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Neue indische Dramen.
Von
£. Hultzsch.
Unserm Ebrenmitgliede Öästraviäärada Jainächärya
Srivijayadharmasüri verdanke ich eine große Anzahl von
Jaina-Werken , die auf seine Veranlassung gedruckt worden sind.
Unter ihnen befinden sich mehrere bisher unbekannte oder un¬
gedruckte Dramen. Im Polgenden gebe ich eine kurze Beschreibung 5
derselben und ein paar anderer Stücke, die in Indien erschienen sind.
I.
Mudrita-Kumudaehandra-prakaranam. Jaina - Ya^övijaya-
Granthamälä, Nr. 8. Benares, Vira-Sarijvat 2432.
Der Verfasser ist Yaäa^chandra, Sohn des Padmachandra. 10
Sein Großvater, der Kaufherr (dreshthi) Dhanadeva aus der Dharkata- Familie ^) , scheint der Minister eines Pürsten von SäkambharT
in Sapädalaksha^) gewesen zu sein; s. pp. 1, 2. Das Drama hat
fünf Akte und beschreibt eine Disputation zwischen dem Cvetäm¬
bara De vas üri und dem Digambara Kumudachan dra vor dem i.'i
Chaulukya-Könige Jayasimba Siddharäja, in welcher Kumu-
dachandra zum Schweigen gebracht wurde (mudrita)'^). An zwei
Stellen (pp. 20, 25) wird eine andere Disputation erwähnt, in der
Devasüri vor Arnoräja den Digambara Gunachandra besiegte.
Über Jayasimba Siddharäja von Gujarät und über den Chäharaäna- 20
Pürsten Arnoräja von SäkambharT (Sämbhar) s. Kielhorn, Ep. Ind.,
Vol. VIII, Appendix I, p. 14*). Nach dem Prabhävakacharitram
fand die Disputation zwischen Devasüri und Kumudachandra in
Samvat 1181 statt, und Devasüri starb in Samvat 1226; s. Klatt,
Ind. Ant, Vol. XI, p. 254 und Peterson, Fourth Beport, p. LVf. «5
1) Dies ist der Name einer Kaste von Kauf leuten; S. Ep. Ind., Vol. VIII, p. 206, Zeile 4' und Jacobi, Bhavisattakaha, S. 5* f.
2) Vgl. Ind. Ant., Vol. VI, p. 186 und Ep. Ind., Vol. II, p. 422.
3) In Bühler's Kasmir Report (p. CLXXI, Nr. 834) ist dasselbe Drama verzeichnet, aber das Wort mudrita am Anfange des Titels weggelassen.
4) Über Arnöraja vgl. auch Bühler, Leben des Hemachandra , S. 26 f., 30 f., 34.
62 Hultzsch, Neue mdische Dramen.
Devasüri ist der Autor zweier Nyäya-Werke: 1. des umfang¬
reichen Syädvädaratnakara^) und 2. des Pramänanayatattvälökä- lankära, der in knappen Sütras abgefaßt ist'). Devasüri's Schüler
Ratnaprabhasüri schrieb zu dem letzteren einen Kommentar namens
6 Bafnäkaravatärikä. Das Sütra-Werk des Devasüri bildet Nr. 1
der Jaina-Yaäövijaya-Granthamälä, und der Kommentar des Ratna¬
prabhasüri Nr. 5 und 20 dieser Serie. In Sarnvat 1238 verfaßte
derselbe Ratnaprabhasüri einen Kommentar zu Dharmadäsagani's
TJpadedamälä; s. Peterson's Third Report, p. 165 fif. und Fifth
10 Report, pp. LVII, 123 f
Unter den Personen des Dramas findet sich Sripala Kavi¬
räja. Dieser ist identisch rait dem Verfasser der^Vadnagar-Pra^asti
des Kumärapäla; s. Bühler, Ep. Ind., Vol. I, p. 295. Er stammte
aus der Prägväta-Pamilie *) und war der Sohn eines Lakshmana;
16 s. Muni Jinavijaya's Einleitung zum Draupadisvayarhvaram (unten, V), pp. 8, 22.
Auf p. 49 des Mudrita-Kumudacharulram werden die Nyaya-
und Vaiceshika-Lehrer Kanada, Akshapäda, Uddyotakara,
Vächaspati und Udayana erwähnt. Der Satz [ftTS'^'W^]
2ufi[ Tf^ 5«n«iiT%#^ ftgwr^wf^wr^it f^^Tfft
(p. 26) ist offenbar eine Reminiszenz an Mägha, XIX, 76.
II.
Nirbhaya-Bhima-vyäyoga, herausgegeben von Örävak Pandit
Hargövinddäs und Sr. P. Bechardäs. Ya^övijaya-Jaina-Granthamälä,
25 Nr. 19. Benares, Vira-Samvat 2437.
Dieser kurze Einakter ist eine Bearbeitung des Bakamdha-
parva (I, 10) des Mahäbhäratam. Personen: die fünf Pandavas,
Draupadi, ein Brahmane, dessen Mutter, seine Gattin MälatT, ein
Tempeldiener , Baka und seine Räkshasas. Baka spricht Sanskrit,
30 sein Gefolge MägadhT.
