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Editorial Prognosemodelle – die modernen Wahrsager?

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AGRARForschung 207

Editorial Prognosemodelle – die modernen Wahrsager?

AGRARForschung 15 (5): 207, 2008

Der Blick in die Zu­

kunft oder die Vorher­

sage von gewissen Er­

eignissen stösst beim Menschen immer auf grosses Interesse, sei es um sein Leben entsprechend auszu­

richten oder sich auf bestimmte Gegeben­

heiten ein zustellen.

Unabhängig davon, ob es sich um die Vor­

hersage eines Aktien­

trends, die «Muotat­

haler­Wetterfrösche»

oder um moderne, computerge­

stützte Prognose werkzeuge han­

delt ­ als Basis für die Aussagen werden immer irgendwelche «Mo­

delle» verwendet. Die Grundlage dafür bieten gewisse Beobachtun­

gen und Erfahrungen oder Mes­

sungen und Erhebungen. Wer­

den diese Daten im Kopf oder im Computer gespeichert und unter­

einander in Beziehung gebracht, können gewisse Regeln abgeleitet werden, welche bestimmte Ereig­

nisse, Entwicklungen oder Verhal­

ten auslösen.

Grundlagen wichtig

Ein Modell ist aber nur brauchbar, wenn die richtigen und wichtigsten Faktoren berücksichtigt und mit­

einander in Beziehung gebracht werden. Die Grundlagen müssen wissenschaftlich abgeleitet und begründbar sein und die Resulta­

te müssen reproduzierbar sein. Es liegt damit auf der Hand, dass Mo­

delle im Laufe der Zeit also ständig besser werden sollten, weil – hof­

fentlich ­ immer mehr Erkenntnis­

se vorliegen und Zusammenhänge bekannt sind und weil die heutige Computerisierung die Möglichkei­

ten bietet, grosse Datenmengen zu speichern und innert kurzer Zeit und laufend zu verrechnen.

Heinrich Höhn, Forschungsanstalt Agroscope Changins- Wädenswil ACW.

Zeitpunktprognose für Obstbauschädlinge

Der Einsatz von Modellen ist also nichts Neues. Gerade im Bereich des Pflanzen schutzes wurde rasch erkannt, dass mit dem Einsatz von Phänologiemodellen für Schäd­

linge, der Einsatz von Überwa­

chungs­ und Bekämpfungsmass­

nahmen optimiert werden konnte.

Aufgrund der Erkenntnisse, dass die Entwicklung von Insekten weit­

gehend temperaturabhängig ist, wurden schon vor vielen Jahren bestimmte Ereignisse, z.B. Flugbe­

ginn des Apfelwicklers, anhand der Temperatursummen basierend auf den vorangegangenen Tagestem­

peraturen auf einige Tage genau vorhergesagt. Im Laufe der Zeit wurden weitere Abhängigkeiten gefunden, die zu deutlichen Ver­

besserungen der Vorhersage und insbesondere zur Simulierung des gesamten Entwicklungsverlaufes der einzelnen Stadien führte. Vie­

le dieser Modelle fanden aber gar nie den Weg in die Praxis son­

dern verschwanden in irgend ei­

ner Schublade, weil sie zu kom­

pliziert waren. Ebenso ging es den Modellen, die versuchten die Ent­

wicklung der Populationsstärke zu prognostizieren.

Robust, einfach, stimmig Um die Modelle in der Praxis ein­

zusetzen, sind nämlich gewisse Voraussetzungen notwendig. Die Modelle müssen eine gewisse Ro­

bustheit aufweisen und klare, stim­

mige Aussagen machen. Sie sollten über eine möglichst breite Palette von Schädlingen anwendbar sein und möglichst über den gesamten zeitlichen Verlauf aller Entwick­

lungsstadien Auskunft geben. Die Modelle sollten unabhängig von eigenen Beobachtungen ablau­

fen und sie müssen gepflegt (re­

gelmässig validiert und allenfalls

angepasst) werden. Und nicht zu­

letzt sollten die Modelle in Platt­

formen (Entscheidungshilfs- oder Expertsysteme) einfliessen, die für den Praktiker anwendbar, leicht verständlich und leicht zugänglich sind (z.B. über Internet).

Genauigkeit hat seine Grenzen

Trotzdem ­ Modelle sind immer eine Vereinfachung der tatsächlichen Vorgänge und können kaum alle Einflussfaktoren umfassen. Dies ist dann tatsächlich auch eine Gefahr:

Die Aussagen, die anhand der ein­

gesetzten Modelle gemacht werden, erscheinen für die Anwender klar und eindeutig, obwohl es sich nur um eine Teilwahrheit handelt. Oft wird vergessen, dass in diesen Mo­

dellen die «durchschnittliche» Ent­

wicklung simuliert wird und nicht die Situation vor Ort, die durch ver­

schiedene Faktoren zusätzlich be­

einflusst wird. Und oft wird verges­

sen, dass es sich bei den meisten Modellen um reine Zeitpunktprog­

nosen, aber nicht um eine Vorhersa­

ge des Befallsdrucks handelt.

Modelle als Werkzeuge Prognosemodelle sind also «nur»

Werkzeuge, die der Anwender ge­

schickter oder weniger geschickt, richtig oder verkehrt einsetzen kann. Sie liefern wertvolle Hin­

weise und Entscheidungshilfen ­ die Entscheidungs findung muss aber letztendlich immer bei den Betriebsleitenden liegen. Kann er die Erkenntnisse der Modelle mit den eigenen Kenntnissen über sei­

ne Parzelle geschickt verknüpfen, sind moderne, verständliche und über das Internet jederzeit zugäng­

liche Prognosesysteme wie SOP­

RA wertvolle Werkzeuge für eine nachhaltige Produktion von qua­

litativ hochstehendem und gesun­

dem Obst.

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