Therapie der Adipositas mit intragastralem Ballon
Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Adipositasforschung
Bronchiektasen oder ausgeprägteFormen der deformierenden Bron- chitis mit Bluthusten einhergehen können. Die Bronchographie er- laubt gelegentlich die seltene Dia- gnose von radiologisch nicht vermu- teten, peripher sitzenden Fremdkör- pern oder Tumorstenosen.
6. Szintigraphie, Angiographie
Die Perfusionsszinitigraphie der Lunge und die Angiographie der Ar- teria pulmonalis sind von besonde- rer Aussagekraft, sofern ein Lun- geninfarkt dem Bluthusten zugrunde liegt. Die Angiographie der Arteria pulmonalis (häufig als digitale Sub- traktionsangiographie durchführ- bar) erlaubt die Abklärung von Ge- fäßanomalien in der Strombahn der Arteria pulmonalis (Aneurysmen, arteriovenöse Anastomosen).
Die sehr selten erforderliche se- lektive Bronchialarteriographie stellt in Verbindung mit der Emboli- sation eine therapeutische Methode dar, unstillbare Blutungen bei Pa- tienten zu beherrschen, die aus funktionellen Gründen nicht ope- riert werden können. Bluthusten bei rupturierten Aortenaneurysmen kann gelegentlich nur unter Einsatz der Computertomographie einge- ordnet werden.
Die Empfehlungen wurden ausgearbeitet von:
Prof. Dr. H. Magnussen, Großhansdorf (federführend) Dr. M. Austgen, Homburg/Saar Prof. Dr. D. Kaiser, Berlin Prof. Dr. N. Konietzko, Essen PD Dr. R. Loddenkemper, Berlin
Die Empfehlungen sind erschienen in Prax. Klin, Pneumol. 40 (1986) 353
Anforderungen von Sonderdrucken an:
Professor Dr. med.
Rudolf Ferlinz
Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Tuberkulose
Universitätsklinikum Abteilung für Pneumologie Langenbeckstraße 1 6500 Mainz
Adipositas ist mit einem erhöh- ten Morbiditäts- und Mortalitätsrisi- ko vergesellschaftet (1). Extrem Ad- ipöse, bei denen diätetische Thera- piemaßnahmen gescheitert waren, wurden als ultima ratio in den ver- gangenen Jahren häufig operiert.
Zunächst wurde der Ileum-Bypass, (2, 3) später der Gastric-Bypass (4, 5) und in neuerer Zeit die Gastro- plastik in Form der „vertical banded gastroplasty" (6) angewandt.
Das Konzept, durch luft- oder wassergefüllte Ballons das Magen- volumen zu verkleinern und damit die Nahrungszufuhr einzuschrän- ken, ist bereits mehrere Jahre in Er- probung (7, 8, 9, 10). Diskutiert wird, ob durch eine antrale Dilata- tion eine vermehrte und permanente Freisetzung gastrointestinaler Hor- mone mit zentralnervösem Sätti- gungseffekt (z. B. Cholezystokinin) erzielt werden kann. Mehrere klini- sche Studien beschäftigen sich der- zeit mit der Effizienz der Ballon- therapie. Die bisherigen Ergebnisse und gehäufte Mitteilungen in der Laienpresse haben die Deutsche Ge- sellschaft für Adipositasforschung zu einer Stellungnahme veranlaßt.
Die Ballontherapie ist derzeit
• noch eine experimentelle The- rapie. Akute und chronische Effekte sind noch nicht hinreichend unter- sucht und müssen in kontrollierten Studien ermittelt werden. Die bishe- rigen Erkenntnisse erlauben noch keine generelle Empfehlung für die Adipositastherapie.
Die Ballontherapie stellt einen
2
• invasiven Eingriff dar, der zu zahlreichen Nebenwirkungen und Komplikationen führen kann. Be- kannt sind bisher Erbrechen, erosive Gastritiden, Antrumtamponade, Druckulzera, Refluxösophagitis, Regurgitation des Ballons, Aspira- tion, Obstruktionsileus des Dünn- darms und Ösophagusperforation.3
Für die Therapie der Adiposi-
• tas per magna könnte sich un- ter Berücksichtigung pathophysiolo- gischer Überlegungen die intragast- rale Ballonimplantation in Zukunft als sinnvoll erweisen. Chirurgische Eingriffe, die ein wesentlich höheres Risiko für den Patienten darstellen und heute bei vielen Patienten in der ganzen Welt durchgeführt werden, könnten möglicherweise durch den Ballon überflüssig werden. Derzeit sollte die intragastrale Ballonim- plantation nur im Rahmen kontrol- lierter Studien durchgeführt werden.
Literatur
1. Burton, B. T.; Foster, W. R.; Hirsch, J.;
van Itallie, T. B.: Health implications of obesity: An NIH Consensus Development conference. Int. J. Obes. 9 (1985) 155 2. Payne, J. H.; De Wind, L. T.: Surgical
treatment of morbid obesity. Am. J. Surg.
118 (1969) 141
3. Baddeley, R. M.: An epilogue to jejunoile- al bypass. World J. Surg. 9 (1985) 842 4. Mason, E. E.; Ito, C.: Gastric bypass. Ann.
Surg. 170 (1969) 329
5. Griffen, W. 0.; Bivins, B. A.; Bell, R. M.;
Jackson, K. A.: Gastric bypass for morbid obesity. World J. Surg. 5 (1981) 817 6. Mason, E. E.: Vertical banded gastroplasty
for obesity. Arch. Surg. 117 (1982) 701 7. Hennig, A. E.: Ambulante Gewichtsreduk-
tion durch einen intragastral applizierten Ballon — erste Erfahrungen. Inn. Med. 6 (1979) 149
8. Frimberger, E.: Einsatz des Magenballons zur Gewichtsreduktion. Leber Magen Darm 3 (1986) 169
9. Willmen, H. R.; Schneider, W.; Löffler, A.: Der „Magenballon" in der Behandlung der Adipositas per magna. Vorläufige Mit- teilung. Dtsch. med. Wschr. 109 (1984) 1200
10. Nieben, 0. G.; Harboe, H.: Der Ballobes intragastrische Ballon in einer Multizenter- Untersuchung. Akt. Ernähr. 11 (1986) 274
Prof. Dr. H. Ditschuneit, Präsident Prof. Dr. F. A. Gries, Vizepräsident Prof. Dr. H. R. Willmen
PD Dr. J. G. Wechsler, Sekretär Deutsche Gesellschaft
für Adipositasforschung Steinhövelstraße 9, 7900 Ulm A-2382 (42) Dt. Ärztebl. 84, Heft 37, 10. September 1987