Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
Immunfluoreszenz-Mikroskopie
0 Dermatitis herpetiformis
Diagnostisch aufschlußreiche IF- Befunde lassen sich bei dieser Er- krankung nur direkt am Biopsiema- terial erheben. Im charakteristi- schen Fall bestehen sie in gra- nulären, bisweilen linearen Ab- lagerungen von Immunglobulin A in den dermalen Papillen (Abbil- dung 4).
Diese Immunglobulinpräzipitate sind nur außerhalb der läsionalen Hautbezirke nachweisbar, manch- mal erst im Verlauf von Serien- schnitten oder nach wiederholten Biopsien. Wegen der häufigen Ver- gesellschaftung von Dermatitis her- petiformis mit Dünndarmverände- rungen, wie sie bei der Zöliakie an- getroffen werden, ist es denkbar, daß in naher Zukunft routinemäßig Dünndarmbiopsien bei Patienten mit Dermatitis herpetiformis vorge- nommen werden.
0 Lichen ruber
Sofern die Diagnose Lichen ruber nicht aus dem klinischen Bild und der normalen Histologie mit Si- cherheit gestellt werden kann, ist es möglich, durch IF-Untrsuchun- gen von Biopsien aus der befalle- nen Haut zusätzliche Parameter für die Diagnostik zu gewinnen. Cha- rakteristisch ist ein IF-Bild mit ei- ner breiten, granulär bis grob- scholligen subepidermalen Fibrin- ablagerung (Abbildung 5).
Lupus erythematodes
Sowohl beim systemischen Lupus erythematodes (SLE) wie auch beim chronisch diskoiden Lupus erythematodes (CDLE) sind bei Hautbiopsien aus Krankheitsher- den gleichartige krankheitstypi- sche IF-Befunde regelmäßig zu er- heben. Diese bestehen in granulä- ren Immunglobulinablagerungen (IgG, IgM selten IgA) unterhalb der dermoepidermalen Verbundszone (Abbildung 6 a). In gleicher Lokali- sation läßt sich die Bindung von Komplementkomponenten (C1 q,
C 3) nachweisen. Vorbehandlung der erkrankten Hautstellen mit po- tenten Kortikoidsalben können die Ursache für das Fehlen eines krankheitstypischen IF-Musters sein.
Einen besonderen prognostischen Wert besitzt die Untersuchung von klinisch nicht befallener Haut, wo- bei für die Biopsieentnahme licht- exponierte Stellen der Haut vorzu- ziehen sind.
Positive IF-Befunde in klinisch un- auffälliger Haut sind charakteri- stisch beim SLE und beim Lupus erythematodes chronicus dissemi- natus mit Tendenz zur viszeralen Beteiligung (insbesondere der Nie- re) und zur Systematisierung (Ab- bildung 6 b). IIF-Untersuchungen auf antinukleäre Faktoren (ANF) im Patientenserum, die im allgemeinen an Rattenleber als Substrat durch- geführt werden (Abbildung 7), wei- sen bei Patienten mit SLE im Krankheitsschub einen hohen Titer auf.
Bei Patienten mit CDLE sind die- se Befunde im allgemeinen un- auffällig oder im Titer nur gering- gradig erhöht. Eine zusätzliche dia- gnostische Hilfe beim Vorliegen von antinukleären Antikörpern bie- ten neu entwickelte radioimmuno- logische Tests zum Nachweis von Antikörpern gegen native DNS, welche in sehr hohem Grad spezi- fisch für das Vorliegen eines SLE sind.
Bei einer ganzen Reihe von weite- ren dermatologischen Krankheits- bildern wie etwa der Vasculitis all- ergica, bestimmte Formen von Arzneimittelexanthemen, bei der Psoriasis vulgaris sowie beim Ery- thema exsudativum multiforme sind
immunfluoreszenzmikroskopische Befunde beschrieben worden. Ihre diagnostische Wertigkeit ist aber noch nicht genügend experimentell untermauert, um bei diesen Fällen eine immunfluoreszenzmikroskopi- sche Untersuchung im Rahmen der klinischen Routinediagnostik emp- fehlen zu können. Triebfeder für die zu erwartende weitere rasche
Ausbreitung von Immunfluores- zenzmethoden im Rahmen der Der- matohistopathologie wird weiterhin die Hoffnung sein, über die Immun- pathologie den Pathomechanismus der untersuchten dermatologi- schen Krankheitsbilder aufklären zu können.
Literatur beim Verfasser
Anschrift des Verfassers:
Dr. med. Reiner Scherer Dermatologische Klinik und Poliklinik
der Universität München Frauenlobstraße 9 8000 München 2
—ECHO
Zu: „Das heisere Kind" von Dr.
med. H.-J. Schultz-Coulon in Heft 35/1976, Seite 2203 ff.
Heiserkeit bei Kindern ernst nehmen
„Heiserkeit bei Kindern im Vor- und Grundschulalter muß man erst nehmen, wenn sie nicht — etwa nach ei- ner Erkältungskrankheit — schnell von selbst wieder verschwindet. Wird solche andauernde Heiserkeit nicht behandelt, kann sie sich zu bleibenden Stimmschäden auswirken, warnt Dr. Hans- Jürgen Schultz-Coulon von der Hals-Nasen-Ohren-Klinik der Medizinischen Hoch- schule Hannover. Unbedingt ernst genommen werden müsse bleibende Heiserkeit nach Grippe, Diphtherie, Lungenentzündung oder ei- ner Pockenschutzimpfung ..."
(nach dpa in: Kölner Stadt- Anzeiger)
2500 Heft 40 vom 30. September 1976 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT