Professor Dr. Felix Richard zum sechzigsten Geburtstag
Unser Kollege und Freund Felix Richard hat sich in den vielen Jahren, seit ich ihn kenne, kaum verändert. Für ihn trifft die Charakterisierung des Berners durch den Emmentaler Mundartschriftsteller Ernst Günter ganz besonders zu:
«D' Bärner sy guetmüetig u frein, we me se nid guslet.
S' Gusle hingäge möge si nid erlyde,
u we si eenisch toobi sy, so geet's de scharpf.»
Aufgewachsen im damals noch vorwiegend gewerblichen und bäuerlichen Lan
genthal, stand Felix Richard von Jugend an in enger Verbindung mit dem Land
volk und mit der heimatlichen Scholle. So ist es nicht verwunderlich, daß er sich nach der am Gymnasium Burgdorf bestandenen Maturitätsprüfung für das Forst
ingenieurstudium entschloß. 1939 erhielt er das Forstingenieurdiplom, 1940 das eidg. Wählbarkeitszeugnis. Damals .stand die Bodenkunde an unserer Hochschule in voller Blüte. Professor Hans Pallmann begeisterte auch Felix Richard für dieses Fach, bot ihm die Möglichkeit zur Ausführung einer Promotionsarbeit, mit der er 1946 die Würde eines Doktors der technischen Wissenschaften erlangte, und an
schließend war er bis 1949 weiter als Assistent am Agrikulturchemischen Institut der ETH tätig. Von entscheidendem Einfluß für seine wissenschaftliche Laufbahn war der zweijährige Studienaufenthalt an der Cornell University, der Ithaca und Berkeley University in Kaliforhien. Hier lernte Felix Richard neue Methoden der bei uns noch wenig entwickelten Bodenphysik kennen. Um so mehr, als in unserem Land mit seinen vorwiegend schweren, nährstoffreichen Waldböden der Luft- und Wasserhaushalt zumeist die für das Gedeihen der Waldbäume entscheidenden Fak
toren darstellen, war es selbstverständlich, daß eine im Jahre 19 51 an der Eidg.
Anstalt für das forstliche Versuchswesen neu geschaffene Stelle eines Bodenkund
lers Felix Richard anvertraut wurde. Hier fand er die denkbar günstigsten For
schungsmöglichkeiten und reiche Unterstützung von seiten der Anstaltsleitung. Im Wintersemester 1951/52 habilitierte er sich an der ETH auf dem Gebiet der forst
lichen Bodenkunde. Vom Sommersemester 1952 an wurde ihm ein Lehrauftrag für die bodenkundlich-pflanzensoziologischen Übungen und vom Sommersemester 1953 an auch für die Mitwirkung bei waldbaulichen Übungen erteilt. Seine inten
sive und erfolgreiche Lehrtätigke�t fand 1962 durch die Verleihung des Professo
rentitels die verdiente Anerkennung. 1966 erfolgte die Wahl zum außerordent
lichen und 1973 zum ordentlichen Professor für Bodenphysik an der ETH Zürich.
Der internationale Verband forstlicher Forschungsanstalten wählte Felix Richard 1960 zum Obmann der Sektion für Standortsforschung. Daneben übernahm er für mehrere Jahre das zeitraubende Präsidium des Zürcher Ingenieur- und Architek
tenvereins� In der Armee erreichte er den Grad eines Obersten der Genietruppe„
Als Hochschullehrer kennzeichnen unseren Kollegen eine beispielhaft gründ
liche Vorbereitung aller Vorlesungen und Übungen, ein ausgeprägtes Lehrtalent 7
und ein entsprechender Lehrerfolg. Ebenso sind seine zahlreichen .• wissenschaft
lichen Abhandlungen durch Gründlichkeit, Sauberkeit und eine vorsichtige Inter
pretation ausgezeichnet. Sie befassen sich größtenteils mit dem Luft- und _Wasser
haushalt des Bodens in ihren Auswirkungen auf das Baumwachstum und mit Fragen der Wasserbewegung im Boden. Auf dem Gebiet der Bodenphysik haben die Arbeiten Richards und seiner Mitarbeiter internationale Geltung erlangt.
Alle diese Verdienste und Leistungen rechtfertigen, _ daß. wir seinen sechzigsten Geburtstag zum Anlaß nehmen, ihm von seiten_ seiner Kollegen, Mitarbeiter und Schüler, aber auch der in der Praxis tätigen Forstleute aufrichtig zu danken. Die Begeisterung für sein Fach und seine enge Verbundenheit mit den Studierenden haben Felix Richard jung erhalten. Wir wünschen ihm,weiterhin bei g�ter Gesund
heit reiche Früchte seines Wirkens.
Hans Leibundgut
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