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Archiv "Neue Mitglieder" (06.11.1975)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen PERSONALIA

Anerkennung seiner Arbeit, im vori- gen Jahr zum Geschäftsführer in der Bundesärztekammer. Was An- erkennungen anbelangt: Auch die Republik Italien tat es schon vor ein paar Jahren mit der Ernennung zum Cavaliere. Denn Cav. Brune hat sich durch seine Tätigkeit für die Bundesärztekammerkongresse in Italien (es sind deren fünf pro Jahr;

dazu kommen weitere drei in der Schweiz sowie in Österreich) auch um dieses Land verdient gemacht.

Und privat? Der „Onkel" ist ein passionierter Erzähler und ein lei- denschaftlicher Autofahrer, außer- dem — wie auch seine Frau — überzeugter Landbewohner. Die Liebe zum Land und zum Auto tref- fen recht glücklich zusammen, denn für viele andere Menschen — anders als Brune — wäre es si- cherlich kein Vergnügen, tagtäglich aus dem „Bergischen" ins ferne Köln zur Arbeit zu fahren. Aber das Landleben scheint jung zu halten.

Möglicherweise tragen zum Jung- bleiben auch die Hunde bei, deren Brune und seine Frau schon eine ganze Reihe gehabt haben.

An der Zahl der Geburtstagsglück- wünsche läßt sich ermessen, wie bekannt Wolfgang Brune unter den Ärzten ist — allein schon dank sei- ner steten Präsenz auf den Kon- gressen der Bundesärztekammer und bei den Deutschen Ärztetagen.

Die Redaktion schließt sich den Glückwünschen zum „Fünfzigsten"

schon deshalb besonders gerne an, weil Brune schon seit Jahren mit ihr verbunden ist. Er (und seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen) betreut nämlich den Kongreßkalen- der des DEUTSCHEN ÄRZTEBLAT-

TES. NJ

Professor Dr. Hans Schadewaldt, Direktor des Instituts für Geschich- te der Medizin an der Universität Düsseldorf, und Professor Dr. Hans Heinrich Wieck, Vorstand der Uni- versitätsnervenklinik Erlangen, wurden als neue Mitglieder in das Kollegium für Ärztliche Fortbildung Regensburg aufgenommen. EH

Karl-Adolf Rosenkranz t

Nach kurzer Krankheit verstarb am 31. August 1975 Professor Dr. med.

Karl-Adolf Rosenkranz im Alter von 47 Jahren. Er war zuletzt Leitender Arzt der Kardiologischen Abteilung der Medizinischen Klinik der Be- rufsgenossenschaftlichen Kranken- anstalten „Bergmannsheil Bo- chum".

Professor Rosenkranz erlangte über die Grenzen des Ruhrgebiets hinaus den Ruf eines Spezialisten auf dem Gebiet der Herzerkrankun- gen. Durch richtungweisende Ar- beiten in Kardiologie und seine neue Methode der Anwendung des elektrischen Herzschrittmachers erregte er die Aufmerksamkeit der Fachwelt. Diese Leistungen fanden 1973 ihre Anerkennung durch die Ernennung von Dr. Rosenkranz zum Professor der Abteilung für Prakti- sche Medizin an der Gesamthoch- schule in Essen. BBG

Neue Richter am Bundessozialgericht

Ab September traten vier neu er- nannte Richter ihren Dienst am Bundessozialgericht an: Gisela Gei- ger-Nietsch, Johannes Meinhardt.

Johann Karl Oestreicher und Dr.

Hans Siegmund Danckwerts.

Gisela Geiger-Nietsch ist dem 11.

Senat zugeteilt, wo sie sich in er- ster Linie mit der Rentenversiche- rung der Angestellten, Altershilfe und Krankenversicherung der Landwirte auseinandersetzen wird.

Johannes Meinhardt ist im 3. Senat auf dem allgemeinen Spezialgebiet Krankenversicherung tätig. Johann Karl Oestreicher widmet sich im 8.

Senat hauptsächlich der Unfallver- sicherung und dem Kindergeld- recht, und Dr. Danckwerts hat als Arbeitsgebiet im 7. Senat vorwie- gend Arbeitsförderung und Arbeits- losenversicherung. Alle vier neuen Richter bringen langjährige Erfah- rungen in der Sozialversicherung und Sozialgerichtsbarkeit mit.

