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60 Jahre freie Gewerkschaften und Medien

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Oktober 2009

60 Jahre freie Gewerkschaften und Medien

Der Deutsche Gewerkschaftsbund feiert in diesem Monat sein 60- jähriges Bestehen. Das eint ihn mit vielen anderen Institutionen. Und auch manche Medien blicken in diesen Tagen auf ihre Anfänge in der Bundesrepublik zurück. Vieles hat sich in dieser Zeit getan: Insbesonde- re die Medienwelt und die Kommunikationstechniken haben seit den Zeiten des ersten DGB-Vorsitzenden Hans Böckler einen rasanten Wan- del erlebt. Und so bedient sich auch der DGB inzwischen der neuen Medien: Er twittert, hat einen Debattenblog und nutzt Youtube. Eines aber ist geblieben: Ohne Medien- und Informationsfreiheit ebenso wie ohne freie Gewerkschaften gibt es keine Demokratie. Wie wichtig beides für demokratische Strukturen ist, haben sowohl Gewerkschaften als auch Medien bitter in der Zeit des Nationalsozialismus erfahren müssen. Und in vielen Ländern der Welt müssen die Menschen auch heute noch ge- gen Gewerkschaftsverbote und Medienzensur kämpfen, sind ihre Rechte auf freie Meinungsäußerung und Koalitionsfreiheit nicht gesichert. Dass auch in demokratischen Staaten immer wieder versucht wird, Medien zu beschränken und so eine freie Berichterstattung zu verhindern, zeigt der italienische Ministerpräsident Berlusconi. Sein Verhalten in der Doppel- rolle als Medienzar und verantwortlicher Politiker verstört die Öffentlich- keit im In- und Ausland immer wieder. Nicht nur dieses Beispiel zeigt, wie notwendig die Begrenzung von Medienmacht ist.

Das Verhältnis von Medien und Gewerkschaften mag nicht immer span- nungsfrei sein. Doch wissen beide Seiten, dass ohne sie und ohne ihre jeweiligen Anstrengungen für demokratische Strukturen und Meinungs- freiheit unsere Gesellschaft nicht auskommen kann. Dabei spielt die Frage nach der inneren Verfasstheit der Medien eine große Rolle. Der DGB weiß darum und so heißt es in seinem Grundsatzprogramm: „Die demokratische Verfassung und Kultur unserer Gesellschaft hängen ent- scheidend davon ab, wie demokratisch ihre Medien, deren Inhalte und die Kommunikationsstrukturen sind. Information, Bildung und Unterhal- tung müssen zur Weiterentwicklung der Demokratie beitragen sowie die kulturelle Vielfalt widerspiegeln und fördern.“ Dafür treten wir ein, seit 60 Jahren und auch in Zukunft.

Michael Sommer

Themen:

SPD: Meinungsmacht 2 DLM: 3-Stufen-Tests 3 Digitale Dividende/DAB 4 LfM gegen EU-Gericht 5 FTC-Regeln für Blogs 5 Italiens Medienwelt 5 KiKa-Online genehmigt 6 ARD-Datenautobahn 7 WAZ/ZDF online 7 Internet kostenlos 8 TV-News bei Infos vorn 8 Lesetipps 9 Veranstaltungen 10 Impressum 10

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Oktober 2009 Seite 2/10

SPD: Vorherrschende Meinungsmacht verhindern

Zu den Konzentrationsentwicklungen im Medienbereich legt die SPD- Medienkommission (SPD-MK) für den ordentlichen Bundesparteitag im November 2009 in Dresden einen Antrag vor. Ein spezifisches Medien- konzentrationsrecht sei zur Sicherung der Meinungsvielfalt notwendig, heißt es darin. Das Wettbewerbsrecht regele lediglich Märkte - sei aber für publizistische Fragen und Machtstellungen blind. Die kartellrechtliche Fusionskontrolle könne beispielsweise nur externes Wachstum erfassen.

