Versetzungen in Silizium
Dissertation
zur Erlangung des Doktorgrades
der Mathematish-Naturwissenshaftlihen Fakultäten
der Georg-August-Universitätzu Göttingen
vorgelegtvon
Oliver Voÿ
aus
Oldenburg
Göttingen 2009
Referent: Herr Prof.Dr. M. Seibt
Korreferent: HerrProf. Dr. C. Jooÿ
1 Einleitung 1
2 Einführung 5
2.1 Experimentelle Methoden . . . 5
2.1.1 Kapazitätstransientenspektroskopie tiefer Zustände . . . 5
2.1.2 DLTS an Vielelektronendefekten . . . 9
2.1.2.1 ModellzurBeshreibungvonDLTS-Spektrenausgedehn- ter Vielelektronendefekte. . . 11
2.2 Gold in Silizium . . . 12
2.2.1 Diusion und Löslihkeit . . . 12
2.2.2 Aussheidungen . . . 14
2.2.3 Tiefe Zustände . . . 16
2.3 Versetzungen in Silizium . . . 17
2.3.1 Strukturelle Eigenshaften . . . 17
2.3.1.1 Das Gleitsystem imSiliziumkristall . . . 17
2.3.1.2 Das elastishe Verzerrungsfeld . . . 18
2.3.2 Elektrishe Eigenshaften . . . 18
2.3.2.1 Eekt der Linienladung . . . 19
2.3.2.2 Das elastishe Verzerrungsfeld . . . 20
2.4 Wehselwirkungenmetallisher Verunreinigungen mitVersetzungen . . . 22
2.4.1 Chemishe und strukturelle Wehselwirkungen . . . 22
2.4.2 Elektrishe Wehselwirkungen . . . 23
3 Probenpräparation 27 3.1 Allgemeines . . . 27
3.2 Erzeugung vonVersetzungen . . . 28
3.3 Probenentnahme aus den deformierten Stäbhen . . . 28
3.4 Goldeindiusion . . . 29
3.5 Shrägshli . . . 30
3.6 Kontaktpräparation . . . 30
3.7 Defektätzen an verformten Proben . . . 31
3.8 Präparation der TEM-Probe . . . 32
4 Ergebnisse 35
4.1 Versetzungsdihten . . . 35
4.1.1 DLTS-Proben . . . 36
4.1.2 Die untershiedlihausgelagerten Proben . . . 36
4.1.3 Versetzungsdihte der Probe einer anderen Veröentlihung . . . . 37
4.2 Ergebnisse der DLTS-Messungen . . . 39
4.2.1 Gold inversetzungsfreiem Silizium . . . 39
4.2.1.1 n-dotiertesSilizium . . . 39
4.2.1.2 p-dotiertesSilizium . . . 43
4.2.2 Gold inversetzungshaltigemSilizium . . . 48
4.2.2.1 n-dotiertesSilizium . . . 49
4.2.2.2 p-dotiertesSilizium . . . 61
4.3 Goldaussheidungen . . . 72
5 Diskussion 75 5.1 Elektrishe Eigenshaften golddekorierterVersetzungskerne . . . 76
5.1.1 Identikation der goldinduzierten DLTS-Linien. . . 76
5.1.2 Einuss der Besetzung tiefer Zustände auf die Dihte freier La- dungsträger . . . 78
5.1.3 Identikation,BesetzungundLinienladungderVersetzungszustände 81 5.1.4 Das Versetzungspotential alsEinfangbarriere . . . 83
5.2 Diskussion anderer Modelle zur Beshreibung der modizierten Einfang- kinetik inversetzungshaltigem Silizium . . . 90
5.3 Konzentrationen vonGold in versetzungshaltigem Silizium . . . 91
5.3.1 Ergebnisse einer anderen Veröentlihung und deren Interpretation 91 5.3.2 AlternativeInterpretationder Ergebnisseeineranderen Veröent- lihung . . . 94
5.4 Einuss der Versetzungen auf dieGolddiusion . . . 99
5.5 Auälligkeit in den DLTS-Spektren der versetzungshaltigen p-dotierten Probe . . . 100
6 Zusammenfassung und Ausblik 101
Anhänge
A Modell zur Berehnung von Punktdefektkonzentrationen 107
B Gold im Verzerrungsfeld von Versetzungen 111
C Das Phasendiagramm des Systems Gold/Silizium 113
DerVerbrauhfossilerEnergieträgererfordertinZukunftimmerkostenintensivere Maÿ-
nahmen fürderenErshlieÿung. GleihzeitigwerdendieBeeinträhtigungen derUmwelt
aufgrund der Nutzung fossiler Energieträger oensihtlih. Somit sollte ein groÿes In-
teresse an der Nutzung nahhaltiger Energiequellen bestehen. Die Akzeptanz für eine
nahhaltige Entwiklung aufdem Energiesektor hängt dennoh von den Kosten ab, die
fürEnergieaus nahhaltigenQuellen,wie demSonnenlihtoderdemWind, aufgebraht
werden müssen.
Unterstützt durh staatlihe Subventionsprogramme konnten die Kosten für die Ge-
winnung elektrisher Energieaus dem Sonnenliht,der Photovoltaik,deutlih reduziert
werden. Durh den seit einigen Jahren einsetzenden Übergang zur Massenproduktion
vonSolarzellen und PhotovoltaikmodulenbestehtdieMöglihkeit, dieKosten weiterzu
senken.
Da sih die Rentabilität des Produktes Solarzelle in den Kosten für die Herstellung
einer Solarzelle mit einer bestimmten Leistung bemisst ($/W
p , W
p
: Watt-Peak, un-
ter Standardbedingungen erzielte Leistung einer Solarzelle [1℄
), besteht ein Kostenop-
timierungspotentialauh in der Steigerung der Leistung einer Solarzelle. Hier kann die
Forshung anUniversitätenundanderenForshungsinstitutensowie dieindustrielleFor-
shung einen wihtigen Beitragleisten.
Im Jahr 2006 mahte die siliziumbasiertePhotovoltaiktehnologie über 90% des Ge-
samtmarktes aus [2 ℄
. Mehr als 50% davon fallen auf auf das kostengünstigere multikris-
talline Silizium [3℄
. Neben kristallographishen Defekten, wie den Korngrenzen und Ver-
setzungen, enthält dieses Material nihtmetallishe und metallishe Vereunreinigungen.
Zu den häugsten metallishen Verunreinigungenzählen Eisen, Kupfer und Nikel [35 ℄
.
Metallishe Verunreinigungen in Silizium sind mit Energiezuständen verbunden, die
tiefinderBandlükeliegen [6℄
.DiesetiefenZuständeinderBandlükewirkenalseektive
RekombinationszentrenfürElektronenundLöher [7 ,8℄
undreduzierenaufdieseWeisedie
Lebensdauer vonMinoritätsladungsträgern,dieinSolarzellenalsÜbershussladungsträ-
ger durhLihtabsorbtionerzeugtwerden.DadieseMinoritätsladungsträgerlebensdauer
einen maÿgeblihen Faktor für den Wirkungsgrad einer Solarzelle darstellt, wirkt sih
eine hoheDihtegelöstermetallisherVerunreinigungenshädlihaufdieLeistungeiner
Solarzelleaus [9℄
.Daher wirdim Rahmennotwendiger Prozessshritte währendder Her-
stellung versuht, die Dihte dieser shädlihen Verunreinigungen durh Umverteilung
zu reduzieren.ZweiMöglihkeitenstehenfürdiesesogenannteDefektmanipulationprin-
zipiellzur Verfügung:Zum einenkönnendieFremdatomeinelektrishinaktiveBereihe
gebraht werden [10℄
, das sind beider Solarzelleder Emitter und der Rükseitenkontakt.
Eine andere Möglihkeit besteht darin, möglihst viele Fremdatome in möglihst weni-
gen Aussheidungen zu sammeln, um den Abstand rekombinationsaktiver Defekte zu
reduzieren und damitdie Diusionslängeder Minoritätsladungsträger zu erhöhen [11 ℄
.
Korngrenzen undVersetzungen besitzenebenfallseine fürSolarzellenshädlihe Wir-
kung. So konnte zwar gezeigt werden, dass Versetzungen, die nur shwah mit metalli-
shen Verunreinigungen dekoriertwaren, kaum rekombinationsaktivsind.Die Rekombi-
nationsaktivität wuhs jedoh deutlih mit dem Grad der Kontamination mit metalli-
shenFremdatomen [12℄
.DieAnnahme,dassderartigeKontaminationenaberauhintrin-
sisheDefekte,diemitVersetzungeninVerbindungstehen, dieRekombinationsaktivität
der Versetzungen steigern, konnte durh zahlreihe Experimente untermauert werden
(Zusammenfassung bei Shröter und Cerva [13℄
). An dieser Stelle zeigt sih, dass
grundlegende Kenntnisse überdieWehselwirkungen von kristallographishenDefekten
undmetallishenVerunreinigungenwihtigfürdasVerständnisshädliherEinüsseauf
den Wirkungsgrad vonSolarzellen sind.