Am gleichen Spruchkörper sind in den Ruhestand getreten die Richer Karl Johann Schmidthals, seit 3. 1.

1963 als Richter am Bundessozial- gericht tätig, Dr. Hans Kaiser und Dr. Rolf Witte, die seit 30. 12. 1963 dem Bundessozialgericht angehör- ten. EH

Hartmann-Thieding- Medaille verliehen

Für Verdienste in der ärztlichen Versorgung der vietnamesischen Bevölkerung verlieh der Verband der Ärzte Deutschlands (Hartmann- bund) e. V. Dr. med. Gudrun Zim- mermann (Hamburg) und Dr. med.

Christoph Biesing (Köln) die Hart- mann-Thieding-Medaille. Sie wurde am 10. September 1975 vom Vorsit- zenden des Hartmannbundes, Dr.

Horst Bourmer, in Bonn den beiden jungen Ärzten während einer Feier- stunde überreicht. Den Festvortrag

„Weltoffenheit und internationale Toleranz" hielt Kai-Uwe von Has- set, Vizepräsident des Deutschen Bundestages.

Dr. Gudrun Zimmermann und Dr.

Christoph Biesing haben in Viet- nam unter schwierigen Bedingun- gen geholfen, die aus den Kriegs- ereignissen folgenden Leiden der Menschen zu lindern und medizi- nische Versorgungsmöglichkeiten auch für die Zukunft zu entwickeln.

Beide Ärzte haben mit Einsatzbe- reitschaft und Verantwortungsge- fühl, aber auch in persönlicher Be- scheidenheit und unter eigenen Opfern ihre Aufgabe erfüllt. Der Hartmannbund ist der Meinung, daß eine solche Leistung, die in al- ler Stille für ein schwergeprüftes Volk erbracht wurde, anerkannt und geehrt werden muß, auch stell- vertretend für viele Mitarbeiter, die neben diesen Ärzten wirkten. HB

Professor Dr. med. et med. vet.

h. c. Hans Rieth, Hamburg, wurde vom Bundespräsidenten mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. CS DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 45 vom 6. November 1975 3147

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen FEUILLETON

Heinar Kipphardt (53) Arzt, Dich- ter, Dramaturg, seit seinem ersten Erfolg „In der Sache J. Robert Op- penheimer" immer wieder in der ersten Reihe derer, die Probleme sehen und aufgreifen, auch angrei- fen, hat ein Fernsehspiel geschrie- ben. Er hat eine Krankengeschich- te erfunden und skizziert in ihr

„das Leben des schizophrenen Dichters Alexander März". Seine eigenen psychiatrisch-klinischen Erfahrungen als junger Assistent, die Beschäftigung mit dem „Zwi- schenbericht der Sachverständi- genkommission zur Erarbeitung der Enquete über die Lage der Psychiatrie in der Bundesrepublik"

für den Bundestag, Studienaufent- halte in nervenärztlichen Großkran- kenhäusern in den letzten Jahren, Teilnahme an internationalen Sym- posien über Zusammenhänge von Psychologie und Kunst, persönli- che Kontaktnahmen und Interessen für psychopathologische Aus- drucksformen, die Freude am Bild, die Lust am Wort(-Spiel) und die Neigung zur Kritik, manchmal auf den verschlungenen Wegen seiner landsmannschaftlichen schlesischen Geprägtheit, hatten ein bemerkens- wertes Spiel im ZDF zuwege ge- bracht.

Unter der klugen Redaktion von Willi Segler, der bedachtsamen Re- gie von Vojtech Jasny und der ge- konnten Ausstattung durch Jürgen Weitkunat — Einzelprädikate, die hervorgehoben zu werden verdie- nen, zumal Fernseh-Schimpf „in"

ist — entstand eine in mannigfa- cher Warte aufschlußreiche und in vielfältiger Weise des Nachden- kens werte Studie als Film. Hier ist ein Beispiel gewiesen, wie das Me- dium der Television das Schicksal

eines einzelnen aus der Masse für uns alle in Frage stellt und ein- dringlich vermitteln kann.