Kommunikative Machtstellungen könnten aber auch ohne einen Beteili- gungserwerb durch eigenen Programmzuwachs entstehen oder sogar dadurch, dass Konkurrenzangebote wegfallen. Dieses so genannte in- terne unternehmerische Wachstum könne nur über Meinungsvielfalt sichernde Maßnahmen kontrolliert werden. Das bisherige rundfunkzent- rierte Modell müsse weiterentwickelt werden, um den Entwicklungen und die durch sie hervorgerufenen Herausforderungen zu begegnen.

Angesichts dieser Entwicklung fordert die SPD-MK ein zeitgemäßes Medienkonzentrationsrecht, das vor allem auch der Entwicklung der Speichermedien (on demand) Rechnung trägt und neue Vermach- tungsstrukturen (Google und Co.) mit einbezieht sowie bewährte Instru- mente zur Sicherung von Meinungsvielfalt und zur Begrenzung von Mei- nungsmacht festigt und fortentwickelt. Notwendig sei die wissenschaft- lich fundierte Etablierung eines immer wieder anzupassenden Punkte- systems, das andere Medien sowie verwandte und relevante Märkte in die rundfunkzentrierte Konzentrationskontrolle einbezieht und hinrei- chend flexibel sein muss, um auf aktuelle und zukünftige Veränderungen reagieren zu können. Zudem fordert die SPD-MK einen Rechtsrahmen für Internetangebote, der sicherstellt, dass die sich heute schon abzeich- nenden und die schon realisierten Möglichkeiten des Missbrauchs die positiven Möglichkeiten nicht in Frage stellen. Hierzu gehöre ein vernünf- tiger Ausgleich zwischen Nutzerfreundlichkeit und den Rechten der Kreativen. Im Rahmen dieser Diskussion muss auch das Modell einer Kultur-Flatrate ernsthaft erwogen werden. Ebenfalls soll es Anreize für private TV-Veranstalter geben, ihrer öffentlichen Aufgabe mehr als bis- her nachzukommen sowie ein Gebührenmodell, das die Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nicht auf eine abschüssige Bahn schiebt. Bund und Länder sollten einen Medienbericht auflegen und jähr- lich fortschreiben, mit allen für die Vorstellungen des Art. 5 GG relevan- ten Daten für Deutschland.

Weitere Anträge der SPD-Medienkommission zum Parteitag beschäfti- gen sich mit dem Zeitungsmarkt, der Digitalisierung und der Medien- kompetenz.

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DLM zu Drei-Stufen-Tests

Kritik aus öffentlich-rechtlichen Gremien

Die Landesmedienanstalten haben einen Leitfaden zur Überprüfung der öffentlich-rechtlichen Telemedienangebote im Rahmen des Drei-Stufen- Tests vorgestellt. Er wurde im Auftrag der Direktorenkonferenz der Lan- desmedienanstalten (DLM) durch das IPMZ-Institut für Publizistikwissen- schaft und Medienforschung an der Universität Zürich erarbeitet. Laut DLM soll er „einen Beitrag zur Qualität und Vergleichbarkeit der Gutach- ten zu den wirtschaftlichen Auswirkungen leisten“. Gleichzeitig solle der Leitfaden die Diskussion über die Gutachten objektivieren, indem er dar- über informiert, nach welchen Kriterien unter Berücksichtigung publizisti- scher Faktoren ein externes Gutachten zu den marktlichen Auswirkun- gen anzulegen und auszuführen ist. Damit werde erstmals ein umfas- sender Kriterienkatalog skizziert, anhand dessen die Beurteilung eines öffentlich-rechtlichen Telemedienangebotes vorgenommen werden kön- ne.

DLM-Vorsitzender Thomas Langheinrich bezeichnete die bisher vorge- legten Gutachten als überkomplex und kaum handhabbar. Zudem ließen sie viele Fragen unbeantwortet. „Mit dem heute vorgelegten Leitfaden haben die Landesmedienanstalten einen praktikablen, verständlichen und kostengünstigen Lösungsvorschlag vorgelegt“, so Langheinrich wei- ter. Er könne zur Standardisierung und Transparenz des Drei-Stufen- Tests sowie zur Versachlichung der Diskussion über die Telemedienan- gebote beitragen. Keinesfalls gehe es darum, den Gremien der öffent- lich-rechtlichen Sender Kompetenzen streitig zu machen. „Wir sehen es aber als unsere Aufgabe an, darauf hinzuwirken, dass ökonomische Auswirkungen neuer öffentlich-rechtlicher Angebote für alle Beteiligten noch stärker ins Blickfeld gerückt werden“. Die Checkliste des IPMZ umfasst insgesamt 12 Indikatoren, wie etwa geographische Ausrichtung des Angebotes, Aktualität oder Auswirkung auf die Werbepreise, die im Rahmen eines Punktesystems bewertet werden müssen.