Wehselwirkungen dieser Art können in untershiedliher Weise und in untershied-
lihen Bereihen in der Umgebung von Versetzungen stattnden: Im Versetzungskern,
dereinenradialenBereihvona.einerGitterkonstanten (inSiliziuma.5.4
˚
A)umfasst, ist die Symmetrie des Kristallgitters gestört. Daher untersheiden sih die hemishenBindungen und die elektrishen Eigenshaften metallisher Fremdatome hier deutlih
von denen in Bereihen zwishen den Versetzungen. Theoretishe Berehnungen von
Bindungsenergien einzelnerKupfer- oderGoldatome imVersetzungskern lassen hierho-
he Bindungsenergien (1-2eV) erwarten [14,15℄
. Derartige Bindungsenergien können zu be-
trähtlihen Akkumulationen von Fremdatomenim Versetzungskern führen [16 ℄
. Ob und
inwelherWeiseFremdatomemitgroÿenLiniendihtenimVersetzungskern miteinander
wehselwirken, istbisherebenso weniguntersuht, wiederenEinussaufdieUmgebung
der Versetzungen.
Einen etwas weiteren Bereih mögliher Wehselwirkungen umfasst das Verzerrungs-
feld (1-2nm [13℄
) einer Versetzung. Hier können Fremdatome vorwiegend aufgrund des
GröÿenuntershiedesihrerkovalentenRadienzudenenderSiliziumatomegebundenwer-
den.FürGold beträgtdieBindungsenergieaufgrunddiesesEektes maximal0.85eV [17℄
.
Da sih die Energieniveaus der Bandkanten und diemit den Fremdatomen assoziierten
tiefen Zustände im Verzerrungsfeld aufgrund untershiedliher Deformationspotentiale
untershiedlih gegeneinander vershieben können [13℄
, kann dies Auswirkungen auf die
elektrishen Eigenshaften der hier bendlihen tiefen Zustände haben [18 ℄
.
Shlieÿlihist ein noh weiträumigeresGebiet mögliher Wehselwirkungen zwishen
Versetzungen und metallishen Verunreinigungen zu betrahten: Geladene Versetzungs-
zustände können mit einem elektrostatishem Potential, das einen zylindersymmetri-
shen Bereih mit einem Radius von einigen 100nm umfassen kann, die Dihte freier
Ladungsträgerabstandsabhängigerhöhenoderreduzieren [19 ℄
.Dieskannebenfallszuver-
Diesen FragenwidmetsihdievorliegendeArbeit.Dazuwurden insbesondere elektri-
she Eigenshaften untersuht, dieGoldatome imversetzungshaltigenSiliziuminunter-
shiedlihenBindungszuständenbesitzen.Esstelltesihheraus,dassimVersetzungskern
gebundene Goldatome Zustände in dieBandlüke des Siliziumseinführen, derenBeset-
zung mit Elektronen ein elektrostatishes Potential mit Wirkung auf umliegende, im
Gitter zwishen den Versetzungen gelösteGoldatome bewirkt.
Goldeignetsihaus vershiedenen Gründen zurUntersuhung derartigerWehselwir-
kungen metallisher Fremdatome mit Versetzungen: Zum einen sind die Eigenshaften
von Gold in versetzungsfreiem Silizium hinlänglih bekannt. Auf diese wird im Kap.
2.2 ausführlih eingegangen. Zum anderen lassen sih wegen der Diusions- und Lös-
lihkeitseigenshaften Konzentrationsprole einstellen, die die Untersuhung der Kon-
zentrationsabhängigkeit der beobahteten Eekte erleihtert. Dies wurde insbesondere
auh für versetzungshaltiges Siliziumgezeigt, wo eine gegenüber versetzungsfreiem Sili-
zium deutliherhöhte Gesamtgoldkonzentrationbeobahtet werdenkonnte [20℄
.
Darüber hinausbesitzt Gold in Siliziumeine tiefe Störstelle sowohlin der oberen als
auh inder unteren Hälfte der Energiebandlüke, sodass dieses System für diegewähl-
te Messmethode der Kapazitätstransientenspektroskopie (DLTS, Deep Level Transient
Spetrosopy,Kap.2.1)zumindestinversetzungsfreiemSiliziumbeiderDotierungsarten
(p-und n-Dotierung)Ergebnisse verspriht,diemitdenen vonversetzungshaltigemver-
glihen werden können. Versetzungen können,wie oben erwähnt, sowohlaufgrund ihrer
strukturellen alsauhwegen ihrerelektrishen Eigenshaften dasVerhalten metallisher
Verunreinigungen beeinussen. Diese Eigenshaften werden im Kap. 2.3 zusammenge-
fasst.
Für das Verständnis der Ergebnisse in Kap. 4 und deren Diskussion im Kap. 5 sind
gewisse Grundlagen über die Wehselwirkungen metallisher Fremdatome mit Verset-
zungen erforderlih. Diese werden im letzten Abshnitt des Einführungskapitels (Kap.
2.4) beshrieben.
Da der Einuss der Goldkonzentration auf die Messergebnisse untersuhen werden
sollte, waren spezielle Präparationsshritte notwendig. Auÿerdem war für die Interpre-
tation der Ergebnisse die Höhe der Versetzungsdihte von Bedeutung. Daher wird im
Kap. 3 genau aufjeden Präparationsshritt eingegangen.
Im Kap. 6 werden die wihtigsten Erkenntnisse zusammengefasst und oene Fragen
in Zusammenhang mitweiteren möglihen Experimenten formuliert.
Die vorliegende Arbeit entstand imRahmen des vom BMUgeförderten Verbundpro-
jektes Solarfous. Ziel dieses Forshungsprojektes ist es, ein umfassendes Verständnis
der Eigenshaften vershiedener Defektarten in kristallinem Silizium mit Relevanz für
die Photovoltaikzu erhalten
ZuBeginnwerden dieindieserArbeitverwendeten experimentellenMethoden beshrie-
ben.Dabeihandeltessihzunähst um dieKapazitätstransientenspektroskopie (DLTS,
Deep Level Transient Spetrosopy). Da diese in der Literatur hinreihend beshrie-
ben ist, werden imAbshnitt 2.1.1 nur die Grundlagen dieses Verfahrens sowie die Be-
sonderheiten bei der Beshreibung von DLTS an Vielelektronensystemen erläutert. Im
darauf folgenden Abshnitt 2.1.2.1 wird das Modell erklärt, auf dessen Grundlage die
Eigenshaften der tiefen Zustände durh numerishe Anpassung bestimmtwurden. An-
shlieÿend folgt die Darstellung der für diese Arbeit relevanten Grundlagen über Gold
und Versetzungen sowie deren Wehselwirkung mit metallishen Verunreinigungen in
Silizium (Abshnitte 2.2, 2.3, 2.4).
2.1 Experimentelle Methoden
2.1.1 Kapazitätstransientenspektroskopie tiefer Zustände
Die DLTS ist eine von Lang [21℄
entwikelte Methode, mit dem Eigenshaften der von
Gitterfehlern generierten tiefen Zustände untersuht werden können. Dabei wird die
Kapazitätsänderung der Raumladungsshihten von Halbleiterdioden - indieser Arbeit
handeltessihumShottky-Kontakte-gemessen,diedurhUmladendertiefenZustände
hervorgerufen wird. Das Umladen erfolgt durhÜberlagerneiner amShottky-Kontakt
angelegtenSperrspannung
U
bmiteinemperiodishenSpannungspulsU
pderDauert
pmitder Pulswiederholfrequenz
f
W.In Abb. 2.1bezeihnenU
1= U
D+ U
b− U
p das Potentialam Rand der Raumladungszone während des Ladungspulses und
U
0= U
D+ U
b dasPotential zwishen den Ladungspulsen.
Während des Ladungspulses, der die Raumladungszone
W
0 auf eine durhU
b− U
pfestgelegte Breite
W 1
reduziert, wird eine neue Besetzung der tiefen Zustände durhden Einfang freier Ladungsträger eingestellt. Nah dem Ende dieser Einfangphase er-
folgtdieRelaxationdurhthermishe Emissionder zuvoreingefangenenLadungsträger.
In der folgenden Beshreibung werden die wihtigsten theoretishen Grundlagen der
DLTS-Messmethode betrahtet. Für detailliertere Betrahtungen sei auf die Literatur
verwiesen [2123 ℄
.