Der Verfasser, Rämachandra, war ein Schüler des be¬
rühmten Gelehrten Hemachandra. Er selbst rühmt sich, hundert
Werke verfaßt zu haben. Verzeichnisse eines Teiles derselben finden
sich in den Vorreden der Herausgeber des Nirbhayä-Bhima und
35 des Kaumudi-Mitrwnandam (s. unten). Weber veröffentlichte Proben
aus Bämachandra's Gedichte Vihäradatakam*) (Verzeichnis, Band II,
1) S. die Vorrede zu Nr. 1 der J.-Y.-Granthamäla, p. 6 f.
2) Sielie Peterson's First Report, p. 131, Nr. 361 f. Vermutlich ist das erste Werk ein Kommentar des Verfassers zum zweiteu.
3) Dies ist der Sanskrit-Name der Porväls, einer Kaste von Kauf leuten.
Siehe ASWI., Vol. II, p. 172, Anm.; Ind., Vol. I, p. 24, n. 10 und Vol. II, p. 41. Nach Baines, Ethnography, p. 146 zählen die Porväls jetzt ungefähr 75 000.
4) Der volle Titel ist Kumäravihärasatakam; s. die beiden obengenannten Vorreden. Das Gedicht verherrlicht einen von dem Chaulukya-Könige Kumä¬
rapäla erbauten Tempel des PärsvanStha in Aiihilväd; vgl. Bühler, Leben des
Hultzsch, Neue indische Dramen. 63
Nr. 1972) und Peterson den Prolog seines Dramas Raghuviläsam^) (Fifih Report, p. 144 flf.). Eine Handschrift des Nirlhaya-Bhima- vyäyöga befindet sich in Cambay {First Repmt, Appendix I, p. 80 f.).
Nach dem Prabandhachintämani wurde Rämachandra von dem
Chaulukya-König Ajaya (Samvat 1230—1233), dem Neflfen und
Nachfolger des Kumärapäla, umgebracht ; s. Tawney's Übersetzung, p. 152 f.
III.
Kaumudi-Mitränandam , herausgegeben von Muni Punyavi-
jaya. Jaina-Atmänanda-Grantharatnamälä, Nr. 59. Bhavnagar, 1917.
Der Verfasser ist ebenfalls Rämachandra, ein Schüler des
Hemachandra und Autor von hundert Werken. Nach dem Prolog
(p. 2) ist das Kaurnudi-Mitränandarn ein prakaranam und war
das zweite von dem Dichter verfaßte Drama {rüpakam). Bemerkens¬
wert ist, daß der Sütradhära den Dichterfürsten {kavindra) Muräri, dessen Zeit bisher unbestimmt war**), als einen noch lebenden Zeit¬
genossen des Räma[Chandra] zu erwähnen scheint ; s. p. 3, Vers 3:
«^•tJTIIVTg TwfwfTT^^rorJT'an^T-
f'Hü'jf^i: ^sflT iff ♦j^^iRiff^TT^: i
^ TTKra-pq: f^iWT IT^St^ ^Zf^
TirTWT^sniTiin'^^fTfTT fiTT^ ?Tiftr w. ii
Muräri, der Verfasser des geschmacklosen Dramas Anargha-Rägha¬
vam'), lebte also wahrscheinlich um dieselbe Zeit wie der Dichter
Mankba, der in seinem Srtkanthacharitam (XXV, 74) den Muräri
erwähnt und im Kommentare zu seinem Köäa das Anargha-Rägha¬
vam zitiert*). Es folgt eine gedrängte Übersicht des bunten In¬
halts des Kaumudi-Mitränandam.
Akt I. — Zwei Schiffbrüchige aus der Stadt Kautukamangala,
der Jaina Mitränanda, Sohn des Kaufmanns Jinadäsa, und der
Brahmane Maitreya, landen auf der Insel des Varuna, wo sich
ein goldener Tempel dieses Gottes und eine Einsiedelei des Patri¬
archen Ghöraghöna befinden. Bei letzterem deponiert Miträ¬
nanda sein gerettetes Geld. Der Patriarch verlobt ihm seine Tochter Kaumudi.
Hemachandra, S. 30, 32, 40 f., 43, und über RSmachandra S. 19, 44. Eine Kumäravihärapraiasti verfertigte ein anderer Schüler des Hemachandra namens Vardhamänagani ; s. Petersen, Tliird Report, p. 18 und Appendix, p. 316.
1) In BUhler's Kasmir Report (p. XLIX, Nr. 760) ist der Titel verlesen (Raghuvüäpa).
2) Siehe Konow, Das indische Drama, S. 83.
3) Vgl. Wilson's Theatre of the Hindus, third edition. Vol. II, p. 375 ff.
4) Siehe Zachariae's Epilegomena zum Mankhakosa (Wien, 1899), S. 49.