Unterdessen kam von öffentlich-rechtlicher Seite Kritik an der DLM- Aktion auf. Harald Augter, Vorsitzender der Gremienvorsitzenden- Konferenz der ARD (GVK) und der Vorsitzende des Hörfunkrates des Deutschlandradios Erwin Vetter erklärten, der dem Papier zugrunde liegende kommunikationswissenschaftliche Ansatz genüge nicht den Anforderungen, die die Europäische Kommission und der Gesetzgeber an Gutachten zu den marktökonomischen Auswirkungen stellen. Zudem halten sie es für fragwürdig, dass sich die Landesmedienanstalten Auf- gaben annehmen, die der Rundfunkstaatsvertrag ausschließlich den pluralistisch besetzten Gremien der öffentlich-rechtlichen Rundfunkan- stalten zuweist. Augter: "Es ist an der Zeit, dass auch die Landesme- dienanstalten diese Entscheidung des Gesetzgebers respektieren." Auch

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Leisten", sich an ihren vom Gesetzgeber vorgegebenen Auftrag zu hal- ten. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Landesmedienanstalten ne- ben ihren eigentlichen Aufgaben über personelle und finanzielle Res- sourcen verfügen, um den Gremien der öffentlich-rechtlichen Rundfunk- anstalten kluge Ratschläge erteilen zu können", so Polenz. Der Einsatz von Gebührenmitteln für Leitfäden zum Drei-Stufen-Test bedürfe daher einer genaueren Betrachtung durch die Länder. Allerdings bestätigten die Empfehlungen der DLM zum Prozedere, dass man mit einer sehr zielorientierten europäischen Ausschreibung und präzisen Verhandlun- gen bei der Vergabe der Gutachteraufträge richtig liegt. So werde si- chergestellt, dass sich die Gutachten auf die entscheidungserheblichen Fragen konzentrieren und damit den Anforderungen des Rundfunk- staatsvertrags und der EU-Kommission entsprechen. Er sieht den ZDF- Fernsehrat deshalb beim Drei-Stufen-Test auf einem guten Weg.

Ring: Mittel aus Digitaler Dividende für DABplus

Ein Teil der Versteigerungserlöse der Digitalen Divide soll für die Markt- einführung von DABplus verwendet werden, fordert der Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) Wolf-Dieter Ring.

Im Rahmen der Veranstaltung „Medien in Deutschland – alles digital außer Radio?“ sagte er Anfang Oktober: „Wenn das Bundeswirtschafts- ministerium aus den Versteigerungserlösen der Digitalen Dividende 100 Mio. Euro für die Digitalisierung des Hörfunks in Deutschland als An- schubfinanzierung für die Privatradios zur Verfügung stellen würde, wä- ren die notwendigen Investitionen in das Netz gedeckt und das Problem der Markteinführung gelöst“. Darüber hinaus rief Ring Bund und Länder dazu auf, möglichst rasch ein konkretes Datum für die Abschaltung von UKW festzulegen. Ring dazu: „Realistisch ist ein Datum zwischen 2018 und 2020, wenn der Start von DAB+ in 2010 erfolgt. Ein solches Szena- rio stünde mit dem geltenden Recht in Einklang. Je früher sich Bund und Länder gemeinsam in diese Richtung positionieren, umso früher haben wir Planungssicherheit für alle Beteiligten.“

