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So erkennen und behandeln Sie diabetische Hautveränderungen

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Academic year: 2022

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Hautveränderungen bei Diabetes melli- tus kommen häufig vor. Die Pathome- chanismen sind vielfältig und noch nicht für alle diabetischen Hauterkran- kungen geklärt. «Es kann sich um allergische Reaktionen auf Antidiabe- tika handeln», erklärte Dr. med. Dipl.

chem. Alexander Konstantinow, Mün- chen. Besonders häufig treten allergi- sche Reaktionen auf Sulfonylharn- stoffe oder Metformin auf. Auch Ver- zögerungssubstanzen wie Protamin oder gewisse Additiva können Allergien ver- ursachen. Insulin selbst kann Haut - reaktionen auslösen. Allergische Reak- tionen können auch durch Süssstoffe wie Cyclamat, Aspartam oder Benzos- ulfimid ausgelöst werden.

Die Insulinatrophie ist eine eher seltene Nebenwirkung, welche sich in den ers- ten zwei Jahren nach Therapiebeginn manifestiert. An der Einstichstelle kommt es zu einer umschriebenen Fettgewebs - atrophie. Es zeigen sich keine entzünd- lichen Reaktionen. Um eine Insulin - atrophie zu vermeiden, ist es empfeh- lenswert, den Ort der Einstichstelle ständig zu verändern und gegebenen- falls die Insulinart zu wechseln.

Der Referent ging nicht auf die Lipo - hypertrophie ein, die an dieser Stelle je- doch als recht häufige Nebenwirkung von Insulininjektionen erwähnt werden

soll. Eine Lipohypertrophie kann ent- stehen, wenn ein Patient seine Injek - tionen immer wieder in den gleichen Regionen setzt. Es handelt sich um gummiartige und auch harte oder nar- benähnliche Schwellungen im subkuta- nen Gewebe. Ursache sind vor allem

wachsende Fettzellen. Die Lipohyper- trophie hat Folgen für den Stoffwech- sel: Das in die Bereiche gespritzte Insu- lin wird weitaus langsamer resorbiert als aus gesundem Gewebe. Infolgedes- sen kann es zu Blutzuckerschwankun- gen kommen.

Hautveränderungen können auch als direkte Folge der Grunderkrankung auftreten. Ursachen sind Mikroangio- pathie, Neuropathie und Glykierung.

Schweissdrüseninsuffizienz und Poly - urie führen zu Hauttrockenheit. Die Talgproduktion ist vermindert. Die tro- ckene Haut führt bei Diabetespatienten häufig zu Juckreiz; 20 bis 40 Prozent aller Patienten leiden daran. Besonders häufig sind die Extremitäten betroffen.

Kratzen verstärkt die Beschwerden.

Um Juckreiz, Kratzen und kutane Folgeerkrankungen zu vermeiden, ist eine konsequente Hautpflege wichtig.

W/O-(Wasser-in-Öl-)Emulsionen sind zu empfehlen, da sie die Haut mit Feuchtigkeit versorgen. Zusätze von Harnstoff erhöhen die Wasserbin- dungsfähigkeit der Haut. Bei ausge- prägtem Juckreiz können topisch auf- getragene Glukokortikoide vorüberge- hend Linderung verschaffen.

Die diabetische Dermopathie ist eine Pigmentierungsstörung, die meistens an den Schienbeinen, manchmal auch an Unterarmen und Füssen auftritt. An den betroffenen Stellen zeigen sich schmerzlose, rötliche bis braune, rund- liche Atrophien. Histologisch finden sich Hyalineinlagerungen in den der- malen Gefässen. An der Entstehung sollen Mikroangio- und Neuropathie beteiligt sein. Angaben zur Prävalenz der diabetischen Dermopathie schwan- ken stark und liegen zwischen 10 bis 70 Prozent der Diabetespatienten. Die Erkrankung tritt häufiger bei Män- nern, älteren Patienten und bei zuneh- mender Diabetesdauer auf, kann sich aber auch bei Nichtdiabetikern zeigen.

Wirksame Therapien sind nicht be- kannt und nicht erforderlich. Gelegent-

lich bilden sich die Hyperpigmen - tierungen von selbst zurück. Einige Experten betrachten die diabetische Dermopathie als Marker für weitere diabetische Folgeerkrankungen.

Auch Bindegewebe und Gelenke betroffen

Beim diabetischen Sklerödem Buschke handelt es sich um eine eher seltene Bindegewebserkrankung. Etwa 20 bis 30 Prozent der Patienten sind Typ-2- Diabetiker, wobei sie zumeist älter und männlichen Geschlechts sind. Es fin- det sich eine Kollagenvermehrung mit

BERICHT

So erkennen und behandeln Sie diabetische Hautveränderungen

Münchner Diabetessymposium widmet sich dermatologischen Folgeerkrankungen

Bei 30 bis 70 Prozent aller Menschen mit Diabetes mellitus treten im Krank- heitsverlauf pathologische Hautveränderungen auf. An einem Symposium im Rahmen der Fortbildungsveranstaltung «Innere Medizin fachübergreifend – Diabetologie grenzenlos» wurden die wichtigsten Punkte hierzu erläutert.