Unter der Annahme, dass der Besetzungsgrad innerhalb der Raumladungszone niht
vom Ort abhängt, ist der zeitabhängige Besetzungsgrad eines tiefen Zustands gegeben
w U 1
W 1
E L E F E T
W 0
E L E F E T
0 t
U t p
U 1
U 0
U 0
1/f
Abbildung 2.1 DieRaumladungszoneeinesn-dotiertenHalbleitersmitdemPotential
U
1amRandderRaumladungszone währenddes Ladungspulses (links)und mitdem Potential
U
0zwishenden Ladungspulsen(rehts).W 1
undW 0
bezeihnendieentsprehen-denAusdehnungenderRaumladungszoneund
E
L,E
FundE
T dieLeitungsband- kante,dasFermi-NiveauunddieEnergiedestiefenZustands.UntenistderVerlaufdesamRandderRaumladungszoneanliegendenPotentialsüberderZeitwährend
einerMessperiodedargestellt.
durh
f (t) = N
T+/ − (t)
N
T,
(2.1)wobei
N T +/ −
undN T
die Dihte der geladenen Zustände bzw. deren Gesamtdihte dar- stellen.Die zeitlihe Änderung der Besetzungwird durh dieRatengleihungd
f (t)
d
t = (c n n + e p )(1 − f (t)) − (e n + c p p)f(t)
(2.2)beshrieben. Dabei sind
c n n = σ n hv
thi n
(2.3)die Einfangrateder Elektronen mitder Dihtefreier Ladungsträger
n
unde n (T ) = σ n γ n T 2 χ n exp
− ∆H n
k
BT
mit (2.4)
γ n T 2 = hv
th,n i N
L undχ n = exp
∆S n
k
Bderen thermishe Emissionsrate.
σ n
stellt den Einfangquershnitt undhv
thi
die mittlerethermishe Geshwindigkeit der Ladungsträger dar.
N
L ist dieeektive Zustandsdihte im Leitungsband,∆S
die Entropieänderung und∆H n
die Aktivierungsenthalpie des Defektes. Entsprehendes giltfür denEinfang vonLöhernp
ausund derenEmission indas Valenzband mit der eektive Zustandsdihte
N V
.Die allgemeine Lösung der Ratengleihung (2.2) lautet:
f (t) = c n n + e p
c n n + e p + e n + c p p +
f (0) − c n n + e p
c n n + e p + e n + c p p
e
− (c n n+e p +e n +c p p)t
(2.5)
WährendderEmissionsphasevereinfahtsihGl.(2.2)aufgrunddeszuvernahlässigen-
den Einfangs von Ladungsträgern zu
f(t) = e p
e p + e n
+
f (0) − e p
e p + e n
e
− (e p +e n )t .
(2.6)Somit entspriht
f ∞ = e p e +e p n
der Besetzung des stationären Zustandes. Die Emission undderinstantanerfolgendenAbtransportderLadungsträgerausderRaumladungszoneführtzu einerKapazitätsänderung, diefürkleine Dihten tieferZustände (
N
T≪ N
D/A,N
D/A:Dihte der ahen Donatoren bzw. Akzeptoren) in ersterNäherung mit2∆C(t)
C 0 · N
D/A= −N
T· f (t)
(2.7)= −N
T(f ∞ + (f(0) − f ∞ )) ·
e− (e p +e n )t
(2.8)
berehnetwerdenkann [22 ℄
.DasMesssignalbestehtsomitauseinerFolgevonKapazitäts-
transienten mit temperaturabhängiger Zeitkonstante
(e p + e n ) − 1
, wobei die Wiederhol-rate vonder Wiederholfrequenzdes Ladungspulses
f
w abhängt. Zur Untersuhung auh kleiner KapazitätsänderungenerfolgteindieserArbeiteinerehnerishe KorrelationderTransienten vergleihbar der Korrelationmit Hilfe eines Lok-In-Verstärkers. Diese Art
derKorrelationberehnetdas Spektrum
S(T )
ausderfundamentalenFourierkomponen-teder Kapazitätstransienten:
S(T ) = f
w· 2N
D/AC 0
1 f
w+ f ϕ
Z
wϕ f
w∆C(t, T ) · sin(2πf
wt − ϕ)
dt
mit (2.9)ϕ = t
p+ t
g2 f
w (2.10)Während des Beladungspulses und einer messtehnish notwendigen Relaxationszeit
t
gwird das zu korrelierende Signal auf Null gehalten. Die Phase der Korrelationsfunktion
ϕ
ist so gewählt, dass ein konstantes∆C
niht zuS
beiträgt. Im Linienmaximum des Spektrums eines Punktdefektes (d
S
d
T = 0
) gibt es unter der hier gemahten Annahme,dass der Besetzungsgrad innerhalb der gesamten Raumladungszone unabhängig vom
Ort ist, einen festen, von der Art der Korrelationsfunktion abhängigenZusammenhang
zwishen dem Linienmaximumund der Dihteder umgeladenenZustände
N
T∗
einerseits
und zwishen
f
w unde n (T )
andererseits. So lässt sih durh geeignete Skalierung des SpektrumsN
T∗
imMaximumablesen. Die Spektren,dieinder Auswertunggezeigtsind,
sind daher auf
2∆C
C 0 · N
D/A skaliert (Die Ortsabhängigkeit des Besetzungsgrades wird in Anhang A erläutert. Die hier gemahte Annahme bedeutet, dass2∆C
C 0 · N
D/A eineuntere Grenze der tatsählihen Dihte
N
T∗
ist.). Mit einem Modell von Pons [23℄
kann
die tatsählihe Dihte der Zustände
N
T auh für den Fall, dass diese niht klein imVergleihzur Dihte der ahen Dotierung ist,berehnet werden.
Die Auswertung mehrerer,mituntershiedlihenFrequenzen
f
w gemessenenSpektren(Frequenzvariation) erlaubt mit Gleihung (2.4) durh die Arrhenius-Auftragung von
ln
( e n /T 2
s
− 1
K
− 2 )
gegen1/T
dieBestimmungder Emissionskinetik, d.h.des zumbeobahteten Zustands gehörenden Vorfaktorsσ n χ n
und deren Umladungsenthalpie∆H n
. Die Wertedieses Vorfaktors lassen sih demnah niht aus den Eigenshaften der Emission sepa-
rat bestimmen. Allerdings kann dazu unter Umständen die Einfangkinetik ausgenutzt
werden,d.h.der Besetzungsgradder tiefenZuständeinAbhängigkeitvonderDauer des
Ladungspulses. Während der Einfangphase wird aus der Gl. (2.5) bei zu vernahlässi-
genderLadungsträgeremission im Falleeinn-dotierten Halbleiters(
p ≈ 0
):f (t) = 1 + (f(0) − 1) ·
e− c n n · t
(2.11)Dieser Zusammenhang führt demzufolge zu einer exponentiellen Abhängigkeit der Be-
setzung
f
von der Zeitt
. Gemäÿ Gl. (2.7) ist die Kapazitätsänderung am Ende der Einfang- und zu Beginn der Emissionsphase2∆C(t
p) C 0
· N
D= −N
T· (1 + (f(0) − 1) ·
e− c n n · t
p)
(2.12)Ist der Vorfaktor
σ n χ n
aus der Emissionskinetik bestimmt, so lässt sih aus dem Zu- sammenhang Gl. (2.12) die Gröÿec n n
und damit wegen Gl. (2.3) auh der Einfang-quershnitt
σ n
berehnen.DieseAnalyse bedarfallerdingseinesignikanteDierenz derentsprehenden Linienamplitude, die bei der minimalen und maximalen Einfangzeit
t
pgemessen wird.
2.1.2 DLTS an Vielelektronendefekten
Bei räumlih ausgedehnten Defekten wie den Aussheidungen, Versetzungskernzustän-
den oder Wolken von Punktdefekten mithoher Dihte, etwa inder Umgebung vonVer-
setzungen,könnenaufkleinemRaumvieleumladbareZuständeexistieren.DasAuaden
dieser Vielelektronenzustände istmitdem Aufbau eines elektrostatishen Potentials
Φ
bverbunden, wobei
Φ
b von dem Besetzungsgradf
der Defektzustände abhängt, wobei hier dielokaleNäherungvorausgesetztwird, d.h.dieräumliheAusdehnung der Defekt-zustandsdihte istvernahlässigbarim Vergleihzur Ausdehnung des Potentials:
− eΦ
b= E
bf
(2.13)Hier ist
E
b die elektrostatishe Energie (Abb. 2.2). Dieser Zusammenhang wurde vonE L
E V
E pd
Φ b
E b f
r
0
−e
Abbildung 2.2 Bandverbiegungdurh die Beladung eines Vielelektronendefektes.
