Anfälle bekannt sind.

Vorsicht ist geboten, wenn Atembe- schwerden in den Abendstunden einsetzen, da die Dyspnoe erfah- rungsgemäß nachts zunimmt. Muß befürchtet werden, daß aus Angst vor der Klinikeinweisung und die da- durch bedingte Trennung von den Eltern die Atemnot zunimmt. sind Vater oder Mutter mit stationär auf- zunehmen.

Zusammenfassung

Kinder, die an Bronchitiden leiden, müssen fortlaufend beobachtet und intensiv behandelt werden, damit die Bronchitis ausheilt oder zumin- dest eine Verschlechterung des Zu- standes vermieden wird.

Bei Kindern mit chronischer oder asthmatischer Bronchitis sollte der Hausarzt mit Spezialisten oder ei- nem pneumologischen Zentrum zu- sammenarbeiten. Mit Hilfe umfang- reicher Untersuchungen wie zum Beispiel Röntgen-, Labor- (unter an- derem Schweißtest, Prüfung der hu- moralen und zellulären Immunität)

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Azathioprin —

Erhaltungstherapie bei Morbus Crohn

Bei 51 Patienten mit Crohnscher Er- krankung wurde eine Dauertherapie mit 2 mg/kgKG Azathioprin über sechs Monate durchgeführt. Dann wurde das Patientenkollektiv geteilt;

die eine Hälfte erhielt weiter das Im- munsuppressivum, die andere Hälfte ein Placebopräparat. Unter der Aza- thioprin-Dauermedikation war nach 6 Monaten kein Rezidiv aufgetreten, nach einem Jahr lag die Rezidivquo- te bei 5 Prozent, in der Kontrollgrup- pe hingegen traten Rezidive nach 6 Monaten bei 25 Prozent und nach 12 Monaten bei 41 Prozent auf. 1 Pa- tient verstarb im 4. Monat der Aza- thioprinbehandlung an einer Pan- zytopenie. Azathioprin muß deshalb trotz seiner potentiellen Toxizität als eine der wenigen Substanzen ange- sehen werden, welche die Rezidiv- quote der Crohnschen Erkrankung zu senken vermag.

O'Donoghue, D. P.; Dawson, A. M.; Powell- Tuck, J.; Bown, R. L.; Lennard-Jones, J. E.:

Double-blind withdrawal trial of azathioprine as maintenance treatment for Crohn's disease, Lancet, St. Batholomew's Hospital and St.

Mark's Hospital, London

Sonographische Größenbestimmung der Prostata

Versuche der Größenbestimmung der Prostata durch Ultraschall sind nicht neu, bisher wurde jedoch ein rektaler instrumenteller Zugang empfohlen. Die Verfasser berichten über ihre Erfahrungen mit der su- prapubischen Positionierung des Schallkopfes bei gefüllter Harnbla- se. Die bei 29 Patienten gefundenen Ergebnisse werden mit dem post- operativen Prostatagewicht (18 transurethrale Resektionen, 11 su- prapubische Prostatektomien) ver- glichen. Es ergibt sich ein Korrela- tionskoeffizient von 0,95, also eine signifikante Übereinstimmung. Die beschriebene Positionierung des Schallkopfes stellt einen Fortschritt

gegenüber dem rektalen Zugang dar. Die Anwendung der Methode wird auf wenige Fälle beschränkt bleiben, da die präoperative Größen- bestimmung mit den bisherigen Me- thoden (Palpation, Urethrozysto- gramm, gegebenenfalls zusätzlich Urethro Zystoskopie) recht zuverläs- sig war. Sollten weitere Strahlen- schutz- und forensische (Urethro Zystoskopie) Überlegungen bei uns Raum greifen, wird man gegebenen- falls in größerem Maße auf das Ver- fahren zurückkommen müssen. Hii

Henneberry, M., Carter, M. F., Neiman, H. L.:

Estimation of Prostatic Size by Suprapubic UI- trasonography, J. Urol. 121 (1979) 615-616, M.

Henneberry, Dept. of Urology, Northwestern University, Medical School, Chicago, III., USA

Diagnostik

der akuten biliären Pankreatitis

Eine gute Orientierung über die pa- thogenetischen Faktoren, die zu einer akuten Pankreatitis geführt haben, erlaubt die Bestimmung der Glutamat-Oxalat-Transaminase (GOT) im Serum. Bei 114 Patienten mit insgesamt 122 Pankreatitisattak:- ken wurden die Serumkonzentratio- nen von Bilirubin, alkalischer Phos- phatase und der GOT am Aufnahme- tag und zwei Tage später bestimmt.

Bei 88 Prozent der Patienten, bei denen sich später Gallensteine fan- den, jedoch bei keinem Patienten ohne Steinleiden, fand sich am Auf- nahmetag eine Erhöhung der GOT auf über 60 IU/I. Die Bilirubinwerte lagen über 25 ilmo1/1 und die alkali- sche Phosphatase bei über 14 King- Armstrong E. bei 62 Prozent bezie- hungsweise 66 Prozent aller Patien- ten mit Steinen, bei alkoholischer Pankreatitis war dies nur in 5 Pro- zent beziehungsweise 10 Prozent der Fall. Eine Korrelation zwischen der Schwere des Krankheitsbilds und der Höhe des Transaminasen- anstiegs ließ sich nicht herstellen. R

McMahon, M. J.; Pickford, I. R.;: Biochemical prediction of gallstones early in an attack of acute pancreatitis, Lancet 2 (1979) 541-543, University Department of Surgery, General In- firmary, Leeds LS1 3EX

und Allergendiagnostik (zum Bei- spiel Pricktest, spezifisches IgE, in- halative Provokation), Untersu- chung von Hals-Nase-Ohren, bron- chologischer Untersuchung (zum Beispiel Bronchoskopie, Broncho- graphie), Lungenfunktionstests und psychologischer Untersuchung, muß das Leiden diagnostisch abge- klärt werden, anschließend muß dann anhand der Ergebnisse ein Therapieplan erstellt werden. Die Langzeitbehandlung sollte mög- lichst durch den Hausarzt ge- schehen.

Literatur

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prax. 20 (1978), 135-151 — (3) Hofmann, D.:

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Harnack, Springer, Berlin 1976 (S. 441-448)

Privatdozent Dr. med.

Ernst August Stemmann Pneumologisch-

allergologische Abteilung Kinderklinik der

Universität Düsseldorf Moorenstraße 5 4000 Düsseldorf

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Heft 48 vom 29. November 1979 3203

Referenzen

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