Seit elf Jahren befindet sich der Patient Alexander März in der Psychiatrischen Landesanstalt Lohberg. Mit der Diagnose „para- noide Schizophrenie" ist er vor 15 Jahren zum erstenmal in die An- stalt eingewiesen worden. Man hat ihn in einer Damentoilette schla- fend angetroffen. Er hat geäußert, er müsse durch fremde Beeinflus- sung, durch „Mikroimpulse", dau- ernd tun, was er nicht wolle. Alex- ander wird mit Cardialzolschocks behandelt.

Der erste Aufenthalt in Lohberg dauert fünf Monate. Zur zweiten Einweisung kommt es, nachdem Alexander gegen seinen Vater An- zeige erstattet und ihn des Mordes an seiner Mutter bezichtigt. Nach Behandlung mit zehn Elektro- schocks wird er als gebessert wie- der entlassen. — Bald wird jedoch ein dritter Anstaltsaufenthalt not- wendig. Die Krankengeschichte vermerkt erneute Behandlung mit Elektroschocks. Kurz darauf ent- weicht Alexander aus der Anstalt.

Im Dom der Stadt wird er wieder aufgegriffen, als er die Kanzel be- steigen will, um eine „totale Kriegserklärung dem Klerus" vor- zulesen. Mit dem Vermerk „kata- toner Erregungszustand, Fluchtge- fahr" wird er in die geschlossene Abteilung der Anstalt verlegt. Die vierte Einweisung führt zum Dauer- aufenthalt.

Als Dr. Kofler den Patienten Alex- ander März kennenlernt, ist dieser bereits seit sechs Jahren hospitali- siert — einer der aufgegebenen

Fälle. Dr. Kofler gehört zu der Ge- neration jüngerer Psychiater, die der Institution der traditionellen psychiatrischen Anstalt kritisch ge- genüberstehen und sozialpsycho- therapeutische Rehabilitationsmaß- nahmen anstelle der bloßen Be- handlung durch moderne Psycho- pharmaka fordern. Aus der Er- kenntnis, daß der erste Schritt zur Heilung darin bestehen muß, dem Patienten wieder zur Selbstbestim- mung zu verhelfen, gründet Dr.

Kofler mit jahrelang hospitalisier- ten Patienten eine Therapiege- meinschaft.

Besonders intensiv befaßt sich Dr.

Kofler mit dem Patienten Alexan- der März. Aus zahlreichen Gesprä- chen mit Alexander, aber auch mit dessen Eltern, ergibt sich das Bild einer repressiven Kindheit und Ju- gend, wird der Anteil der Familie, des Milieus und der Umwelt an Alexanders Krankheit deutlich:

Alexander ist 1935 in München ge- boren. Sein Vater ist Polizeibeam- ter, bedeutend älter als die Mutter, Alexander ist mit einer leichten Mißbildung behaftet, einer Gau- menspalte, die mehrfach operiert wird. Die Lautbildung des Kindes ist nasal. Wenn Besuch kommt, darf Alexander nicht sprechen, weil der Vater sich geniert. Die Mutter umsorgt den Knaben übertrieben.

Die Schulkameraden hänseln ihn wegen seiner nasalen Sprache. Im Alter von acht Jahren wird der Jun- ge operiert. Wegen der verlorenen Zeit muß er die dritte Klasse wie- derholen. Der Heranwachsende darf sich zu Hause nicht einschlie- ßen. Der strenge Vater argwöhnt, daß sein Sohn heimlich onaniert.

Nach einer zweiten Operation der Gaumenspalte kommt Alexander auf die Handelsschule, die er je- doch vorzeitig verläßt. Er soll nun eine Banklehre antreten, findet je- doch keine Stelle. Er sitzt grübelnd herum und weigert sich, außer Haus zu gehen. Alexander wird zur Bundeswehr einberufen, von dort bereits nach sechs Monaten als

„psychisch ungeeignet". entlassen.