Auch Mahendrasfiri's Kommentar zu Hemachandra'a Anekarthasamgraha zitiert das Anargha-Räghavam; s. Zachariae's Epilegomena zum Anekarthasam¬
graha (Wien, 1893), S. 25.
64 Htdtzsch, Neue indische Dramen.
Akt II. — Die beiden Freunde finden einen von Varuna mit
Nägeln an einen Mangobaum gefesselten Halbgott, den auf dem
Berge Ratnaküta residierenden Siddba-Fürsten A n aü gadäs a
Mitränanda befreit ibn mit Hilfe eines von Kaumudi gelieferten
6 zauberkräftigen Juwels, und Maitreya heilt die Nägelwunden durch
Bestreichung mit dem Saft eines als Armband getragenen Krautes,
welches Anaügadäsa ihm übergibt 2). Varuna steigt vom Himmel
herab und will den Mitränanda an den Mangobaum nageln. Als er
jedoch erfährt, Miträiianda sei der zukünftige Schwiegersobn des
10 Patriarchen , übergibt er ihm Anangadäsa's Halskette Kalpalatä, welche die Kraft besitzt, Liebe zu erregen.
Akt III. — Beim Anblick der wunderbaren Halskette verliebt
sich Kaumudi in Mitränanda. Sie gesteht ihm , daß die Asketen
Schwindler seien, und daß bisher alle anderen reichen Kaufleute,
15 mit denen sie ihr Vater vermählt habe , in eine unter dem Bette
verborgene Grube gestürzt seien, und verspricht, ihn mit ihren ge¬
sammelten Schätzen nach Ceylon (Simhaladvipa) zu begleiten. Ver¬
mählung der Kaumudi mit Mitränanda , welcher von der Göttin
Jän guli einen Zauberspruch gegen Gift empfängt.
20 Akt IV. — Mitränanda und Kaumudi, welche den Schatzkasten
trägt, sind in Ceylon angelangt. In der Nähe von Ranga^älä, der
Hauptstadt des Vikr&mabähu, betreten sie einen Tempel der
Kätyäyani. Die Polizei verhaftet den Mitränanda als einen Dieb.
Akt V. — Das Paar wird vom Könige verhört,'dessen Minister
25 Kamarati unterdessen von Begierde nach Kaumudi erfüllt wird.
Eine Dienerin meldet , daß der Kronprinz Lakshmipati infolge
eines Schlangenbisses gestorben sei. Mitränanda gedenkt der Göttin Jängull, die den Toten wieder belebt. Der erfreute König befiehlt dem Minister, das Ehepaar in sein Haus aufzunehmen.
30 Akt VI. — Maitreya hat einen in Ratnäkara residierenden
Vasallen des Königs Vikramabähu, namens Vijayavarmä, welcber
von seinem Feinde Chakrasena im Kampfe gefährlich verwundet
worden war, durch Bestreichung mit dem Saft eines Krautes geheilt.
Vijayavarmä wünscht im Tempel des Yaksha-Fürsten Löbitapäni
35 ein Menschenopfer darzubringen. Da erscheint der vom Minister
Kämarati mit einem Uriasbrief abgesandte Mitränanda, wird aber von
Maitreya erkannt und von Vijayavarmä selbst seiner Fesseln entledigt.
Akt VII. — Am Morgen, nachdem Kämarati den Mitränanda
fortgeschickt hatte, wurde Kaumudi von der eifersüchtigen Frau
40 des Ministers ans dem Hause gewiesen ; ein alter Mann trug ihren
1) Dieser war nacii VaruiiadvTpa geltommen, um die Kaumudi zu ent- fiiliren (p. 126), und liatte durch die Kraft eines Zauberpulvers seine Gestalt geändert (p. 19).
2) Auf S. 22, Zeile 9 lies qi^lf^ (Vorderarm) für das sinnlose qi^T^^t^ i ebenso nach Vallabha's Kommentar für ^j^fl^ bei Mägha, Xlll, 41.
Hultzsch, Nette indische Dramen. 66
Kasten. Auf dem Wege trafen die beiden Sumiträ, eineTochter
des Kaufherrn Vanadeva aus der Stadt Alaka (s. p. 89), die von Vijaya¬
varmä gefangen genommen worden war (s. p. 69), und deren Mutter
und kleinen Bruder. In der Nähe von Vyäghramukhi, einer Nieder¬
lassung (palli) von Wilden (Sahara, p. 89), werden alle diese von 5
deren Häuptling Vajravarmä gefangen genommen. Ein Wilder
bringt den gefesselten Führer einer anderen Karawane aus Suvarna¬
dvTpa. Dieser entpuppt sich als Makaranda, ein Jugendfreund
des Mitränanda (vgl. p. 8 f.). Ein Bote bringt aus der Stadt Velan-
dhara ein Schreiben des Kronprinzen Lakshmipati, der sich bei dem lo
Häuptling nach dem gegenwärtigen Aufenthalte des Mitränanda und
der Kaumudi erkundigt. Kaumudi teilt dem Häuptling mit, daß
Vijayavarmä die Sumiträ dem Makaranda zur Gattin bestimmt habe
(vgl. pp. 75, 77). Der Häuptling erklärt, die Hochzeit der beiden
ausrichten zu wollen. 15
Akt YIII. — Makaranda, Kaumudi und Sumiträ trelfen in
der Stadt Ekachakrä einen äivaltischen Yögl (Käpälika) , der sie
vor einem auf Prauen erpichten Luftwandler (Vidyädhara) wamt
und die beiden Frauen veranlaßt, siöh in ein unterirdisches Gemach
zurückzuziehen. Den Makaranda ersucht er, ihm bei einer Be- 20
schwörung des Vidyädhara Hilfe zu leisten. Er belebt einen Leich¬
nam , der ein Schwert ergreift. Makarandsf schöpft Verdacht und
gedenkt eines Zauberspruches, worauf der belebte Tote mit seinem
Schwert auf den Käpälika einschlägt. Dieser verschwindet, der
Leichnam fällt zu Boden, und das unterirdische Gemach ist unsicht- 25
bar geworden.