Ring warnte davor, dass sich Deutschland in Europa isolieren würde, wenn die Markteinführung von DAB nicht energisch betrieben werde. So plane Großbritannien, alle Hörfunkprogramme bis 2015 nur noch digital abzustrahlen. Jeder dritte britische Haushalt besitze mittlerweile ein DAB-Gerät. In Norwegen seien es derzeit 20 Prozent der Haushalte, in der Schweiz 10 Prozent. In Frankreich gebe es ein klares Votum von Regierung, öffentlich-rechtlichem und privatem Rundfunk für DMB, das auch zur DAB-Systemfamilie gehört. Internet-Radio sei allein auf Grund der Übertragungskosten keine Alternative, sondern eine Ergänzung zu DAB. Man brauche jetzt neue Programme in ganz Deutschland um den Nutzer zum Kauf von DAB-Geräten zu motivieren. Und es müsse für DAB vor allem in den reichweitenstarken UKW-Programmen geworben werden, um die Verbraucher auf DAB aufmerksam zu machen. Wie das laufen könne, zeige eindrucksvoll der Bayerische Rundfunk.

Der DLM-Leitfaden als PDF:

http://tinyurl.com/yc98g9p

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LfM widerspricht Europäischem Gericht

Die Landesanstalt für Medien NRW (LfM) prüft, ob sie gegen den Be- schluss des "Gerichts Erster Instanz der Europäischen Gemeinschaften"

(EuG) zur Förderung des digitalen Antennenfernsehens (DVB-T) Rechtsmittel einlegen wird. Das EuG hatte Anfang Oktober eine Klage der LfM gegen die EU-Kommission als unzulässig abgewiesen. Die Kommission hatte der LfM die Förderung der Einführung von DVB-T in Nordrhein-Westfalen untersagt. Der Bund war der Klage beigetreten.

Wie die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) wollte die LfM den Umstieg von analog auf digital beim terrestrischen Antennenfernsehen durch eine finanzielle Förderung von privaten Veranstaltern unterstützen.

Dafür waren Mittel im Haushalt der LfM vorgesehen. Das EuG hatte er- klärt, dass die LfM als "ausführende Behörde" des Landes NRW kein eigenständiges Klagerecht habe. Zur Sache selbst hatte es sich nicht geäußert. LfM-Direktor Norbert Schneider widersprach dieser Auffas- sung und stellte dagegen fest, dass die LfM eine staatsferne öffentlich- rechtliche Anstalt mit eigener Haushaltsautonomie sei: "Es ist mit dem Landesmediengesetz NRW völlig unvereinbar, wenn das EuG ausführt, die LfM sei eine staatliche Institution. Auch den Unterschied zwischen Steuern und Gebühren ignoriert das Gericht. Die Landesmedienanstal- ten werden durch einen zweiprozentigen Anteil an den Rundfunkgebüh- ren finanziert. Es geht an unserer Funktion als staatsferner Medienauf- sicht vorbei, wenn den Landesmedienanstalten eine Klagebefugnis ab- gesprochen wird."

FTC erlässt Regeln für Werbung in Blogs

Die amerikanische Regulierungsbehörde Federal Trade Commission hat Regeln gegen Schleichwerbung in Blogs und ähnlichen Medien erlassen.

Zukünftig müssen die Blogger offen legen, wenn sie für Produkte oder Dienstleistungen werben und dafür in irgendeiner Weise eine Gegenleis- tung erhalten. Davon betroffen sind zum Beispiel auch Prominente, die Werbeverträge mit Firmen haben und über den Kurznachrichtendienst Twitter über Produkte berichten, ohne die Bindung an die Unternehmen deutlich zu machen. Bei Verstößen droht eine Strafe von 11.000 Dollar.

Damit werden virales Marketing und sogenanntes word-of-mouth- Marketing (zu Deutsch Mundpropaganda-Marketing), die auch in Deutschland zunehmend genutzt werden, erheblich erschwert.

Italien: Neue Tageszeitung und Demonstrationen

Entscheidung als PDF:

http://tinyurl.com/ygcmpfd

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no“, auf Deutsch „Die tägliche Tatsache“ konnte schon vor ihrem Er- scheinen rund 30.000 Abonnentinnen und Abonnenten verzeichnen. Der Schwerpunkt der Berichterstattung liegt auf der italienischen Innenpolitik, insbesondere auf Ministerpräsident Silvio Berlusconi und seinen Ma- chenschaften. Der überzieht seit geraumer Zeit Medien, die über seine Skandale berichten mit Millionenklagen und musste gerade eine juristi- sche Schlappe einstecken: Das Verfassungsgericht erklärte ein Gesetz für ungültig, dass Berlusconi vor Strafverfolgung schützen sollte.