Wieder zu Hause, zeigt sich bei ihm immer deutlicher die Entwicklung

„Manchmal

ist Ich sehr schwer"

Das Leben des schizophrenen Dichters Alexander März

3148 Heft 45 vom 6. November 1975 DEUTSCHES ARZTEBLATT

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

„Paranoide Schizophrenie” — ein Lehr- und Lernstück

eines wahnhaften Systems. Er ver- faßt Aufrufe und Traktate religiös- politischen Inhalts, spricht von Stimmen, die ihm Befehle erteilen, fühlt sich abgehört und verfolgt.

Als er gar den Fernsehapparat aus dem Fenster wirft, steht für die El- tern fest, daß ihr Sohn „verrückt"

geworden ist.

Dr. Koflers therapeutische Bemü- hungen um den Patienten haben Erfolge. Alexander gibt mehr und mehr seine autistische Abkapse- lung auf und zeigt wieder Fähigkei- ten zu zwischenmenschlichen Kon- takten. Zu seinem Arzt entwickelt er ein Vertrauensverhältnis und zu Hanna, einer Mitpatientin, eine sehr persönliche Beziehung. Eine besondere Bedeutung für die The- rapie haben Gedichte, die Alexan- der auf Anregung von Dr. Kofler verfaßt. Sie offenbaren nicht nur das Trauma aus Alexanders Kind- heit, sie erweisen sich darüber hin- aus als sprachschöpferische Lei- stungen von eigenem Wert.

Durch einen Zwischenfall findet diese positive Entwicklung ein jä- hes Ende. Alexander schlägt einen Anstaltsbediensteten nieder, als er von diesem in einer intimen Situa- tion mit Hanna überrascht wird.

Gegen den Protest von Dr. Kofler wird der junge Mann wegen seines aggressiven Verhaltens wieder in die geschlossene Abteilung ver- legt. Er zieht sich erneut in sich zu- rück. Dr. Kofler findet keinen Zu- gang mehr zu ihm. Das so hoff- nungsvoll begonnene Experiment zur Wiederherstellung von Alexan- ders Persönlichkeit ist gescheitert, der Suizid nicht mehr zu verhin- dern.

Am Ende hing er als Christus in ei- nem Baum. Es war ein gespensti- sches Bild, als der junge Arzt ihn anrief, er eine Zigarette anzündete, die ihn in die Luft jagte und den Baum zur Fackel machte, zum brennenden knisternden Fanal. Es begann mit Alexander als nacktem Christus, wie er sich im Baum „ver- steckt" hatte mit Hinweisen von Verkehrsverbotszeichen, als Sym- bol das Schild: Ecce Homo! Sym-

ptomatisch, wie jemand in sich und an der Welt leidet, nicht im Vorder- gründigen der psychopathischen Verhaltensweisen, sondern im Zer- rissensein des krankhaften Prozes- ses. Hinter- und untergründig schwang die Ambivalenz des Künstlers (Autor?) mit, wie sie sich zwischen Lebensweite und -reich- tum und Autismus im eigenen Rin- gen verdeutlichen mag.

Als Quelle wurde Franco Basaglia

„Die negierte Institution — oder

Mit der Diagnose „paranoide Schizo- phrenie" wird Alexander März (Ernst Jacobi) als Patient in die Psychiatri- sche Landesanstalt Lohberg eingewie- sen

die Gemeinschaft der Ausge- schlossenen" genannt und die Schriften von Ronald D. Laing so- wie die Sammlung psychopatholo- gischer Texte von Leo Navratil, dessen Patient Karl Z. auch für Alexander März spricht:

Der Tod hat im Leben viele Er- eignisse, in Ewigkeit ist er ein einfaches.

Vom Standpunkt der psychiatri- schen und/oder psychotherapeuti- schen Schulen und Richtungen

kann man mancherlei, vieles vor- tragen, ja gar aussetzen. Man kommt als Kenner aber nicht daran vorbei, wie in einem Fernsehspiel

— also nicht einer Dokumentardar- stellung —, dem dichterische und filmische Freiheit und Abwandlung als Kunstwerk in sich zuzubilligen ist, dennoch das Milieu unter Asy- lierungsverhältnissen getroffen ist.

Die Säle, die Gänge, selbst das realistische Klappern der Metall- töpfe in den Küchen! Es ist der täglich sich wiederholende Auf- schrei, der „sachbezogen" seine mechanische Erklärung hat und weiterhin „abgehakt" wird.