Φ
b istdas Po-tentialaufgrundderBesetzungdesVielelektronendefektesmitdemBesetzungsgrad
f
.Shröter und Labush [24℄
für Versetzungskerndefekte und vonShikin und Shiki-
na [25℄
fürPunktdefekte im Verzerrungsfeld vonVersetzungen berehnet.
Die Zustandsdihte eines Vielelektronendefektes resultiert aus der Überlagerung der
Zustandsdihten der beteiligten einzelnen Defekte. Ob sih die Vielelektronendefekt-
zustandsdihte als eine Summe diskreter Zustandsdihten oder als kontinuierlihe Zu-
standsdihte beshreiben lässt, ergibt sih aus der Rate, mit der die einzelnen Defekt-
zustände Ladungen untereinander austaushen können. Dabei werden zwei Extremfälle
untershieden, die als Modell A und Modell B beshrieben werden [26℄
. Im ModellA ist
dieRate des Ladungsaustaushes innerhalbder Defektzustände vernahlässigbarvergli-
hen mitdem Ladungsaustaush mit dem Valenz- bzw. Leitungsband. Dann liegen die
Defekte oensihtlih nahe genug, um ein gemeinsames elektrostatishes Potential
Φ
bzu bilden, jedoh weit genug voneinander entfernt, um Ladungsträger austaushen zu
können. Defekte dieser Art werden als ausgedehnte Defekte mit lokalisierten Zustän-
den bezeihnet. Im Modell B ist der direkte Ladungsaustaush untereinander shnell
im Vergleih zum Austaush mit dem Valenz- bzw. Leitungsband. In diesem Fall stel-
len sih die Besetzungsgrade der einzelnen Niveaus gemäÿ einer Quasifermiverteilung
ein,dieimNihtgleihgewihtsfallnihtmitdemFermi-Niveau des Systemsaus Valenz-
undLeitungsbandübereinstimmenmuss.DieseDefekte werdenalsausgedehnteDefekte
mit bandartigen Zuständen bezeihnet. Die folgende Beshreibung beshränkt sih auf
dieKonsequenzen aus dem ModellA. DetaillierteBetrahtungen ndensih beiHede-
mann [26℄
.
In der Nähe ausgedehnter Defekte ist die Dihte der freien Ladungsträger aufgrund
des Potentials
Φ
b gemäÿn · exp
− E
bf k
BT
modiziert. Dementsprehend ändert sih die
Ratengleihung (2.2) zu
d
f
d
t = c n n · exp
−E
bf k
BT
(1 − f) − e n f,
(2.14)wobei hier angenommen ist, dass der Defekt einen diskreten Zustand erzeugt, dessen
Ladungsträgereinfangvon der Einfangbarriere
E
b beeinusst wird. Indiesem Fallliegt,andersalsbeiGl.(2.11),inersterNäherungeinlogarithmisherZusammenhangzwishen
der Besetzung
f
und der Zeitt
vor[26 ℄. DieserFalleines Punktdefektes mitEinfangbar- riere wird von Queisser[27 ℄
ausführlih analysiert.
Für den Fall,dass ein Spektrum von
d
diskreten Energieniveaus vorliegt, ergibt sih dieVeränderungderBesetzungauseinemSystemvonDierentialgleihungen,diedurhden Gesamtbesetzungsgrad
F
gekoppelt sind:d
f i
d
t = c i,n n · exp
−E
bF k
BT
(1 − f i ) − e i,n f i , i = 1...d
(2.15)Hier ist
f i
der Besetzungsgrad desi
-ten Energieniveaus. Der GesamtbesetzungsgradF
ergibt sih aus der mit ihren Zustands Im Falle ausgedehnter Defekte mit bandartigen
ZuständensteigendieabsolutenHöhenderMaximainderPulslängenvariationkauman,
während sih das Maximum auf der Temperaturskala vershiebt [28℄
. Diese Einfangkine-
tiken erlauben demnah qualitative Rükshlüsse auf die lokale Dihte der Vielelektro-
nenzustände.Da essihinbeidenFälleninderRegel umeineVerteilungvonZuständen
ist dieoben beshriebene Messungder EmissionskinetikkeinMittel, um Aussagen über
die energetishe Lage in der Bandlüke zu treen.
2.1.2.1 Modell zur Beshreibung von DLTS-Spektren ausgedehnter
Vielelektronendefekte
WieimvorigenAbshnittbeshrieben, bietetdieEmissionskinetikimFalleeinesPunkt-
defektes Informationenüber dessenAktivierungsenthalpie und den Faktoraus Einfang-
quershnitt und Entropiefaktor
σ n χ n
. Für ausgedehnte Defekte liefert die Einfangki- netik qualitative Aussagen über lokale Dihten der Vielelektronenzustände. Sollen derEinfangquershnitt und der Entropiefaktor von Punktdefekten separat bestimmt oder
Informationen überdieden Vielelektronenzuständen zugrunde liegenden Zustandsdih-
ten undKonzentrationen gewonnenwerden, so istes notwendig,diese Parameter durh
Anpassung eines Modells an die gemessenen Spektren zu bestimmen. Dazu werden in
beidenFällen Datensätze aus der Frequenz- und der Pulslängenvariationbenötigt.
DasdemEinfangundder EmissionvonLadungsträgernandenDefektzuständen wäh-
rend derDLTS zugrundeliegendeModell, dasneben demsogenannten Einfangaus dem
Debye-Tail (siehe Anhang A) auh den Ladungsaustaush mitbeiden Bändern berük-
sihtigt(andersals inGl.(2.15)), isteinSystem vonRatengleihungen (vgl.Gl.(2.15)):
d
f i
d
t = R
api,n + R
emi,n + R
api,p + R
emi,p , i = 1...d
(2.16)Hier beshreiben die
R
diebesetzungsabhängigenEinfang- und Emissionsraten(Indizes apbzw.
em
) der Elektronenund Löher (Indizes
n
bzw.p
):R i,n
ap= σ i,n hv
thi n(1 − f i ) ·
exp− E
bF k
BT
(2.17)
R
emi,n = σ i,n hv
thi N
Lf i χ i,n ·
exp− ∆H i
k
BT
(2.18)
R i,p
ap= σ i,p hv
thi pf i ·
exp− E
bF k
BT
(2.19)
R
emi,p = σ i,p hv
thi N
V(1 − f i )χ i,p ·
exp− E
g− ∆H i
k
BT
(2.20)
hv
thi
steht für diemittlere thermishe Geshwindigkeit undN
L/V für dieeektiven Zu-standsdihten imLeitungs-/Valenzband sowie
E
g fürdieBandlükenenergie.Die Dihte der Minoritätsladungsträger berehnet sihnah[29 ℄
p(x) = n
iexp
− Φ
SB(x) k
BT
,
wobei
n
i die intrinsishe Ladungsträgerdihte undΦ
SB(x)
den Potentialverlauf inner- halb der Raumladungszone darstellen. Dan
i≪ N
L, N
V während der Emissionsphase undn
i≪ n
währendder Einfangphase ist,liefertder Term der Einfangrateder Minori- tätsladungsträger(hierR
i,pap)keinenBeitragzurUmladungtieferZuständewährendder
DLTS.
Ist der zu beshreibende Defekt ein Punktdefekt ohne Einfangbarriere, so ist
d = 1
und
E
b= 0
und Gl.(2.16)reduziert sih zu Gl.(2.2).2.2 Gold in Silizium
In diesem Abshnitt werden die bekannten Eigenshaften von Gold in Silizium zusam-
mengefasst.ZunähstwerdendieDiusions-undLöslihkeitseigenshaftenimAbshnitt
2.2.1 beshrieben. Im Anshluss gibt Abshnitt 2.2.2 einen kurzen Überblik über die
Kenntnisse der Bildung vonGoldaussheidungen. Shlieÿlihwerden imAbshnitt2.2.3
dieelektrishen Eigenshaften der tiefen Zustände des Goldes erörtert.
2.2.1 Diusion und Löslihkeit
GoldbesetztinSiliziumsowohlinterstitiellealsauhsubstitutionelleGitterplätze.Wäh-
rend die Löslihkeit der substitutionellen Spezies gröÿer ist als die der interstitiellen,
verläuftdieDiusionfastausshlieÿlihüberZwishengitterplätze [30℄
.Eskonntegezeigt
werden, dass der Austaush zwishen interstitiellen und substitutionellen Gitterplätzen
fürTemperaturen von800°Cund höherhauptsählihüberden sogenannten kik-out-
Mehanismus
Au
i
⇋
Aus
+
I (2.21)stattndet [31 ℄
. Hier bezeihnen Au
i
die interstitiellen, Au
s
die substitutionellen Golda-
tome und I die Siliziumzwishengitteratome (im folgenden nur Zwishengitteratome).
