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Archiv "DIABETES-SERIE: Hautveränderungen bei Diabetes mellitus" (15.10.1982)

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Heft 41 vom 15. Oktober 1982

DIABETES-SERIE

Hautveränderungen bei Diabetes mellitus

Günter W. Korting

Aus der Hautklinik

(Direktor: Professor Dr. med. Günter W. Korting) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Das häufige Vorkommen cha- rakteristischer Hautverände- rungen innerhalb von Diabeti- ker-Kollektiven ist an sich ge- läufig. Meist wird an einen sol- chen Zusammenhang aber nur bei Furunkulose, Balani- tis, einem Xanthelasma palpe- brarum oder einer peripheren Angioorganopathie gedacht.

In dieser Übersicht wird des- wegen vor allem auch auf sel- tenere, wohl noch nicht allzu bekannte Hautveränderun- gen, wie beispielsweise präti- biale Haut-Symptome in Ge- stalt von Pigmentierungen oder blasigen Abhebungen oder der sogenannten Nekro- biosis lipoidica, aufmerksam gemacht. In allen Fällen han- delt es sich um optisch ein- drucksvolle und damit durch- aus erfaßbare Hautsymptome, weswegen eine ausführliche optische Information beigege- ben ist. Mancher Hautbefund führt zur Entdeckung eines lar- vierten Diabetes mellitus. Juck- reiz, habituelle Pyodermien, ausgedehnte Soormykosen usw. sollten an das gleichzeiti- ge Vorliegen einer Zucker- krankheit denken lassen.

Von sämtlichen Allgemeinkrankhei- ten weist wohl der Diabetes mellitus die meisten Hautveränderungen be- ziehungsweise Hautbegleiterschei- nungen („Diabetide", „diabetische Dermadrome") auf, ohne daß aller- dings eines der ihm (fakultativ) asso- ziierten Hautsymptome ausschließ- lich bei der Zuckerharnruhr vorkä- me. Einigermaßen hierfür charakte- ristische Hautveränderungen finden sich ferner bei etwa 30 bis 40 Pro- zent von Diabetiker-Kollektiven; bei 6280 Patienten der Mainzer Hautkli- nik lag in 3,7 Prozent der Fälle gleichzeitig ein Diabetes vor (Brehm und Sanel).

Ätiologie

Ursächlich wird seit alters und oft auch heute noch die Häufigkeit von Hautsymptomen bei Diabetes mit dem Zuckergehalt von Haut und

Schweiß in Zusammenhang ge- bracht, wobei aber, ganz abgesehen von eventuellen Einwänden zur je- weiligen Bestimmungsmethodik, die Ausführungen von Ippen (6)*) nicht zu vergessen sind, wonach gewisse theoretische Schwierigkeiten „darin bestehen, daß" "zwischen Nährbo- den und Erregern zunächst noch die auch beim Diabetiker keine Glukose enthaltende intakte Hornschicht

liegt". Allerdings muß bei Glykosurie andererseits „mit einer Verteilung gewisser Glukosemengen aus dem Urin" gerechnet werden.

Diabetische Hautsymptome Pruritus

Von einzelnen dermatologischen Krankheitssymptomen ist als Leit- symptom für entsprechende Nach- forschungen und gegebenenfalls bereits als Frühsymptom vor allem sowie speziell bei mäßiger (!) diabe- tischer Stoffwechsellage ein univer- seller oder lokalisierter, z. B. ledig- lich auf das Genitale beschränkter, Pruritus zu nennen, der unter Um- ständen allein schon in der Trocken- heit (Xerosis)der äußeren Decke des Diabetikers seine Ursache findet.

Ein solcher Pruritus diabeticorum bevorzugt ältere, eventuell zudem hypertone Personen und kann über- dies trotz Einstellung des Diabetes persistieren (Einzelheiten siehe Kor- ting und Denk (8) ). Gegenüber ei- nem solchen, phänomenologisch quasi stummen Juckreiz ist die Ent- wicklung von Prurigo-Papeln in Ge- stalt etwa linsengroßer, mehr tast-

*) Die in Klammern stehenden Ziffern bezie- hen sich auf das Literaturverzeichnis.