Die Anstalt ist die Maschine — auch bei Berücksichtigung aller modernen Therapieformen! Kirch- gang, monatliche Feste und Tanz und Spiel, Arbeits-, Beschäfti- gungs-, Mal- und Musiktherapie lassen nicht darüber hinwegtäu- schen, daß die Währung immer noch von der Zigaretten-Ordnung bestimmt wird. Der behandelnde Psychiater ist nicht verzeichnet, sondern zeigt einmal ärztliches Mühen und Bemühen im Ringen mit dem existenziell Betroffenen, der ständig reflektierenden Kreatur des Dichters.

Ernst Jacobi (42) ist der überra- gende Darsteller dieser tragenden Rolle. Ihn zeichnet ein sensibles Gespür aus, das ihm die wohl schwierigste Leistung gelingt, näm- lich ohne Bruch, ohne Überziehung oder Überzeichnung, den einsamen kontaktunfähigen Menschen März zu präsentieren. In Mimik und Ge- bärde gelingt es ihm, Halluzinatio- nen zu vergegenständlichen, nicht nur glaubhaft nachvollziehbar, son- dern psychotisch, wie wirklich ge- schehend Selbstbeschädigungen zu demonstrieren. Unheimlich rea- litätsnah, wie sein Lächeln verstei- nert und — fast nicht zu fassen — seine pantomimischen Studien des Schlenderns im Park, wie es defektuösen Schizophrenen eigen sein kann. Bis auf die weniger ein- fühlsamen erotisch getönten Sze- nen — eine psychotische Liebe verläuft anders — ist sein Schau- spiel Können und Kunst.

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 45 vom 6. November 1975 3149

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

KUNSTMARKT

Hohe Gebote für alte Kunst

Die dreitägige Versteigerung alter Kunst bei Lempertz, Köln, — mit einem freilich exzellenten Angebot

— wurde zu einem vollen Erfolg, der in erster Linie dem starken En- gagement der zahlreich erschiene- nen Privatsammler zu verdanken war. Von den 2000 angebotenen Objekten, darunter 271 Altmeister- gemälden, blieben nicht allzu viele auf der Strecke. Der Durchgang der Skulpturen stieß erstaunlicher- weise auf nur geringes Interesse.

Hier gab es nur einige nennens- werte Zuschläge. Entschieden stär- ker gefragt und entsprechend be- wertet wurden die 160 Stück Berli- ner Porzellan, obgleich die Taxen nicht gerade niedrig waren. Neben 2600 DM für ein aus dem Nachlaß von Bode stammendes schönes Teeservice (1500) seien stürmische Bietgefechte erwähnt, die eine Rei- he seltener Tassen von hohem Sammlerwert auslösten: 4400 DM brachten zwei Tassen mit blauen Füßen und Altberliner Ansichten, 3000 DM eine auf 1500 geschätzte

„Luisentasse", 3200 DM (1500) eine aparte Glockenbechertasse.

Doch zu den Altmeistergemälden, die zügig und sehr erfolgreich ab- gesetzt werden konnten, sofern die Preiserwartungen unter der be- rühmten 100 000-DM-Grenze lagen:

Sie wechselten fast ausschließlich in Privatbesitz. Hier einige der mar- kantesten Zuschläge dieses Durch- gangs: Vier Van-Goyen-Gemälde fanden sofort neue Besitzer: Für 90 000 DM (60 000) die „Kanalland- schaft mit Stadtbefestigung", für 86 000 DM (75 000) der „Blick auf Overschie", zum Schätzpreis von 70 000 DM die „Flußlandschaft mit Fähre" und für 60 000 DM (50 000) die „Landschaft mit Gehöft".

Für 90 000 DM wanderte Pieter de Hoochs reizender „Schuljunge", der vor genau einem Jahr bei So- theby ohne Interessent geblieben war, nunmehr eine Münchner Pri- vatsammlung, in die auch ein Jan Provost zugeschriebenes sDätgoti-

sches Triptychon kam, für gleich- falls 90 000 DM!

