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Archiv "Zu wenig Personal: Mehr Todesfälle" (17.11.2000)

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Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 97½½½½Heft 46½½½½17. November 2000 AA3105

Septische Komplikationen

Die Behandlung septischer Komplika- tionen in der Unfallchirurgie hat in den letzten Jahren Fortschritte gemacht, ist konsequenter, radikaler und damit für den Patienten erfolgreicher geworden.

Die septische Chirurgie ist ein aus der Versorgung unfallchirurgischer und or- thopädischer Patienten nicht mehr weg- zudenkender Faktor. Insbesondere an den Berufsgenossenschaftlichen Unfall- kliniken (zum Beispiel Hamburg, Frank- furt am Main, Ludwigshafen, Bochum, Tübingen und Murnau) werden entspre- chende Abteilungen vorgehalten. Die septischen Fälle haben ein Recht auf be- sondere Behandlung, nur zu oft sind sie jedoch die nur ungern und halbher- zig versorgten Probleme am Ende des OP-Tages, mit Zimmern am Ende des Gangs, versorgt, vom dienstjüngsten AIPler. Wichtig ist, dass nicht irgendje- mand irgendetwas irgendwie macht.

Aktuelle Behandlungsbeispiele: Wur- de früher ein Weichteilabszess lediglich eröffnet, wird er heute exzidiert, debri- diert und entweder unter lokaler Anti- biotikatherapie (beispielsweise Septo- pal, Septocoll, Sulmycin) primär ver- schlossen, kurzfristig offen oder mit Va- kuumversiegelung, gegebenenfalls unter Anwendung der Instillationsvakuum- versiegelung, behandelt.

Die Totenlade oft angeführt, doch nur von wenigen Kollegen gesehen oder behandelt, muss von dem eingeschlosse- nen Sequester befreit werden, scharfe Löffel und Kugelkopffräsen sorgen für lokale Revision, lokale Antibiotikum- träger finden adjuvante Anwendung.

Das akute und chronische Gelenk- Empyem wird in der Abteilung für Sep-

tische Chirurgie (BGU-Frankfurt a. M., 62 Betten) bereits seit 15 Jahren nicht mehr mit Spül-Saug-Drainage behan- delt. Vielmehr erfolgt nach parapatella- rer Mini-Arthrotomie und Synovekto- mie der Einsatz der Jet-Lavage, an- schließend die versenkte Implantation resorbierbarer oder nichtresorbierba- rer Antibiotikumträger, je nachdem ob eine programmierte Etappenrevision erforderlich wird. Die adjuvante lokale Antibiotikatherapie nach radikaler chirurgischer Behandlung hat eine enorme Verbesserung des Patienten- komforts und gute Ergebnisse erreicht.

Aktuelle Entwicklungen in der Be- handlung von Infektionen an Knochen und Weichteilen kommen unter ande- rem in den septischen Abteilungen der oben genannten Kliniken regelmäßig zur Anwendung, Hospitationen sind möglich.

Dr. med. Matthias Bühler Abteilung Septische Chirurgie Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Frankfurt am Main

Friedberger Landstraße 430 60389 Frankfurt

Schlusswort

Die Anmerkungen von Herrn Kolle- gen Bühler zur Infektbehandlung stel- len eine wertvolle Ergänzung dar und heben auf einige spezielle Therapiefor- men nochmals besonders ab. Beizu- pflichten ist Herrn Bühler dahinge- hend, dass die Behandlung von Infek- tionen an Knochen und Gelenken durchaus nicht immer optimal gehand- habt wird. Unsere Analyse von ein- schlägigen Behandlungsfehlervorwür- fen zeigt, dass Fehler wegen des Eintre- tens einer Infektion kaum, Fehler we- gen ihrer unzureichenden Diagnostik oder Therapie jedoch relativ häufig festgestellt werden (1, 2).

Literatur

1. Arens St, Müller L, Hansis M: Vorgeworfene Behand- lungsfehler nach postoperativen Infekten am Bewe- gungsapparat. Chirurg 1998; 69: 1263–1269.

2. Hansis M, Hansis D: Der ärztliche Behandlungsfehler – verbessern statt streiten. Landsberg; Ecomed: 1999.

Prof. Dr. med. Martin L. Hansis Am Katzenlochbach 8

53125 Bonn

Über vier Jahre wurde in einer schotti- schen Intensivstation der Frage nachge- gangen, ob und wieweit der Personal- bestand einer solchen Station mit den Ergebnissen der Behandlung zusam- menhängen mag. Ausgangspunkt war eine auf amerikanischen Studien beru- hende Risikoabschätzung für jeden ein- zelnen Patienten. Dem wurde gegen- übergestellt, ob die Station während seines Aufenthalts ausreichend mit Pflegepersonal besetzt war oder nicht (wobei Richtzahlen der britischen Ge- sellschaft für Intensivmedizin zugrunde gelegt wurden). Die Ergebnisse: Insge- samt starben unter den Schwerkranken (im oberen Viertel des Risikogrades) weniger Patienten als vorhergesehen in der Station oder anschließend im Kran- kenhaus als zu erwarten war; die Ein- zeluntersuchung der Fälle zeigte je- doch, dass die Zahl der Todesfälle um so mehr über der möglichen Voraussa- ge lag, je schlechter das aktuelle Ver-

hältnis zwischen Belegung und Perso- nalstand war. Unabhängig von der Risi- koabschätzung: Bei guter Personalbe- setzung starben 17 Prozent der Patien- ten, im schlechtesten Fall 45 Prozent.

Und im Lauf der vier Beobachtungsjah- re verbesserte sich die Besetzung dieser Intensivstation erheblich und erreichte am Ende ungefähr den Idealstand – der Anteil der verstorbenen Patienten sank in der gleichen Zeit von 34 auf 28 Pro- zent, jeweils auf das Jahr bezogen. bt Tarnow-Mordi WO, Hau C, Warden A, Shearer AJ: Hospi- tal mortality in relation to staff workload: a 4-year study in an adult intensive-care unit. Lancet 2000; 356:

185–189.

Prof. W. O. Tarnow-Mordi, Neonatology, Westmead Hospital, Westmead, NSW 2145, Australien, william@westgate.wh.usyd.edu.au

Zu wenig Personal: Mehr Todesfälle

Referiert

zu dem Beitrag

Aktuelle Entwicklungen in der Unfallchirurgie

von

Prof. Dr. med.

Martin Ludwig Hansis in Heft 30/2000

DISKUSSION

Referenzen

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