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Archiv "Magnet Luxemburg" (30.08.1993)

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VARIA WIRTSCHAFT

Magnet Luxemburg

D

ie Geldkapitalbildung in Deutschland, die seit Mitte 1992 rückläufig ist, hat sich nach den Ermitt- lungen der Deutschen Bun- desbank weiter abge- schwächt. Dies dürfte haupt- sächlich auf anhaltende Mit- telverlagerungen aufgrund der Zinsabschlagsteuer. im Ausland, vor allem Luxem- burg, zurückzuführen sein.

Die dortigen Geldverwalter hören es jedoch nicht gerne, wenn als Vorteile des Finanz- platzes Luxemburg lediglich das Bankgeheimnis und die Steuerfreiheit in den Vorder- grund geschoben werden. Sie wissen auch Steuerehrliche im Großherzogtum, weil dort liberalere Kapitalanlagevor- schriften gelten.

Erstens gibt es im Ver- hältnis zum deutschen Invest- mentrecht die Möglichkeit zum weitergehenden Einsatz

„derivativer Finanzinstru- mente", also beispielsweise nicht in geregelten Märkten gehandelter Optionen, Optio- nen auf Terminkontrakte und

ähnliches. Zweitens läßt das liberalere Investmentrecht der Aufsichtsbehörde größe- ren Regelungsspielraum beim Erlaß der Durchführungsbe- stimmungen, wodurch tradi- tionell die Vorschriften rasch und pragmatisch angepaßt werden. Und drittens können, um ein weiteres Beispiel von vielen zu nennen, auch Fonds mit Garantien aufgelegt wer- den.

Im vergangenen Jahr hat die Depotflucht aus Deutsch- land auch zu einem Ban- kenboom in Luxemburg ge- führt. Innerhalb eines Jahres hat sich allein die Zahl der Fi- lialen deutscher Banken von 40 auf 63 erhöht. Doch die Geldverwalter in Luxemburg sind wählerisch geworden — sie nehmen nicht jeden und tun schon gleich nicht alles.

Manche Banken , sind bereits dazu übergegangen, ihre Kunden in Beratungsklienten

und sogenannte Selbstbedie- ner einzuteilen. Einige Insti- tute haben direkt neben der Autobahn oder in der Nähe des Flughafens neue Büros.

Dennoch müssen die Ban- ken in Luxemburg ihren Kun- den in vielen Fällen noch im- mer lange Wartezeiten vor Gesprächen zumuten. Zahl- reiche deutsche Tochterban- ken nehmen Einlagen priva- ter Kunden erst ab 100 000 DM an. Bei der Depoteröff- nung beträgt die Mindest- summe in der Regel sogar 200 000 DM. Anleger, die sich für den Kauf von Invest- mentzertifikaten entschieden haben, können zumeist schon 50 000 DM oder einen gerin- geren Betrag einzahlen.

Die „Geldtouristen" über- fordern inzwischen manche Geldverwalter. So wehrt sich die Deutsche Bank bereits nachdrücklich gegen den

„Kupontourismus". In bar

löst ihre Luxemburger Toch- tergesellschaft am Schalter nicht einmal mehr die Er- tragsscheine ihrer eigenen Fonds ein. Nicht abgewiesen werden Kunden, die bei der Luxemburger Tochter ein Konto oder Depot unterhal- ten. Verständlich wird deshalb die steigende Beliebtheit von thesaurierenden Fonds ohne jährliche Ausschüttungen.

Weitere Institute könnten dem Beispiel der Deutschen Bank folgen. Bei der Luxem- burger Tochter der BfG- Bank etwa werden für „Ku- pontouristen", die keine Ge- schäftsbeziehungen mit dem Institut pflegen, Gebühren erhoben. Die Commerzbank denkt noch nicht über kon- krete Maßnahmen nach. Bei der Dresdner Bank ist die Luxemburger Tochter ver- pflichtet, Kupons der DIT- Fonds einzulösen. Ertrags- scheine von Fremdfonds können dagegen von den Anlageberatern abgelehnt werden.

Oskar H. Metzger

M

it eines der ältesten Gewerbe der Welt ist die wohlfeile Beschäf- tigung, Leute gekonnt über den Tisch zu ziehen. Wohlfeil deswegen, da die Täter es sich anschließend gut gehen lassen, während das Vermö- gensgerüst des Geschädigten oftmals angesägt ist.

Die Tricks der Burschen sind in aller Regel nach im- mergrünem Strickmuster an- gelegt. „Verspreche hohe Renditen, versprühe Kompe- tenz, verwische Spuren", heißt das Erfolgsrezept.

Um den Blödsinn nicht so schnell offenkundig werden zu lassen, bieten die Initiato- ren eine Menge Phantasie auf, alte Tricks mit neuen Produktnamen zu kaschieren.

„TR Rendite Garant No.

1 — Ihre sichere Geldanlage mit hoher Zuwachs-Garan- tie" heißt denn auch folge- richtig ein Produkt, mit dem die Treurenta Vermögenstreu- hand- und Verwaltungsgesell- schaft mbH auf Kundenfang geht. In großem Stil läßt

Treurenta-Inhaber Michael Fechner über die verbunde- ne Firma Sales & Success Versicherungs-Vermittlungs GmbH stille Gesellschafter rekrutieren.

Der Prospekt winkt mit Jubelrenditen. Wer der fei- nen Gesellschaft in Kleinost- heim sein Geld anvertraut (besser formuliert: überläßt), dem versprechen die Initiato- ren bei einer einjährigen Laufzeit 12 Prozent Rendite.

Für drei Jahre sind's dann 13 Prozent, und bei fünf Jahren Festlegung locken satte 15 Prozent Zuwachs per annum.

Das eingesammelte Geld soll dem Prospekt zufolge in An- lagen des Geld- und Kapital- marktes (z.B. festverzinsliche Anlagen, Bankschuldver-

schreibungen) investiert wer- den.

Für die Staunenden und Ungläubigen ob solch unge- wohnter Möglichkeiten wird flugs nachgeschoben, die Ein- lagen seien durch eine Bank- garantie gesichert. Hört sich wirklich gut an. Ist allerdings totaler Stuß. Abgesehen da- von, daß sich das Bundesauf- sichtsamt für das Kreditwe- sen wegen des Verdachtes auf unerlaubte Bankgeschäfte be- reits in das Geschehen einge- schaltet hat, sind diese Ren- diteversprechungen — ob bankgarantiert oder nicht — niemals zu halten.

Keine Bank der Welt wür- de im übrigen solche Garan- tien eingehen. Die Meßlatte für seriöse Geldanlagen liegt

derzeit bei sechs Prozent.

Nicht mehr und nicht weni- ger. Darüber und bis zehn Prozent wird's wagemutig.

Wer sich mit seinen Gewinn- versprechungen über die Zehnprozentmarke hinaus- wagt, ist in meinen Augen be- stenfalls ein Scharlatan, schlimmstenfalls ein Betrü- ger. Börsebius

Leserservice: Börsebi- us-Telefonberatung

—Wie an jedem 1. Samstag im Monat können Sie auch am 4. September 1993 in der Zeit von 9 bis 13 Uhr Börsebius (Reinhold Rombach) an- rufen. Wenn Sie also rund ums Geld der Schuh drückt, wählen Sie die Te- lefonnummer Köln 0221/

35 15 87. Die kostenlose Telefonberatung ist ein spezieller Service des Deutschen Ärzteblattes für seine Leser.

Börsebius: Vorsicht Finanzhaie

Alte Tricks

& Neue Namen

Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 34/35, 30. August 1993 (53) A1-2263

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