Mitder Eindiusion von Gold und der Reaktion(2.21) isteine ÜbersättigungvonZwi-
shengitteratomen verbunden. In versetzungsfreiem Silizium wirken ausshlieÿlih die
Oberähen als Senke zum Abbau dieser Übersättigung. Somit wird die Anreiherung
von Gold durh die Ausdiusion der Zwishengitteratome limitiert. Es bildet sih ein
U-förmiges Goldkonzentrationsprol aus, dessen Form sih mit der Gleihgewihtskon-
zentration
C
eqI
,demDiusionskoezienten
D
IderZwishengitteratomeunddenGleih- gewihtskonzentrationen desinterstitiellenundsubstitutionellenGoldes,C
ieq, C
seq,durh
einen eektiven Diusionskoezienten
D
AuI, ∗ = C
IeqC
ieq+ C
seqD
I (2.22)[32,33℄
In versetzungshaltigem Silizium hingegen können die in Übersättigung vorliegenden
ZwishengitteratomeandenVersetzungen beseitigtwerden.Diesführtzueinergröÿeren
eektivenGolddiusion.ErreihtdieVersetzungsdihteeinenkritishenWert,der durh
Pihaud und Mitarbeiter [34℄
fürSilizium auf
10 7
m− 2
bestimmtwurde, soverläuftder Abbau der Übersättigung soshnell, dass dieEindiusion interstitieller Goldatome
(Diusionskoezient
D
i) ratenlimitierend für die kik-out-Reaktionwird. Der eektive Diusionskoezient berehnet sih dannnahD
iAu, ∗ = C
ieqC
ieq+ C
seqD
i.
(2.23)In diesemFallbesitztdas Konzentrationsprol
C
s(x, t)
dersubstitutionellen Spezies die FormC
s(x, t)
C
seq=
erf
x 2
q D
Aui, ∗ t
,
(2.24)wobei in diesem Modell eine Segregation von Gold an Versetzungen unberüksihtigt
bleibt.DieDiusionsprole,aufderenGrundlageStolwijkundMitarbeiter [30℄
die-
ses Modell erstellthaben, wurden mitder Ausbreitungswiderstandstehnik (Spreading
ResistaneTehnique) [35 ℄
bestimmt.BeidieserMethodewerdenlokalekompensatorishe
Eekte des Goldes auf die Leitfähigkeit gemessen, die ohne den Einfang von Ladungs-
trägern anden Goldatomen durhdieahe Dotierunggegeben ist.
Im oberähennahen Bereihen wurde die Diskrepanz zwishen gemessenen und auf
Grundlage vonGl. (2.21) berehneten Prolen dadurh erklärt, dass aufgrund der hier
merklihen Eindiusion von Leerstellen von der Oberähe ein weiterer Mehanismus
des Einbaus von Goldatomen in das Kristallgitter berüksihtigt werden muss [36 ℄
. In
diesemsogenanntenFrank-Turnbull-MehanismusnimmteininterstitiellesFremdatom
den Platz einer Leerstelleein.
Rodriguez und Mitarbeiter [20℄
nden durh die Neutronenaktivierungsanalyse
vonversetzungshaltigenProben Goldkonzentrationensprole,diesihübereinengroÿen
Probenbereih durh Fehlerfunktionsprole anpassen lassen. Die dabei bestimmten ef-
fektiven Diusionskoezienten stimmen dort nur für Temperaturen über 1000°C mit
dem Modell (2.23) überein. Auf der Basis der Reaktion von interstitiellem Gold mit
Bindungsplätzen imVersetzungskern T
Au
i
+
T⇋
AuT
+
E (2.25)zu Gold Au
T
, das im Versetzungskern gebunden ist und einem leeren interstitiellen
Gitterplatz E, die zusätzlih zum kik-out-Mehanismus (2.21) auftritt, wird dort ein
eektiver Diusionskoezient
D
T, ∗
Au
hergeleitet, der den Einfang interstitiellen Goldes
imKern der Versetzungen berüksihtigt:
D
AuT, ∗ = C
ieqD
iC
ieq+ C
seq+ C
AueqT
(2.26)
Dabeistellt
C
Aueq TdieGleihgewihtskonzentrationvonGoldimVersetzungskern dar.Zu-
grundegelegtwurdehier,dassderBesetzungsgradderBindungsplätzekleinist(
C
Aueq T≪ C
eqT
+C
eqAu
T ,
C
eqT
:GleihgewihtskonzentrationderunbesetztenBindungsplätze).DasVer-
hältnisdieserGleihgewihtskonzentrationundderdessubstitutionellenGoldes
C
seq wirdinder Näherung
C
ieq≪ C
seqdurh einen Segregationskoezienten
S = C
Aueq TC
seqV
V
d≈ D
Aui, ∗
D
TAu, ∗
− 1
! V
V
d (2.27)beshrieben, wobei
V
das KristallvolumenundV
d= πr 2 d N
dV
dasVolumender zylinder-förmigen Versetzungen mit dem Radius
r
d und der VersetzungsdihteN
d bezeihnen.Damitwird dieDiusion folgendermaÿenbeshrieben:
D
TAu, ∗ = D
iAu, ∗
ǫS + 1 ,
mit (2.28)ǫ = πr 2
dN
dDie Anpassung des Segregationskoezienten an die gemessenen Daten lieferteine Bin-
dungsenergie von2.72(46)eV.
In der Arbeit von Poisson und Mitarbeiter [37℄
werden Konzentrationsprole des
radioaktiv markierten Goldes 195
Au in polykristallinem Silizium mit untershiedlihen
Korngröÿen und Versetzungsdihten gemessen. Für Diusionstemperaturen über 897°C
istesmöglih,diegemessenenProledurhGl.(2.24)anzupassen.Die Prolefürtiefere
Diusionstemperaturen können in zwei Abshnitte aufgeteilt werden: Der oberähen-
naheBereihentsprihtebenfallsdemdurhGl.(2.24)beshriebenenVerhalten,während
dieKonzentration im oberähenfernen Bereihexponentiellabfällt(Abb. 2.3).
ErklärtwirddieserexponentielleAbfallmiteinerSegregationvonGoldatomenanden
Korngrenzen.Durh Anpassung eines eektiven Diusionskoezienten gemäÿGl.(2.28)
wurdeeine Bindungsenergievon1.46eV berehnet.
2.2.2 Aussheidungen
MetallaussheidungeninSiliziumkönnensihbilden,wenndievollständiggelöstemetal-
lishe Verunreinigung in Übersättigung gerät, d.h. wenn dieKonzentration des Metalls
Abbildung 2.3 Das Prol der zur Goldkonzentration proportionalen Aktivität folgt in Oberä-
hennähe einer erf-Funktion (durhgezogene Linie). In den oberähenferneren
Bereihen nimmtdie Konzentration exponentiell ab (gestrihelte Linie). Es wur-
den untershiedliheAusgangsmaterialienbenutzt [37 ℄
.
seimPhasendiagramm,wodurhdieLöslihkeitdeniertist.BeiDiusionsexperimenten
mit Gold istdiese benahbarte Phase eine üssigePhase, die sihübliherweise auf der
Oberähe bendet. Diese stellt sihbeiüblihen Diusionstemperaturen, dieoberhalb
der eutektishen Temperaturvon370°Cliegen,ein. Übersättigungentsteht währendder
Abkühlung vonTemperaturen, bei denendie Konzentration insGleihgewiht gebraht
wurde. Ob undwie sih dieMetallatomewährenddieser Abkühlungaussheiden,hängt
wesentlih von der Abkühlrate, der Dihte der Keimbildungsplätze und der Diusion
der Metallatomeab.ImGegensatzzuanderen Übergangsmetallenwiez.B.Eisen,Nikel
oder Kupfer, die in Silizium sehr shnell diundieren und deren Aussheidungsbildung
sih nur shwer oder gar niht verhindern lässt, sheidet sih Gold wegen der langsa-
men eektiven Diusion nur sehr shwer aus. Baumann undShröter [38℄
haben die
Bildung von Aussheidungen in starkmit Gold übersättigten und dann untershiedlih
lang ausgelagerten Siliziumproben untersuht. Mittels hohauösender Transmissions-
elektronenmikroskopie(HRTEM)wurdenindenProbensowohlextrinsisheStapelfehler
alsauhsphärishe GoldsilizidaussheidungenmitorthorhombisherStruktur gefunden,
deren Keimbildung und Wahstum korreliert waren. Da gemäÿ des eutektishen Pha-
sendiagrammsdesbinärenSystemsGold/SiliziumimthermodynamishenGleihgewiht
keine Goldsilizideexistieren,waren diese dort gefundenen Aussheidungen metastabil.