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

79. Jahrgang Heft 41 vom 15. Oktober 1982 39

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Diabetes-Hautbefunde

Abbildung 1: Prurigo diabetica Abbildung 3: Rubeosis diabeticorum

Abbildung 4: Diabetische Angioorganopathie Abbildung 2: Xanthelasma diabeticorum

als sichtbarer und fast stets aufge- kratzter Juckknoten, also unter dem Bilde einer Prurigo diabetica (Abbil- dung 1) weitaus seltener. Die eben erwähnte trockene Diabeteshaut (Xerosis respektive Asteatosis diabe-

tica) hängt im übrigen maßgeblich mit einer reduzierten Schweißsekre- tion solcher Kranker (Oligohidrosis

diabetica) zusammen, wobei eine re- duzierte Sekretion unter Umständen im Rahmen einer diabetischen Neu- ropathie — ähnlich dem Juckreiz — sowohl universell wie auch wieder- um lokal beschränkt in Erscheinung zu treten vermag.

Behaarung

Eine weitere Eigentümlichkeit des Diabetes-Kranken ist alsdann seine Neigung zur stärkeren Behaarung, und zwar speziell über den Schulter- blättern und um den Nabel herum.

Treffen Hirsutismus, Übergewichtig- keit und eine frontale Hyperostose mit einem Diabätes zusammen, so kann man von einem Morgagni-Ste- wart-Morel-Syndrom sprechen, wäh- rend der „Diabäte des femmes ä Bar- be" auch Achard-Thiers-Syndrom genannt wird.

Veränderung der Hautfarbe Änderungen des Farbaspekts von Diabetikern können in einer Xantho- sis respektive „Aurantiasis cutis", das heißt in einem gewissen, mehr oder minder ausgeprägten Ocker- oder Kanarien-Kolorit infolge gleich- zeitig erhöhter Serum-Lipoid-Werte samt gesteigerter Einlagerung von Karotinoiden gegeben sein. Ferner:

Obwohl das bekannte Xanthelasma

„diabeticorum" (Abbildung 2), be- sonders wenn es auf die Augenlider beschränkt bleibt, (eine Zeit lang?) auch ohne Verknüpfung mit einer

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Abbildung Malum perforans

Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

Diabetes

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Hautbefunde

Abbildung 6: Prätibiale Pigmentierungen Abbildung 7: Necrobiosis lipoidica

Lipidspeicherkrankheit beobachtet werden kann, sollte es dennoch stets auch zur Bestimmung der Tri- glyzeridwerte, weniger auch des Serumcholesterins (speziell Typ I nach Fredrickson) Anlaß geben.

Im übrigen trifft man Augenlidxan- thelasmen etwa zweimal häufiger bei Frauen als bei Männern. Lokali- satorisch entwickeln sich die mehr oder weniger flachen, elfenbein- bis zitronengelben Xanthelasmen vom inneren Augenwinkel aus auf das Oberlid zu; das untere Lid ist selte- ner beteiligt. Diese Entwicklung

geht meist langsam symmetrisch vor sich, bis ein stationäres Verhalten eintritt, während eine spontane Teil- involution nur selten festzustellen ist. Bei älteren Personen kann das Lidxanthelasma weiterhin von Ko- medonen oder Zysten durchsetzt sein (Xanthelasma sebaceum).

Gefäßdilatorische Hautmerkmale Ein weiteres verräterisches, etwas an eine Rosacea sonst auch erin- nerndes Kolorit-Stigma ist sodann die Rubeosis diabeticorum im Ge-

sichtsbereich (v. Noorden, 1912), die nach eigener Beobachtung auch im Bereich üppiger Brüste auftreten kann (Abbildung 3). Mit diesem ge- fäßdilatorisch bedingten Merkmals- bilde kommen wir auf die Gefäßver- änderungen beim Diabetes mellitus überhaupt zu sprechen, bei wel- chem man Makro- (mehr als Früh- symptom) von Mikro-Angiopathien (mehr als Spätsymptom) unterschei- det. Allgemeinärztlich ist namentlich die diabetische Gangrän (Abbildung 4) geläufig, die auch ohne eine Arte- riosclerosis obliterans, das heißt auch als Mikroangiopathie (mit tast-

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ur Fortbildung Aktuelle Medizin Diabetes-Hautbefunde

Abbildung 8: Oberlippen-Furunkel bei Diabetes Abbildung 10: Candidosis der Zunge

Abbildung 9: Candidosis der Haut bei Diabetes mellitus

baren Fußpulsen, normalem Oszillo- gramm und regelrechtem Doppler- Befund) auftreten kann.