Unterdessen haben für die Pressefreiheit in Italien am 3. Oktober in Rom über 100.000 Menschen demonstriert. Journalisten, Gewerkschafter und Künstler gingen zusammen mit Reporter ohne Grenzen (ROG) auf die Straße, um Silvio Berlusconis Repressionen gegen die Medien anzu- prangern. Auch in Berlin haben vor der italienischen Botschaft Vertrete- rinnen und Vertreter der italienischen und der deutschen Presse für die Verteidigung der Pressefreiheit in Italien demonstriert. In einem Gruß- wort der DeutschenJournalistinnen- und Journalisten-Union dju in ver.di erklärte dju-Bundesgeschäftsführerin Ulrike Maercks-Franzen: „Presse- freiheit und die Vielfalt von Information und Meinung sind Voraussetzung für gelebte, lebendige und auch lebhafte Demokratie.“ Das Problem sei ein Problem aller Gesellschaften. Nicht von ungefähr werde der unver- hohlene Versuch der Einflussnahme einer Partei auf die Besetzung des Chefredakteurspostens beim ZDF als Berlusconisierung der deutschen Politik bezeichnet.

kikaninchen.de und Ki.KA plus genehmigt

Der Rundfunkrat des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) hat die beiden neuen Online-Angebote des KI.KA – kikaninchen.de und KI.KAplus mit der erforderlichen Zwei-Drittel-Mehrheit genehmigt. Nach neunmonatiger Prüfung hat das Gremien Ende September festgestellt, „dass die Ange- bote im Wesentlichen den Voraussetzungen des Rundfunkstaatsvertra- ges entsprechen und somit vom Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rund- funks umfasst sind", erklärte der Vorsitzende Karl-Heinz Ducke. "Nach Abwägung aller dem Rundfunkrat vorliegenden Informationen sind wir zu der Überzeugung gelangt, dass der qualitative Beitrag zum publizisti- schen Wettbewerb die marktlichen Auswirkungen von kikaninchen.de und KI.KAplus überwiegt".

Allerdings verkürzte der Rundfunkrat die Verweildauern einiger Katego- rien. "Grundsätzlich halten wir eine lange Verweildauer von Kinderange- boten zwar für medienpädagogisch erforderlich, allerdings hat uns die Begründung des Verweildauerkonzeptes nicht in allen Aspekten über- zeugt“, erklärte Gabriele Schade, Leiterin der rundfunkratsinternen Pro- jektgruppe „Drei-Stufen-Test", die Modifizierung des Verweildauerkon- zeptes. Im Einvernehmen mit MDR-Intendant Udo Reiter sei die Verweil- dauer daher wie folgt festgelegt worden: Fernsehfilme und Spielfilme bis drei Monate, Serien bis sechs Monate nach Ausstrahlung der letzten

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Folge, jede einzelne Folge darf jedoch nicht länger als zwölf Monate vorgehalten werden, aktuelle Sendungen/Nachrichten bis sieben Tage.

Für kikaninchen.de gilt zudem: nutzergenerierte Inhalte können entspre- chend der Verweildauer des redaktionell veranlassten Inhalts vorgehal- ten werden, bei Communities bis 24 Monate, onlinespezifische Darstel- lungsformen: entsprechend der Verweildauer des redaktionell veranlass- ten Inhalts, ansonsten bis 24 Monate. Alle anderen Kategorien bleiben unverändert. Auf Basis der tatsächlichen Abrufzahlen wird der MDR- Rundfunkrat die Angebote jedoch nach spätestens drei Jahren evaluie- ren, um gegebenenfalls eine Anpassung der Verweildauern vorzuneh- men.

