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Archiv "Bonus-Malus-Regelung bei Verordnungen: Noch mehr Kontrolle" (09.12.2005)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 49⏐⏐9. Dezember 2005 AA3373

S E I T E E I N S

D

ass Krankenhausärzte mehr ar- beiten, als gesund für sie ist, und dass sie dafür im Vergleich zu an- deren Leistungsträgern der Gesell- schaft eher schlecht bezahlt werden, wissen Insider seit Jahren. Allmäh- lich werden jedoch auch immer größere Bevölkerungskreise auf die Missstände in den Krankenhäusern aufmerksam. Dies ist einerseits ein Verdienst der öffentlichkeitswirksa- men Protestaktionen der Ärzte in den zurückliegenden Monaten, aber auch der Berichterstattung darüber in der Presse. Denn diese ist auffal- lend ärztefreundlich, wie das Bei- spiel des Ärztestreiks an der Berli- ner Charité vom 28. November bis zum 2. Dezember belegt.

„Warum verdient ein Chirurg we- niger als ein Elektriker?“ fragte Bild. Sogar ein Busfahrer verdiene mehr als ein Assistenzarzt. Aber es

gehe nicht nur um Gehälter, unter- strich die Financial Times Deutsch- land. Die Zukunft des Gesundheits- wesens stehe auf dem Spiel. Jeder müsse sich fragen: „Wie ausgeschla- fen und wie gut ausgebildet soll der Arzt sein, bei dem ich nachts um drei Uhr mit einem Herzinfarkt ein- geliefert werde?“ Dass die Ärzte auf die Straße gingen, sei verständlich, schrieb der Express: „Ärzte sind kei- ne Roboter, die auf Knopfdruck rund um die Uhr Höchstleistungen bringen können.“ Die Süddeutsche Zeitung folgerte: „Noch streiken die Ärzte, noch gibt es die Chance, etwas zu ändern. Wenn sie den Job hin- schmeißen, ist es zu spät.“

Kaum Beachtung fanden hinge- gen die Argumente der Verbände der Klinikarbeitgeber. Sie hatten ver- sucht, eine Neidkampagne anzuzet- teln. Die geforderten 30 Prozent

mehr Gehalt für die Ärzte müssten wegen der Budgets zwangsläufig zu- lasten der übrigen Beschäftigten ge- hen, hieß es unisono bei der Vereini- gung der kommunalen Arbeitgeber (VKA) und der Deutschen Kranken- hausgesellschaft (DKG). Die Forde- rung passe nicht in die Zeit, meinte die Tarifgemeinschaft deutscher Län- der (TdL).

Die Verbände verkennen aller- dings die Zeichen der Zeit. Es wäre ihre Aufgabe, die Klinikarbeitgeber dazu zu motivieren, alternative Ar- beitszeitmodelle einzuführen. Um im Wettbewerb bestehen zu können, benötigen die Krankenhäuser vor al- lem Strategien, in denen die Ärzte nicht bloß notwendiges Übel sind.

Denn nur mit guten und motivierten Ärzten hält und gewinnt man Patien- ten. VKA, DKG und TdL bieten hier zu wenig Unterstützung. Jens Flintrop

Ärzteproteste

Gute Presse D

ie individuelle Verantwortung des

Arztes für seine Verordnungspra- xis wird gestärkt“, vereinbarten Uni- on und SPD Mitte November im Koalitionsvertrag. Damals wurde in Berlin geraunt, dass für das Gesund- heitswesen schon mehr Veränderun- gen ausgehandelt worden seien als offiziell zugegeben, zum Beispiel eine Bonus-Malus-Regelung für nieder- gelassene Ärztinnen und Ärzte.

Keinen Monat später herrscht Klarheit: Die Bonus-Malus-Regelung soll kommen. Details sind im „Ent- wurf eines Gesetzes zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit in der Arz- neimittelversorgung“ festgelegt. Ihn hat Bundesgesundheitsministerin Ul- la Schmidt (SPD) für die Fraktionen von SPD und Union schreiben las- sen, die den Gesetzentwurf noch vor

Weihnachten durch den Bundestag bringen wollen. Ziel ist es, viel Geld bei Arzneimitteln zu sparen: 2006 sollen es 1,5 Milliarden Euro sein, 2007 rund 2,2 Milliarden. Davon soll die Bonus-Malus-Regelung circa 500 Millionen Euro jährlich einbringen.

Dafür müssten Krankenkassen und Kassenärztliche Vereinigungen in ihren Arzneimittelvereinbarungen Tagestherapiekosten für Medika- mente aus „verordnungsstarken An- wendungsgebieten“ festlegen, „wel- che sich bei wirtschaftlicher Verord- nungsweise ergeben“. Überschreitet ein Arzt die festgesetzten Summen, haftet er mit seinem Honorar: Bei ei- ner Überschreitung von fünf bis zehn Prozent zahlt er 30 Prozent davon aus eigener Tasche, bei einer mehr als zehnprozentigen Überschreitung die

Hälfte. Verordnet er weniger, „kann ein Bonus vereinbart werden“.

Ein Entwurf wie dieser wird selten eins zu eins umgesetzt. Doch, selbst abgemildert, dürfte er für viele Ärz- tinnen und Ärzte schwer verdaulich sein. Ob die Kassen Boni vereinba- ren, wenn massiv gespart werden soll, ist fraglich. Einem Bonus haftet zudem der Beigeschmack an, dass er zulasten der Patienten geht.

Dass nun ein individueller Malus kommen soll statt des früheren Kol- lektivregresses, ist auch nicht erfreu- lich, auch nicht für die Ärzte, die sich konsequent um eine wirtschaftliche Verordnung bemühen. Denn für alle wird der Spielraum noch enger – und der Überprüfungsaufwand größer.

Weniger Bürokratie 2006? Wer’s glaubt, wird selig. Sabine Rieser

Bonus-Malus-Regelung bei Verordnungen

Noch mehr Kontrolle

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