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Archiv "Schadstoff-Exposition" (26.06.1980)

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KONGRESS-BERICHT

Schadstoff-Exposition

Neue Erkenntnisse zu wichtigen durch Arbeitswelt und Umwelt verursachten Erkrankungen

Bericht über Tagesordnungspunkt IX

des IV. Interdisziplinären Forums der Bundesärztekammer

„Fortschritt und Fortbildung in der Medizin"

vom 23. bis 26. Januar 1980 in Köln*)

Helmut Valentin und J. Thürauf

Will der Arzt eine spezielle Belastung oder eine bestehende Exposi- tion gegenüber Schadstoffen feststellen. muß die im Rahmen der Anamnese übliche Frage nach dem Beruf oft präzisiert werden. Vor allem bei differentialdiagnostischen Überlegungen sollten in verstärk- tem Maße Einflüsse der Arbeitswelt und der Umwelt berücksichtigt werden. Bei der Beurteilung der Kausalzusammenhänge müssen dar- über hinaus einige Begriffe und Normen beachtet werden. Tagesord- nungspunkt IX des IV. Interdisziplinären Forums der Bundesärztekam- mer befaßte sich mit der Frage, „Was ist neu" bei diesen Begriffen und Normen beziehungsweise „Was ist für die Praxis wichtig". Drei Refe- rate führten in die Problematik ein. Im Rahmen der Diskussion wurden dann Fragen an die Experten herangetragen und von diesen beant- wortet.

Die im Rahmen der Anamnese übli- che Frage des Arztes nach dem Be- ruf des Patienten muß oft präzisiert werden, soll eine spezielle Bela- stung oder eine bestehende Exposi- tion gegenüber Schadstoffen fest- stellbar werden. Vor allem bei diffe- rential-diagnostischen Überlegun- gen sollten in verstärktem Maße Ein- flüsse der Arbeits- und Umwelt be- rücksichtigt werden. Der objektive Nachweis der für eine Erkrankung ursächlichen Einwirkung und die Feststellung der gesundheitlichen Schädigung bilden die Vorausset- zung für die Beurteilung von Kausal- zusammenhängen. Hierbei muß der Arzt einige Begriffe und Normenbe- achten, die teils in neuer, teils in abgeänderter Form vorliegen.

Die Liste mit den sogenannten MAK- Werten (Maximale Arbeitsplatz- Konzentrationen) wird alljährlich

von der Senatskommission der Deutschen Forschungsgemein- schaft herausgegeben. Entspre- chend dem fortschreitenden Er- kenntnisstand wächst der Umfang dieser Liste. Für kanzerogene Sub- stanzen werden sogenannte TRK-

Werte (Technische Richt- Konzen- trationen) angegeben.

M1K-Werte ( Maximale immissions- Konzentrationen) erlangen beson- ders im Bereich der Umweltmedizin Bedeutung. Neuerdings sind soge- nannte BAT-Werte erarbeitet wor- den. Diese biologischen Arbeits- stoff toleranzwerte geben die höchstzulässige Menge eines Ar- beitsstoffes beziehungsweise seiner Metaboliten im menschlichen Or- ganismus, beziehungsweise die höchstzulässige arbeitsstoff- oder arbeitsstoffmetabolitenbedingte Ab- weichung eines Parameters des

Intermediärstoffwechsels von der Norm an, die nach dem gegenwärti- gen Kenntnisstand im allgemeinen die Gesundheit der Beschäftigten weder akut noch chronisch beein- trächtigt.

Im Rahmen des Biological Monito- ring, das in Ergänzung des Environ- mental Monitoring durchgeführt wird, gewinnt die Analyse von Dosis- Wirkung-Beziehungen zunehmend an Bedeutung.

