Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 1–2⏐⏐8. Januar 2007 A65
P H A R M A
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ie richtige Technik im Um- gang mit dem Insulinpen ist Teil des Therapieerfolgs. So sollte der Patient mit Daumen und Zeige- finger eine Hautfalte bilden, um zu verhindern, dass er das Insulin in einen Muskel injiziert. Die Nadel sollte außerdem entweder schräg oder senkrecht auf die Haut treffen;und zwar nach einem Rotations- prinzip, jedes Mal an unterschiedli- cher Stelle. Um das Insulin im Fett- gewebe optimal zu verteilen, sollte das Injizieren langsam erfolgen und die Nadel erst zehn Sekunden nach Ende des Spritzvorgangs zurückge- zogen werden.
Auch wäre es wichtig, die Nadel des Insulinpens häufig zu wechseln.
Prof. Thomas Haak (Bad Mergent- heim) empfiehlt, sie – wenn nicht schon nach jedem Spritzen – so doch zumindest täglich auszutau- schen. „Die Pennadeln sind hauch- dünn, hochempfindlich, und bereits beim dritten Stich muss man davon ausgehen, dass die Spitze beschä- digt ist“, warnte der Diabetologe.
Zudem bestehe das Risiko, dass sich die Spitze beim Stechen oder Rück- führen in die Schutzhülle verbiegt oder dass nach mehrmaligem Ein- satz Gewebereste an der Nadel hän- gen bleiben, an denen sich Keime festsetzen können.
Wirkung ist weniger gut kalkulierbar
Sticht sich ein Patient mit einer mehrfach verwendeten Pennadel wiederholt an ein und dieselbe Stelle, dann besteht die Gefahr ei- ner Lipohypertrophie. Durch diese Verdickung des Fettgewebes ver- ringert sich das Schmerzempfin- den, was der Betroffene als ange- nehm empfinden mag und ihn dazu veranlasst, weiter bevorzugt in die- se Lipohypertrophie zu injizieren.
Problematischer ist die Tatsache,
dass die Fettgewebswucherung ge- ringer durchblutet wird. Damit wird das Insulin schlechter verteilt, und die Wirkung ist weniger gut kalkulierbar.
„Schlusslicht“ in Europa beim Nadelwechsel
Die Probleme, die die Mehrfach- verwendung der Pennadeln mit sich bringt, sind in Deutschland entweder nicht bekannt oder wer- den nicht ausreichend ernst ge- nommen. Immerhin wird die Nadel
hierzulande durchschnittlich erst nach 9,2 Injektionen gewechselt.
Mit diesem Wert bilden wir im europäischen Vergleich eindeutig das Schlusslicht.
Zum Vergleich: In Frankreich kommt jede Nadel nur 1,5-mal zum Einsatz. Erklären lässt sich dies damit, wie Prof. Michel Pinget (Straßburg) erläuterte, dass sowohl wissenschaftliche als auch staat- liche Stellen in Frankreich Diabeti- ker seit Jahren über die Notwendig- keit der Einmalverwendung auf- klären und entsprechend schulen.
Damit sich die Situation auch in Deutschland bessert, wurde die Initiative „Weil es unter die Haut
geht“ gestartet. I
Martin Bischoff
Pressekonferenz „Vom richtigen Umgang mit dem Insulinpen – Weil es unter die Haut geht“ in Dresden, Veranstalter: Becton Dickinson, Novo Nordisk und Ypsomed