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Archiv "Kurz informiert" (15.09.2006)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 37⏐⏐15. September 2006 A2413

P H A R M A

Z

iemlich genau 80 Jahre nach den ersten Versuchen einer in- halativen Insulintherapie wird diese Idee jetzt Realität: Seit dem 15. Mai steht mit Exubera®ein kurzwirksa- mes Präparat zur Verfügung, das den Blutzucker bei prandialer Ap- plikation ebenso effektiv senkt wie subkutan appliziertes Insulin. Wie Prof. Andreas Pfützner (Mainz) in Frankfurt/Main erläuterte, erfolgt die Anflutung so schnell wie bei Insu- lin-Analoga; die Wirkdauer ist ver- gleichbar dem Normalinsulin. Das Präparat ist an etwa 3 500 Patienten bis zu sieben Jahre lang angewandt worden, die mittlere Beobachtungs- dauer liegt nach Angaben von Prof.

Joachim Lorenz (Lüdenscheid) bei 3,5 Jahren.

Die Inhalationsform ist zugelas- sen für Typ-2-Diabetiker, die mit oralen Antidiabetika nicht zufrie- denstellend eingestellt sind, außer- dem für Typ-1-Diabetiker zusätzlich zum Basalinsulin. Kontraindiziert ist das Präparat bei Rauchern, hier besteht durch die Inkonstanz in der Adsorption eine erhöhte Gefahr von Hypoglykämien. Ausgeschlossen von der Behandlung sind aufgrund der begrenzten Datenlage Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre sowie Pati- enten mit instabilem, schlecht kon- trollierbarem und schwerem Asthma und Diabetiker mit schwerer COPD (Gold-Stadium III–IV).

In kontrollierten klinischen Stu- dien ist bei Typ-2-Diabetikern ei- ne vergleichbare Wirkung wie bei der konservativen s.c.-Insulinthera- pie nachgewiesen, wenn die pran- diale Inhalation zusätzlich zu oralen Antidiabetika erfolgte. Der HbA1c- Wert sinkt nach Aussage Pfützners wie bei subkutaner Gabe – und das auch langfristig, wie die 2-Jahres- Daten belegen. Die Verträglichkeit und Sicherheit stufte der Referent als vergleichbar der konservativen Insulintherapie ein. Eine etwas hö- here Antikörper-Bildung in den er- sten sechs bis zwölf Monaten habe keine klinische Relevanz.

Unter der inhalativen Insulinthe- rapie kommt es nach Angaben von Lorenz zu einem leichten, nicht pro- gredienten und bei Absetzen rever- siblen Abfall der 1-Sekunden-Ka- pazität (FEV1 – zwei bis drei Pro- zent); auch die Diffusionskapazität zeigte einen leichten, reversiblen Abfall (vergleichbar der subkutanen Insulingabe). Deshalb müsse vor und sechs Monate nach Beginn der Be- handlung ein Lungenfunktionstest vorgenommen werden, erklärte der Referent.

Amorphes Insulinpulver Als häufigste unerwünschte Begleit- wirkung tritt in 21 Prozent der Fälle Husten auf, gefolgt von respiratori- schen Störungen (5,1 Prozent) und Dyspnoe. Ein Abbruch aufgrund des Hustens war in einem Prozent, auf- grund von Dyspnoe in 0,4 Prozent der Fälle erfolgt.

Da Insulin ein Wachstumsfaktor ist, wurde in den Studien das Lun- gengewebe mit hochauflösendem CT nach sechs- und 24-monatiger Therapie bei 116 beziehungsweise 144 Patienten überprüft. Dabei er- gaben sich keine Hinweise für das Auftreten interstitieller Lungener-

krankungen, sagte der Pneumologe.

Aufgrund der begrenzten Beobach- tungsdauer sei ein endgültiges Ur- teil noch nicht möglich, die Daten soweit jedoch beruhigend.

Möglich wurde die Inhalation durch das amorphe Insulinpulver, das – in eine Matrix eingebunden – in einer Partikelgröße von 2 µm bis 4 µm die richtige Größe aufweist, um die Lungenalveolen zu erreichen.

Das Präparat entstand in Zusam- menarbeit von Pfizer, Sanofi-Aven- tis und der Biotechnologie-Firma Nektar Therapeutics. Der weltweite Bedarf des gentechnologisch herge- stellten Insulins wird in Frankfurt/

Main und Terra Haute/USA pro- duziert. Die Blister, die 1 mg bezie- hungsweise 3 mg Insulin human ent- halten, sind bei Zimmertemperatur

zwei Jahre haltbar. I

Dr. rer. nat. Renate Leinmüller Einführungspressekonferenz „Exubera®“, Inhalatives Insulin – Neue Perspektiven in der Insulintherapie“ in Frankfurt/Main, Veranstalter: Pfizer

Anmerkung der Redaktion: Nach dem Rapid Report des Institutes für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) gibt es derzeit keine Belege dafür, dass inhalatives Insulin die Behandlungs- und Therapiezufriedenheit der Patienten verbessert.

Erst weitere Studien sollen entscheiden, ob Exubera in Deutschland in die Regelversorgung aufgenommen wird (DÄ, Heft 12/2006, Aktuell).

INHALATIVES INSULIN

Diabetiker können jetzt „einatmen“

Multiple Sklerose im Frühstadium – Betaferon®(Schering AG), mit dem Wirkstoff Interferon-beta-1b, hat eine Zulassungserweite- rung erhalten: Auch Patienten mit einem ersten Schub, der eine multiple Sklerose (MS) vermuten lässt, können nun mit dem Immunmodulator behandelt werden. Die Zulassungserweiterung basiert auf den Ergebnissen der BENEFIT-Studie (Betaferon®/Betaseron®in Newly Emerging MS For Initial Treatment). Danach senkt eine Behand- lung mit 250 Mikrogramm Betaferon im Vergleich zu Placebo das Risiko, eine klinisch gesicherte MS zu entwicklen, um etwa 50 Prozent.

Losartan schützt Risikopatienten vor Herz- insuffizienz – Die Liste der organprotektiven Effek- te von Losartan (Lorzaar®Protect, MSD) wird ver- längert durch eine Analyse, wonach der Wirkstoff

bei Diabetikern einen günstigen Einfluss auf das Risiko hat, eine schwere Herzinsuffizienz zu entwickeln. In der RENAAL-Studie waren 1 513 Diabetiker mit Nephropathie und in der LIFE- Studie 1 195 Diabetiker mit Hypertonie und links- ventrikulärer Hypertrophie mit Losartan behandelt worden, davon 1 413 respektive 1 147 Patienten ohne Herzinsuffizienz. Im Verlauf entwickelten 191 RENAAL- sowie 76 LIFE-Patienten eine Herzinsuffizienz, die stationär behandelt werden musste. Jedoch waren in den Losartan-Gruppen signifikant weniger Patienten betroffen: 10,6 ver- sus 18,7 Prozent bei atenololbasierter Therapie (LIFE) beziehungsweise 39,3 versus 53,5 Prozent bei konventioneller Therapie (RENAAL). EB RENAAL = Reduction of Endpoint in Non-Insulin Dependent Diabe- tes Mellitus with the Angiotensin II Antagonist Losartan LIFE = Losartan Intervention for Endpoint Reduction in Hypertension

KURZ INFORMIERT

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