• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Kernkraftstudie: Behandelnder Arzt in Tschernobyl" (21.03.2008)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Kernkraftstudie: Behandelnder Arzt in Tschernobyl" (21.03.2008)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

A632 Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 1221. März 2008

B R I E F E

funden – zwingen doch zu einer ge- naueren Ursachenforschung. Und die ist, wie ebenfalls jeder weiß, nicht mit dem Hinweis auf die natürliche Radioaktivität abgetan! Was sollen diese Äpfel-Birnen-Vergleiche?

Schließlich würde es hier in AKW- Nähe um inkorporierte Radionuklide gehen, die sich z. B. im blutbilden- den Knochenmark anreichern kön- nen und mit globaler, natürlicher Radioaktivität nichts zu tun haben.

Das weiß natürlich Frau Blettner als ehemalige deutsche Strahlenschutz- kommissionsvorsitzende und jetzige Studienleiterin ganz genau und ver- gleicht verharmlosend falsch trotz- dem bzw. mit Vorsatz . . . Jeder sta- tistisch signifikant gefundene Zu- sammenhang kann (wenngleich eben selten) zufällig sein. Aus der Studie ist vor allem eines zu folgern: Die zi- tierten Schätzungen (sic) der Strah- lenbelastung einer Person in Atom- meilernähe, gemessen in mSievert, sind unzureichend für ein personen- bezogenes Risikoassessment. Es be- darf dort Studien über flächen- deckende Radionuklidmessungen im Zeitverlauf, sowohl in der Land- schaft wie auch in Körpergeweben.

Genau diese werden aber seit Jahr- zehnten nicht erbracht bzw. verhin- dert . . .

Dr. med. Benno Splieth,Kantor-Schmidt-Straße 1, 35083 Wetter

Atomkraftwerke abschalten

. . . Es liegt auf der Hand, dass es im Niedrigdosisbereich keinen

„Schwellenwert“ gibt, unterhalb des- sen Radioaktivität gefahrlos wäre.

Potenziell kann jedes strahlende Teilchen Schäden anrichten, zumal bei Kindern. Der wachsende Orga- nismus ist um ein Vielfaches strah- lensensibler als der ausgewachsene.

Für Kleinkinder sind schon die „er-

laubten“ radioaktiven Emissionen eines AKW im Normalbetrieb ge- fährlich – dafür liegen jetzt handfeste Beweise vor. Konsequenzen: Strah- lenschutzbestimmungen revidieren;

Atomkraftwerke abschalten. Wir sind es unseren Kindern und allen nachfolgenden Generationen schul- dig.

Dr. med. Winfrid Eisenberg,Wellbrocker Weg 61, 32051 Herford

Behandelnder Arzt in Tschernobyl

1986 habe ich die Katastrophe von Tschernobyl als behandelnder Arzt erlebt. Vor uns stand damals die Fra- ge, was können wir tun, um unsere Kinder besser zu schützen. Alle offi- ziellen Untersuchungen waren streng geheim, also für niemanden zugäng- lich. Trotzdem fand in befreundeten Akademikerkreisen ein reger Aus- tausch von verschiedenen Daten statt, und manche unserer späteren Forschungsfragen wurden davon ge- prägt. Soviel ich weiß, wurden viele der damaligen Forschungsergebnisse nie veröffentlicht, besonders betrifft es die Untersuchungen, die „unter dem Teppich“ durchgeführt worden sind. Das eine Ergebnis von damals war, was im Artikel als „inzwischen weitgehend unstrittig“ bezeichnet ist:

Handelt es sich um große Men- schenmengen, gibt es keinen Strah- lungsschwellenwert, der „niedrig ge- nug“ wäre, da es immer mindestens bei einigen Personen zu körperlichen Schäden kommen wird. Man wird die Ursachen von Leukämiehäufun- gen nie erkennen, solange nur über die von Kernkraftwerken „ausgehen- de radioaktive Strahlung“ diskutiert wird. Richtungsweisend ist dagegen:

Einige Wissenschaftler haben er- kannt, „dass die Betroffenen mehr Zeit am Strand verbracht hätten“.