Carpenter und Kim [39 ℄
fanden in Proben, die nah der Eindiusion abgeshrekt
wordenwaren,polykristallineGoldaussheidungenmitkubish-ähenzentrierterStruk-
tur. Die Entstehung wird durh die während des Abshrekens in Übersättigung gera-
tenen Goldatome erklärt. In anderen Proben, die mit Versetzungen in der Nähe der
Goldshiht versehen waren, wurden Aussheidungen an solhen Versetzungsreihen ge-
funden,diemitder goldbedekten Oberähe verbunden waren.DieserUmstand wurde
mit dem Eekt der beshleunigten Diusion entlang von Versetzungen (pipe diusi-
on [40℄
)in Zusammenhang gebraht.
Auh Rodriguez und Mitarbeiter [20℄
fanden mitTransmissionselektronenmikro-
skopieinversetzungshaltigenSiliziumprobensphärisheGoldaussheidungeninderNähe
der Oberähe. Auh hier wurdedie Eindiusiondurh Abshreken beendet.
2.2.3 Tiefe Zustände
In Silizium gelöstes substitutionelles Gold besitzt zwei tiefe Zustände: einen Akzeptor-
und einen Donatorzustand (Au (0/-)
, Au (+/0)
). Ein Überblik über Gröÿen der Aktivie-
rungsenthalpienund Einfangquershnitte dieser tiefen Zustände ndet sih bei Shrö-
terundSeibt [41 ℄
.DieWertefürdieAktivierungsenthalpiedesAkzeptorzustandes,d.h.
dieEnergiedierenzdesZustandeszumLeitungsband,liegendemnahzwishen0.533eV
und0.56eV.DerEinfangquershnitt diesesDefektes nimmtWertezwishen8.5
·
10-17m2und 2
·
10− 16
m2
an. Die Aktivierungsenthalpie des Donators (Energiedierenz zwishen Donatorzustandund Valenzband) hat einenWert zwishen 0.31eVund 0.346eV. DessenEinfangquershnitt liegt zwishen 1.1
·
1015
m2
und 1.1·
1014
m2
.Sveinbjörnsson und Engström [42℄
haben den Einuss von Wassersto auf das
Spektrum tiefer Zustände von golddotierten Siliziumproben mittels DLTS (siehe Ab-
shnitt 2.1.1) untersuht. Neben den DLTS-Liniender oben erwähnten goldspezishen
tiefen Zustände wurden zusätzlihe Linien (G1, G2, G3, G4) gefunden, deren Ampli-
tuden von der in der Raumladungszone verfügbaren Wasserstokonzentration abhing.
Die LinienG1, G2und G4gehören demnah zu einem Zustand eines Gold-Wassersto-
Komplexes(AuH),wobei G2dem Donator-,G4dem Akzeptor-und G1dem Doppelak-
zeptorniveau (AuH (+/0)
, AuH (0/-)
, AuH (-/--)
) dieses Zustands zugeordnet werden. Die
Herkunftder G3-Linie wirdeinem wasserstobedingten Defekt, jedohniht dem AuH-
Komplex zugeordnet. Die Emissionseigenshaften von AuH (0/-)
sind denen des Au (0/-)
-
Niveaus ähnlih, d.h. in der konventionellen DLTS lassen sih die Linien dieser beider
Niveaus niht untersheiden. In [42 ℄
konnte dieExistenz vonAuH (0/-)
unter anderem da-
durh nahgewiesen werden, dass die AuH-Komplexe durh Auslagern für eine halbe
Stunde bei250°Cdissoziiertwurden.Die anshlieÿendgemessenenDLTS-Spektrenzeig-
ten eine signikante Reduktion der AuH-induzierten Linienamplituden und einen An-
stieg sowie eine Temperaturvershiebung der Linie, die vor dem Auslagern dem Au (0/-)
Mit der hohauösenden Laplae-DLTS-Tehnik konnten die Emissionseigenshaften
dieser Defekte separat ermittelt werden [43℄
. Durh die Messung der Emissionskinetik
(siehe Abshnitt 2.1.1) wurden die Aktivierungsenthalpien von AuH (0/-)
zu 0.542
±
8eVund von Au (0/-)
zu 0.578
±
1eV bestimmt. Das Verhältnisder Einfangquershitte betrugσ n
AuH(0/-)=0.6σ
Aun
(0/-).2.3 Versetzungen in Silizium
Für die Wehselwirkungen metallisher Verunreinigungen mitVersetzungen sind unter-
shiedlihe Versetzungseigenshaften maÿgeblih.DieserAbshnittbehandeltdiefürdie
ErgebnissedieserArbeitwihtigenEigenshaftenvonVersetzungeninSilizium.Zunähst
werdenstrukturelleEigenshaftenvonStufenversetzungenbeshrieben(Abshnitt2.3.1).
Abshnitt 2.3.2erläutert dieelektrishen Eigenshaften.
2.3.1 Strukturelle Eigenshaften
2.3.1.1 Das Gleitsystem im Siliziumkristall
Die Siliziumkristallstrukturist ein kubish-ähenzentriertes Bravais-Gitter mit zweia-
tomiger Basis (Diamantgitter). Die Gleitsysteme dieses Kristalls sind vom Typ
{111}
,h110i
. Aus der zweiatomigen Basis resultieren zwei untershiedlihe Typen von Glei- tebenen,diedurhihrenAbstandundder Anzahlderaufzubrehenden BindungenbeimAbgleiten harakterisiert werden: das sogenannte Glide-Set und das Shue-Set [44 ℄
.
Der Abstand zwishen den Ebenen des Glide-Sets beträgt ein Drittel des Ebenenab-
standes im Shue-Set. Die Anzahl der aufzubrehenden Bindungen im Glide-Set ist
das Dreifahe der Anzahl beim Shue-Set. Trotz der somit zu erwartenden kleineren
Sherspannung, die beim Abgleiten im Shue-Set aufgewendet werden muss, ist die
vorherrshende Meinung, dass unter üblihen Verformungsbedingungen das Glide-Set
die bevorzugten Ebenen imGleitsystem darstellt [13℄
, wie imfolgenden erklärt wird.
DieLiniender minimalenPeierlspotentiale (Peierlstäler)liegenimDiamantgitterent-
langder[110℄-Rihtungen.SomitnimmtderBurgersvektoreinergeradlinigenVersetzung
entwedereinen60°-odereinen0°-Winkel(Shraubenversetzung)zurVersetzungslinieein.
Der Burgersvektor einer idealen 60°-Versetzung istvom Typ
a
2 h110i
(a
: Gitterkonstan- te). ImGegensatzzum Shue-SetkanndieseVersetzungimGlide-SetinzweiShokley-Partialversetzungen dissoziieren:
a 2
011
= a 6 112
+ a 6 121
. Dabei spannen diese 30°-
und 90°-Partialversetzungen einen Stapelfehler auf. Diese Dissoziation konnte mit der
weak-beam-Tehnik der Transmissionselektronenmikroskopie gezeigt werden [45℄
. Dar-
über hinaus untersheiden sih die Versetzungen der beiden Systeme in ihrer Kongu-
ration ungesättigter Bindungen (dangling bonds) des Versetzungskerns. Theoretishe
Untersuhungen konnten zeigen,dassdieKongurationdes Glide-Setseine Rekonstruk-
tion der ungesättigtenBindungenim Versetzungskern ermögliht [44℄
. DieNeigung, elas-
tishe Spannungen durh Abgleiten über das Glide-Set abzubauen,resultiert somit aus
der geringeren elastishen Energie und der kleineren Energie ungesättigter Bindungen.
DurhdieVerformungbeiTemperaturenbis150°Cmiteiner Belastungvon5GPakonn-
ten Rabier und Demenet [46℄
Versetzungen imShue-Set erzeugen.
2.3.1.2 Das elastishe Verzerrungsfeld
Durh dieVerzerrungdes Gitterserzeugen Versetzungen langreihweitige interne Span-
nungen,derenhydrostatisheKomponenteimFalleeinerStufenversetzungeineFunktion
von
sin Θ r
ist[47℄
. Abb. 2.4 zeigt die daraus resultierenden Linien konstanten hydrostati-
shen Druks im Dilatationsfeld einer Stufenversetzung. Dabei sind
Θ
undr
die Po-Abbildung 2.4 DasVerzerrungsfeld einerStufenversetzung,dieKreisemarkierenLinienkonstan-
tenhydrostatishenDruksimDilatationsfeld(
r
,Θ
:Polarkoordinaten).larkoordinaten mit dem Versetzungskern als Ursprung. Da sih in der Gleitebene der
Versetzung das Vorzeihen des hydrostatishen Druks ändert, liegt dort ein zum Di-
latationsfeldsymmetrishes Kompressionsfeld vor.Fremdatome wehselwirken mitdem
hydrostatishen Druk des Verzerrungsfeldes aufgrunddes Gröÿenuntershiedsihrer ko-
valenten Radienund derRadien der Atome des Wirtsgitters.Auf diese Wehselwirkung
zwishen Versetzungen und Fremdatomen wird imKap. 2.4.1 nähereingegangen.
