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Archiv "Geschlossene Fonds: Geplatzte Träume" (28.09.2012)

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A 1946 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 39

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28. September 2012

S

icherheit durch Immobilien- besitz, eine neue Technolo- gie, ein hohes Maß an Sicherheit und die „guten alten“ Steuervorteile mussten herhalten, wenn es um Be- teiligungen an Einkaufszentren, Frachtschiffen oder auch Großso- laranlagen ging. Doch neben der Geldanlage ging es auch um die Ei- telkeit. Anleger, die hier investier- ten, konnten sich von den Spar- buch- und Fondssparern wohltuend abheben. Über Fondsbeteiligungen sprach man auch in gehobenen Kreisen mit großer Ehrfurcht.

Mittlerweile stehen jedoch viele Anleger vor einem Scherbenhau- fen. Denn eitel waren nicht nur sie, als sie aufgrund bunter Hochglanz- prospekte hohe Beträge in die ver- meintlich lukrativen Angebote in- vestierten. Vielmehr herrschte auch unter vielen Initiatoren und Ver- mittlern ein hohes Maß an Eitelkeit.

Nahezu schamlos bedienten sich

manche Anbieter an den Kunden- geldern: Verkaufsprovisionen von bis zu 25 Prozent der Anlagesum- me, hohe Konzeptionsgebühren, Verwaltungsentgelte und nicht zu- letzt üppige Gehälter sorgten dafür, dass oft gerade einmal die Hälfte des Anlagekapitals investiert wer- den konnte. Legal war dies zwei - fellos – wurde doch in den Prospek- ten darüber informiert (wenn auch meist nur im Kleingedruckten).

Viele Fonds befinden sich heute in einer Schieflage, manche sind be- reits zahlungsunfähig, andere ber- gen kaum noch Aussichten auf Er- tragsausschüttungen oder Kapital- rückzahlung. Im Gegenteil: Je nach Fondskonstruktion müssen Anleger manchmal sogar damit rechnen, er- haltene Ausschüttungen zurückzah- len zu müssen. In manchen Fällen besteht sogar eine Mithaftung – die Kehrseite der zuvor vielgepriesenen Miteigentümereigenschaft.

GESCHLOSSENE FONDS

Geplatzte Träume

Noch relativ glimpflich verlief die Entwicklung bei den Flugzeug- leasingfonds. Insbesondere bei Be- teiligungen an den Maschinen re- nommierter Fluglinien, etwa von Lufthansa und Emirates, erfolgen die Ausschüttungen und Rückzah- lung überwiegend planmäßig, auch die Übernahme der Maschinen nach Ablauf des Leasingvertrags durch die Airline macht selten Schwierig- keiten. Anders die Lage bei kleine- ren Airlines: Hier drohen Risiken, wenn die Fluggesellschaft in Zah- lungsschwierigkeiten gerät oder der Vertrag ungünstig konzipiert ist.

Als problematisch erweisen sich derzeit auch die steuerlichen Ein- schätzungen bei früher aufgelegten Projekten, in manchen Fällen dro- hen dem Anleger nach erfolgter Steuerprüfung Nachzahlungen.

Im Clinch mit den Finanzbehör- den liegen aber auch viele Anleger, die in früheren Jahren in Filmbetei- Ob Flugzeugleasing, Gewerbeimmobilie oder auch Filmbeteiligung – wer hier investiert,

so die verbreitete Meinung, kann es sich leisten. Doch was früher für Gesprächsstoff bei Partys sorgte, wird heute zum Problemfall, den man eher verschweigt.

Foto: mauritius images

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28. September 2012 A 1947 ligungen investiert hatten. Anteile

an Medienfonds wurden mit dem Hinweis auf hohe Steuervorteile und einer nachhaltigen Sicherheit beworben und auch von Anlegern gerne gekauft, die ansonsten eher für Sparkassenprodukte zu begeis- tern waren. Viele Steuervorteile wurden inzwischen jedoch von den Finanzbehörden gekippt, zudem be- dienten sich manche Initiatoren all- zu freimütig am Kapital der Anle- ger. Darüber hinaus wurden viele der hochgelobten Filme zu Kino- flops. Nicht zuletzt sorgte die Ver- tragsgestaltung oftmals dafür, dass Medienfonds zu einem der größten Debakel der Finanzbranche wurde:

Verdient haben die Filmproduzen- ten, die Kinos, die Schauspieler und die Fondsgestalter, nicht jedoch die Anleger. Heute haben Medienfonds nahezu keine Bedeutung mehr.

Problematischer ist die Lage aber auch bei den bis zur Finanzkri- se besonders beliebten Schiffsbe- teiligungen. Angesichts zahlreicher steuerlicher Vorteile – angefangen von der „Tonnagebesteuerung“ bis hin zu erbschaftsteuerlicher Be- günstigung – erwarben gerade deut- sche Anleger zahlreiche Beteiligun- gen an Container- und Frachtschif- fen rund um den Globus. Der Markt boomte, und die Werften hatten alle Hände voll zu tun, die enorme Nachfrage zu erfüllen. Dann kam die Finanzkrise und mit ihr ein mas- siver Einbruch bei den Frachtraten.

Heute herrschen nach wie vor hohe Überkapazitäten, die Preise liegen am Boden, und viele Fonds befin- den sich in finanzieller Schieflage.

Ein Ende der Krise ist weiterhin nicht in Sicht, denn schließlich dürfte die Weltkonjunktur in den kommenden Jahren einen neuerli- chen stärkeren Rückgang erleben.

Dies befürchten auch Anleger, die in den vergangenen Jahren in Pri vate-Equity-Fonds investiert hat - ten. Hier fließt das Geld letztlich als Ri sikokapital in neu gegründete oder sanierungsfähige Unterneh- men – zumindest gemäß Fondskon- zept. Tatsächlich wurden viele Fonds von ihren Managern als Gelddruck- maschinen missbraucht. Üppige Gehälter und Provisionen laugten viele Fonds aus, bevor sie über-

haupt etwas verdienen konnten.

Zudem ist Transparenz in dieser Branche ein Fremdwort, was dazu geführt hat, dass manche Kapital - gesellschaft unliebsame Beteiligun- gen in diese Fondskategorie „aus- gelagert“ hat – zum Schaden der Anleger. Inzwischen sind institutio- nelle Investoren in diesem eigent- lich interessanten Anlagesegment wieder weitgehend unter sich.

Eine der ältesten und bekanntes- ten Formen der Beteiligung stellen geschlossene Immobilienfonds dar, die überwiegend in gewerblich ge- nutzte Immobilien investiert haben.

Während die Manager kleinerer Fonds mit Anlageschwerpunkten etwa in regionalen Einkaufs- oder Bürozentren oftmals recht solide Ergebnisse analog zu den Progno- sen aufweisen können, kam es aus- gerechnet bei den „Filetstücken“, wie etwa dem Luxushotel Heiligen- damm, zu Schwierigkeiten. Das Problem: Da Renommierprojekte geschaffen werden sollten, wurde großzügig investiert – ohne auf die

mögliche Ertragslage zu achten. Er- reicht dann zum Beispiel ein Hotel nicht die erforderliche Auslastung, gibt es Probleme.

Der Umweltgedanke steht schließ - lich bei den bis heute beliebten Solar- und Windkraftfonds im Mittelpunkt. Auch hier haben es viele geschafft, ihren Anteilseig- nern die erwarteten Renditen zu erwirtschaften. Aber auch hier lie- gen Spreu und Weizen eng neben - einander. Bei manchen Fonds er- wiesen sich die Prognosen zum Beispiel hinsichtlich Sonnenein- strahlung oder Windstärken als zu optimistisch, so dass die Erträge nicht in erwartetem Umfang flie- ßen. Bei anderen Fonds wiederum sorgten hohe Betreiberkosten für unerwartete Belastungen. Nicht zu- letzt basieren die Kalkula tionen ins- besondere bei Anlagen im Ausland oft auf Fördermöglichkeiten, die in Deutschland kaum überprüfbar sind.

Wegen der vielen Schieflagen ist das Investitionsvolumen in ge- schlossene Fondsbeteiligungen im vergangenen Jahr erstmals seit den 1980er Jahren unter die Marke von zehn Milliarden Euro gerutscht – mit weiter rückläufiger Tendenz.

Große Hoffnungen setzt die Branche jetzt auf das zum 1. Juni 2012 in Kraft getretene „Gesetz zur Novellierung des Finanzanlagen- vermittler- und Vermögensanlagen- rechts“. Eines der Kernstücke der Neuregelung ist die Vorgabe, dass die Bankenaufsicht BaFin die Prospekte von Fondsbeteiligungen jetzt nicht nur auf formelle Richtig- keit prüft, sondern auch auf Schlüs- sigkeit und Verständlichkeit. Dar - über hinaus müssen sich Verkäufer künftig registrieren lassen und eine Sachkundeprüfung ablegen – voraus - gesetzt, sie haben ihre Tätigkeit nicht bereits vor dem 1. Januar 2006 aufgenommen. Zudem muss eine Berufshaftpflichtversicherung ab- geschlossen werden, die bei Falsch- beratung eintritt.

Der Einwand der Falschberatung ist im Übrigen für viele Eigentümer angeschlagener Fondsbeteiligung häufig die einzige Möglichkeit, sich von ihrem Investment zu trennen.

Denn die Risiken wurden in den meisten Fällen umfassend in den Pro spekten beschrieben.

Neben dem „Gesetz zur Novel- lierung des Finanzanlagenvermitt- ler- und Vermögensanlagenrechts“

wird auch die anstehende Um - setzung der EU-Richtlinie zur Regulierung der alternativen In- vestmentfondsmanager“ erheblichen Ein fluss auf die geschlossenen Fondsbeteiligungen haben. Nach einem ersten Diskussionsentwurf des Bundesfinanzminis teriums wird es den geschlossene Fonds als An- lageinstrument für den kleineren Privatanleger, der sich mit Beträgen von 5 000 oder 10 000 Euro beteili- gen will, so nicht mehr geben.

Peter Jobst

Zahlreiche Fonds befinden sich in einer Schieflage, manche sind bereits zahlungsunfähig, andere bergen kaum noch Aussichten auf Kapitalrückzahlung oder Ertragsausschüttung.

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