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Archiv "Adjuvante Ganzhirnbestrahlung bei Hirnmetastasen: Weniger intrakranielle Rezidive und zerebrale Todesfälle" (11.03.2011)

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A 526 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 10

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11. März 2011 stärkere Myopien (mehr als –5,0 Di-

optrien) betrug der relative Risiko- faktor nur 0,41. Noch deutlicher war für Kurzsichtige das Risiko re- duziert, eine die Funktion des Au- ges gefährdende proliferative DR zu erleiden: 0,4 für mäßig und nur 0,12 für stark Kurzsichtige (in nach Alter und Geschlecht statistisch be- reinigtem Modell).

Was genau den protektiven Ef- fekt der Myopie bewirkt, ist noch nicht geklärt. So wird diskutiert, dass die Verlängerung der Sklera bei den kurzsichtigen Augen mit ih- ren relativ langen Achsen und die

Deformierung des hinteren Pols die okuläre Pulsrate und den Blutfluss reduzieren, wohingegen eine zur proliferativen DR führende, schwe- re nichtproliferative Retinopathie mit einem erhöhten Blutfluss asso- ziiert ist. Auch die in stärker kurz- sichtigen Augen häufig beobachtete vollständige hintere Glaskörperab- hebung scheint mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit der Progression zu einer proliferativen DR einher- zugehen – möglicherweise ist durch die Abhebung den Proliferations - bestrebungen ein Gerüst entzogen, an dem entlang sich pathologische

Blutgefäße bilden können. Auch dürfte in einem verflüssigten Glas- körper die Sauerstoffdiffusion ver- bessert sein. Ein weiterer poten - zieller Schutzfaktor wird in der chorioretinalen Verdünnung bei hoch- myopen Augen gesehen: diese Sym - ptomatik geht mit erhöhten Spie- geln von TGF

beta Hand in Hand, das möglicherweise vor fibrovasku - lären Proliferationen zu schützen vermag. Dr. med. Ronald D. Gerste

Lim LS et al.: Are Myopic Eyes Less likely to Have Diabetic Retinopathy? Ophthalmology 2010; 117: 524–30.

Hirnmetastasen solider Tumoren werden operiert oder stereotaktisch bestrahlt. Die Frage, ob eine adju- vante Ganzhirnbestrahlung (WBRT) zusätzlich zu den beiden erstgenann- ten Optionen einen weiteren Nutzen bringt, wurde in einer Phase-III-Stu- die der European Organisa tion for Research and Treatment of Cancer (EORTC) mit 359 Patienten unter- sucht. Die Patienten hatten bis zu drei Hirnmetastasen eines soliden Tumors (kein kleinzelliges Bronchi- alkarzinom), litten an stabiler syste- mischer Erkrankung oder einem asymptomatischen Primärtumor und hatten einen WHO-Performancesta- tus zwischen null und zwei (1).

199 Patienten, deren Metastasen ra- diochirurgisch behandelt wurden, und 160, bei denen sie konventionell operiert worden waren, wurden je- weils randomisiert, eine adjuvante WBRT zu erhalten (30 Gy in 10

Fraktionen) oder nur beobachtet zu werden. Primärer Endpunkt war die Zeit bis zur Verschlechterung des WHO-Performancestatus auf einen Wert von mehr als zwei.

Dieses Intervall war mit median 10,0 Monaten im Beobachtungs-, und 9,5 Monaten im Bestrahlungs- arm fast identisch (p = 0,71), eben- so die Gesamtüberlebenszeit (medi- an 10,7 vs. 10,9 Monate, p = 0,89).

Dagegen konnten die zerebralen Rezidivraten nach zwei Jahren durch die WBRT signifikant redu- ziert werden (Tabelle). Im Beob- achtungsarm wurden häufiger Sal- vagetherapien angewendet (51 % – darunter 40 % WBRT – vs. 16 %), und auch Todesfälle aufgrund in- trakranieller Progression waren häufiger als nach Bestrahlung (44 % vs. 28 %). Schwere akute Nebenwirkungen der Schädelbe- strahlung waren relativ selten, lang-

fristige Effekte auf kognitive Leis- tungen wurden nicht untersucht.

Fazit: Die adjuvante WBRT nach chirurgischer oder radiochirurgi- scher Ablation von bis zu 3 Hirnme- tastasen kann intrakranielle Rezidi- ve und dadurch bedingte Todesfälle verhindern, nicht aber das Überle- ben verlängern. Prof. Dr. med. Jür- gen Dunst (Lübeck) warnt dennoch davor, aus diesen Daten den gene- rellen Verzicht auf eine Ganzhirn- bestrahlung abzuleiten. Der primäre Endpunkt der Studie sei problema- tisch, weil sich der Allgemeinzu- stand bei den meisten Patienten durch die Progression der extrazere- bralen Erkrankung verschlechtere, die neuropsychologische Funktion aber vor allem durch die zerebra- le Krankheitsprogression bedroht sei. Unter diesem Gesichtspunkt gilt die Ganzhirnbestrahlung bis- her als indiziert, und der Verzicht sollte, wie auch in einem beglei- tenden Editorial angemerkt wird, gut begründet werden. Im Übri- gen, sagt Dunst, lasse sich aus den Daten als Nebenbefund auch able- sen, dass in der Primärtherapie der Metastasen die Strahlenchirurgie im Vergleich zur Operation hoch- effektiv sei. Josef Gulden

Kocher M et al.: Adjuvant whole-brain radiotherapy versus observation after radiosurgery or surgical resection of one to three cerebral metastases: Results of the EORTC 22952–26001 study. J Clin Oncol 2011; 29: 134–41; Editorial, lbd. 121–4.

ADJUVANTE GANZHIRNBESTRAHLUNG BEI HIRNMETASTASEN

Weniger intrakranielle Rezidive und zerebrale Todesfälle

TABELLE

Rezidivraten nach Ganzhirnbestrahlung (WBRT) beziehungsweise Beobachtung

modifiziert nach Kocher et al.: J Clin Oncol 2011; 29: 134–41

„Lokal“-Rezidive im Resektionsbett

„Neue“ intrakranielle Rezidive

Nach Operation WBRT

27 %

23 %

Beobachtung 59 % (p < 0,001)

42 % (p = 0,008)

Nach Radiochirurgie WBRT

19 %

33 %

Beobachtung 31 % (p = 0,040)

48 % (p = 0,023)

M E D I Z I N R E P O R T

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