Beim hormonabhängigen, metastasierten Mammakarzi- nom ist die Rolle von Ta- moxifen in der medikamentö- sen Therapie unumstritten.
Versagt die Behandlung mit dem Antiestrogen, werden Gestagene (Megestrolacetat und andere) oder Aromatase- hemmer eingesetzt. Der jüng- ste und gleichzeitig erste steroidale Vertreter dieser Gruppe, Exemestan, geht nach einer Phase-III-Ver- gleichsstudie mit 769 Patien- tinnen bei guter Verträglich- keit mit einer signifikant bes- seren medianen Überlebens- dauer einher als die Ver- gleichssubstanz Megestrol- acetat.
Aromatasehemmer wer- den eingesetzt, um die Um- wandlung von Vorläufersub- stanzen wie Androstendion und Testosteron in Östron und Estradiol zu hemmen, die über den Enzymkomplex der Aromatase in verschiedenen Körpergeweben bewerkstel- ligt wird. Nachdem dieses En- zym beim hormonabhängi- gen, metastasierten Brust- krebs auch in den Tumorzel- len selbst nachgewiesen wur- de, begannen Studien mit – zunächst – nichtsteroidalen Aromatasehemmern.
Second-line- Therapie
Im Unterschied zu diesen Substanzen erfolgt bei Exe- mestan eine irreversible Hem- mung des Enzymkomplexes, sodass keine Aromatase-Resi- stenz entstehen kann. Eine maximale Estrogen-Suppres- sion wird nach zwei bis drei Tagen erreicht, wie bei einer Veranstaltung von Pharmacia
& Upjohn im Rahmen der 10. Europäischen Krebskon- ferenz in Wien deutlich wurde.
Bereits in Phase-II-Studi- en hatten sich unter Exeme-
stan in der Second-line-The- rapie beim metastasierten Mammakarzinom Ansprech- raten von 47 Prozent (bei vis- zeralen Metastasen 33 Pro- zent) gezeigt. Dass die hor- monsensitive Phase des Kar- zinoms mit diesem Aromata- sehemmer zu verlängern ist, belegt nach Auffassung von Prof. Manfred Kaufmann (Frankfurt) eine prospektive Phase-III-Studie.
Postmenopausale Brust- krebs-Patientinnen mit Meta-
stasen erhielten (nach Tamo- xifen und vorausgegangener Chemotherapie) entweder Exemestan (1 × 25 mg/die) oder Megestrolacetat (4 × 40 mg/die). Der Aromatasehem- mer schneide hinsichtlich der medianen Überlebensdauer – die Zeitspanne, nach der noch 50 Prozent der Frauen am Leben sind – schon jetzt signifikant besser ab, so Kauf- mann.
In der Vergleichsgruppe betrug er 28 Monate. Bes- sere Ergebnisse wurden un- ter Exemestan außerdem bei der Verzögerung des Tumor- wachstums und der medianen Ansprechdauer erzielt. Die gute Verträglichkeit (leichte Nebenwirkungen in fünf Pro- zent, in erster Linie Übelkeit und Hitzewallungen) spiegel-
te sich im Vergleich in einem deutlicheren Zugewinn an Lebensqualität wider.
Exemestan wurde im Janu- ar als Aromasin®zur Second- line-Therapie beim hormon- abhängigen metastasierten Mammakarzinom eingeführt.
In Zukunft wird der Aroma- tasehemmer möglicherweise auch beim Frühkarzinom ein- gesetzt werden, entsprechen- de Phase-III-Studien laufen nach Angaben von Dr. Micha- el Untch (München) bereits.
Denkbar ist für den Onkolo- gen auch eine präventive Ga- be bei Frauen mit familiärer Prädisposition: Anders als bei Tamoxifen zeichne sich bei Exemestan kein erhöhtes Ri- siko für Endometriumkarzi- nome oder Thrombosen ab.
Dr. Renate Leinmüller
A-716 Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 11, 17. März 2000
V A R I A AUS UNTERNEHMEN
Metastasierendes Mammakarzinom
Exemestan erweitert Palliativtherapie
Patienten mit Asthma bronchiale wünschen sich mehr Informationen über ih- re Krankheit – und zwar primär von ihrem Arzt. Dass dies nötig ist, lässt sich auch daran erkennen, dass nur rund 40 Prozent der Be- troffenen den Wirkmecha- nismus ihrer Medikamente kennen und zwischen anti- entzündlicher Basistherapie („Controllern“) und bron- chialerweiternder Bedarfs- therapie („Relievern“) unter- scheiden können. Das ist eines der Ergebnisse der AIRlife-Studie (Asthma in Real Life), die bei einer von MSD Sharp & Dohme ver- anstalteten Pressekonferenz in Frankfurt/Main vorgestellt wurden.
Dabei handelte es sich um eine Erhebung – Telefon- befragung beziehungsweise persönliche Interviews unter Verwendung von standardi- sierten Fragebögen – bei Asth- ma-Patienten und Asthma
behandelnden Ärzten (280 Er- wachsene, 102 Kinder, 109 El- tern von asthmatischen Kin- dern, 101 Kinderärzte, 305 All- gemeinärzte/Internisten).
Neben dem fehlenden Verständnis für die Therapie ist vermutlich ebenfalls die Unzufriedenheit mit dem Medikamenten-Management ein Grund dafür, dass etwa die Hälfte der Patienten auch unter etablierten Behand- lungregimen nicht symptom- frei war und sich erheblich in der Lebensqualität einge- schränkt fühlte. Erwachsene klagten vor allem über Ne- benwirkungen (40 Prozent) und über die engen Applika- tionsintervalle (20 Prozent).
Bei den Kindern spielten er- staunlicherweise Nebenwir- kungen eine untergeordnete Rolle (elf Prozent). Stören- der für sie war die Häu- figkeit der Anwendung (40 Prozent) und das „Inhalie- renmüssen“ (38 Prozent). An der Wirksamkeit der Asth-
ma-Medikation hatten in bei- den Altersgruppen nur etwa fünf Prozent etwas auszuset- zen.
Nur wenn es dem Arzt ge- lingt, eine Asthma-Therapie zu verordnen, die sowohl zu- verlässig die Symptome be- seitigt als auch den Bedürfnis- sen der Patienten entspricht, kann die Compliance verbes- sert werden – so das Fazit der AIRlife-Studienleiter. Für Compliance-freundlich halten sie orale Darreichungsformen mit nur einmal täglich erfor- derlicher Einnahme.
Diese Bedingungen wer- den beispielsweise durch den Leukotrien-Antagonisten Montelukast (Singulair®) er- füllt. Indiziert ist die Ver- ordnung bei leichtem bis mittelschwerem Asthma in Ergänzung zur Steroid-Ba- sistherapie, die nach Erfah- rung von Prof. Ulrich Cegla (Dernbach) dann nicht sel- ten in der Dosis reduziert werden kann oder zumin- dest den Bedarf an Beta2- Mimetika senkt. Bei Kin- dern setzt Dr. Josef Lechler (Berchtesgaden) inzwischen häufig vor Beginn einer The- rapie mit inhalativen Stero- iden Leukotrien-Antagoni- sten statt Cromoglicinsäure ein. Gabriele Blaeser-Kiel