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Wie viele Todesfälle verursacht Fettsucht ?

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Academic year: 2022

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Von einer Fettsuchtepidemie ist allent- halben die Rede. Zunächst fand die zunehmende Fettleibigkeit breiter Bevöl- kerungsschichten in den USA viel Beach- tung, inzwischen fehlen die warnenden Stimmen, insbesondere auch im Hinblick auf den zunehmenden Anteil überge- wichtiger Kinder und Jugendlicher, auch bei uns nicht. Da nähme es wunder, wel- che Folgen Fettsucht auf den härtesten klinischen Endpunkt, die Mortalität ei- gentlich hat. Eine kürzlich veröffentlichte Studie von Katherine Flegal und Mitarbei- tern hat anhand der periodisch erhobe- nen, repräsentativen Daten des US-ameri- kanischen National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES) die Morta- lität in Beziehung zum Body-Mass-Index (BMI) untersucht, und fand eine erhöhte Mortalität bei Untergewichtigen und stark Übergewichtigen im Vergleich mit Nor- malgewichtigen. Daraus liess sich die Zahl der im Jahr 2000 durch Fettsucht verur- sachten Todesfälle auf die Bevölkerung extrapolieren. Auf das Konto der Fett- sucht (BMI ≥ 30) gingen nach dieser Berechnung 111 909 Todesfälle. Bemer- kenswert sind allerdings die weiten 95- prozentigen Konfidenzintervalle (53 754 bis 170 064). Auf Untergewicht wären

33 746 Todesfälle zurückzuführen (95%- KI: 15 726 bis 51 766).

Wie ein begleitendes Editorial festhält, sind diese Zahlen doch erstaunlich, denn eine andere Studie hatte für dasselbe Jahr 414 000 durch Fettsucht verursachte To- desfälle errechnet, und eine weitere Unter- suchung für das Jahr 1991 kam auf 280 000 Fettsuchttodesfälle. Allen Stu- dienautoren darf man beste Absichten unterstellen, das Problem muss also in der Fassbarkeit der Beziehung zwischen Über- gewicht und der diesem Risikofaktor prä- zise zuzurechnenden Mortalität auf Bevöl- kerungsebene liegen. Zwar lässt sich das Körpergewicht sehr leicht messen, allein die als ungesund zu charakterisierenden groben Ausschläge vom Mittelmass treten praktisch immer zusammen mit weiteren Faktoren auf, die das Schicksal der betrof- fenen Einzelperson, aber auch des Kollek- tivs dieser vor allem kardiovaskulär Gefährdeten im ganzen Lande mitbeein- flussen. Und hier hat sich in den letzten Dekaden doch allerhand getan, wie Edward W. Gregg und Mitarbeiter, wiede- rum gestützt auf die Daten verschiedener konsekutiver Gesundheitserhebungen, in derselben JAMA-Ausgabe vorrechnen. Sie konnten die Trends für vier wichtige kar-

diovaskuläre Risikofaktoren (Cholesterin, Hypertonie, Rauchen, Diabetes) in Bezie- hung zum BMI über 40 Jahre verfolgen.

Mit Ausnahme von Diabetes nahmen die Risikofaktoren in allen BMI-Gruppen, be- sonders aber bei den Übergewichtigen und Fettleibigen ab. Bei Fettsüchtigen halbierte sich die Prävalenz erhöhter Cho- lesterinwerte zwischen Anfang Sechziger- jahre und dem Jahr 2000 (von 39% auf 18%), und auch der Anteil der Rauchen- den nahm deutlich ab (von 32% auf 20%). Parallel ist in den amerikanischen Zahlen auch eine Zunahme des Einsatzes von Antihypertensiva und Lipidsenkern festzustellen. Als Schlussfolgerung beto- nen die Autoren, dass Fettleibige auch heute noch ein höheres Risikoprofil haben als Schlanke, dass das Ausmass der Risiko- faktorenkumulation jedoch deutlich ab- genommen hat. Diese Beobachtung steht auch in Einklang mit der zunehmenden Lebenserwartung und den abnehmenden Mortalitätsraten für ischämische Herzer- krankungen – trotz der allseits beklagten

«Fettsucht-Epidemie». (Quellen: JAMA 2005; 293: 1861–1867; 1918–1919;

1868-1874)

H.B.

Zahlenakrobatik:

Wie viele Todesfälle verursacht Fettsucht ?

Bärbel Hirrle, Redaktorin der in unserem Verlag erscheinenden «Schweizer Zeitschrift für Onkologie», hat den 2. Preis des AstraZeneca Onkologie-Medien- preises 2004 erhalten.

Sie wird damit für zwei publizierte Arbeiten zum Thema «Lungenkrebs bei Frauen» ausgezeichnet.

Die Redaktion von ARS MEDICI gratuliert der Kollegin

und freut sich mit ihr über diese Anerkennung!

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