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Zum Glück nur noch sehr selten

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PRAXIS

DIE PTA IN DER APOTHEKE | Juni 2020 | www.diepta.de

W

as genau ist

eigentlich Hä- mophilus in- fluenzae b, kurz Hib? Dass das viele Eltern heutzutage nicht mehr so genau wissen, liegt daran, dass inva- sive Hib-Infektionen mit der Ein führung der Impfung ausge- sprochen selten geworden sind.

Sie wird hierzulande seit 30 Jah- ren als Standard impfung für alle

Säuglinge empfohlen. Aber was für eine Krankheit löst Hämo- philus influenzae b eigentlich genau aus? Und hat sie etwas mit der Grippe zu tun?

Der Erreger Hämophilus in- fluenzae sind gramnegative Stäbchenbakterien, von denen bekapselte und unbekapselte Stämme unterschieden werden.

Erstere besitzen eine Kapsel aus

Polysacchariden. Von ihnen gibt es insgesamt sechs, die mit den Buchstaben a bis f bezeich- net werden. Die unbekapselten Stämme werden synonym auch als nicht typisierbar bezeichnet.

Um es gleich zu sagen: Mit der Grippe hat keiner etwas zu tun.

Aber als man den Erreger ent- deckte, dachte man, den Erre- ger der Influenza gefunden zu haben und gab ihm einen ent- sprechenden Namen. Obwohl sich das im Nachhinein als Irr- tum herausgestellt hat, ist die ir- reführende Bezeichnung den- noch beibehalten worden.

Verschiedene Erkrankun- gen Hämophilus influenzae b kann eine ganze Reihe von erns- ten und schwerwiegenden Krank- heiten verursachen. Wenn der Erreger in die Zerebrospinal- flüssigkeit oder in die Blutbahn gelangt, spricht man von invasi- ven Infektionen, konkret von einer Meningitis beziehungs- weise einer Blutvergiftung/Sep- sis. Außerdem kann Hämophi- lus influenzae b auch eine le- bensbedrohliche Kehl deckelent- zündung (Epiglottitis) auslösen.

Seltener verursacht es Pneumo- nien, Osteomyelitis, Pharyngi- tis, Otitis media, septische Ar- thritis oder Endokarditis.

Gefährdet sind vor allem Kin- der unter fünf Jahren. Vor der Einführung der Impfung war Hämophilus influenzae b der häufigste Erreger der bakteriel- len Meningitis in dieser Alters- gruppe. Die Sterblichkeit in Industrieländern liegt auch heute noch bei etwa fünf bis zehn Prozent. Weitere zehn bis fünfzehn Prozent der Patienten behalten bleibende Schäden zu- rück. Während Meningitis und Sepsis besonders bei Säuglingen und Kleinkindern auftreten, sind von einer Epiglottitis eher etwas ältere Kinder bis zum Grundschulalter betroffen. Hier können die oberen Atemwege innerhalb von wenigen Stunden so stark anschwellen, dass Tod durch Ersticken droht.

Gesunde Überträger Hä- mophilus-influenzae-Bakterien können im Nasen-Rachen-Raum einer Person siedeln, ohne dass sie erkrankt. Vor der Einfüh- rung der Impfung waren etwa drei bis neun Prozent der Kin- der unter fünf Jahren von Hä- mophilus influenzae b koloni- siert. Mit Einführung der Imp- fung hat diese Rate stark abge- nommen, sodass heute vermut- lich vor allem ältere Kinder und Erwachsene als Erreger-Reser- voir dienen. Die Übertragung erfolgt als Tröpfcheninfektion beim Niesen oder Husten. Auch der direkte Kontakt mit Sekre- ten aus den Atemwegen kann zur Ansteckung führen.

Ein erhöhtes Risiko, an einer Hämophilus-influenzae-b-Infek- tion zu erkranken, haben Babys und kleine Kinder, vermutlich, weil ihr Immunsystem noch nicht ausgereift ist. Ein erhöhtes Risiko haben außerdem Men- schen mit Sichel zellanämie und solche mit einer anatomischen oder funktionellen Funktions- unfähigkeit der Milz (Asplenie).