Akt IX. — Vor dem Kronprinzen Lakshmipati erscheint der
Kaufherr Naradatta aus Velandhara, welcher sich die Karawane
des Makaranda angeeignet hat (s. pp. 84, 98), und beschwert sich
darüber, daß ihm Makaranda seinen Anteil genommen habe. Das- 30
selbe behauptet der herbeigeholte Makaranda von Naradatta. Die
Ankunft des Vajravarmä und Mitränanda entscheidet den Streit.
Naradatta und sein Gehilfe, ein Ausländer (Barbara oder Mlechchha),
werden zum Tode verurteilt, aber auf Bitten des Vajravarmä und
Mitränanda begnadigt. 33
Akt X. — Mitränanda und Makaranda finden ihre Gattinnen
Kaumudi und Sumiträ wieder auf dem Berge Ratnaküta bei dem
Siddba-Fürsten Anangadäsa, der sie entführt hatte (vgl. -^kt VIII).
Der letztere erhält das Wunden heilende Kraut Samröhini, welches
Maitreya an sich genommen hatte (s. pp. 22 f. , 64 f.) , und seine 40
Halskette Kalpalatä, welche Varuna dem Mitränanda übergeben
hatte (s. pp. 18 f, 26), zurück.
In einem Kompositum im Schlußverse des Dramas (^HTTTTTI^-
^pi^f?r^r^J^) ist der Name des Verfassers Rämachandra versteckt i).
1) Dasselbe gilt von den Schlußversen des Nirbhayä-Bhima und KumZi- ravihärasatakam des Rämachandra.
ZeitBchr. der D. Morgenl. Ges. Bd. 75 (1921). ^
66 Hultxsch, Neue indische Dramen.
Endlich bemerke ich noch, daß an zwei Stellen (pp. 49, 55) der
Ausdruck udvarüa-desha, ,übrig' vorkommt. Nach Zachariae {Indog.
Forsch., XXXII, 348) ist udvarita eine falsche Sanskrit-Übersetzung
von Präkfit uwaria (= Skt. *uparika).
6 IV.
Prabuddha-Bauliineyam , nach einer einzigen, alten Hand¬
schrift herausgegeben von Muni Punyavijaya. Jaina-Atmänanda-
Grantharatnamälä, Nr. 60. Bhavnagar, Vikrama-Sariivat 1974.
Der Verfasser des Stückes ist Rämabhadra Muni, Schüler
10 des Jayaprabhasüri aus der Schule des Devasüri, ,der den Stolz
großer Disputanten (vädindra) vernichtete' (p. 3). Das Drama ist
ein prakaranam in sechs Akten und wurde an einem Peste (yätrö-
tsava) in einem Tempel des Yugädideva (Rishabha) aufgeführt,
welcher von zwei Zeitgenossen eines ungenannten Chähamäna-
15 Fürsten, Ya^övira und Ajayapäla aus der Familie des Päräva-
chandra , erbaut worden war (p. 2 f.). Der Herausgeber zitiert in
seiner Vorrede (p. 2 f.) eine Jälör-Inschrift mit folgenden Daten t"^)
1. In Samvat 1221 wurde ein von dem Chaulukya Kumära¬
päla von Gujarät auf Wunsch des Hemasüri (d. i. des berühmten
io Gelehrten Hemachandra) erbauter Terapel des PärSvanätha dem
Vädindra Devächärya übergeben.
2. YaCövIra, Sohn des Päsü. Samvat 1242 unter dem Chäha-
raäna Samarasiinha.
3. Pür^iadeväcbärya , Schüler des Devächärya. Samvat 1256.
«5 4. Rämachandrächärya, Schüler des Pürnadevasüri. Sanivat 1268.
Der Devasüri des Dramas ist offenbar identisch mit dem Devä¬
chärya der Inschrift, Yaäövira aus der Familie des Pärävachandra
mit Yasövira, dem Sohne des Päsü, und der Chähamäna-Fürst des
Dramas mit dem Chähamäna Samarasiriiha der Inschrift. Über den
30 letzteren s. die Tafel in Ep. Ind., Vol. XI, p. 78; über den Chaulukya
Kumärapäla Vol. VIII, Appendix I, p. 14; und über Devasüri (f
Sanivat 1226) meine Bemerkungen zum Mudrita-Kumudachan-
dram, oben S. 61 f.