Als besonderer gestaltlicher Aus- druck einer diabetischen Polyneuro- pathie ist in diesem Zusammenhang das Malum perforans diabeticorum (Abbildung 5) herauszustellen, wel- ches heute keinesfalls selten als speziell diabetisch bedingt zu erfas- sen ist, während es bekanntlich frü- her vornehmlich als „Trophangio- neurose" bei Lepra, Tabes dorsalis oder Syringomyelie beobachtet wur- de und neuerdings ferner aber auch

bei Bandscheibenläsionen und im Rahmen einer familiären Akroosteo- lyse festgestellt wird.

Pigmentflecken

Die kutanen Manifestationen der diabetischen Mikroangiopathie (mit Binkiey (1965) als Dermopathie be- nannt) finden sich als kleinflächige Pigmentierungen(Abbildung 6) oder Atrophien meist prätibial. Mit der Zu- ordnung vergleichbarer Hautverän- derungen an anderen Körperstellen, wie etwa von Bauer und Levan (1)

Abbildung 11: Candida-Balanitis

mitgeteilt, wird man daher eher zu- rückhaltend sein. Vielmehr sollten wir bei einem dermopathischen dia- betischen Syndrom, welches auch in Gestalt „spontaner" blasiger Ab- hebungen an den Unterschenkeln (Bullosis diabeticorum) auftreten kann, stets auch an gleichzeitige re- tino-, neuro- und nephropathische Veränderungen denken!

Nekrobiotische Granulome

Ebenfalls ganz typisch durch seinen hauptsächlich tibialen Sitz wird die

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Abbildung 12: Soor-Paronychie

Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

Diabetes-Hautbefunde

Abbildung 13: Faulecken Abbildung 14: Bild einer progressiven Lipodystrophie

Nekrobiosis lipoidica repräsentiert:

Bei ihr begegnen wir zunächst lin- sen- später handtellergroßen, braun- rötlichen, bei längerem Bestand ins Weißgelbliche abblassenden, skle- rodermiform indurierten Erythemen, die livid umsäumt sind, zentral et- was einsinken und insgesamt von Endgefäßerweiterungen durchsetzt werden.

Eine Ulzeration ist im Rahmen die- ses Palisadengranuloms ebenso sel- ten wie etwa feingeweblich eine komplette Nekrose (Korting und Nürnberger (9) ); van Haren und van

Hogervorst (5) ). Sodann ist auch elektronenmikroskopisch (also nicht nur lichtmikroskopisch) der Befund verdickter Gefäßwände bemerkens- wert (Kobayasi et al. (7) ). Altersmä- ßig werden von diesem nekrobioti- schen Granulom das 2. wie das 6. Dezennium bevorzugt. Jedoch kommt dieses erscheinungsbildlich so typische Diabetid nur etwa bei einem von Tausend aller Diabetiker und einem Prozent aller diabeti- scher Hautpatienten vor.

Da das in letzter Zeit offensichtlich häufiger als früher beobachtete Gra-

nuloma anulare (mit seinen ringför- mig gruppierten, weißgelblichen oder gelblichen Knoteneruptionen insonderheit über Knochenvor- sprüngen) scheinbar generell allzu- sehr einer diabetischen Stoffwech- sellage zugeordnet wurde, sei fol- gendes angemerkt. An der Mainzer Universitätsklinik konnte Schneider (10) mit Hilfe des Prednison-Tole- ranz-Tests bei 35 Patienten mit Gra- nuloma anulare und einer Ver- gleichsgruppe von 27 Patienten mit kreisförmigem Haarausfall keine unterschiedliche Glukosetoleranz- störung feststellen. >

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

Diabetes

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Hautbefunde

Pyodermien

Einer besonderen Abhandlung und der Hervorhebung bedarf sodann die fraglose Häufigkeit von Pyoder- mien bei Kranken mit Diabetes melli- tus. Unter Pyodermien verstehen wir von außen her durch Eitererreger, und zwar in der Hauptsache durch Staphylokokken und Streptokokken, bedingte, etagenmäßig unterschied- lich gelegene, sowohl flächenhafte und nichtfollikuläre wie andererseits follikulär gebundene Hautkrank- heitszustände.

