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Schlemmen bis die Gicht kommt

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66 DIE PTA IN DER APOTHEKE | August 2013 | www.pta-aktuell.de

G

icht tritt gehäuft bei Pa- tienten mit dem Me- tabolischen Syndrom auf, welches im Volks- mund auch als „Wohlstandssyn- drom“ bekannt ist. In Wohlstandsge- bieten kann mit einer Erkrankungs- häufigkeit von mehr als drei Prozent gerechnet werden, wobei zu 95 Pro- zent Männer, meist zwischen 40 und 60 Jahren, betroffen sind. Nach ak- tuellen Erkenntnissen scheint das Hormon Estrogen einen präventiven Effekt zu haben, denn die Erkran- kungsrate nimmt bei Frauen in der Postmenopause signifikant zu.

„Zipperlein“ mit schmerzhaften Folgen Das was früher darunter im Volksmund bezeichnet wurde, ist eine Störung des Purinstoffwechsels, der zu einem dauerhaft erhöhten Harnsäurespiegel im Blut (= Hyper- urikämie, bei > 6,5 Milligramm (mg) Harnsäure pro 100 Milliliter (ml) Blutplasma) führt. Können die Nieren diese nicht mehr ausschei- den, kommt es zu Ablagerungen scharfer und kantiger Salzkristalle in Gelenken sowie Knorpel, Kno- chen, Schleimbeuteln, Sehnenschei- den und in der Niere. Bei einem akuten Gichtanfall schwellen die

Gelenke an und es bilden sich Haut- rötungen. In den meisten Fällen ist das Großzehengrundgelenk be- troffen, was auch als Fußgicht oder Podagra bezeichnet wird. Auch an den Sprung- und Fingergelenken können die Ablagerungen Schmer- zen verursachen und ausstrahlen.

Begleitende Symptome wie allgemei- nes Krankheitsgefühl, Fieber, erhöh- ter Puls, Kopfschmerzen und Er- brechen sind dabei keine Seltenheit.

Derartige Anfälle dauern meist drei

Tage an, gefolgt von längeren symp- tomfreien Intervallen. Diese werden jedoch im Verlauf dieser chroni- schen Krankheit zunehmend kür- zer. Unbehandelt lagern sich immer mehr Kristalle im Nierenmark ab (Gichtniere).

Hauptauslöser Neben dem Alter, Geschlecht und wenigen anderen Faktoren ist vor allem das Ess- und Trinkverhalten Hauptauslöser der Krankheit, denn: Ein zu hoher Kon-

Schlemmen bis

die Gicht kommt

PRAXIS Ernährung als MEdizin

© limbi007 / 123rf.com

Mithilfe einer purinarmen Ernährung und der Normalisierung

des Körpergewichtes können Betroffene aktiv Gichtanfälle

reduzieren und Komplikationen vermeiden.

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sum an Alkohol und purinreichen Lebensmitteln treibt die Harnsäu- rewerte in die Höhe. Nicht nur zur Weihnachts- und Osterzeit häufen sich die Fälle von Gichtgeplagten in den Arztpraxen, auch die Biergarten- und Grillsaison stellt ein erhöhtes Risiko für Betroffene dar. Die beste Gichtvorbeugung: Vermeidung von extremen Exzessen mit viel Fett und Alkohol sowie anschließenden Radi- kaldiäten.

Oberstes Gebot Neben der even- tuell notwendigen medikamentösen Gichtbehandlung empfehlen Ärzte und Ernährungsmediziner eine mög- lichst „purinarme Ernährung“. Der Betroffene soll dafür die Zufuhr von Harnsäure auf etwa 400 bis 500 mg pro Tag (3000 mg pro Woche) re- duzieren. Um diesen Wert nicht zu überschreiten, sollten höchstens ein Mal am Tag 100 Gramm (g) Fleisch, Wurst oder Fisch verzehrt werden.

Zur „Purinfalle“ werden vor allem die fetten Wurst- und Fleischsorten wie Schweineschwarte sowie Inne- reien, Rinderfilet, Schweineschnit- zel und die Haut von Geflügel (z. B.