Relativ geringes Interesse bestand für Sakralwerke, darunter zwei sel- tene altniederländische Tafelbilder, die ebenso wie eine „klagende Ma- ria" und eine „Kreuzigungsgruppe"

von Oostsanen zurückgehen muß- ten. Landschaftsbilder und Stille- ben fanden auch bei Lempertz gute Aufnahme: Ein Brueghel (Land- schaft mit Pferdekarren) brachte 58 000 DM (50 000), ein Hondecoe- ter (Landschaft mit Tieren) 75 000 DM (80 000), ein Januarius Zick (Fröhliche Gesellschaft im Freien) 22 000 DM (20 000), ein Molenaer (Flußlandschaft) 34 000 DM (40 000).

Erstaunliche Zuschläge, obgleich das Material nicht unbedingt her- vorragend zu nennen war, gab es auch wieder beim 18. Jahrhundert.

Hier die Bemerkenswertesten: Ein

„Landschaftsbild mit Kühen" von Eduard Schleich kletterte von 4500 DM auf 14 000, das „Schlachtfest"

Anton Dolls von 8000 auf 15 000 DM, das kleine Genre Lingemans,

„Der kleine Trompeter" von 6000 auf 12 000 DM und die „Waldland- schaft" Grünenwaldts von 7000 auf 16 000 DM. Außer aller Konkurrenz schließlich ein Spitzweg: Das nur 53 mal 52 Zentimeter messen- de Bild „Die Serenade", für das bereits sehr hohe schriftliche Ge- bote vorlagen, stieg auf 170 000 DM (mit Steuer und Aufgeld gut 200 000 DM!) und ging an eine private

Sammlung. B. St.-R.

3

Geheimnisse der Kunstauktionen enthüllt das Kunst- und Auktions- haus Dr. Fritz Nagel, Stuttgart, in einer interessanten Festschrift, die anläßlich der 250. Auktion und des 50jährigen Bestehens des Hauses herausgegeben wurde. Die reich- bebilderte Schrift enthält eine Fülle von Begebenheiten, aber auch aus der Geschichte dieser Kunsthänd- lerfamilie. Die Festschrift ist (ko- stenlos) erhältlich beim Kunst- und Auktionshaus Dr. Fritz Nagel, Stutt-

gart. WZ

„Paranoide Schizophrenie"

Ein Lehr- und Lernstück, ein Spiel in filrnerischer Gestaltung bietet Anschauungsunterricht. Erst wenn die verschiedenen psychopatholo- gischen Ausdruckformen im Wort mit der untermalenden schizophre- nen Lyrik in Verbindung mit den laufenden Bildern in Erkennung des Milieus der überzeugenden Darstellungskraft, wenn auch in- haltlich umstreitbar, so differen- ziert durch die Regie zusammenge- funden haben, läßt sich diskutie- ren. Das sollte genützt werden, und der Film nicht nur bei Psychothera- pie-Wochen im Abendprogramm, sondern auch bei allgemein ärztli- chen Veranstaltungen und vor An- gehörigen der verwaltenden Kör- perschaften gezeigt werden — nicht ohne einen nervenärztlichen Moderator mit Milieu-(Anstalts-)Er- fahrung.

Unabhängig von sonstigen Erwä- gungen, die auch geknüpft werden können, ist das Stück von Heinar Kipphardt allein dank der hervorra- genden Gestaltung seines Haupt- darstellers Ernst Jacobi das beste, wie man schizophrene Wesenheit Lernenden und denen, die verste- hen wollen, verstehbar machen kann.

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Dr. phil.

Manfred in der Beeck 238 Schleswig

Kattenhunderweg 2

Dialekt-Lyrik-Anthologie deutscher Ärzte

Der Herausgeber zweier deutscher Ärzte-Lyrik-Anthologien, Armin Jüngling, beabsichtigt, 1976 eine Dialekt-Lyrik-Anthologie herauszu- bringen. Einsendungen von Ge- dichten (zweisprachig, in Dialekt und in Hochdeutsch) aller deut- scher Sprachgebiete erbittet Dr. A.

Jüngling bis zum 1. Januar 1976 an seine Anschrift: 8211 Unter- wössen.

3152 Heft 45 vorn 6. November 1975 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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