2.3.2 Elektrishe Eigenshaften
Theoretishen Berehnungen zufolge besitzen ideale Versetzungen rekonstruierte Ver-
setzungskerne und keine tiefen Zustände in der Bandlüke [44℄
. Die tiefen Zustände der
Versetzungen rühren von Kerndefekten, wie den Rekonstruktionsdefekten, Kinken und
Sprüngen und von Punktdefekten her, die im Kern oder im Verzerrungsfeld gebunden
sind [41℄
. Im folgenden Abshnitt 2.3.2.1 wird der Einuss der genannten Versetzungs-
kerndefekte auf die Bandstruktur beshrieben. Im darauf folgenden Abshnitt 2.3.2.2
werden die intrinsishen elektrishen Eigenshaften des Verzerrungsfeldes und die der
dort gebundenen Punktdefekte erläutert.
2.3.2.1 Eekt der Linienladung
GeladenenDefektzustände anVersetzungenerzeugen eineLinienladungentlangderVer-
setzungen, diein der Literaturauf untershiedlihe Weise beshrieben werden. Shrö-
terundLabush [24℄
beshreibendiediskretenLadungenentlangdesVersetzungskerns
durh einim neutralen Zustand halb gefülltes eindimensionales Band.Der Besetzungs-
grad
f
V nimmt dann Werte zwishen -1 und 1 an je nahdem, obdas BandElektronenabgegeben (
−1 < f
V< 0
) oder aufgenommen (0 < f
V< 1
) hat. Dabei wird die Li-nienladung
− ef
Vd
entlang der Versetzung durh ein langreihweitiges elektrishes Feld abgeshirmt. Hier sinde
die Elementarladung undd
der Abstand der amphoteren De-fekte im Versetzungskern. Unter der Annahme, dass dieDefekte im neutralen Zustand
die Energie
E (0)
V
besitzen, und die Linienladung ab einem Radius
r 0
als kontinuierlih angesehen werden kann,beträgtdieEnergie der geladenen Versetzung fürkleine Beset-zungsgrade (
|f
dis| ≪ 1
)[13℄E
V,SL(f
V) = E
V(0) + e 2 f
V2πǫǫ 0 d
ln
λ r 0
+ 1
4
N
D− N
An − p + 1
4
mit
λ = s
ǫǫ 0 k
BT
e 2 (n + p)
(Debye'she Abshirmlänge).Hier bezeihnen
ǫ
undǫ 0
die Permittivitätszahl bzw. die elektrishe Feldkonstante,n
und
p
dieElektronen- bzw. LöherdihtesowieN
D undN
A dieDonator-und Akzeptor-dihte. Read [48℄
beshreibt die Ladungen entlang der Versetzungen als Reihe diskreter
Akzeptoren mit einem Abstand
d/f
V voneinander, wobeid
den Abstand der Akzepto-ren darstellt.DieseAnnahme wirdalsMinimumenergienäherung bezeihnetund istnur
gültigfürT=0K [13℄
.DurhlangreihweitigeAbshirmungionisierterDonatorenundAk-
zeptoren (Dihten
N
D,N
A) entsteht ein Raumladungszylinder mit dem RadiusR
, derdurh dieNeutralitätsbedingung gegeben ist.
R =
r κ
π |N
D− N
A|
(Read-Radius mit). (2.29)κ = f
Vd
(2.30)Read [48 ℄
berehnet dieelektrostatishe Vershiebung
−eΦ
d derAkzeptoren ander Ver-setzung zu
E
V(κ) = e 2 κ 2πεε 0
3 2
lnκ
(π(N
D− N
A)) 1/3
− 0.166
.
(2.31)Eine von ionisierten Donatoren oder Akzeptoren abgeshirmte kontinuierlihe Linien-
ladung besitzt im Abstand
r > d/f
V zum Versetzungskern ein Potential ( [19℄, unter
Vernahlässigung des Deformationspotentials)
Φ(r, κ) = − eκ 2πǫǫ 0
1 2
ln
R 2 r 2
− 1 + r 2 R 2
.
(2.32)Dieses Potential und dessen elektrishes Feld vershwinden an der Stelle
r = R
. Fürr > R
istΦ(r, κ) = 0
. Für diese Lösung wird die Ladung entlang der Versetzung alskontinuierlih verteilt angesehen. Labush [19℄
vergleiht die Potentiale von Orten, an
denen sih eine Ladung bendet, mit den Stellen zwishen zwei Ladungen und legt
deninneren Abshneideradius fürdiese Beshreibung auf
1
κ
fest.Diesen Zusammenhang verdeutlihtdie Abb2.5, in derΦ (0)
ddas Potentialam Ort der Versetzungen darstellt.
E L
E F
−e Φ d (0)
E V
2 / κ E V
R R
E V (0)
κ ( )
Abbildung 2.5 BandverbiegungeinergeladenenVersetzung,
−eΦ
:Energiebarrieredeselektrosta- tishenPotentials,E (0)
V
,
E
V(f κ )
:EnergiederneutralenundgeladenenVersetzung,E
V,E
L: Bandkantenenergien,E
F:Fermi-Niveau,R
:Read-Radius,κ
bestimmtalsLiniendihte derLadungenimVersetzungskerngleihzeitigdeninneren Abshnei-
deradius.
Wie im Abshnitt 2.3.1.1 erwähnt, dissoziierteine 60°-Versetzungen in eine 30°-und
eine 90°-Partialversetzung. Es ist davon auszugehen, dass die untershiedlihen Verset-
zungskerndefekte der untershiedlihen Partialversetzungen niht wie im hier beshrie-
benenModellnureinenZustandsondern einSpektrum vonZuständeninderBandlüke
erzeugen.
2.3.2.2 Das elastishe Verzerrungsfeld
Das erste Modell über den Einuss elastisher Verzerrungen auf die Bandstruktur ist
von Bardeen und Shokley [49℄
vorgestellt worden. Dort wird gezeigt, dass die Be-
weglihkeit der Ladungsträgeraufgrund vonStreuprozessen vonder Rihtung und dem
Betrag kleiner Vershiebungen der Atome aus ihrer mittleren Position sowie vomQua-
dratder Wehselwirkungskonstante abhängt. DieseWehselwirkungskonstanten, welhe
die modizierte Bandstruktur beshreiben, werden als Deformationspotentiale
Ξ ij
be-ǫ ij
Leitungsbandkantemit
∆E
L,k = P
i,j
Ξ ij ǫ ij
berehnet werden.Wegen derSymmetrien desDiamantgittersundbeiBetrahtung einerKristallrihtungmithoherSymmetrie(
h100i
,h111i
)reduziert sihdieAnzahlderzu berüksihtigenDeformationspotentialeaufzwei:∆E
L= Ξ
d·
Sp{ǫ} + Ξ
u( b kǫ b k)
HierbezeihnenSp
{ǫ}
dieSpurdesSpannungstensorsǫ
undb k
einenreziproken Einheits-vektor entlang einer
h100i
-Rihtung. Fürden Falleines elastish isotropen Materialsistb kǫ b k = 0
und∆E
L ist wie die hydrostatishe Komponente des Verzerrungsfeldes (sieheAbshnitt 2.3.1.2) eine Funktion von
sin Θ r
[13 ℄
:
∆E
L= − b Ξ
d(1 − 2ν) 2π(1 − ν)
sin Θ
r
(2.33)Dadiein [49℄
berehneteBeweglihkeitvomQuadratdesDeformationspotentialsabhängt,
gehtdessen Vorzeihennihtaus dieserBerehnung hervor.DasVorzeihen von
Ξ
d wirdinderLiteraturkontrovers diskutiert,sodassnihtklarist,inwelheRihtungensihdie
Bandkanten im Dilatations- bzw. im Kompressionsfeld der Versetzung vershieben [13℄
.