Die neue Berufskrankheitenverord- nung ist seit dem 1. Januar 1977 rechtskräftig. Nach vorgenomme- nen Ergänzungen enthält die Anlage 1 der Verordnung insgesamt 55 durch verschiedene Einwirkungen verursachte Erkrankungen. Jeder Arzt sollte diese Verordnungen ken- nen, weil er gesetzlich verpflichtet ist, im Falle eines begründeten Ver- dachtes eine Berufskrankheitenan- zeigezu erstatten. Die vom Bundes- ministerium für Arbeit und Sozial- ordnung herausgegebenen Merk-

blätter enthalten Hinweise zur Dia- gnostik und Beurteilung der Berufs- krankheiten. Einige der Merkblätter, die den neuesten medizinisch-wis- senschaftlichen Stand berücksichti- gen, sind bereits erschienen. Beson- dere Beachtung finden in diesem Zusammenhang die obstruktiven

Atemwegserkrankungen infolge In- halation von Arbeitsstoffen mit aller- gisierenden bzw. chemisch-irritati- ven oder toxischen Eigenschaften.

Neben dem Begriff Berufskrankheit wird in der Diskussion politisch akti- ver Gruppen häufiger der Ausdruck

„arbeitsbedingte Erkrankungen"

verwendet und gefordert, diese als Berufskrankheiten zu entschädigen.

Eine derartige Gleichstellung erfor- dert einen verstärkten Forschungs- einsatz auf dem Gebiet der unter

Der Wortbericht über das IV. Interdiszipli- näre Forum, dessen Themenkreis ferner die rheumatischen Erkrankungen, die An- tikoagulantienbehandlung, das Problem der Präkanzerosen, die Karzinome der Frau, die Chirurgie der endokrinen Orga- ne, das Problem Schocklunge, Fragen der Computertomographie und der Sonogra- phie und — das war zweifellos eines der Hauptthemen — Fragen des Katastrophen- schutzes umfaßte, wird voraussichtlich En- de Juni 1980 im Deutschen Ärzte-Verlag erscheinen.

1678 Heft 26 vom 26. Juni 1980 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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dem Begriff der arbeitsbedingten Er- krankungen zusammengefaßten Ge- sundheitsschäden. Bisher liegen meist noch nicht ausreichend gesi- cherte wissenschaftliche Erkennt- nisse vor, um den ursächlichen Zu- sammenhang mit der erforderlichen Wahrscheinlichkeit zu begründen.

Dies gilt beispielsweise im Hinblick auf gesundheitsschädigende Ein- flüsse durch psychosozialen Streß und bestimmte Arbeitsformen. Be- sondere Beachtung erfordern wei- terhin Kombinationswirkungen exo- gener Schadensfaktoren.

Als Ursache exogen verursachter Gesundheitsschäden haben einige

Chemikalien unlängst in den Mas- senmedien Aufmerksamkeit erregt.

Beispielhaft seien folgende disku- tiert:

Vinylchlorid kann nach entspre- chender Exposition zu einem Er- krankungsbild führen, das charakte- risiert ist durch Akroosteolysen, Durchblutungsstörungen, Thrombo- zytopenie, eine portale Leberfibrose und Hämangioendothel-Sarkome der Leber. Inzwischen wurde durch technische Maßnahmen die Bela- stung am Arbeitsplatz drastisch re- duziert und ein entsprechender TRK-Wert eingeführt.

2,3,7,8 Tetrachlordibenzo —1,4 Di- oxin- (TCDD) war die Ursache der Massenintoxikation in Seveso/Ita- lien. Diese hochtoxische Verbin- dung verursacht unter anderem Le- berfunktionsstörungen und Nieren- schäden.

Para-tertiär-Butylphenol (PTBP) führt bei entsprechend exponierten Personen zu vitiligoartigen Depig- mentierungen, Leberfunktionsstö- rungen und Vergrößerungen von Milz und Schilddrüse. Derartige Er- krankungsfälle sollten als Berufs- krankheit nach § 551, Abs. 2 RVO anerkannt werden.

Penta-Chlor-Phenol (PCP)-haltige Holzschutzmittel haben sich als we- niger toxisch erwiesen als zunächst angenommen. Dies ergeben die

Schadstoff-Exposition

Feststellungen der ad-hoc-Sachver- ständigenkommission des Bundes- gesundheitsamtes.

