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DIE PTA IN DER APOTHEKE | September 2011 | www.pta-aktuell.de

U

ntersuchungen zufolge nehmen 90 Prozent aller Frauen zu irgend- einem Zeitpunkt in ihrer Schwangerschaft Arzneimittel ein. Die meisten werden in Selbstme- dikation erworben, vornehmlich um schwangerschaftstypische Beschwer- den zu lindern. Zu einem kleineren Teil lösen die werdenden Mütter Re- zepte zur Behandlung chronischer Grunderkrankungen ein. Da fast alle Arzneistoffe über die Plazenta in den Blutkreislauf des Kindes gelangen, birgt eine Arzneimitteleinnahme ein Risiko für das Ungeborene. Leichtere Schäden, schwere Missbildungen oder gar ein Absterben des Fetus/

Embryos können die Folge sein. Die Gefahr ist von der Dosis, der Ein- nahmedauer und der Anzahl der Me-

dikamente abhängig. Darüber hinaus spielt der Einnahmezeitpunkt eine besondere Rolle. Das Ungeborene reagiert je nach Entwicklungssta- dium unterschiedlich empfindlich auf exogene Noxen. Das Risiko einer potenziellen Fruchtschädigung ist in den einzelnen Entwicklungsphasen der Schwangerschaft unterschiedlich groß und die Art und das Ausmaß der Schädigung ebenso. Besonders kritisch sind der Zeitraum der Or- ganentstehung am Anfang sowie die letzten Wochen vor der Geburt.

Allgemeine Empfehlungen zum Arzneimittelgebrauch In der Schwangerschaft sollte eine Empfeh- lung von Arzneimitteln mit großer Zurückhaltung erfolgen. Grundsätz- lich ist die Indikation für den Arz-

neimitteleinsatz immer streng zu stellen. Es muss eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung vorgenom- men werden, das heißt, Medikamente sollten nur eingenommen werden, wenn es im Einzelfall unbedingt er- forderlich ist. Alternativ ist zur Lin- derung der Beschwerden an diä- tetische Maßnahmen oder eine Ver- änderung der Lebensumstände zu denken. Andererseits erfordern zahl- reiche chronische oder akute Erkran- kungen eine konsequente Therapie, denn sie können nicht nur die Schwangere stark beeinträchtigen, sondern unter Umständen auch beim Kind eine Schädigung auslösen. Prin- zipiell sollten Arzneimittel nach dem Leitsatz „nur so viel wie nötig und so wenig wie möglich“ zur Anwendung kommen. Das bedeutet, dass Be- schwerden nur kurze Zeit mit einem Monopräparat in niedriger Dosie- rung zu behandeln sind. Dabei sollte ein Wirkstoff gewählt werden, der schon länger existiert und als gut er- probt gilt. Neu auf den Markt ge- kommene Präparate sind zu meiden, da noch keine ausreichenden Daten zur Bewertung der Unbedenklichkeit während der Schwangerschaft vorlie- gen. Bei bestehender Dauermedika- tion sind zudem Wechselwirkungen zu berücksichtigen. Da grundsätzlich auch pflanzliche Mittel fruchtschädi- gend wirken können, ist ein beden- kenloser Ersatz durch Phytophar- maka oder Pflanzentees nicht wün- schenswert.

Konkrete Beratungstipps ge- sucht Bei der Auswahl eines Medi- kamentes hilft oftmals der Beipack- zettel oder die Fachinformation

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PRAXIS SCHWANGERSCHAFT

Eine Arzneimitteltherapie muss in der Schwangerschaft mit

großer Zurückhaltung erfolgen. Um werdende Mütter sorgfältig beraten zu können, werden Entscheidungshilfen benötigt.

Welche Medikamente?

© Isabelle Limbach / www.iStockphoto.com

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wenig weiter. Unklare, ausweichende Formulierungen zur Anwendung in der Schwangerschaft beunruhigen nicht nur die Patientin, auch das Apothekenpersonal ist verunsichert.

Da bei der sensiblen Zielgruppe aus ethischen Gründen keine Studien durchgeführt werden, erfolgen die Zulassungen höchstens aufgrund tierexperimenteller Daten. So kann es vorkommen, dass wegen fehlender Erfahrungen am Menschen verschie- dene Hersteller unterschiedliche In- formationen zu identischen Wirk- stoffen veröffentlichen. Eine in der Schwangerschaft ausgesprochene Kon- traindikation erfolgt in vielen Fällen nicht wegen eines tatsächlichen tera- togenen Risikos, sondern allein aus Haftungsgründen. Sinnvoll kann daher das Hinzuziehen spezieller In- formations- und Beratungsstellen sein, welche die PTA oder den Apo- theker bei der individuellen Risi-

ko-Nutzen-Abwägung unterstützen, zum Beispiel www.embryotox.de oder www.reprotox.de.

Praktische Hilfestellungen Unter www.embryotox.de kann zudem von Laien und Fachkreisen die Online- Datenbank zur Arzneimitteltherapie- sicherheit in Schwangerschaft und Stillzeit des Pharmakovigilanz- und Beratungszentrums für Embryonal- toxikologie des Berliner Betriebs für Zentrale Gesundheitliche Aufgaben aufgerufen werden. Auf dieser Infor- mationsseite veröffentlicht das öf- fentlich geförderte Institut seit Ok- tober 2008 unabhängige Informatio- nen zur Verträglichkeit der wichtigs- ten Medikamente und zur Behand- lung häufig vorkommender Krank- heiten bei werdenden und stillenden Müttern. Die dort publizierten Anga- ben beruhen auf aktuellen wissen- schaftlichen Daten und sind unab-

hängig vom Einfluss von Arzneimit- telfirmen oder anderen Interessen- gruppen. Die Informationsseite eig- net sich hervorragend, um während des Kundengesprächs gemeinsam mit der Patientin gezielt nach der Ein- satzmöglichkeit von Arzneistoffen in Schwangerschaft und Stillzeit nach- zuschlagen. Ebenso können die bes- ten erprobten Mittel bei häufig vor- kommenden Erkrankungen recher- chiert werden.

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Gode Meyer-Chlond, Apothekerin

k Weitere Informationenzu www.embryotox.de finden Sie, wenn Sie diesen Artikel online unter www.pta-aktuell.de lesen!

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