Die Diagnose des Typ-2- Diabetes wird in den mei- sten Fällen um rund sieben Jahre zu spät gestellt. Et- wa die Hälfte der Patienten weist dann bereits Folgeschä- den auf. Bei Personen über 45 Jahre sollte daher alle drei Jahre der Blutzucker überprüft werden. Die Mes- sung des Nüchternblutzuk- kers spielt dabei die Haupt- rolle. Er darf 110 mg/dl nicht übersteigen. Fast ebenso wich- tig ist die Kontrolle der post- prandialen Glukosewerte. Bei- de Parameter ergeben die Diagnose.
Die UK Prospective Dia- betes Study (UKPDS), an der über 5 100 neu diagnosti- zierte Typ-2-Diabetiker teil- nahmen, zeigt deutlich, daß nur eine exakte und scharfe Einstellung des Stoffwechsels des Diabetikers sowohl mi- kro- als auch makrovaskuläre Schäden zu minimieren ver- mag. Dabei ist es nicht wich- tig, wodurch die Blutglukose- Werte in den Normalbereich gesenkt werden.
Mit allen eingesetzten Therapieregimen konnte der durchschnittliche HbA1c-In- itialwert der Diabetiker von 9,1 Prozent auf rund sie- ben Prozent gesenkt werden.
Die Inzidenz mikroangiopa- thischer und neuropathischer Folgeschäden sei um zirka 20 Prozent reduziert worden, berichtete Makholf Hanefeld (Dresden) bei einem Sympo- sium von Bayer Vital in Wies- baden.
Monotherapie reicht oft nicht aus Es ist also unerheblich, ob der Blutzucker durch Gabe von Insulin, Sulfonylharnstof- fen, Metformin oder Acar- bose gesenkt wird. Eine wei- tere wichtige Erkenntnis aus
der UKPD-Studie ist auch, daß die wenigsten Patienten mit einer Monotherapie über mehr als zehn Jahre auskom- men. Die meisten benötigen eine Kombination. Im Vor- dergrund der therapeutischen Maßnahmen müssen die ora- len Antidiabetika stehen, wie Sulfonylharnstoffe, die nach- weislich keine kardiomyoto- xischen Schäden induzieren, Metformin und Acarbose.
Acarbose (Glucobay®) glät- tet das Blutzucker-Tagespro- fil, auch wenn der Alpha- glukosidasehemmer erst in fortgeschrittenem Diabetes- Stadium eingesetzt wird. Die alleinige Gabe von Acarbose senkt den HbA1c-Wert um et- wa 1,5 Prozent.
Die wichtigsten Schlußfol- gerungen aus der UKPDS sind:
c Je besser die Blut- zucker- und Blutdruckkon- trolle, desto größer ist die Risi- kominderung für jede diabe- tesbedingte Folgeerkrankung.
c Die effektive Blut- zucker- und Blutdruckkon- trolle erfordert einen po- lypharmakologischen Thera- pieansatz – die Kombination mehrerer unterschiedlicher Arzneimittel mit unterschied- lichen Wirkprinzipien. Dabei sollten Antidiabetika mit ad- juvanten Effekten vorgezo- gen werden, wie Metformin (positiver Effekt auf die Fi- brinolyse) und Acarbose (po- sitiver Effekt auf die Blutlipi- de), die das Risikoprofil des Diabetikers günstig beein- flussen.
Diabetiker weisen eine doppelt so hohe Mortalität und eine zehn bis 15 Jahre niedrigere Lebenserwartung als die Normalbevölkerung auf. Grund für diese Diffe- renz sind Spätkomplikatio- nen des Diabetes mellitus.
Die häufigste Todesursache
der Diabetiker sei der Myo- kardinfarkt, erinnerte Prof.
Hans U. Janka (Bremen). Die einzelnen Faktoren des me- tabolischen Syndroms sind überadditiv wirksam. Diabetes allein erhöht zwar das Herz- infarktrisiko deutlich, kommt aber eine Hypertonie hinzu, so ist es um das Dreifache er- höht; liegt zusätzlich eine Dyslipoproteinämie vor, dann um das Zehnfache. Nur wenn man alle behandelbaren Risi- kofaktoren eliminiert, kann die Gefährdung für die Dia- betiker spürbar gesenkt wer- den. Besonders wichtig sind die Kontrolle der Blutfett- und der Blutdruckwerte – auch bei isolierter systolischer Hypertonie.
Niedrigere Zielwerte
Das zeigte beispielsweise die SHEP-Studie, aber auch die SYST-EUR-Studie, in der die isolierte systolische Hy- pertonie mit Nitrendipin er- folgreich behandelt wurde.
Die HOT-Studie belegte, daß die Senkung erhöhter Blut- druckwerte die frühe Morta- lität der Diabetiker um mehr als 50 Prozent reduziert. Der Zielblutdruck muß dazu bei erwachsenen Diabetikern auf 130/85 mm Hg eingestellt wer- den. Für die Dyslipoprotein- ämie gelten als Zielwerte:
Triglyzeride möglichst unter 150 mg/dl und LDL-Chole- sterin auf 100 bis 150 mg/dl absenken. Die HbA1c-Werte sollten unter sieben Prozent liegen. Es ist außerdem er- wiesen, daß die tägliche Gabe von 75 mg Azetylsalizylsäure (Aspirin®) bei hypertonen Diabetikern das kardiovas- kuläre Risiko weiter absenkt.
Das Schlaganfall-Risiko wird dadurch jedoch nicht beein- flußt. Siegfried Hoc A-2685 Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 42, 22. Oktober 1999 (65)
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