Das war auch unser zweites Ergebnis

von damals. Sehr schnell entstand die Situation, in der gar nicht die äußere Strahlung die hauptsächliche Gefahr darstellte, sondern verschie- dene radioaktive Metalle und andere Ione, sogenannte Radionuklide. Im Artikel wird Cäsium erwähnt, es ist der hauptsächliche Vertreter dieser Gruppe. Daneben gibt es aber viele andere. Sie gelangen in winzigen Mengen aus den Kernreaktoren in die Umwelt (vor allem Erde), vor al- lem in der mehr oder weniger unmit- telbaren Umgebung (Schwermetal- le!). Später gelangen sie z. B. in die Atemwege von spielenden Kindern.

Die Computerfans von ihnen, die nicht „viel Zeit am Strand . . .“ ver- bracht haben, würden in diesem Fall bessere Karten haben. Sollte da auch was aus eigenem Gärtchen verzehrt worden sein, wird die radioaktive Dosis, die jemand bekommt, auch dadurch erhöht. Das bereits erwähnte Cäsium ist das häufigste Radionuk- lid, aber auch das, das relativ pro- blemlos den Körper verlässt. Bei Strontium sieht das schon viel schwieriger aus, und mit dem da- mals von uns gelegentlich in der Le- ber gefundenen Rubidium konnten wir gar nichts erreichen. Natürlich können diese Fälle nicht „direkt auf die Strahlung zurückzuführen“ sein.

Von außen wird man auch eigentlich nichts registrieren können, da ge- wöhnliche Messung von der γ-Strah- lung dabei nichts Relevantes erfas- sen wird. Aber die von diesen sich in den inneren Organen befinden- den Radionukliden ausgehende α- Strahlung ist die zerstörerischste Art und für den Menschen am ge- fährlichsten . . .

Dr. med. Moses Schorr-Tschudnowski, Simmlerstraße 4, 75172 Pforzheim

Expertenstellungnahme nicht erwähnt

An der epidemiologischen Aussage der KiKK-Studie, dass Kinder unter fünf Jahren eine kontinuierliche Zu- nahme des Erkrankungsrisikos für Krebserkrankungen und Leukämie mit zunehmender Wohnnähe zum nächstgelegenen Atomkraftwerk- standort aufweisen, besteht keinerlei begründeter Zweifel mehr . . . Aber schon bei dem zu ziehenden Umkreis Die Redaktion veröffentlicht keine ihr anonym zugehenden Zuschriften, auch keine

Briefe mit fingierten Adressen. Alle Leserbriefe werden vielmehr mit vollem Namen und voller Anschrift gebracht. Nur in besonderen Fällen können Briefe ohne Namens- nennung publiziert werden – aber nur dann, wenn der Redaktion bekannt ist, wer

geschrieben hat.

ANONYM

(2)

Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 1221. März 2008 A633

B R I E F E

um die AKWs gehen die Interpreta- tionen weit auseinander: Während die „Mainzer“ einen statistisch gesi- cherten Zusammenhang nur für den 5-Kilometer-Radius sehen, sagt die Expertengruppe in ihrer Stellungnah- me vom 10. Dezember 2007 – nach- zulesen auf der Homepage des Bun- desamtes für Strahlenschutz www.bfs.

de – einhellig:

„Es wurde lediglich die 0-bis-5-Kilo- meter-Region um die Atomstandorte berücksichtigt, während die übrigen Anteile des Untersuchungsgebiets außer Acht blieben, obwohl auch dort signifikant erhöhte Risiken be- rechnet wurden. Die Bezugspopula- tion für die Berechnung des Anteils aller Krebs- und Leukämiefälle bei Kindern unter fünf Jahren ist nicht korrekt bestimmt. In der Konse- quenz wurde der tatsächlich auf die Wohnnähe zu Atomstandorten zurückzuführende Anteil der Krebs- fälle unterschätzt. Statt der von den Autoren allein für die 0-bis-5-Kilo- meter-Region angegebenen zusätzli- chen 29 Krebsfälle bei Kindern un-

ter fünf Jahren muss von mindestens 121 bis 275 zusätzlichen Neuerkran- kungen im Umkreis von 50 Kilome- tern um alle westdeutschen Atom- standorte im Zeitraum zwischen 1980 bis 2003 ausgegangen werden.

Dies entspricht acht bis 18 Prozent aller im 50-Kilometer-Umkreis um Atomanlagen aufgetretenen Krebs- erkrankungen bei unter fünfjährigen Kindern. Bezogen auf alle im Deut- schen Kinderkrebsregister gespei- cherten Erkrankungsfälle im selben Zeitraum entspricht dies einem An- teil von 1,03 bis 2,35 Prozent. Bei dieser Zahl muss davon ausgegan- gen werden, dass es sich hierbei um eine Unterschätzung handelt, weil designbedingt nicht alle betroffenen Kinder erfasst werden konnten.