Der Inhalt des Dramas ist in Kürze folgender:
35 Akt I. — Der Räuber Rauhineya, Sohn des Löhakhura,
entführt eine mit Blumenpflücken beschäftigte junge Frau namens
MadanavatI''), während sein Helfershelfer, ein Sabara (welcher
MägadhI spricht), deren Geliebten fernhält.
Akt II. — Der Sahara nimmt am Tanz einer Hochzeitsgesell -
40 schaft teil. Rauhingya erscheint in der Verkleidung der Mutter
des jungen Ehemanns Manoratha und entführt diesen, um sich
1) Dieselbe Inschrift hat D. R. Bhandarkar herausgegeben; s. £». Ind., Vol. XI, p. 54 f.
2) Sie ist die Frau eines gewissen Lalitäi'iga (p. 38 f.) und eine Tochter des Karawanenherrn Dhana (p. 46).
HuUzsch, Neue indische Dramen. 67
seiner Schmucksachen zu bemächtigen , wobei er die Anwesenden
durch eine aus Flicken hergestellte Schlange {chtn'kä-sarpd) er¬
schreckt.
Akt III. — Der Kaufherr Subhadra meldet dem Könige Srenika
von Magadha ^) den Raub seines Sohnes Manoratha, und der Karawanen- s
herr Dhana den seiner Tochter Madanavatl. Der Minister Abhaya¬
kumära erbietet sich, den Räuber ausfindig zu machen. Ein ge¬
wisser Sumukha verkündet, daß soeben Vardhamänasvämi in
einem Park außerhalb der Stadt vom Himmel herabgestiegen sei.
Akt IV. — Rauhineya wird gefangen. lo
Akt V. — Er leugnet vor dem Könige seine Schuld , bleibt
aber in Gewahrsam.
Akt VI. — Als er am nächsten Morgen aus dem Rausch er¬
wacht*), versuchen Prauen und Musiker unter der Leitung des
Tanzlehrers Bharata ihm vorzutäuschen, daß er sich im Himmel 15
befinde , und ihn zu einem Geständnisse zu bewegen. Er durch¬
schaut aber diesen Plan des Ministers, weil er sich an einen von
Vardhamänasvämi gesprochenen Vers (p. 57) erinnert, den er vor
seiner Gefangennahme zufällig gehört hat, und in dem die Merk¬
male der Götter (Preiheit von Schweiß, Nichtberührung des Erd- so
bodens und unverwelkliche Kränze) aufgezählt sind, und beteuert
seine Unschuld. Nachdem ihm Straffreiheit versprochen worden ist,
bekennt er seine Missetaten und führt den König und den Minister
nach einer Höhle am Berge Vaibhära, wo sich die beiden Ent¬
führten und alles gestohlene Gut wiederfinden. «ft
Aus Weher's Verzeichnis (II, S. 916, Zeile 3) ergibt sich, daß
die Geschichte des Rauhineya auch von Hemachandra im Kom¬
mentar zu seinem Yögagästra behandelt worden ist. An einer •
anderen Stelle (II, S. 1098) erwähnt Weber das Rauhineyacharitrani
eines gewissen Devamürti. Dieser Text liegt mir gedruckt vor so
(Atmänanda-Grantharatnamälä, Nr. 45. Bhävnagar, Vikrama-Samvat
1972) und ist in mangelhaften, wie es scheint aus dem Präkrit
übersetzten Versen abgefaßt.
V.
Draupadisvayanävaram, nach einer einzigen Handschrift heraus- ss
gegeben von Muni Jinavijaya. Jaina-Atmänandasabhä. Bhävnagar,
[19]18.
Der Verfasser ist Vij ay apäla, Sohn des Siddhapala und
Enkel des Kaviräja (p. 3). Wie Muni Jinavijaya in seiner wert-
1) Dieser riilimt sich, den König Chanda-Pradyöta vertrieben zu haben;
s. p. 40 f. Über Srenilia, der in KSjagiiba residierte, und seinen Sohn Abhaya- liumära siehe z. B. Tawney's Vorwort zu seiner Übersetzung des KalhäkoSa, p. IX und Hertel, Geschichte von Fäla und Göpäla, S. 127 ff. t)ber Chanda- Pradyota von Ujjayinl s. Nr. III und V in Jacobi's Ausgewählten Erzählungen in Mähäräshtri; Nachrichten, G(iW., 1886, 226 ff.: Hertel, Pala und Göpäla, S. 101 ff. 2) Hiernach heißt das Drama Prabuddlia-Rauhineyam.
b*
68 Hultzsch, Neue indische Dramen.
vollen Einleitung gezeigt hat, war Siddhapala ein Zeitgenosse des
Chaulukya Kumärapäla, und sein Vater Kaviräja, dessen eigent¬
licher Name Sripäla lautete, der Hofpoet des Jayasimha Siddha¬
räja; vgl. meine Bemerkungen zum Mudrita-Kumudachandram,
6 oben, S. 62. Das Stück ist ein nätakam in zwei Akten, in welchem die heroische und die wunderbare Stimmung vorwiegen {mrädbhuta-
rasa-prädhänam). Der StofF ist dem Mahäbhäratam (I, parva 12)
entnommen. Es wurde aufgeführt zu Anahillapätakam auf
Befehl des Chaulukya-Königs Bhlmadeva (II.) Abhinavasiddha-
10 räja, dessen Inschriften zwischen 1199 und 1238 datiert sind; s.