Als im Rahmen des Diabetes beson- ders kennzeichnende Einzeltypen aus diesem Formenkreis sind in er- ster Linie neben den Impetigines und Ecthymata erosiv-ulzeröser lmpetigo) die Furunkel (Abbildung 8) und Karbunkel, also mehr oder weniger akute und zum Abszess ten- dierende, typischerweise zentral mit einem Pfropf sequestrierende Ent- zündungen des Haarbalgapparates zu nennen. Vor allem rezidivierende Pyodermien, also in erster Linie die Furunkulose, sollten immer auf den Zusammenhang mit einer Zucker- krankheit, speziell auch einer begin- nenden, verdächtig sein.

Dermatomykosen

Ebenso bedeutsam wie die Häufig- keit bakterieller Hautkrankheitszu- stände beim Diabetiker ist bei ihm die Assoziation mit Dermatomyko- sen, vor allem eine Assoziation mit einer Soormykose.

Innerhalb der Gruppe der durch He- fe- oder Sproßpilze hervorgerufenen Pilzkrankheiten von Haut und Schleimhaut stehen heute die durch die Gattung Candida verursachten erythematösen, pustulösen, erosi- ven, intertriginösen, onychomykoti- schen, seltener auch granulomatö- sen, beim Erwachsenen dann auch als Perlöche, subakute Paronychie, Kolpitis oder Balanitis sich darbie- tenden Manifestationen im Vorder- grund. Im Hautbereich bei Kleinkin- dern sieht man unter unmittelbar pe- rianalem oder perigenitalem Beginn vorzugsweise lackartige sattrote,

Bisher im Rahmen der Diabetes-Serie erschienene Arbeiten

Pfeiffer, E. F.: Wohin tendiert die Dia- betologie?, Teil I: Ätiologie und Patho- genese, Heft 15/1982, Ausgabe A/B, Seite 42 ff., Teil II: Diagnose und The- rapie, Heft 16/1982. Ausgabe A/B, Seite 55 ff. — Goldmann, Shraga F.: Das Hau pt-Histokompatibilitätssystem HLA und die Genetik der Zuckerkrankheit, Heft 17/1982, Ausgabe A/B, Seite 45 ff.

— Kolb, H., und Gries, Fr. A.: Viruser- krankungen, Autoimmunität und Insu- linmangel-Diabetes, Heft 18/1982, Aus- gabe A/B, Seite 39 ff. — Mehnert, H.;

Bachmann, W.; Haslbeck, M.: Diabe- tesd iagnostik, Laboratoriumsuntersu- chungen und Stadieneinteilung, Heft 19/1982, Ausgabe A/B, Seite 47 ff. — Ditschuneit, H.: Neuere Konzepte zur diabetischen Makroangiopathie, Heft 20/1982, Ausgabe A/B, Seite 31 ff. — Althoff, P.-H.; Rosak, Chr.; Schöffling, K.: Die Selbstkontrolle des Diabetes mellitus durch den Patienten. Heft 22/

1982, Ausgabe A/B, Seite 31 ff.— Drost, H.; Jahnke, K.: Möglichkeiten der Diät- behandlung bei Diabetes mellitus, Heft 23/1982, Ausgabe A/B, Seite 39 ff.

— Sauer, H.: Möglichkeiten und Gren- zen der Insulintherapie, Heft 24/1982, Ausgabe A/B, Seite 29 ff. — Kerner, W.;

Pfeiffer, E. F.: Humaninsulin, Herstel- lung, Wirkung und therapeutische An- wendung, Heft 26/1982, Ausgabe A/B, Seite 25 ff. — Pfeiffer, E. F.: Die patho- genetische Einteilung des Diabetes mellitus als Basis von Therapieplan und Diagnose, Ausgabe A/B, Seite 17 ff. — Pfeiffer, E. F.: Die pathogeneti- sche Einteilung des Diabetes mellitus als Basis von Therapieplan und Pro- gnose, Heft 33/1982, Ausgabe A, Seite 17 ff. — Raptis, S.; u. Diamantopoulos, E.: Die derzeitige Stellung der oralen Diabetesbehandlung, Dt. Ärztebl. 38/

1982, Ausgabe A/B, Seite 31 ff., Ausga- be C, Seite 29 ff.

scharf abgesetzte Erytheme mit satellitenförmiger Aussaat oder mit flottierenden Schuppenfransen am Rande.