Claudia Borchard-Tuch

ARS MEDICI 162016

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Um eine Insulinatrophie zu vermeiden, ist es empfehlenswert, den Ort der Einstichstelle ständig zu verändern und ggf. die Insulinart zu wechseln.

Diabetes mellitus kann auch mit Pigmentstörungen einhergehen.

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Dystrophie, lymphohistiozytären Infil- traten und Muzinablagerungen. In der Dermis kommt es zu einem schmerz - losen, wachsartigen Umbau. Zunächst ist der Hals betroffen, später sind es das Gesicht, der Thorax, die Arme, die Handflächen und schliesslich die Fin- ger. Die Haut ist verdickt, die Gelenk- mobilität eingeschränkt. Schliesslich treten Kontrakturen auf. Eine PUVA- (Psoralen-plus-UV-A-)Therapie ver bes - sert bei den meisten Patienten die Beschwerden, wobei es notwendig ist, diese Therapie in regelmässigen Ab- ständen zu wiederholen.

Mit Cheiropathie, auch Cheiroarthro- pathie oder «limited joint mobility»

genannt, wird eine krankhafte Ein- schränkung der Beweglichkeit vor

allem der Finger- und Handgelenke bezeichnet. Langfristig erhöhte Blut - zuckerspiegel fördern die Bildung von AGE (advanced glycation end pro- ducts). Es kommt zu einer Glykosilie- rung des Kollagens und zu Störungen der Kollagensynthese. Muzin wird ab- gelagert, und es finden sich verdickte Kollagenschollen. Die Haut verdickt sich wachsartig, vor allem an Fingern, Handflächen, Unterarmen und Ober- schenkeln. Die Gelenkmobilität ist ein- geschränkt. Eine Cheiropathie kann einem Diabetes vorausgehen, so Kon- stantinow. Die Risiken für eine Reti - nopathie und eine Neuropathie sind erhöht.

Diabetisches Fusssyndrom Als Spätfolge eines Diabetes mellitus kommt es zum diabetischen Fusssyn- drom. Etwa 3 Prozent aller Diabetiker haben Fussulzera. Das diabetische Fusssyndrom ist die häufigste Ursache für eine Amputation. Zugrunde liegen die Makroangiopathie und die Neuro- pathie. Infolge des Diabetes mellitus kommt es zu einer Arteriosklerose der Unterschenkelarterien und der Arteria femoralis profunda. Als Folge einer Schädigung des Gefässendothels durch Glykierung entwickelt sich eine Hyper- koagulabilität. Bei zwei Dritteln der Diabetiker entsteht eine periphere arte- rielle Verschlusskrankheit (pAVK). Die Ischämie bleibt infolge der diabetischen sensorischen Neuropathie häufig län-

gere Zeit unbemerkt. Bei autonomer Neuropathie mit Autosympathektomie erweitern sich die Gefässe, sodass die Haut warm ist.

Arteriovenöse (AV) Shunts mit Unter- versorgung der Endstrombahnen, Neu- roosteoarthropathien mit Fussdefor - mitäten (Plattfuss, Krallenzehe) oder Rückbildung und Verlagerung der Fettschicht im Vorfussbereich fördern ebenfalls die Entstehung eines diabe - tischen Fusssyndroms. Es kommt zu- nächst zu Kallusbildung, dann zu sub- kutaner Einblutung und schliesslich zur Ulzerierung der Haut. Die Gefahr für eine tiefe Fussinfektion mit Osteomye - litis besteht. Sehr häufig sind die Erreger

Staphylococcus aureus, Escherichia coli oder Pseudomonas aeruginosa. Ober- flächliche Spezies sind oft wenig rele- vant. Daher sollten tiefe Abstriche durchgeführt werden. Eventuell ist auch eine Probeexzision erforderlich, zum Beispiel bei Verdacht auf einen MRSA- Keim (methicillinresistenter Staphylo- coccus aureus).

Der Therapie kommt eine besondere Bedeutung zu. Bei konsequenter Be- handlung in interdisziplinären Zentren mit Ausschöpfung aller Möglichkeiten zur Revaskularisierung kann die Am- putationsrate um bis zu 80 Prozent ge- senkt werden. Die arterielle Rekon- struktion kann zur Revaskularisierung der Unterschenkelarterien führen.

Im Vordergrund stehen fast immer eine Nekrose und eine Infektion. Es ist eine stadiengerechte feuchte Wundbehand- lung indiziert. Bei Gangrän muss ein radikales chirurgisches Débridement durchgeführt werden. Der Patient muss einen Vakuumverband (Unterdruck- wundverband) erhalten. Es sollte eine sorgfältige Fusspflege durchgeführt werden mit Behandlung von Nagelmy- kosen und Hornhautschwielen. Durch das Tragen von Spezialschuhen kommt es zur Druckentlastung der Wunde.

Fussdeformitäten und Fettpolsterrück- bildung können durch chirurgische Ge- lenkrekonstruktion und Fetttransplan- tation behandelt werden. Claudia Borchard-Tuch

Quelle: Symposium «Diabetes und Dermatologie» im Rahmen der Fortbildungsveranstaltung «Innere Medizin fachübergreifend – Diabetologie grenzenlos», München, 19. Februar 2016.

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ARS MEDICI 162016

Bei konsequenter Behandlung kann die Amputationsrate um bis zu

80 Prozent gesenkt werden.

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