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Archiv "Ägyptens glanzvollste Zeit in Hildesheim" (23.07.1987)

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Hilde Domin wird am 27. Juli 75

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Auf welche — bislang nicht oder noch nicht richtig ge- stellten — Fragen möchten Sie unbedingt einmal antworten?

Domin: Eine solche Frage wäre beispielsweise: Wieviel Mut braucht ein Schriftstel- ler, um vor sich selbst beste- hen zu können?

Wieviel braucht er?

Domin: Er braucht drei Arten von Mut. Den Mut, er selber zu sein. Den Mut, nichts umzulügen, die Dinge beim Namen zu nennen. Und drittens, den Mut, an die An- rufbarkeit des anderen zu glauben. Und letzthin habe ich Mut gebraucht, um die

„Gesammelten Gedichte"

zusammenzustellen: Das ist nicht nur eine Werkbilanz, das ist eine Lebenssumme

Sollten Schriftsteller nicht mehr als derzeit wahrnehm-

bar in das aktiv eingreifen, was man gesellschaftspoliti- sche Willensbildung nennt?

Domin: Ich denke, daß ich immer Stellung nehme.

Aber ich nehme natürlich nicht immer Stellung zu dem, was gerade gewünscht ist. Es ist doch immer eine Frage, ob sich der Autor als Staatsbür- ger äußert oder innerhalb sei- nes Werks, seiner Gedichte etwa. Im Gedicht kann sich beispielsweise der Mensch äußern über den Schrecken, den er vor Raketen als sol- chen empfindet, aber nicht zu Abrüstungs-Verhandlungen.

Aber dennoch muß sich der Schriftsteller einmi- schen .. .

Domin: Ich bin bekannt als „Einmischer". Aber im Prinzip halte ich die Bundes- republik für den gutwilligsten

Staat, den es auf diesem Ter- ritorium gegeben hat. Und einen der gutwilligsten Staa- ten heute überhaupt. Trotz der vielen Sachen, die einem nicht passen. Aber nie paßt einem alles.

Was hätten Sie denn mög- licherweise anders machen wollen, können oder müssen?

Domin: Oftmals kommt man an einen Kreuzweg, ehe man es auch nur registriert, ist man schon vorüber. Um- kehren ist nicht möglich. Sie können sich nur vornehmen, dieses oder jenes das nächste Mal so oder anders zu ma- chen. Ich habe mich früh ent- schlossen, wenn in meinem Umkreis irgend etwas pas- siert, was ich ändern oder verhüten kann, so will ich mich nicht taub stellen und vorbeigehen. Wenn mir ein 22jähriger Medizinstudent schreibt: „Ich habe durch Sie nicht nur verstanden, son- dern gefühlt, daß Leben im- mer Einsatz, Willen, Liebe und Zivilcourage beinhalten muß! Ich werde alles tun, um niemals mehr ,Graue Zeiten' aufkommen zu lassen" — dann haben die Gedichte doch bei diesem jungen Men- schen etwas bewirkt.

Auf was beginnt man sich einzustellen, wenn man, wie Sie am 27. Juli, den 75. Ge- burtstag vor Augen hat?

Domin: Ich sehe nicht, daß sich bei mir, das mag be- dauerlich sein, eine Abge- klärtheit einstellt. Ich ziehe keine Striche, hake nichts ab, sage nicht: das ist vorbei.

Ist das Alter für Sie eine Todeszelle oder, wie Kasch- nitz sagt, ein Balkon?

Domin: Ich halte es da mit Kaschnitz. Ich freue mich, Menschen zu treffen, die seit ihrer Schulzeit meine Leser sind. Sie begegnen mir in Le- sungen, sie schreiben mir, sie laufen mir vielleicht sogar in einem IC nach, setzen sich im Speisewagen mir gegenüber und sagen: „Endlich sehen wir uns. Das kann kein Zufall sein!" Und dann erzählen sie mir ihr Leben, als hätten wir uns schon immer gekannt.

All diese Begegnungen, die mir meine Gedichte bringen, machen mir Freude und Mut.

Das bringt mehr Freude als jeder Literaturpreis. Gedich- te bleiben jung, auch wenn der Autor 75 wird.

Die Werke von Hilde Domin erscheinen bei Piper und S. Fi- scher.

Hält die Bundesrepublik für den

gutwilligsten Staat .. .

Befragt nach ihrer „Lieblingstugend", hat sie ein- mal geantwortet: „Eine glückliche Hand für andere zu haben." Sie, die in Köln geboren, aus Hitler-Deutsch- land geflohen, nach 22jährigem Exil in den 50er Jahren zurückgekehrt, in Heidelberg lebend, ist als Lyrikerin mit einer Vielzahl von Ehrungen ausgezeichnet worden.

Sie feiert am 27. Juli ihren 75. Geburtstag: Hilde Do- min. Sie sagt über sich: „Ich bin als ein Mensch des Dennoch bekannt, einer, der gegen den Strom schwimmt, der sich vor fahrende Züge wirft, als könne er sie aufhalten . . ." W. Christian Schmitt hat sie be- sucht und befragt:

Ägyptens glanzvollste Zeit in Hildesheim — Vom 23.

August bis zum 29. Novem- ber präsentiert das Roemer- und Pelizaeus-Museum Hil- desheim die Sonderausstel- lung „Ägyptens Aufstieg zur Weltmacht — Zeugnisse einer glanzvollen Epoche (1550 bis 1400 v. Chr.)". Die Hildes- heimer Schau stellt in Skulp- turen, Reliefs und Malereien Persönlichkeiten der frühen 18. Dynastie sowie die natur- getreue Nachbildung der Grabkammer des Sennefer vor, des Bürgermeisters der

Reichshauptstadt Theben.

Schmuck, Handwerkszeug und Haushaltsgeräte spiegeln die elegante Sphäre des Kö- nigshofes ebenso wie das All- tagsleben in dieser Zeit. rat

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(WER 2010-50) für Klavier, die er 1974 komponierte, er- schien pünktlich zum 75. Ge- burtstag des Komponisten in der Wergo-Reihe „Edition John Cage", die im letzten Herbst mit den „Werken für Klavier und präpariertes Kla- vier" (WER 60 151) gestar- tet wurde. Interpretin ist die aus Deutschland stammende 80jährige Pianistin Grete Sul- tan. erg Sennefer,

Bürger- meister der Stadt Theben,

1. Hälfte 15. Jahr- hundert v. Chr.

A-2086 (82) Dt. Ärztebl. 84, Heft 30, 23. Juli 1987

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