Beim Erwachsenen ist die Soormy- kose nicht nur wie früher auf dem Boden eines Diabetes mellitus oder eines Pemphigus chronicus, son- dern vor allen Dingen wohl infolge der gegenwärtig weitreichenden An- wendung von Antibiotika, weniger der Kortisonderivate, vor allem aber der Kontrazeptiva wie auch nach Metronidazol derzeit absolut keine Seltenheit mehr (Abbildungen 9 und 10). Für gewöhnlich finden sich bei der Soor-Vulvitis im Anschluß an ei- ne mykotische Kolpitis oder über

den Weg einer Partnerinfektion auf dem Boden einer hell- bis düsterrot ödematisierten Schleimhaut der Vul- va im Verein mit unter Umständen erheblichem, salben- oder weißkäse- artig-bröckeligem Fluor bei typi- scher Ausprägung als eigentliche Krankheitsprodukte flächenhafte, grauweißliche Herde, seltener auch pustulöse Elemente, in deren Nach- barschaft dann in satellitenartiger Ausschwärmung kleinere Herde ste- hen, die, wie die größeren Herde auch, von den für Soor so charakte- ristischen Schuppenkrausen um- säumt werden. In den Genitokrural- falten sind hingegen bei beiden Ge- schlechtern meist nur flächenhafte, hochrote, feuchtglänzende, erosive Erytheme vorhanden.

Den Verhältnissen bei der Soorvulvi- tis ähnelnd, bietet sich auch die

Candida-Balanitis (Abbildung 11) vielgestaltig dar: Die Basis gibt ein trockenes oder feuchtschimmern- des, sattrotes, punktförmiges oder flächenhaftes Erythembild ab, inner-

halb dessen sich in der Folge kleine, kaum Linsengröße erreichende Bläschen, Erosionen. eingetrockne- te Papeln, oberflächliche schuppen- de Keratosen oder — gleichsam wie an der Mundschleimhaut — an Milch- reste erinnernde weißgraue Pseudo- membranen finden, die sich leicht abschieben lassen, worauf heftig blutende, rote Flächen zutage treten (Abbildung 12). Flottierende Schup- penkrausen, wie man sie speziell an der Inguinalregion antrifft, sind bei einer Candidosis balano-praeputia- lis eher selten.

Im Zusammenhang mit den eben be- sprochenen Genitalmykosen darf nicht vergessen sein, daß eine Im- potentia coeundi ein häufiges Früh- symptom des älteren diabetischen Mannes darstellt.

Veränderungen des subkutanen Fettlagers

Ferner muß im Rahmen einer diabe- tologischen Auflistung von Hautver- änderungen auch an solche des subkutanen Fettlagers gedacht wer- den, wobei allerdings die dellenför-

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

mige Lipatrophie respektive „Lipo- dystrophie" nach Insulin heute zah- lenmäßig längst von derartigen mul- denförmigen Vertiefungen (= „Pan- atrophia localisata") nach offenbar zu oberflächlicher Injektion von grobkristallinen Triamcinolon-Sus- pensionen übertroffen ist.

Im übrigen geben weitere Komplika- tionen durch Antidiabetika haupt- sächlich nur noch solche mehr oder weniger photoallergischer Art ab, was speziell nach peroralen Antidia- betika vom Sulfonamidtyp bezie- hungsweise nach Sulfonylharnstoff- Derivaten in Gestalt von masern- oder scharlachförmigen Ausschlä- gen oder polymorphen, weniger auch epidermolytischen Erythemen zu beobachten ist.

Im Zusammenhang mit dem subku- tanen Fettgewebe wären noch zwei seltene Syndrome anzuführen, näm- lich erstens das sogenannte Lawren- ce-Syndrom (Lipodystrophie [Abbil- dung 14] und Hepatomegalie bis zur portalen Zirrhose, mit insulinrefrak- tärem Diabetes ohne Ketosenei- gung, Hyperlipämie, Hypertrichose u. a.) und zum anderen noch die ver- schiedenen Formen der generali- sierten, kongenitalen oder akquirier- ten, progressiven Lipodystrophien (Einzelheiten bei Korting und Denk (8) ), bei denen ebenfalls nicht selten die Kombination mit einem Diabetes in Erscheinung tritt.