Kielhorn, Ep. Ind., Vol. VIII, Appendix I, p. 14.
VI.
Karunä-Vajräyudham , berausgegeben von Muni Chaturavi-
jaya. Jaina-Ätmänanda-Grantharatnaraälä, Nr. 56. Bhävnagar, 1916.
15 Dieses nätakam ist eine dramatische Bearbeitüng der bekannten
Sage von Sibi. Der mitleidige König, welcher die Taube vor dem
Ealken beschützte, heißt aber hier Vajräyudha') und ist ein
Sohn des Tirthakara Kshemarrikara, welcher in der Stadt Ratnasanii- chayä in der Provinz Mai'igalävatl-vijaya^) residierte (p. 7). Eine so Gujaräti-Übersetzung dieses Stückes (Ahmadabad, 1886) verzeichnet
Guerinot in seiner Bibliographie Jaina, p. 200, Nr. 409.
Der Verfasser des Dramas ist Achärya Bälachandra mit
dem Beinamen Srutade vatäsuta ^) , das Haupt des Bapuri gana und
ein Schüler des Haribbadrasüri. Die nächsten Vorgänger des letzteren
25 waren Devendraguru, Bhadreävarasüri und Abhayadevasüii (p. 4);
vgl. Peterson's Fifth Report, Index of Authors, p. XLVII. Die
Aufführung des Dramas erfolgte in einem Tempel des ersten Tlrtha-
• kara auf Befehl des Vastupäla, Ministers des Gürjara-Königs
Viradhavala. Vastupäla's Stammbaum setzt sich aus folgenden
30 Namen zusammen: Chandapa*) aus der Prägväta-Pamilie^) ; dessen
Sohn Chandaprasäda ; dessen Sohn Söma; dessen Sohn AÄvaräja;
dessen ältester Sohn Malladeva und dessen jüngerer Bruder Vastu¬
päla ; dieser beiden jüngster Bruder Tejahpäla. Dieselbe Genealogie findet sich in Sömg^vara's Kirtikaumudi (III, 1—24), in Arisimha's Sukritasamkirtanam_{lll, 4th — hQ), in zwei Inschriften des Tejah¬
päla auf dem Berg Abü aus dem Jahre 1230 {Ep. Ind., Vol. VIII,
1) Ebenso heißt er in einer Jaina-Legende, deren Text J. J. Meyer in seinen Hindu Tales (p. 301 f.) veröffentlicht hat, und in Webers Verzeichnis, II, Nr. 2013.
2) Nach Weber's Verzeichnis {a. a. O.) gehörte diese Provinz zu Pürva- Vidcha. Über vijaya = vishaya s. Böhtlingk's Wörterbuch in kürzerer Fassung.
31 Vgl. das Synonymum Vägdevisuta in Peterson's Third Report, Appendix, p. 103, Vers 15 und Fifth Report, Appendix, p. 48, Vers 14.
4) Vers 6 liest Chai_idaka, aber Vers 9 Chandapa, wie die anderen Genealogien.
5) S. oben, S, 62, Anm. 3.
Hultzsch, Neue indische Dramen. 69
pp. 214, 218, 219) und in sechs Inschriften des Vastupäla auf dem
Berge Girnär aus dem Jahre 1232 (ASWI., VIII, p. 328 ff.).
Derselbe Bälachandra ist der Verfasser von drei anderen Werken : 1. eines Kommentars zu Äsada's üpadeäakandali • s. Peterson's
Fifth Report, pp. XLVI f. und 42 ff. 5
2. eines Kommentars zu Asada's in Sarnvat 1248 verfaßter
Vivekamanjari. Bälachandra schrieb diesen Kommentar auf Wunsch
von Äsada's Sohne Jaitrasimha; s. Peterson's Third Report, p. 40
und Appendix, p. 100 ff. Der Güte des Jainächärya Örivijayadhar-
masüri verdanke ich ein Exemplar der Vivekamarjari mit Bäla- lo
Chandra's Kommentar, herausgegeben von Pandit Haragövindadäsa ;
Benares, Vikrama-Samvat 1975; 217 Blätter.
3. eines mahäkävya namens Vasantaviläsa; s. die Vorreden
der beiden Herausgeber der Vivekamanjari und des Karunä- Vajrä-
yudham. Peterson {Second Report, Appendix, p. 5, Nr. 88 und is
Sixth Report, p. 90, Nr. 357) verzeichnet ein Gedicht namens
Vasantaviläsa in Sanskrit und Präkpt, ohne Angabe des Verfassers.