Um einen Anstieg der Kosten für kikaninchen.de und KI.KAplus zu ver- meiden, schreibt der Rundfunkrat den finanziellen Aufwand für beide Angebote fest. Wird der vom MDR benannte finanzielle Aufwand um mehr als zehn Prozent überschritten, ist dieser dem Rundfunkrat zur Prüfung vorzulegen. Im Rahmen seiner Evaluierung wird sich der Rund- funkrat nach drei Jahren auch mit der Entwicklung des finanziellen Auf- wandes erneut befassen.

ARD modernisiert eigene Datenautobahn

Das interne Netzwerk der Landesrundfunkanstalten der ARD, von Deutschlandradio und Deutscher Welle wird ausgebaut und somit auf die steigenden technischen Anforderungen der modernen Medienwelt aus- gerichtet. Beauftragt damit wurde die Vodafone AG. Das zukunftswei- sende Breitbandübertragungsnetzwerk soll höhere Datenraten ermögli- chen, die durch die Einführung des hochauflösenden Fernsehens HDTV notwendig sind, teilte die ARD mit. Das diensteintegrierte Netzwerk HYBNET ist ein digitales Programm- und Informationsaustauschnetz. Es verbindet die Rundfunkanstalten miteinander und macht die täglichen Fernseh- und Hörfunk-Leitungsverbindungen sowie die Daten- und Kommunikationsflüsse innerhalb der ARD möglich. Das neue Netzwerk sei deutlich leistungsfähiger und könne somit wirtschaftlicher genutzt werden, so die ARD. Die Inbetriebnahme ist für den Jahres- wechsel 2010/2011 geplant.

WAZ und ZDF werden Online-Partner

Die WAZ Mediengruppe und das ZDF haben Ende September eine Onli- ne-Partnerschaft geschlossen. Ab sofort wird das Nachrichtenportal DerWesten.de Videobeiträge des ZDF zu den Themen Medizin, Ge- schichte, Reise, Wissen und Entertainment auf dem einbinden. WAZ- Geschäftsführer Bodo Hombach wertet die Zusammenarbeit von TV- Unternehmen - auch öffentlich-rechtlichen - und unabhängigen Zeitungs-

Mehr Infos:

http://tinyurl.com/mayvla

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technische und inhaltliche Kompetenz zweier erfolgreicher Medienunter- nehmen in hervorragender Art und Weise zusammen gebracht werden kann." Nach gesonderter Freigabe durch das ZDF kann auch der nord- rhein-westfälische Regionalsender NRW.TV, an dem sich die WAZ- Gruppe beteiligt hat, die Filme senden. Die Lizensierung der Beiträge für DerWesten.de und NRW.TV erfolgt zu marktüblichen Konditionen. Die Vereinbarung zwischen WAZ Mediengruppe und ZDF gilt für zunächst sechs Monate.

BITKOM: Kostenlos-Kultur im Internet bleibt vorerst

Nur 16 Prozent der deutschen Internetnutzer sind grundsätzlich bereit, für onlineveröffentlichte Artikel zu zahlen. Das hat eine Untersuchung des Branchenverbandes BITKOM und des Meinungsforschungsinstituts Forsa ergeben. Bislang gebe es kaum Zahlungsbereitschaft für Nach- richten, Berichte und Reportagen im Internet, so das Fazit von BITKOM- Vizepräsident Achim Berg. Derzeit finanzieren sich die Nachrichtenporta- le im Internet vor allem über Werbung. BITKOM erwartet, dass der Onli- ne-Werbemarkt dieses Jahr erstmals die Marke von 1,5 Milliarden Euro überschreiten wird.

