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Archiv "Diabetes Mellitus: Weniger nächtliche Hypoglykämien" (01.09.2014)

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A 1480 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 111

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Heft 35–36

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1. September 2014

DIABETES MELLITUS

Weniger nächtliche Hypoglykämien

Das Langzeit-Basalinsulin degludec ermöglicht eine stabile blutzuckersenkende Wirkung, die über 42 Stunden hinaus im therapeutischen Dosierungsbereich liegt.

H

ypoglykämien beeinträchti- gen nicht nur die Lebens- qualität der Patienten, sondern füh- ren auch zu einer weiteren Schädi- gung des bereits pathologisch ver- änderten Gefäßsystems. Auch die Angst der Patienten vor Unterzu- ckerungen hat weitreichende Fol- gen, was die Qualität der tatsäch- lich erreichten Glukoseeinstellung im Praxisalltag angeht. Die häufig noch suboptimale Kontrolle des Blutzuckers könnte mit Hilfe des neuen Basalinsulins degludec (Tre- siba®) weiter verbessert werden, stellte Prof. Dr. med. Werner Kern, Ulm, in Aussicht.

Die Definition der Hypoglykä- mie nach der Whipple Trias kommt nachts kaum zum Tragen: typische Symptome, Besserung nach Gluko- sezufuhr und pathologisch ernied- rigter Blutglukosespiegel. Einen weltweit einheitlichen Schwellen- wert gibt es nicht. So geht

die Canadian Diabetes Associa- tion von Plasmaglukosespiegeln

< 72 mg/dL (4,0 mmoL/L) aus,

die American Diabetes Associa- tion von Werten ≤ 70 mg/dL (3,9 mmoL/L) und

die Europäische Arzneimittel- agentur von Werten < 54,1 mg/

dL (3,0 mmoL/L).

Die Deutsche Diabetes Gesell- schaft (DDG) hat bislang keinen Schwellenwert definiert. Auch die Zuordnung der Symptome gestaltet sich laut Kern nicht einfach: „Nach nächtlichen Hypoglykämien klagen Diabetiker zum Beispiel über Ruhe- losigkeit im Schlaf oder Schwierig- keiten aufzuwachen.“ Der objektive Nachweis nächtlicher Hypoglykä- mien könne im Grunde genommen nur durch die kontinuierliche Glu- kosemessung gelingen.

Die Risiken von Hypoglykämien bezeichnete Kern als vielfältig und zum Teil auch gravierend. So mehr- ten sich die Hinweise, dass sie über

eine Katecholamin vermittelte Zu- nahme der QT-Zeit proarrhythmo- gen wirken. Eine Metaanalyse gro- ßer prospektiver randomisierter Studien und retrospektiver Kohor- tenstudien mit über 900 000 Patien- ten zeigte eine Verdoppelung des Risikos, kardiovaskuläre Ereignisse infolge schwerer Hypoglykämien zu erleiden.

Zudem scheinen Hypoglykämien auch einen negativen Effekt auf die kognitive Funktion zu haben, be- richtete Kern. Einer prospektiven Kohortenstudie zufolge habe sich das Risiko für eine Demenz über ei- nen Beobachtungszeitraum von zwölf Jahren bei älteren Patienten mit Typ-2-Diabetes nach schweren Hypoglykämien verdoppelt.

Die Folgen von nächtlichen Un- terzuckerungen seien für die Pa- tienten im Alltag spürbar, erklär- te Kern. Sie stören die Gedächt - niskonsolidierung während der Nachtruhe und beeinträchtigen die Schlafqualität durch Tiefschlafent- zug und Verkürzung der Schlaf- dauer. Jede Schlafstörung minde- re aber auch die Insulinsensitivi- tät und die Glukosetoleranz. Und das führe mit einer um 20 Prozent erhöhten Nahrungszufuhr am Fol- getag wiederum zu einer Ver- schlechterung der Glukoseeinstel- lung, wie eine Beobachtungsstudie gezeigt hatte.

Unsachgemäße Anpassung Hypoglykämien haben aber auch noch auf andere Weise weitrei- chende Folgen für die Qualität der Glukosekontrolle, ergänzte Priv.- Doz. Dr. Dipl.-Psych. Bernhard Kulzer, Bad Mergentheim. In die- sem Zusammenhang verwies er auf Ergebnisse der Befragungsstudie DAWN2™ (Diabetes Attitudes Wishes & Needs), nach denen sich 38 Prozent der Menschen mit Typ- 2-Diabetes und 53 Prozent mit

Typ-1-Diabetes große Sorgen ma- chen, eine Unterzuckerung zu er- leiden. Die Folge: eine unsachge- mäße Anpassung der Therapie. So verringerten einer weiteren Befra- gung in Frankreich zufolge 23 Pro- zent der Menschen mit Typ-1-Dia- betes ihre Insulindosis und jeder Fünfte erhöhte den Zuckerkonsum.

Ferner nahmen 12,1 Prozent zu- sätzliche Zwischenmahlzeiten am Tag ein und 7,8 Prozent in der Nacht.

Neue Insulinzubereitung Um dieser Tendenz einer mangeln- den Therapiepersistenz und infolge- dessen suboptimaler Glukosekon- trolle entgegenzutreten, empfahl Dr. med. Elmar Jäckel, Hannover, das Thema „nächtliche Hypoglykä- mien“ fest in das Arzt-Patienten- Gespräch aufzunehmen. Neben der Information der Patienten könnte in Zukunft auch eine neue Insulinzu- bereitung helfen, die Barrieren für eine bessere Diabeteseinstellung zu überwinden. Bei Insulin degludec (Tresiba®) handele es sich um ein neues Basalinsulin mit langer Wirk- dauer, die auf der Bildung eines subkutanen Insulindepots aus Mul- ti-Hexameren beruht.

Auf die schrittweise Herauslö- sung des Insulins aus langen Ketten von Bi-Hexameren führte er aber nicht nur die Wirkdauer von mehr als 42 Stunden zurück, sondern auch das flache Wirkprofil, wie es bislang bei keinem anderen Insulin zu beobachten sei. Infolge dieser veränderten Pharmakokinetik kom- me es im Vergleich mit Insulin glar- gin zu einer verdoppelten Halb- wertszeit bei wesentlich verringer-

ter Variabilität.

Martin Wiehl

Veranstaltung: Novo-Nordisk Pressegespräch

„Nächtliche Hypoglykämien – Ein 360°-Blick auf eine wichtige Intensivierungsbarriere“ in Frankfurt am Main

P H A R M A

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