YII.
Dharmäbhyudayam , herausgegeben von Muni Punyavijaya.
Jaina-Ätmänanda-Grantharatnamälä, Nr. 61. Bhävnagar, 1918. üo
Der Name des Verfassers ist Meghaprabhächärya. Eine
Süktamuktävali desselben Dichters erschien zu Bhävnagar im selben
Jahre. Sie besteht aus Strophen im Aryä-Metrum. Der Text weist
Lücken auf und geht offenbar auf eine beschädigte Handschrift
zurück. 25
Das Dharmäihyudayam wurde bei einem Feste {yätrötsava)
in einem Tempel des Pärävanätha-Jina aufgeführt (p. 1 f.) ^). Der
Inhalt ist kurz folgender. Dem Könige Dasärnabhadra ver¬
kündet sein Gärtner, daß Vardhamänasvämi im Parke von
Daäärnapura vom Himmel herabgestiegen sei. Der König besteigt .ho
mit seinem Minister den Staatselefanten. Indra steigt vom Himmel
herab, mit Brihaspati und ÖachT auf seinem Elefanten Airävana
sitzend und von den Göttern umgeben , um den Jina zu verehren.
Der König fühlt sich durch den Anblick der Pracht des Indra
gedemütigt , schämt sich seines früheren Stolzes auf seine Macht ss
und beschließt, auf den Thron zu verzichten und Asket zu werden.
Der Liebesgott Madana erscheint mit seinen beiden Gattinnen Rati
und Priti und will den Pfeil Möhana auf den königlichen Asketen
{Räjarshi) abschießen, fällt aber ohnmächtig zu Boden. Indra
bringt ihn wieder zum Bewußtsein und verehrt den Mahävira und 40
den Dasärnabhadra. Er gebietet dera Minister, dessen Sohn Sunan -
dana zum Könige zu salben und die Damen des Harems und die
Höflinge zu trösten, schenkt ihm ein kostbares Kostüm namens
1) Zu ^^Tf: l^Zft^'^. ,in diesem Jalire' (p. 2) s. Päiiini, V, 3, 22.
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70 Hultzsch, Neue indische Dramen.
Satruiljaya und kehrt in den Himmel zurück, um einer Vorstellung der Pantomime {näfya) Bähubalivijaya^) beizuwohnen.
In die letzte Zeile des Dramas (^ft^TWfTT ^f^lMf?!:
%TRf^ hat der Verfasser seinen eigenen Namen versteckt^).
5 In der Unterschrift heißt das Stück W^»?^^ TUT ^l«tlTT3!r-
Tf^^l, ist also ein Schattenspiel. Die Schattenbilder wurden durch
Projektion von Puppen auf die Rückseite eines dünnen weißen
Vorhangs hervorgebracht. Dies ergibt sich daraus, daß, als der
König das Gelübde ablegt, Asket zu werden, die Bühnenanweisung
10 (p. 15) lautet: — «J+ff^'ftltKl'JjfTI^WrO M^^^sti WRT^: ;
,vom Inneren des Vorhangs ist eine Puppe {putraka) , welche die
Kleidung eines Asketen trägt, dorthin zn stellen". Der Ausdruck
sthäpaniya spricht für die Richtigkeit der Erklärung des drama¬
tischen Kunstworts sthäpaka durch , Aufsteller der Puppen' ; s.
16 Pischel, Die Heimat des Puppenspiels, S. 10. Nach Nllakantha^) zu Mahähh. XII, 294, 5 waren die Puppen aus Leder verfertigt*);
s. Pischel, SPAW., 1906, 487.
Nach Webers Verzeichnis (II, S. 1026) behandelt Merutunga
die Legende von Dasärnabhadra im vierten Buche seines Mahäpu-
20 rushacharitam, und Hemachandra's Paridishtaparva (XI, Vers 124 f.)
setzt dieselbe als bekannt voraus; s. Jacobi's Ausgabe, p. 70 der
Vorrede und p. 288 des Textes.
VIII.
Pärijätaharana-nitakam , herausgegeben und übersetzt von
26 Sir George Grierson. Patna, 1917.
Dieses interessante Stück ist eine lyrisch-dramatische Bearbeitung
einer Sage , die dem Harivamda entnommen ist. Es erinnert an
das Gitagövindam insofern, als häufig, wie in persischen und euro¬
päischen Gedichten , Endreime verwendet werden. Wie in den
30 übrigen Sanskrit-Dramen , sprechen hier die Männer Sanskrit und
die Frauen Sauraseni; aber in den eingeschobenen Gesängen be-
1) Bähubali ist der Name eines Jaina-Heiligen; s. Ep. Ind., Vol. VII, p. 108.
2) Vgl. die Schlußverse der Werke des Rämachandra, oben, S. 65 und Anm. 1.