Während unter den Bundesbürgern mit Hauptschulabschluss lediglich fünf Prozent bereit sind, für Artikel im Internet zu bezahlen, ist es jeder vierte mit Abitur (27 Prozent). Ebenfalls überdurchschnittlich aufge- schlossen sind die 18- bis 29-Jährigen. Fast jeder Fünfte (19 Prozent) dieser Altersgruppe würde für journalistisch aufbereitete Artikel im Inter- net zahlen. Entscheidend für die Attraktivität der Bezahl-Angebote sind angemessene Preise. Die Grenze liegt bei 1 Euro, wie die BITKOM- Berfragung belegt: Bis zu 10 Cent pro Artikel würden 93 Prozent der grundsätzlich Zahlungsbereiten ausgeben, bis zu 1 Euro ist es immerhin noch mehr als jeder Zweite (56 Prozent). Bei höheren Preisen finden sich kaum noch Zahlungswillige. Jeder achte Internetnutzer (12 Prozent) akzeptiert den kostenpflichtigen Einzelabruf. Eine Journalismus-Flatrate, also das regelmäßige Überweisen einer monatlichen Pauschale, würden hingegen nur 4 Prozent nutzen wollen. Lediglich für eine sehr kleine Gruppe kommen beide Bezahlvarianten infrage.

Informationsquellen: TV-Nachrichten vorn

Die klassischen Medien behaupten sich: Nur jeder elfte Bundesbürger nutzt neue Medien wie Twitter und Blogs, um sich zu informieren. Die Mehrheit bringt ihr Wissen jedoch mithilfe von Fernsehnachrichten (80 Prozent), Internetnachrichten (70 Prozent) und Tageszeitungen (64 Pro- zent) auf den neuesten Stand. Das ergab eine repräsentative Umfrage

Der Bundesverband In- formationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. vertritt mehr als 1.300 Unter- nehmen, davon 950 Di- rektmitglieder mit etwa 135 Milliarden Euro Um- satz und 700.000 Be- schäftigten. Hierzu zäh- len Anbieter von Soft- ware, IT-Services und Telekommunikations- diensten, Hersteller von Hardware und Consumer Electronics sowie Unter- nehmen der digitalen Medien.

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der Kommunikationsagentur Faktenkontor, gemeinsam mit dem Markt- forscher Toluna unter 1.000 Bundesbürgern. Auch beim Thema Glaub- würdigkeit gewinnen die klassischen Medien. Nahezu die Hälfte der Be- fragten vertraut bei den Fernsehnachrichten auf die Richtigkeit der Aus- sagen. Den Tageszeitungen bescheinigt rund jeder Vierte Glaubwürdig- keit, bei den Internetnachrichten ist es jeder Neunte. Mit insgesamt ledig- lich 1,3 Prozent liegen Twitter und Blogs weit hinten, können sich aber dennoch vor den Boulevardzeitungen platzieren, deren Nachrichten nur 0,25 Prozent der Bundesbürger für wahrheitsgetreu halten. Den Boule- vard-Zeitungen trauen 60 Prozent der Befragten sogar zu, dass sie ab- sichtlich Unwahrheiten zum Beispiel für eine besonders aufsehen erre- gende Nachricht, verbreiten. Auf den Rängen zwei und drei folgen Twit- ter und Blogs mit jeweils rund 33 Prozent. Bei den Tageszeitungen sowie den Fernseh- und Internetnachrichten hält dieses nicht einmal jeder Zehnte für möglich.

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Lesetipps für Medieninteressierte

Das neue Netz – Merkmale, Praktiken und Folgen des Web 2.0

Das Neue am Web 2.0 beschreibt und analysiert Jan Schmidt in seinem Buch „Das neue Netz – Merkmale, Praktiken und Folgen des Web 2.0“.

Seine zentrale These: Das Internet ist in den letzten Jahren immer stär- ker mit unserer Gesellschaft zusammengewachsen. Seine Architektur ist eng mit Formen sozialer Organisation verbunden und es ist Metapher, Ergebnis und Voraussetzung von vernetzter Individualität und vernetzten Öffentlichkeiten. Das neue Netz verknüpft nach Schmidts Auffassung auf der einen Seite Informationen, auf der anderen Seite Menschen, und macht sie füreinander auffindbar. Er meint, nicht allein technische Inno- vationen sind dafür verantwortlich, sondern es handele sich um zutiefst soziale Prozesse. „ Erst die Art und Weise, wie Menschen mit dem Inter- net umgehen und es in ihren persönlichen, schulischen und beruflichen Alltag einbinden, schafft das neue Netz“. Der Autor, wissenschaftlicher Referent des Hans-Bredow-Instituts stellt nicht die Historie und Angebote ebenso wie Daten zur Verbreitung und Nutzung des Web 2.0 oder des sozialen Netzes vor. Er analysiert vor allem aber die Entstehung von persönlichen Öffentlichkeiten und die Einflüsse des neuen Netzes auf professionelle Öffentlichkeiten, wie den Journalismus und die politische Kommunikation. Zu letzterer kommt er zu dem nüchternen Schluss: „Al- lerdings werden politische Akteure nicht von heute auf morgen dialogori- entiert, genauso wenig wie desinteressierte oder politikferne Bürger von heute auf morgen zu Engagierten werden. Die Hoffnung, dass es mit der Verbreitung der technischen Werkzeuge des Social Web nun auch zur