Dieses Risiko liegt erheblich über dem von den Autoren berichteten 0,22 Prozent.“ Diese kritische Ex- pertenstellungnahme wird im DÄ- Artikel mit keinem Wort erwähnt, geschweige auszugsweise zitiert . . .

Dr. med. Thomas Lob-Corzilius,Wielandstraße15, 49078 Osnabrück

TELEMATIK

Die Bundesärzte- kammer legt einen Diskussionsentwurf zur Telematik im Ge- sundheitswesen vor (DÄ 5/2008: „Positi- onsbestimmung der Ärzte“ von Dr. med. Philipp Stachwitz).

Keine Entlastung

Hiermit möchte ich mich hinter die Anforderungen des Positionspapiers der Bundesärztekammer stellen! Es ist richtig, dass das Telematikprojekt völlig neu konzipiert werden muss.

Die Zuverlässigkeit und Verfügbar- keit der Daten steht dem Datenschutz konträr gegenüber. Bislang konnte dieses Problem durch den Vertrau- ensbereich einer abgeschlossenen Praxis gelöst werden. Die viel be- schworene „sofortige Verfügbarkeit“

der Daten und damit die Verbesse- rung der interkollegialen und inter- disziplinären Kommunikation steht unter dem großen WENN (die Tech- nik funktioniert): Computerabstürze,

Serverüberlastung, Viren und vieles mehr sind fast tägliche Realität am Computerarbeitsplatz. Es wird im- mer wieder gesagt, dass ein Zugriff von Versicherungen und Arbeitge- bern auf die persönliche Krankenak- te gesetzlich nicht möglich ist. Aber erstens lassen sich Gesetze ändern (und es wäre nicht das erste Mal, dass Politiker dem Druck der Wirt- schaft nachgeben), und zweitens kann sehr wohl ein illegaler Zugriff erfol- gen. Die Patientenfreundlichkeit ist überhaupt nicht gegeben. Gerade die Alten und Kranken leben buchstäb- lich davon, dass andere Menschen ihnen die Rezepte und Medikamente besorgen. Diese hilfreichen Mitmen- schen müssen dann aber zusätzliche Wege fahren, um die „Gesundheits- karte“ samt Code-Nummer (wo steht die nur gleich?) zu besorgen. Bisher konnte man als Arzt, der seine Pati- enten kennt, viele Dinge telefonisch erledigen. Das wird in dem Umfang nicht mehr möglich sein. Von Entlas- tung keine Spur . . .

Dr. Ilse Schütze,Kaltenborner Straße 279, 03179 Guben

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Er entde____ te ein kleine Schne_____ e, die auf einem Blatt Papier auf dem Wasser trieb.. Um an ihr zu schnuppern, stre____te er sich solange bis er das Gleichgewicht verlor und

Der Bund verlangt für die Erteilung der Einbürgerungsbewilligung bloss eine Kanzleigebühr und die Gebühr des Kantons richtet sich gemäss Artikel 15 Absatz 3

Konkret richtet der Kanton Tessin neben den einkommensunabhängigen Kinder- und Ausbildungszulagen eine Ergänzungszulage (assegno integrativo) für Kinder im Alter bis

Könnte es nicht sein, dass tatsächlich Alpha- oder Betastrahlung die Ursa- che für die Häufung von Leukämien bei Kindern im Umkreis von Atom- kraftwerken ist.. Soweit ich weiß,

V ertragsärzte mit einer Wei- ter- oder Fortbildung in Akupunktur können sich für ein bundesweites Modellvor- haben akkreditieren lassen.. Dabei geht es um die

Der Facharzt für Psychotherapeu- tische Medizin sollte hinzuge- zogen werden, wenn der zu- vor behandelnde Arzt keinen somatischen Grund für die Beschwerden seines Patien- ten

Für eine gründliche Überarbeitung des aktuellen Diskussions- entwurfs einer achten Novel- le zur Änderung der Appro- bationsordnung für Ärzte hat sich die Arbeitsgemeinschaft

Obwohl an den 63 west- und ostdeutschen herz- chirurgischen Zentren die früher üblichen Wartezeiten weitgehend abgebaut worden sind — einige Zentren haben keine Wartezeiten mehr