Im Rahmen einer präventivmedizi- nisch orientierten Arbeitsmedizin werden zunehmend gezielt Vorsor- geuntersuchungen durchgeführt, entsprechend den Vorschriften des Staates beziehungsweise der Unfall- versicherungsträger. Vom Hauptver- band der gewerblichen Berufsge- nossenschaften sind Einwirkungs- definitionen erstellt worden zur Aus- wahl des Personenkreises für be- stimmte Vorsorgeuntersuchungen.

Bisher liegen insgesamt 34 berufs- genossenschaftliche Grundsätze für arbeitsmedizinische Vorsorgeunter- suchungen vor. Darin finden sich unter anderen Empfehlungen für den Umfang und die Fristen von Nachuntersuchungen, Analysenme- thoden usw. Als Hilfsmittel für den Einsatz in der ärztlichen Praxis sind Hinweise zur Einsendung biolo- gischer Untersuchungsmaterialien und zur Interpretation der Untersu- chungsergebnisse erarbeitet wor- den.

Zusammenfassend ergibt sich, daß die qualitative und quantitative Ana- lyse von exogenen Belastungen und der dadurch verursachten Gesund- heitsschäden in den vergangenen Jahren erheblich fortentwickelt wur- de. Durch kollegiale Zusammenar- beit zwischen Arbeitsmedizinern und Ärzten anderer Fachgebiete sollten diese Fortschritte im Interes- se des Patienten genutzt werden.

Literatur

Brenner, W., et. al.: Arbeitsmedizin aktuell.

Loseblattsammlung, Fischer, Stuttgart 1980

—Valentin, H., et al.: Arbeitsmedizin, 2 Bände, Thieme, Stuttgart 1979 - Wendland, M.-E.;

Wolff, H. F.: Die Berufskrankheitenverordnung (BeKV), Loseblattsammlung, E. Schmidt, Ber- lin 1977

Professor Dr. med. Helmut Valentin Direktor des Instituts

für Arbeits- und Sozialmedizin und der Poliklinik für

Berufskrankheiten

der Universität Erlangen-Nürnberg Schillerstraße 25/29

8520 Erlangen

FÜR SIE GELESEN

Metoclopramid beim postoperativen Ileus

Metoclopramid stimuliert Magen- kontraktionen und führt damit zu ei- ner beschleunigten Magenentlee- rung, daneben hat es einen ausge- prägten antiemetischen Effekt. In ei- ner randomisierten Doppelblindstu- die wurde bei 115 laparotomierten Patienten der Einfluß der Substanz auf den postoperativen adynami-

Im Taschenbuch von Schettler

„Innere Medizin", 5. Auflage, Band I Thieme Verlag ist nicht nur auf den Seiten 344 und 345 —siehe hierzu Heft 25/1980, Seite 1625 sondern auch auf Seite 358 ein Druckfehler enthalten. Es muß auf dieser Seite im zweiten Absatz, fünfte Zeile heißen: 0,01 bis 0,025 mg/d. Die irrtümlich angegebene Do- sis „0,25 mg/d" dürfte erst nach eini- gen Wochen gegeben werden.

schen Ileus untersucht. In der ersten Patientengruppe wurde eine gastro- intestinale Anastomose vorgenom- men, in der zweiten Gruppe wurde kein Eingriff an Magen, Duodenum, Dünndarm oder Dickdarm durchge- führt. Die Patienten erhielten 10 Mil- ligramm Metoclopramid i. m. am Abend des Operationstags und um 7.30, 11.30 und 17.30 Uhr an den darauffolgenden Tagen. Metoclo- pramid reduzierte postoperative Übelkeit und Erbrechen, nur bei den Patienten der zweiten Gruppe fand sich ein signifikanter Unterschied bezüglich des postoperativen ady- namischen Ileus, da diese Patienten frühzeitiger feste Nahrung tolerier- ten.

Davidson, E. D.; Hersh, T.; Brinner, R. A.; Bar- nett, S. M.; Boyle, L. P.: The effects of metoclo- pram ide an postoperative ileus. A randomized double-blind study, Ann. Surg. 190 (1979) 27-30.

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Heft 26 vom 26. Juni 1980 1679

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