Rhagaden

Im Zusammenhang mit für einen Diabetes bedeutsamen Hautverän- derungen sind Alterationen an der Mundschleimhaut weniger hinweis- trächtig, wenn man von einer Xe- rostomie, einem Schleimhautsoor oder einer Glossodynie und einer Atrophieneigung der Zunge oder sonstigen, an sich polyätiologischen Hinweisen absehen will. Eher patho- gnostisch ist meines Erachtens die Entwicklung von Mundwinkelrhaga- den, vor allem beim älteren Diabeti- ker, der im übrigen — speziell wenn weiblich — auch zu Paronychien neigt. Solche Faulecken (Perlöche) (Abbildung 13) sind ätiologisch an

Diabetes

-

Hautbefunde

sich vieldeutig (mangelhafte Mund- winkelhygiene, eingefallene Alters- mundwinkel oder schlechtsitzende Kunstgebisse, Magensaft- und Eisen- mangel usf.). Auf jeden Fall sind aber derartige symptomatische, beim älte- ren Menschen fast stets mykotisch überlagerte, Ariboflavinosen nicht selten Ausdruck eines bis dahin un- bekannten Diabetes mellitus!

Hyperpigmentierungen

Darüber hinaus sind dem Fachder- matologen bei der Akanthosis nigri- cans „benigna "(das heißt umschrie- benen Hyperpigmentierungen und papillomatös-warzigen Vegetatio- nen vor allem in den großen Körper- falten, Achselhöhlen, in der Nabel- grube und Genitoanalregion) diabe- tische Assoziationen bekannt. Dar- über hinaus sind aber noch wei- tere Variationen möglich (Seip-Law- rence-Syndrom, Miescher-Syndrom [Einzelheiten Korting und Denk (8)] ). Schließlich achtet der Hautarzt neuerdings ferner noch auf die Syn- tropie mit einem Diabetes mellitus beim Scleroedema adultorum Buschke, beim Werner-Syndrom und bei der Porphyria cutanea tarda.

Zusammenfassung

Damit dürfte alles in allem die zu Beginn dieser Übersicht aufgestellte Behauptung ihre Berechtigung er- fahren, daß dem Diabetes mellitus auch in dermatologischer Sicht eine jederzeit für die diagnostische Ana-

lyse wie für die Behebung oder gar Beseitigung eines solchen Haut- krankheitszustandes wesentliche Bedeutung zukommt, wie auch — was vielleicht noch mehr zu Buche schlägt — mancher Hautbefund hilft, einen larvierten Diabetes mellitus zu entdecken.

Literatur beim Verfasser Anschrift des Verfassers:

Professor Dr. med.

Günter W. Korting Direktor der Hautklinik

der Johannes Gutenberg-Universität Langenbeckstraße 1, 6500 Mainz

FÜR SIE GELESEN

Natriumfluorid und

Kalzium zur Therapie der primären Osteoporose

In einer prospektiven Studie erhiel- ten 11 Patienten mit primärer Osteoporose täglich 80 mg Natrium- fluorid und 1000 mg Kalzium. Das mittlere Lebensalter der 5 Frauen betrug 61,0 Jahre, das der 6 Männer 41,3 Jahre.

Vor Behandlungsbeginn sowie nach sechs und zwölf Monaten Therapie untersuchten die Autoren dieser Studie die Patienten jeweils statio- när, zwischenzeitlich wurden die Pa- tienten monatlich ambulant unter- sucht. Ausgewertet wurden

> die Beschwerden,

> Behandlungsnebenwirkungen,

> verschiedene biochemische Parameter im Blut und im Urin einschließlich Fluor, ferner

> Röntgenaufnahmen der Wirbel- säule sowie

> Mineralgehaltsmessungen des peripheren Skeletts.

Die Knochenbiopsien vom Becken- kamm vor und nach zwölf Monaten Therapie wurden unentkalkt aufge- arbeitet und histomorphometrisch analysiert.

Insgesamt gesehen belegten die Er- gebnisse einen positiven Effekt der in dieser Studie angewandten Kom- binationstherapie. Sie scheint einer Natriumfluoridmonotherapie überle- gen zu sein. Es kam zu einer deutli- chen Stimulierung der Knochenneu- bildung, wofür der Anstieg der alka- lischen Phosphatase im Serum und ebenso die Änderung der histomor- phometrischen Parameter sprechen.

Bei gleichbleibender Knochenre- sorption konnte daraus auf eine po- sitive Skelettbilanz geschlossen

werden. Lng

Ringe, J.-D.; Kruse, H.-P.; Kuhlencordt, F.: Na- triumfluorid und Calcium zur Therapie der pri- mären Osteoporose, Medizinische Klinik 3 (1982) 46-50, Prof. Dr. E. Kuhlencordt, Medizi- nische Universitäts-Klinik, Abteilung Klinische Osteologie, 2000 Hamburg

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