Abb. 2.6 zeigt die Bandstruktur in der Nähe einer Stufenversetzung. Wie aus der Ab-
Versetzungskern tiefe Zustände im
E
x
~1−2nm
eindimensionale flache Bänder
E L
E V
Abbildung 2.6 Bandstrukturin derNäheeinerVersetzung,
E
V,E
L bezeihnen dasValenz-bzw.das Leitungsband.Die AusdehnungderBandverbiegungbeträgtin Silizium etwa
1-2nm [13℄
. Infolge der Bandverbiegung kommt esauf einer Seite zur Ausbildung
eindimensionaleraherBänder.
bildung hervorgeht, führtdie aus dem DeformationspotentialresultierendeVerbiegung
der Bänder auf einer Seite der Versetzungen zu der Ausbildung eindimensionaler Bän-
der. Die Energiedierenz zwishen den Bandkanten
E
V undE
L und den Kanten dieserBänder liegt jeweils im Bereihzwishen
≈
70meV und 80meV[12℄. Aufgrund ihrer Nähezu den Bandkanten werden diese Bänder alsahe Bänder bezeihnet.
2.4 Wehselwirkungen metallisher Verunreinigungen
mit Versetzungen
Versetzungen mit rekonstruierten Bindungen im Versetzungskern und ohne Dekoration
mit Fremdatomen besitzen nur bei Temperaturen unter 100K eine vergleihsweise ge-
ringeRekombinationsaktivität.Diesewird inZusammenhangmitden eindimensionalen
ahen Bändern gebraht (siehe Kap. 2.3.2.2). Existieren tiefeZustände an den Verset-
zungen, so gibt eseine deutlihe Zunahme der RekombinationsaktivitätvonVersetzun-
gen. Kveder und Mitarbeiter [12℄
konnten dies mittels eines Modells für den tem-
peraturabhängigenKontrast vonelektronenstrahlinduziertem Kurzshlussstrom(EBIC,
Eletron Beam Indued Current) von untershiedlih stark dekorierten Versetzungen
zeigen. Dies kann als Hinweis gewertet werden, dass es sih bei den tiefen Zuständen,
aufderen Basisdas Modellden EBIC-Kontrast beshreibt,um metallishe Fremdatome
handelt
Im folgenden sollen untershiedlihen Wehselwirkungen metallisher Verunreinigun-
gen mit Versetzungen zusammengefasst werden, die zum einen Möglihkeiten der An-
reiherungund zum anderen dieelektrishen Eigenshaften der Metallatome anVerset-
zungen erklären.DetailliertereBeshreibungen dazundensihbeiSeibt undMitar-
beitern [16,50℄
. Auf den Einuss vonVersetzungen aufdie Diusionund die Löslihkeit
von Gold im speziellen wurde bereits im Kap. 2.2.1 im Rahmen der Beshreibung der
Eigenshaften von Gold inSiliziumeingegangen.
2.4.1 Chemishe und strukturelle Wehselwirkungen
Metallishe Fremdatome können an Versetzungen sowohl im Versetzungskern als auh
im Verzerrungsfeld aufgrund dessen struktureller Eigenshaften gebunden werden. Im
Versetzungskern gebundene Metallatome können untershiedlihe Kongurationen an-
nehmen, da der Versetzungskern gemäÿ Kap. 2.3.1.1 aufgrund der Aufspaltung in Par-
tialversetzungen vershiedene Kongurationen für hemishe Bindungen zu Verfügung
stellt.SomithängtdieSymmetriedes imVersetzungskern gebundenen Metallatomsvon
derdorteingenommenenKongurationab.Daheristzuerwarten,dasssihdieelektroni-
she StruktureinesFremdatomsimVersetzungskern grundlegendvonder einesFremda-
toms im ungestörten Kristall untersheidet. Fujita und Mitarbeiter haben mittels
theoretisher StudiendieBindungsenergievoneinzelnenKupferatomen [14℄
undGoldato-
men [15℄
imVersetzungskern berehnet. FürKupfer sind demnahBindungsenergien von
etwa2eVundfürGoldzwishen1.71eVund2.13eVjenahberehneterKongurationzu
Versetzungskern, die sih bei 800°C in Abhängigkeit von der Bindungsenergie für eine
bestimmte Gesamtkonzentration einstellt. Dabei zeigte sih, dass bei einer Bindungs-
energie von etwa 1.5eV die Hälfte allen Goldes und bei einer Bindungsenergie von 2eV
nahezu das gesamteGold imVersetzungskern gebunden ist.
EineweiterebereitsimKap.2.2.1fürGoldbeshriebeneEigenshaftderVersetzungen
stellt diesogenanntenMöglihkeitderPipediusion dar.DabeistelltderVersetzungs-
kern einen Kanal dar, durh den sih Fremdatome mit erhöhter Diusivität bewegen
können [40℄
, was die Anreiherung von Fremdatomen im Siliziummaterial beshleunigen
kann.
DieBindungimVerzerrungsfelderfolgtimwesentlihen infolgedes Gröÿenuntershie-
des zwishen den kovalentenRadiender Fremdatomeunddenender Siliziumatome,was
zu einer elastishen Wehselwirkung führt (Size eet). Dabei hängt die Wehselwir-
kungsenergie
E
el vomGröÿenuntershied des wehselwirkendenPunktdefektes und dem Atom des Wirtsgittersmitden Radienr
pd,r 0
ab[17 ℄
:
E
el(r, Θ) = 4µbǫr 0 3 sin Θ
r
(2.34)Hier stellen
µ
den Shubmodul undb
den Betrag des Burgersvektors dar.ǫ = r 0 − r 0 r
pdbezeihnet dienormierte Dierenz der kovalenten Radien. Mit der Punktdefektkonzen-
tration imungestörten Gitter
n 0
pd istn
pd(r, Θ) = n 0
pd· exp
E
el(r, Θ) k
BT
(2.35)
die Gleihgewihtsverteilung der Punktdefekte im Verzerrungsfeld, die sih bei einer
Diusionstemperatur
T
einstellt.FürsubstitutionellesGoldfandenBulloughundNewman [17 ℄
einemaximaleWeh-
selwirkungsenergievon0.85eV.DerRadius,beidemdieWehselwirkungsenergieauf
k
BT
(
k
B: Boltzmannkonstante,T
: Temperatur)abgefallenist,wird dort für GoldimVerzer-rungsfeld mit2.6nm bei 1200°Cangegeben.
2.4.2 Elektrishe Wehselwirkungen
Bei der Beshreibung der elektrishen Wehselwirkungen muss wiederum zwishen sol-
hen Atomen, die hemish im Versetzungskern, und solhen, die im Verzerrungsfeld
gebunden sind, untershieden werden. Der Fall der Metallatome im Versetzungskern
wurde bereitsbeider Beshreibung der elektrishen Eigenshaften von Versetzungen im
Kap. 2.3.2.1 abgehandelt.Dort wird beshrieben, wie sih geladene Defekte, diesowohl
intrinsishals auhextrinsish sein können,auf dieBandstruktur inder Umgebung der
Versetzung auswirkt. Für Gold imspeziellen haben Fujita und Mitarbeiter [15℄
die
Energiezustände berehnet, die als gebundener Zustand im Versetzungskern zu erwar-
ten sind. Das Ergebnis war je nah betrahteter Konguration einDonatorzustand mit
einer Energiezwishen 0.61eVund 0.7eV über der Valenzbandkanteund einAkzeptor-
zustandmit0.53eVbis0.74eVunterhalbderLeitungsbandkante(Abb. 2.7).Nahdiesen
+ 0 0
−
+ 0 0
−
E V E L
0
−
− 0
+ 0
− 0 +
0
0 +
Volumen 30° 90° (SP) 90° (DP)
Akzeptor Donator
Abbildung 2.7 BerehneteEnergienivauseinzelner Goldatome, die in untershiedlihenKongu-
rationenimVersetzungskerngebundensind [15℄
(DieBezeihnungenSP(singlepe-
riod)undDP(doubleperiod)bezeihnenuntershiedliheMöglihkeitenderRe-
konstruktionungesättigterBindungenimVersetzungskern).
Berehnungen stellen die Zustände des im Kern gebundenen Goldes ein sogenanntes
negatives-U-Zentrum dar, bei der sih durh dieBeteiligung vonGitterrelaxationen die
Reihenfolgeder Elektronenzustände umkehren kann [51 ℄
.
Wie imKap.2.3.2.2beshrieben, resultiert aus derVerzerrung des GittersimVerzer-
rungsfeldeiner VersetzungeinDeformationspotential
Ξ
d, das dieLeitungs-und Valenz-bandzustände relativzueinander vershiebt (Gl.(2.33)).Die Verzerrung führtaufgrund
eines Deformationpotentials
Ξ
pd ebenfalls zu einer Vershiebung der Defektzustände.Daraus resultiert eine ortsabhängige relative Vershiebung
∆E
L,pd der Bandzustände und der Defektzustände[13℄
:
∆E
L,pd= − b(Ξ
d− Ξ
pd)(1 − 2ν) 2π(1 − ν)
sin Θ
r
(2.36)Die Wirkung des Verzerrungsfeldes auf die Bandzustände und auf die Defektzustände
derMetallatomesindimallgemeinenuntershiedlih(