3) Den von dem Kommentator überlieferten Ausdruck jala-maiidapikä , Schattentheater" leitet Printz sehr ansprechend von dem arabischen Worte Ji, .Schatten' ab; s. ZVS., 44,93. Dazu stimmt, daß die arabische Bezeich¬
nung des Schattenspiels jJiJ! ^LßJ>- lautet; s. Jacob, Geschichte des Schatten- tiieaters, S. 24 und Kahle, Islam, II, S. 186.
4) In Ägypten wurden sie aus Leder ausgeschnitten; s. Kahle, Islam, I, S. 264 f.
7
Hultzsch, Neue indische Dramen. 71
dienen sich beide Geschlechter des Maithili-Dialekts. Ohne Grierson's
Übersetznng würden uns diese Strophen unverständlich bleiben.
Der Verfasser ist Umäpati Upädhyäya, und ' sein Patron
Hindüpati Hariharadeva, Pürst von Mithilä (p. 10). Nach
Grierson war der letztere wahrscheinlich ein Zeitgenosse des Ghiyä- 6
niddin Tughlaq und fiel im Jahre 1324. Umäpati ist nicht zu
verwechseln mit Umäpatidhara i) , dem Hofdicbter des Lakshmana¬
sena, mit dem ihn R. Milra identifizierte; s.. Notices, V, Nr. 1888.
IX.
Faulastyavadbam. Ohne Titelblatt. Printed at the Oriental lo
Press, Madras. 130 Seiten.
Dieses nätakam hat sechs Akte. Der Stoff ist, wie der Titel
andeutet, dem Rämäyanam entnommen. Der Verfasser ist der
ausgezeichnete Gelehrte Lakshmanasüri, dem wir Kommentare
zu mehreren älteren Dramen verdanken; s. Ind. Ant., Vol. XXXIV, 15
p. 176. Ein modernes Stück desselben Autors, das Dillisämräjyam,
hat Cappeller in der Deutschen Rundschau (1913, S. 452 ff.) aus¬
führlich behandelt. Es hat zum Gegenstand die Krönung Georgs V.
zum Kaiser von Indien. Ein anderes nätakam derselben Art ist
das fünfaktige Järja-chakravarti, makutäbhishekam des Näräyana 20
Dikshita aus Övetäranyam, d. i. Tiruvengädu im Tanjore-Di.strikt (Madras, 1912).
Halle, 4. Dezember 1920.
1) S. über diesen Kielhorn's Ausgabe der Deopara-Inschrift des Vijayasena in Ep. Ind., Vol. I, p. 305 f. und Pischel, Die Hofdichter des Lakshmanasena, pp. 6—17.
72
Die Geschichten des toten No-rub-can.
Eine tibetische Form der Vetälapancavimäatikä aus Purig.
Von A. H. Francke.
Vorbemerkung.
Unter den tibetischen Handschriften , welche ich noch glück¬
lich nach Deutschland gerettet habe, befindet sich ein Heft, welches überschrieben ist: Jto-ho-riib-can-gyi sgruhs, „Geschichten des Leich- 6 nams No-rub-can". Dasselbe enthält 21 engbeschriebene Quartseiten:
und die Handschrift ist ganz deutlich die des Ye-shes-rig-'adzin,
des Lehrers der Missionsschule von Khalatse, welchen ich öfters
anstellte, das nachzuschreiben, was bekannte Märchenerzähler sangen
und sagten. Leider finde ich gar keine Nachricht über den Mann,
10 welcher die Geschichten vorgetragen hat, und auch mein Gedächtnis läßt mich in dieser Sache im Stich.' Ich halte es aber für möglich,
daß diese Geschichten von demselben Mann stammen, der aucb die
, Lower Ladakhi Version of the Kesarsaga" (Bibliotheca Indica, New
Series, No. 1134) vorgetragen hat. Sein persönlicher Name ist
15 dKon-mchog-bkra-shis, und sein Hausname rGya-mthso-pa. Dem¬
selben Mann verdanke ich übrigens auch die Texte des tibetiseben
Reinecke Fuchs, und die Sammlung ,The Paladins of the Kesar¬
saga". Obgleich dieser Mann in Khalatse wohnte, stammte er doch
aus Lerdo (Lai-rdo) bei Tagmacig, also aus einem Ort, den man
so zu Purig rechnen muß ; denn Lerdo gehörte zum alten Fürstentum
Cigtan. Die Sprache der Märchen ist der Dialekt von Purig, und
zwar haben wir es hier mit der buddhistischen Abart (im Gegen¬
satz zur mohammedanischen) zu tun. Sehr gern würde ich die
Handschrift herausgeben, so, wie ich sie finde. Und Texte in
«5 tibetischen Mundarten sind ja ttwas seltenes. Da aber die Ortho¬
graphie in dem Manuskript nicht konsequent durchgeführt ist und
sich viele auf keinen Dialekt stützende Beliebigkeiten darin finden,
erlaube ich mir, einige kleine Veränderungen darin anzubringen.
Dabei ist es aber mein Bestreben, die Mundart nur um so deut-
80 licher zur Geltung zu bringen. Auch soll über solcbe Verände¬
rungen in den Anmerkungen Rechenschaft abgelegt werden.
Was nun den Inhalt anbetrifft, so erregten die Märchen da-