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Archiv "§ 218: Unglückselige Verwechslung" (20.12.1985)

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DEUTSCHER ÄRZTE-VERLAG GMBH

Göhring findet es ,mehr als logisch' (?), daß Geisthei- lungen eintreten, wenn die Patienten darüber infor- miert sind, daß sich je- mand mit ihnen beschäfti- gen will. Logisch wäre es, wenn alsdann ein jeder die Arztpraxis mindestens ge- bessert verließe, denn wir beschäftigen uns doch wohl mit ihnen.

Aber ernstlich: „Presente medicae curat" sagt man.

Ja, solche Dinge sind si- cherlich zu erleben. Nur, was ist daran logisch? Wir finden es unerklärlich und daher beunruhigend und viel mehr noch die Tatsa- che der Geistheilungen.

Beunruhigend, denn uns muß doch deutlich wer- den, wie sträflich wir in der Medizin diese Dinge ver- nachlässigt haben. Und da- her wahrscheinlich auch unser intensives Bedürf- nis, sie schlicht logisch zu finden, oder aber, sie ernst zu nehmen und unter Be- mühung von etwas miracu- lösen, physikalischen Vor- stellungen zu erklären, die Causalität auf alle Fälle zu retten.

Der Beispiele in der beleb- ten Natur, wo physikali- sche Erklärungen versa- gen, finden sich viele. Sehr ernst zu nehmende Biolo- gen weisen darauf hin, daß die Causalität nicht durch- gängig als Grund biologi- scher Erscheinungen her- angezogen werden kann.

Andererseits ist aus der Physik — wir denken an die Quantenmechanik — be- kannt, daß auch dort die Causalität, vorsichtig aus- gedrückt, relativiert wird.

Die gesamte Naturwissen- schaft und damit die An- schauung von Mensch und Leben befindet sich in ei- nem gewaltigen Umbruch, aber wir Ärzte wolle ge- meinhin nicht davon Kenntnis nehmen. War- um? Wenn wir die anzitier- ten und andere Zuschriften zum Thema Geistheiler überdenken, meinen wir die Angst zu spüren, von

einer bestürzend neuen Ansicht bezüglich der Kräf- te in der Natur überollt zu werden. Dies das eine, aber das andere wohl auch, die Angst, als Medizi- ner könnte man als Wis- senschaftler nicht ernst genommen werden. Tra- gen wir es mit Würde, un- sere Sorge ist ja wohl nicht unser Prestige als ,Wissen- schaftler'.

Es wird gesagt: Weh, die ich rief die Geister — ! Nun ist die Schwemme unseri- öser Heiler und Kurpfu- scher da. Nun gewiß sind sie da, aber auch die ernst zu nehmenden Heiler. Und soll man denn wirklich die Schwemme an Pülverchen und Pillen, an Kapseln und Mixturen immer so ganz ernst nehmen, mit denen wir umgehen? ...

Geistheilungen sind rätsel- haft, übrigens ebenso rät- selhaft wie etwa die Hei- lungen in Hypnose... Die Hypnose freilich und sol- che Techniken wollen ver- dammt ernst genommen sein. Sie sind da, was heißt da ‚logisch'? Unerklärlich ist es, bestürzend uner- klärlich.

Dr. Dr. med. S. Hild Langenstraße 40 2120 Lüneburg

§ 218

Zu dem Kommentar von Gün- ter Burkart: „Bewußtseinstrü- bung um Leben und Töten", Heft 30/1985, Seite 2170:

Unglückselige Verwechslung

Das makabre Dilemma in Sachen § 218 rührt von der unglückseligen Verwechs- lung von Sex und Seele her, in der die Kirchen noch heute befangen sind.

Sex — ein natürliches Be- dürfnis der Menschen — wurde dadurch zum raffi- nierten Handels- und Tauschobjekt.

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

BRIEFE AN DIE REDAKTION

82. Jahrgang Heft 51/52 vom 20. Dezember 1985 (7) 3819

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Die Orgel des Passau- er Doms ist mit 17 388 Pfeifen und 231 Regi- stern die größte Kir- chenorgel der Welt. In einem Film demonstriert der Domor- ganist die unerschöpf- lichen Varia- tionsmög- lichkeiten des Instru- ments (ARD, 24. Dezem- ber, um 13.15 Uhr) Foto: ARD

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

HÖRFUNK UND FERNSEHEN BRIEFE

Der § 218 behandelt heute völlig heterogene Sachver- halte. Wenn ein Kind getö- tet werden muß, um das Leben der Mutter zu erhal- ten, handelt es sich um Notwehr, die ohnehin straffrei ist. Die Tötung ei- nes genetisch geschädig- ten Kindes kann von den Eltern verantwortet wer- den in dem gleichen Sin- ne, wie sie sonst für ihr Kind sorgen würden. Es kann unterstellt werden, daß z. B. ein schwer miß- gebildetes Kind, könnte es selbst entscheiden, wie die Eltern entscheiden würde.

Eine Regelung dieses Fal- les im Strafrecht ist über- flüssig.

