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Archiv "Internistenkongress: Den ganzen Patienten sehen" (24.04.2009)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 17⏐⏐24. April 2009 A791

S E I T E E I N S

D

erzeit prägen zwei Entwicklungen die Innere Me- dizin, die sich im Hinblick auf eine optimale Pa- tientenversorgung negativ verstärken können: Die Zahl der alten und multimorbiden Kranken, bei denen gleich- zeitig mehrere Organsysteme geschädigt sind, steigt ste- tig an. So sind Patienten älter als 80 Jahre heute in den Kliniken eher die Regel als die Ausnahme. Gleichzeitig schreitet die Subspezialisierung innerhalb des Fachge- biets weiter voran. „Durch die starke Fokussierung auf schmale Segmente der Inneren Medizin droht das ver- netzte Denken in den Hintergrund zu geraten“, sagte Prof. Dr. med. Rainer Kolloch (Evangelisches Kranken- haus Bielefeld, Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Münster) anlässlich der Eröffnung des Jah- reskongresses der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) in Wiesbaden und fügte hinzu: „Der multimorbide Patient ist aber auf einen Internisten an- gewiesen, der den ganzen Menschen sieht und nicht nur einen Organbereich.“ Nach Ansicht des Kongressprä- sidenten unterstreicht die demografische Entwicklung die Notwendigkeit einer verstärkten, systematischen Beschäftigung mit dem Thema der Komorbiditäten.

Nicht selten werde bei zeitnahem Auftreten unter- schiedlicher Krankheitserscheinungen jedes Symptom einzeln behandelt, ohne die oftmals enge Verstrickung zwischen verschiedenen Erkrankungen zu beachten, so Kolloch in Wiesbaden.

Um eine angemessene und kompetente Versorgung von Patienten mit Komorbiditäten zu gewährleisten, müsse der zunehmenden „Fragmentierung des Patien- ten in sequenzielle Abläufe des Klinikbetriebs entgegen- gearbeitet werden“, mahnte Kolloch. Diagnostische Be- sonderheiten, Interaktionen mit veränderten Wirkungs- und Nebenwirkungsprofilen von Medikamenten oder modifizierte Zielgrößen bei der Therapie führten nicht selten zu Unschärfen bei einer leitlinienorientierten Be- handlung von Patienten mit mehreren Erkrankungen.

Solche Komorbiditäten würden in klinischen Studien oft aber nicht berücksichtigt.

Durch die Gesamtwahrnehmung der Symptome wür- den aber nicht nur die Therapiemöglichkeiten für den Patienten verbessert, sondern auch finanzielle Ressour-

cen eingespart, da die Diagnostik auf die wesentlichen und erforderlichen Untersuchungen reduziert werde.

Kolloch wies in seiner Eröffnungsrede auch auf die enormen Fortschritte der Inneren Medizin hin, die zu ei- nem kontinuierlichen Anstieg der Lebenserwartung ge- führt habe. „Heutzutage sind die meisten Menschen im Alter über 65 Jahre gesünder, aktiver und auch in Bezug auf mentale und kognitive Leistungsfähigkeit besser gestellt als frühere Generationen.“ Wesentlicher Motor für diese Entwicklung sei der Rückgang von Herz- Kreislauf-Erkrankungen seit Beginn der 70er-Jahre. „In der Zeit von 1978 bis 2004 hat die Inzidenz der korona- ren Herzkrankheit um 62 Prozent abgenommen“, be- tonte Kolloch. Die Evolution der Medizin beinhalte ne- ben möglichen Vorteilen allerdings auch erhebliche Herausforderungen und ein Konfliktpotenzial für die Gesundheits- und Sozialsysteme der Gesellschaft. In Anlehnung an den renommierten amerikanischen Arzt, Dr. Robert N. Butler, sprach der amtierende DGIM-Prä- sident von einer „Langlebigkeitsrevolution“, die zahl- reiche ungeklärte Fragen mit sich bringe – zum Bei- spiel: Wie kann die medizinische und soziale Maschine- rie besser organisiert werden, um hinzugekommene Le- bensjahre mit Lebensqualität auszufüllen? Für die In- ternisten ist das Ziel nach Angaben ihres Präsidenten gesteckt: Die Erhaltung kognitiver Funktionen und der physischen Mobilität als Kernpunkte für eine altersori- entierte Medizin.

Dr. med. Vera Zylka-Menhorn Ressortleiterin Medizinreport

INTERNISTENKONGRESS

Den ganzen Patienten sehen

Dr. med. Vera Zylka-Menhorn

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