Brathähnchen). Unter den Fischsor- ten sind besonders die purinreichen Sprotten, Hering, Ölsardinen, Sar- dellen, Meeresfrüchte und Krusten- tiere zu meiden. Eine Umstellung auf Proteine aus Milch, Milchpro- dukten und Eier ist sehr empfeh- lenswert, denn diese Quellen sind nicht nur purinfrei beziehungsweise sehr purinarm, sie fördern sogar die Harnsäureausscheidung über die Niere. Auch einige pflanzliche Lebensmittel wie Hülsenfrüchte, Kohl und Spinat sind purinreich.

Diese sollten zwar wegen ihrer an- sonsten positiven Eigenschaften nicht komplett gemieden werden.

Ein wohldosierter Einsatz ist je- doch von Nöten, damit es nicht zu schmerzhaften Nebenwirkungen kommt. So sollten beispielsweise im Eintopf nicht Hülsenfrüchte und Fleisch/Wurst kombiniert werden.

In einigen Fällen kann sogar eine

„streng purinarme Ernährung“ an- gezeigt sein, beispielsweise, wenn

der Patient die harnsäuresenken- den Medikamente nicht verträgt.

Dafür schraubt er seine Zufuhr auf 2100 mg pro Woche herunter – auf- geteilt auf ein bis zwei Portionen pro Woche.

Viel trinken, aber keinen Alko- hol Ein weiteres Ziel ist es, den Kon- sum auf ein Glas Wein oder Bier pro Tag einzuschränken. Bei Letzterem ist neben den Auswirkungen des Alkohols auf den Harnsäurespiegel auch der an sich schon hohe Purin-

gehalt zu berücksichtigen (15 mg/100 ml). Alkoholfreies Bier enthält etwa die gleiche Menge Purine. Wein hin- gegen ist purinfrei und wirkt sich nur über seinen vergleichsweise ho- hen Alkoholgehalt negativ aus.

Bei einer streng purinarmen Le- bensweise stehen alkoholische Ge- tränke komplett auf der Tabuliste.

Eine ausreichende Flüssigkeitszu- fuhr von mindestens zwei Litern pro Tag ist grundsätzlich für alle Menschen sehr wichtig, bei einer Neigung zu Harnsäuresteinen kommt dem Trinken jedoch noch ein medizinischer Aspekt zu: Nur wer seinen Harn ausreichend ver- dünnt, der kann die Bildung neuer Steine in Schach halten. Basis sollte Mineralwasser sein. Wer ein solches mit hohem Hydrogencarbonatge- halt wählt (HCO3-Gehalt > 1300 mg/l), der nutzt auch noch des- sen natürlich puffernden und somit steinpräventiven Effekt.

Durch Schorlen, Tees und anti- alkoholische Cocktails kann auch hier Abwechslung hineingebracht werden. Nach neuesten Erkennt- nissen treibt auch ein Zuviel an Softdrinks und reinen Fruchtsäften die Harnsäurewerte durch die ent- haltene Fruktose oder mit Fruk- tose angereichertem Maisstärke- sirup nach oben. Da Fruchtsäfte zum Beispiel in Form von Schor- len jedoch auch die Mischkost sinn- voll bereichern, ist lediglich auf eine moderate Dosis zu achten. Softdrinks

links liegen zu lassen, hat dagegen sicher auch viele weitere gesundheit- liche Vorteile. ■

Andrea Pütz, Dipl. Oecotrophologin

»Die beste Gichtvorbeugung:

Vermeidung von viel Fett und Alkohol sowie von radikalen Fastenkuren.«

Sanft daS Gewicht reduzieren

die normalisierung des Körpergewichtes (BMi < 25) ist weiterer sinnvoller Baustein zur Senkung des Gichtrisikos.

Jedoch ist von allzu radikalen fastenkuren und crashdiäten abzuraten, da diese sich auch negativ auf den harnsäurepool auswirken. Bei einem starken Verlust von Körpersubstanz werden vermehrt Ketonkörper gebildet, welche die ausschei- dung der harnsäure über die niere hemmen. Somit ist eine kontinuierliche, aber langsame Gewichtsreduktion anzustre- ben, damit der harnsäure- abbau nicht beeinträchtigt wird. dieses ziel erreicht man am besten durch eine lang- fristige ernährungsumstellung plus Bewegung. die tägliche fettaufnahme sollte 70 Gramm somit nicht übersteigen und insgesamt bei maximal 30 energieprozent liegen.

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DIE PTA in der aPOtheKe | august 2013 | www.pta-aktuell.de

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