Der Nachweis des Erregers er- folgt meist aus Blut oder Liquor

KRANKHEITEN IM KINDESALTER

Seit Einführung der Impfung sind invasive Infektionen mit Hämophilus

influenzae b stark zurückgegangen. Wenn sie doch auftreten, ist eine

schnelle Diagnostik und Therapie essenziell.

Zum Glück nur noch sehr selten

© andriano_cz / iStock / Getty Images

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und ist nach Infektionsschutz- gesetz meldepflichtig.

Frühzeitige Antibiotika- Therapie und Prophylaxe Weil die schweren Erkrankun- gen wie Me ningitis oder Sepsis schnell voranschreiten, ist eine frühe Antibio tika-Behandlung mit Ceftriaxon oder Cefotaxim essenziell. Eine alleinige Thera- pie mit Ampicillin wird we- gen verbreiteter Resistenz des Erregers nicht empfohlen. In der Regel ist eine intensivmedi- zinische Betreuung nötig.

Eine Impfung gegen Hämophi- lus influenzae b wird seit 1990 als Standardimpfung von der Ständigen Impfkommission für alle Kinder empfohlen. Als An- tigen dienen im Impfstoff dabei die aufgereinigten und an ein Trägerprotein konjugierten Po- lysaccharide der Bakterienkap- sel. Der Impfstoff schützt aus- schließlich gegen Hämophilus influenzae b. Als Teil der Sechs- fach-Impfung besteht die Grund - immunisierung aus vier Teil- impfungen im zweiten, dritten und vierten Lebensmonat sowie am Ende des ersten Lebensjah- res (11.–14. Lebensmonat). Bei unvollständiger Impfung soll bis zum einem Alter von vier Jahren eine Nachholimpfung erfolgen. Seit Einführung der Impfung sind die Fallzahlen stark gesunken. Schwere Er- krankungen an Meningitis oder Epiglottitis treten nur noch bei ungeimpften oder nicht voll- ständig geimpften Kindern auf.

Im vergangenen Jahr wurden dem Robert Koch-Institut aus ganz Deutschland insgesamt 27 Fälle von invasiven Hämo- philus-influenzae-b-Erkran- kungen gemeldet, davon vier bei Kindern.

Ab einem Alter von fünf Jahren ist keine Impfung gegen Hämo- philus influenzae b mehr vorge- sehen, mit Ausnahme von Per- sonen mit Asplenie.

Um Ausbrüchen vorzubeugen, wird nach engem Kontakt mit einem Pa tienten mit einer Hä- mophilus-influenzae-b-Infek- tion eine Chemoprophylaxe mit Rifampicin empfohlen, und zwar für alle Haushaltsmitglieder ab einem Alter von einem Monat, wenn sich dort ein ungeimpftes oder unzureichend geimpftes Kind im Alter bis zu vier Jahren oder eine Person mit relevanter Immundefizienz beziehungs- weise -suppression befindet.

Eine Chemoprophylaxe sollen außerdem ungeimpfte, in Ge- meinschaftseinrichtungen expo- nierte Kinder bis vier Jahre er- halten. Schließlich sollen auch alle Kinder unabhängig vom Impfstatus und Alter sowie Be- treuerinnen derselben Gruppe einer Gemeinschaftseinrichtung für Kleinkinder eine Chemopro- phylaxe erhalten, wenn dort in- nerhalb von zwei Monaten zwei oder mehr Fälle aufgetreten sind und in der Einrichtung nicht oder nicht ausreichend geimpfte Kinder betreut werden.

Anstieg bei unbekapselten Hämophilus-influenzae-Fäl- len Seit etwa 2005 steigt die Anzahl aller gemeldeten inva- siven Infektionen mit den ver- schiedenen Hämophilus-influ- enzae-Stämmen von unter 100 Fällen pro Jahr auf mittlerweile über 950 Fälle pro Jahr kontinu- ierlich an – ein Trend, der auch europaweit beobachtet wird.

Für gut 700 Fälle davon wur- den im vergangenen Jahr die Erreger genauer untersucht. Es zeigte sich, dass 80 Prozent dieser untersuchten Fälle durch unbekapselte Hämophilus-in- fluenzae- Stämme verursacht wurden, und zwar ganz über- wiegend bei älteren Perso- nen.  n

Dr. rer. nat. Anne Benckendorff, Medizinjournalistin

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