‚Politik 2.0’ käme, unterliegt einem technikdeterministischen Fehlschluss.

Die größeren strukturellen Hürden scheinen dabei im politischen System zu bestehen, wo Darstellungszwänge sowie Logiken der Parteiorganisa- tion allzu authentische und partizipationsorientierte Kommunikation er- schweren, wenn nicht sogar verhindern.“

Ein lesenswerter Band für alle, die sich näher mit den Gegebenheiten, Möglichkeiten und Unmöglichkeiten des neuen Netzes beschäftigen

Jan Schmidt Das neue Netz

Merkmale, Praktiken und Folgen des Web 2.0 UVK Verlagsgesellschaft Online-repräsentative Panelstudie von Toluna QuickSurveys im Auftrag von Faktenkontor. Im Oktober 2009 wurden 1.000 Bundesbürger befragt. Weitere Infos:

www.toluna.com/quicksur veys. Faktenkontor ist eine Beratungsgesell- schaft.

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Schluss sogar einen Ausblick in Form von Twitter-Kurznachrichten. Pas- send zum Thema wird das Buch durch ein Weblog begleitet:

www.dasneuenetz.de.

Veranstaltungstipps

IQ-Herbstforum 09:

Qualität mit Zukunft - Zukunft mit Qualität?

Montag, 19. Oktober 2009, ab 11.00 Uhr

im Funkhaus Berlin des Deutschlandradios (ehemaliges RIAS-Gebäude) Hans-Rosenthal-Platz

10825 Wilmersdorf

Wie lassen sich in wirtschaftlich schwierigen Zeiten und angesichts einer Fülle neuer, digitaler Informationsquellen Qualität und Glaubwürdigkeit der Medien sichern? Das ist eine zentrale Frage des fünften Herbstfo- rums der Initiative Qualität im Journalismus (IQ) Den Eröffnungsvortrag hält Prof. Dr. Volker Lilienthal (Universität Hamburg, Rudolf Augstein Stiftungsprofessur für Praxis des Qualitätsjournalismus). Sein Thema:

"Was heißt da Qualität? Perspektiven in der Krise".

Mainzer Mediendisput:

Schweigen, lügen und vertuschen – Wenn die Wahrheit nicht mehr öffentlich wird

9. und 10. November 2009

SWR-Landesfunkhaus und ZDF-Konferenzzentrum Mainz

Prominenz aus Politik und Medien wie der rheinland-pfälzische Minister- präsident Kurt Beck, ZDF-Intendant Markus Schächter oder Jakob Aug- stein, Verleger des „Freitag“ diskutiert über Themen wie „Preis und Wert des Journalismus“, oder „Mythos Online – das überschätzte Medium?“.

Mediatage Nord „digital leben“

16. bis 20. November 2009 Haus der Wirtschaft, Kiel

Herausgeber:

DGB-Bundesvorstand, Referat Medienpolitik, Henriette-Herz-Platz 2, 10178 Berlin.

Redaktion:

Dr. Sabine Nehls

Tel: 02129-959644 SabineNehls@aol.com

Der medien-newsletter kann abonniert werden über:

www.dgb.de/mediennews letter/

Infos:

Erika Hobe, DJV, Tel.

0228/2017218, hob@djv.de

Infos:

www.mainzermediendisput.

de

info@mediendisput.de

Infos:

www.mediatage-nord.de info@mediatage-nord.de

Referenzen

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