Ganz anders liegen die Verhältnisse bei der Kindestötung auf Wunsch und Krankenschein. Hier wird eine Aufhebung der Schwangerschaft verlangt, die der Gesetzgeber erlau- ben oder unter Strafe stel- len kann. Nicht erlauben kann er die Tötung eines lebendigen (beseelten) menschlichen Wesens. Tä- te er es dennoch, wäre ei- ne solche Erlaubnis ungül- tig, und die Verantwort- lichen hätten sich hierfür zu verantworten, wenn die Umstände es zulassen. Als physiologisches Korrelat der Beseeltheit und der Fä- higkeit, Schmerzen zu empfinden, gilt nach dem heutigen Stand der Wis- senschaft der Beginn (und das Ende) der Hirnstromtä- tigkeit. Wenn dieses ak- zeptierte Kriterium bei der Tötung von Kindern auf Wunsch der Eltern weiter außer acht gelassen wird, dürfte es kaum noch mög- lich sein, Organdiebe und Organhändler, die ihre Wa- re zum Beispiel auf Unfall- stationen von Lebendigen zum Verkauf entnehmen, strafrechtlich zur Verant- wortung zu ziehen.

Dr. med. Lothar Sattler Arzt für Neurologie und Psychiatrie Ortwinstraße 19 1000 Berlin 28

Deutschlandpolitik

In einer Live-Sendung aus dem Berliner Reichstags- gebäude sollen Politiker, Völkerrechtler und Publizi- sten einen „Deutschland- politischen Rückblick und Ausblick" geben. Vierzig Jahre nach Kriegsende gibt es noch immer keinen Friedensvertrag; es soll gefragt werden: Wird es je einen geben? Wer soll ihn abschließen? Brauchen wir überhaupt einen Frie- densvertrag? Die Sendung wird von allen Dritten Fern- sehprogrammen gemein- sam am 30. Dezember um 22.45 Uhr ausgestrahlt.

Thema Gesundheit

Die besiegte Angst. Tages- kliniken für psychisch ge- störte Kinder und Jugend- liche. Deutschlandfunk, 20. Dezember, 14.10 Uhr.

Herztransplantation. Eine phantastische Geschichte.

Nacherzählt von Karlheinz Knuth. Westdeutscher Rundfunk, 3. Programm, 22. Dezember, 14.30 Uhr.

Das Brandenburger Tor in Berlin, Symbol der Teilung Deutschlands

Der „gesellschaftsfähige"

Mensch als Norm. Die Wiederherstellungschirur- gie. Möglichkeiten und Probleme. Deutschland- funk, 23. Dezember, 14.10 Uhr.

Von Auf und Ab durch dick und dünn. Ein Film über Gewichtsprobleme. Drittes Fernsehen Südwest, 23.

Dezember, 20.15 Uhr.

Organtransplantation.

Kongreßbericht aus Mün- chen. Deutschlandfunk, 23. Dezember, 22.05 Uhr.

Gesund durch Glauben?

Von Wundern und anderen Heilungen. Drittes Fernse- hen Nord und West, 28.

Dezember, 19 Uhr.

Problempatienten in der Lungenheilkunde. Bericht aus Bochum. Deutsch-

landfunk, 30. Dezember, 22.05 Uhr.

Vergiß die Sonne nicht.

Krebs auf der Bühne. Eine Aufführung des Freien Werkstatt-Theaters Köln.

Drittes Fernsehen Nord und West, 30. Dezember, 22.45 Uhr.

Wetterstreß. Das Wetter und das Wohlbefinden.

Drittes Fernsehen Nord und West, 1. Januar, 21 Uhr.

Sport Extra. Diesmal un- ter anderem mit dem Bei- trag: Rekorde im Rollstuhl - Leistungssport für Behin- derte. Drittes Fernsehen Nord und West, 2. Januar, 17.15 Uhr.

Festliche Musik

Dresden - Melodie einer Stadt. Der Tenor Peter Schrei- er führt durch die heutige Mu- sikszene Dresdens. ZDF, 22.

Dezember, 12 Uhr.

Zu Gast bei Richard Wagner.

Film von Horst Krüger und Gert Klemming über die Bay- reuther Festspiele. ZDF, 22.

Dezember, 19.30 Uhr.

Händel: Messias. NDR-Sinfo- nieorchester, Dirigent: Peter Schreier. Aus der Hamburger St.-Michaelis-Kirche. ARD, 25.

Dezember, 9.40 Uhr.

„Hundert Gramm Musik".

Über den Komponisten Hans- Martin Majewski, der unter an- derem mehr als 150 Filmmusi- ken geschrieben hat. Drittes Fernsehen Nord und West, 27.

Dezember, 18.15 Uhr.

Sammy Davis jr. Aufzeich- nung eines UNICEF-Konzerts in Paris. Drittes Fernsehen Südwest, 28. Dezember, 22.55 Uhr. - Gala-Konzert aus Ho- hensyburg. ZDF, 31. Dezem- ber, 23 Uhr.

Herbert von Karajan: Silve- sterkonzert mit den Berliner Philharmonikern. ZDF, 31. De- zember, 17.45 Uhr.

Neujahrskonzert aus Wien.

Wiener Philharmoniker, Lei- tung: Lorin Maazel. ZDF, 1. Ja- nuar, 12.15 Uhr. 3820 (8) Heft 51/52 vom 20. Dezember 1985 82. Jahrgang Ausgabe A

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